Ein paar Minuten vor ihrem Schichtbeginn rief mich eine Kollegin auf meinem Handy an: "Ich brauche mal Hilfe, ich bin hier in der Kantstraße und hier ist so ein Typ, der mich anschreit, gegen mein Auto tritt und mich mit Milch bespritzt."
Ines und ich liefen los und als wir durch unsere Einfahrt auf die Straße kamen, war weit und breit keine Kollegin zu sehen. Aber irgendwelche lauten Schreie hörten wir von der hinteren Straßenecke, die ziemlich genau 150 Meter entfernt ist. Da das so heftig klang, wollte ich auf dem Weg dorthin bereits den Notruf der Polizei anrufen, aber da waren mir ein halbes Dutzend anderer Anwohner und Passanten bereits zuvorgekommen.
An der Ecke Kantstraße / Thedinghauser Straße angekommen bot sich uns folgendes Bild: Ein Mann in den 50ern lief mitten auf der Straße hin und her und hielt den gesamten Verkehr rund um die Kreuzung auf. Dabei schwenkte er eine geöffnete Kartonverpackung Milch in der Hand, aus der er bereits auch etwas auf das Auto meiner Mitarbeiterin gespritzt hatte. Sie saß völlig verstört in ihrem Auto, das sie nach seinen Tritten gegen ihre Reifen verriegelt hatte. Der Mann schrie ununterbrochen irgendwas auf (vermutlich) arabisch und ließ sich nicht davon abbringen, die Straße zu räumen. Die Szene glich jenen, die man von Internet-Videos oder aus den Nachrichten kennt und bei denen man immer denkt, was es doch für merkwürdige Gestalten auf der Welt gibt.
Augenblicke Später kam ein Streifenwagen angerauscht und die beiden Polizisten forderten als erste Amtshandlung den Typen auf, die Straße zu verlassen. Der reagierte jedoch überhaupt nicht. Als die Cops sich ihm näherten, griff er mit der freien Hand von oben in sein Hemd. Die Geste sah aus, als würde der Mann eine Waffe ziehen wollen. Es war letztendlich nur ein Ausweisdokument, aber das konnten die Polizisten natürlich nicht wissen. Reflexartig hatte einer von ihnen den Schreihals zunächst am Arm fixiert und der andere zog sein Pfefferspray aus der Tasche und hielt es einsatzbereit. Die Situation eskalierte dann aber zum Glück nicht, der Mann trottete mit den Uniformierten an den Straßenrand und blieb auch friedlich. Der Verkehr floss wieder, für uns war damit alles erledigt.
Was uns zum Staunen brachte, war die Aussage einer Anwohnerin darüber, dass so eine Polizeigewalt doch wirklich nicht hätte sein müssen. Ernsthaft? Abgesehen von dem unklaren Moment, als der Mann plötzlich unter seine Kleidung fasste, waren die Polizisten sowas von zurückhaltend und deeskalierend, dass das Wort "Gewalt" nicht annähernd angebracht gewesen war. Was hat die Frau für eine komische Wahrnehmung?
Es ist Samstag Abend und auf dem Hof steht außer dem Wagen einer Kollegin nicht ein einziges Auto. Das haben wir in all den Jahren vermutlich auch noch nie gehabt.
Ursprünglich hieß es ja, dass sie zu "Ende Oktober" ausziehen werden. Vielleicht ist der Umzug mit den wesentlichen Teilen ja auch schon ins neue Gebäude geglückt. Ein paar Leute sind aber auf jeden Fall immer wieder noch im Gebäude und räumen vermutlich auf oder packen Sachen zusammen. Gerüchteweise sollen die Nachfolger auch erst im Januar einziehen. Aber das werden wir ja sehen …
Wenn das Wetter schön ist und nicht zwingend größere Transportaufgaben anstehen, fahre ich mit dem Fahrrad zur Firma. "Schön" heißt dabei für mich, dass ich nicht auf dem Weg zur Firma oder nach Hause durch Dauerregen fahren muss. Die Temperaturen, Wind oder schlechte Sicht ist mir dabei völlig egal.
Mit dem Rad registriere ich kaum, wenn Leute wie der Fahrer dieses Audis ihre Fahrzeuge komplett rücksichtslos abstellen. Aber manchmal bin ich eben auch mit dem Auto in der Firma und wenn man sich dann mit geradezu null Sicht aus der Seitenstraße hier auf die Gastfeldstraße tasten muss, ist das wirklich ärgerlich. Man kann eigentlich nur langsam rausfahren und darauf hoffen, dass irgendjemand einen sieht und anhält.
Der Hyundai ist übrigens gestern noch innerhalb einer halben Stunde verschwunden gewesen.
Ich hatte das Foto gemacht und auch bei den Leuten von der Moschee gefragt, ob dort jemand wüsste, wem das Auto gehört. Alle verneinten ausdrücklich. Aber unser türkischer Kollege, der auf der Rampe rauchte, hatte nur Augenblicke später ein paar Gesprächsfetzen von nebenan aufgeschnappt. "Die haben den irgendwie erreicht, der kommt gleich her, zumindest meine ich das so gehört zu haben", erklärte er mir.
Dass hier Autos auf dem Hof stehen, die ich noch nie gesehen habe, kommt immer wieder mal vor. Meistens sind es irgendwelche Moscheebesucher, die nach einer Weile wieder wegfahren. Dieser Hyundai stand nun nach einem halben Tag immer noch hier herum – und als ich neugierig genauer hinsah, fiel mir auf, dass die Zulassungsplaketten von den Kennzeichen gerubbelt waren. WTF? Da wird doch wohl nicht jemand sein altes Fahrzeug auf dem Hof entsorgt haben? Zumal HEI in Schleswig-Holstein liegt.
Ein Anruf bei der Polizei beruhigte meine Nerven wieder etwas. Natürlich durften sie mir nicht sagen, wem das Auto gehört, aber die Info, dass der Halter des (gestern) abgemeldeten Wagens hier quasi um die Ecke wohnt und im Falle eines Falles durchaus erreichbar sein dürfte, half weiter. Würde mich nicht wundern, wenn der hier wirklich nur mal zwischengeparkt wurde.
Wenn das Auto Montag noch hier steht, werde ich mir neue Gedanken machen.
Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause und bin in Richtung Strom auf der Senator-Apelt-Straße gefahren. Für die ortsunkundigen Leser: Es gibt dort auf etwa 200 Metern länge eine parallele Fahrbahn in Richtung stadtauswärts, über die man die anliegenden Gewerbe und einige weitere Seitenstraßen erreichen kann. Diese Nebenfahrbahn nutze ich normalerweise auch mit dem Rad, da der Autoverkehr auf der Senator-Apelt-Straße sehr schnell ist und ich mich dort als Radfahrer ähnlich unwohl wie auf einer Landstraße fühle.
Momentan und seit Monaten schon wird in dem Bereich jedoch gebaut und so fahre ich eben doch auf der Straße. Vollkommen legal, da es keinen benutzungspflichtigen Radweg gibt und selbst die "freiwillige Alternative" momentan nicht wirklich benutzbar ist.
Vor der ersten Kreuzung teilt sich die Straße in zwei Spuren auf. Eine für Linksabbieger und eine für diejenigen, die geradeaus fahren wollen. Letztere ist momentan wegen besagter Baustelle ebenfalls gesperrt so dass alle über die eigentliche Linksabbiegerspur müssen. Wenn jemand abbiegen möchte, aber noch den Gegenverkehr durchlässt, müssen die hinter ihm eben warten.
Nun stand ich an erster Stelle vor der inzwischen grünen Ampel und wartete darauf, dass ich nach links abbiegen konnte. Hinter mir hupte es lang. Vermutlich war es wichtig, darum wollte ich gerade absteigen und fragen, als der Fahrer den Motor aufheulen ließ und mit hochgerissenem ersten Gang in einem Schlenker an mir vorbeizog.
Ich Dummerchen vergesse aber auch immer wieder, dass die heiligen Autos auf ihren Straßen nicht gestört werden dürfen.
Heute wurde mal wieder der große Container geleert, in dem wir hier auf dem Hof die angenommenen Einwegflaschen und Dosen sammeln. Inzwischen haben wir wirklich viel Routine dabei und auch die Fahrer des Entsorgungsunternehmens kommen allesamt ganz gut mit der Situation hier in der Seitenstraße zurecht. Es ist eng, klappt aber eigentlich immer ganz gut. Normalerweise rufen die Fahrer eben kurz hier an, wir kommen dann raus und rücken die Absperrhütchen und ggf. den Anhänger zur Seite und sorgen so dafür, dass der LKW problemlos rückwärts hier auf den Hof kommt.
Diesmal kam kein Anruf. Ich wurde auf den Lastwagen nur deshalb aufmerksam, weil ich den schrillen Piepton des rückwärts fahrenden Fahrzeugs gehört habe. Ines und ich schnappten uns unsere Jacken und gingen raus. Da stand der LKW bereits in der Einfahrt, der Fahrer etwas belämmert daneben. Da hatte es mit der Kurve beim Einschwenken in die Einfahrt nicht ganz gepasst.
Polizei anrufen, die haben den Vorfall aufgenommen und die Halterin des Autos informiert. Eine Kundin von uns, die bei dem Anblick doch erstaunlich gefasst blieb. Aber letztendlich ist es ja auch nur ein materieller Schaden an einem Gebrauchsgegenstand, den die Versicherung unseres Entsorgungsunternehmens regeln wird.
Dass Leute bei Rot über eine Ampel fahren, kennt man ja. Meistens sind es nur winzige Augenblicke, eine oder zwei Sekunden, um eben doch noch schnell mit rüberzukommen. Das ist nicht nur eine Ausnahme, sondern gehört schon zum Alltag auf der Straße. Zumindest hier in Bremen ist das vollkommen normal.
Ich näherte mich auf dem Radweg mit dem Fahrrad einer Kreuzung. Aus knapp 100 Metern Entfernung sah ich bereits, dass die Ampel rot leuchtete. Ein Auto näherte sich von hinten. Als ich noch knapp 50 Meter entfernt war, fuhr der Wagen an mir vorbei. Die Ampel war immer noch rot. Das Auto wurde langsamer, stoppte jedoch nicht an der Haltelinie, sondern überfuhr diese und rauschte schließlich über die Kreuzung davon. Ich war inzwischen angehalten und musste noch etwa eine halbe Minute auf Grün warten.
War dem Fahrer die Funktion einer Ampel unbekannt? Hat er die vier rote Lichter etwa wirklich nicht gesehen? Oder sind die Leute mittlerweile wirklich so drauf, Ampeln gänzlich zu ignorieren? Es wird immer seltsamer auf den Straßen.
Kann man machen. Man kann sich auch einfach nicht gegen fremde Autos lehnen. Aber diese Sache mit Respekt vor fremdem Eigentum hatten wir ja schon häufiger. Inzwischen bin ich übrigens so weit, dass ich die Thematik mit einem Zaun neu überdenken werde. Natürlich werden dann die Idioten vor dem Tor parken und die eine oder andere stressige Situation damit heraufbeschwören – anderseits fummeln dann eben auch keine Leute mehr an unseren Fahrzeugen herum, werfen ihre Zigarettenkippen und sonstigen Müll bei uns ab oder klettern auf Dächern und Rampen herum.
Ich glaube, ich mache daraus eine Serie und ein eigenes Tag. Letzteres hat gerade schon Einzug hier ins Blogsystem gehalten. Wenn die Polizei einen abkommandieren würde, der hier an der Kreuzung jedem Idioten, der sein Auto rücksichtslos so abstellt, dass das Fahrzeug bis an oder sogar auf die Fahrbahn reicht, und jeder davon ein Ticket bekommt (wie hoch ist das Buß-/Verwarngeld eigentlich?), könnte sich die Stadt Bremen einen schönen Nebenverdienst schaffen.
Man macht einfach immer mehr, was man gerade will, ohne Rücksicht auf andere Personen oder fremde Sachen zu nehmen. Ich hasse diese Entwicklung.
Keine Ahnung, was ich im Leben falsch gemacht habe, dass ich mich andauernd mit rücksichtslosen Verkehrsteilnehmern herumschlagen muss. Gestern Nachmittag wollte ich ein paar Sachen zur Halle bringen und stand dann nach einer knappen Stunde Autofahrt mit vollem Anhänger recht hilflos da – irgendein Depp hatte seinen VW genau vor meiner Einfahrt geparkt.
Die angerufene Polizei konnte mir nicht unmittelbar helfen. Wenn sich eine Telefonnummer vom Halter finden ließe, würden sie ihn kontaktieren, ansonsten hätte ich jetzt einfach Pech. Rütteln am Auto brachte auch keinen Erfolg. Ich hatte nämlich gehofft, auf diese Weise eine Alarmanlage auslösen zu können. Also schleppte ich alle Möbel von der anderen Straßenseite um das falsch abgestellte Auto herum, man hat ja sonst nichts zu tun.
Beweisfotos gingen an die Bußgeldstelle vom Ordnungsamt und als kleinen persönlichen Seitenhieb habe ich noch einen Notizzettel unter den Scheibenwischer gehängt. Nicht mit Beleidigungen oder Hinweisen auf die Einfahrt oder nicht vorhandene Parkkünste versehen, sowas interessiert doch niemanden. Ich hatte nur geschrieben, dass mir der Kratzer an der Seite Leid tut und dass es keine Absicht war. Natürlich gab es keinen von mir verursachten Kratzer, aber lass ihn oder sie mal mit erhöhtem Puls ein paar Minuten suchen.
"Smart" war für mich immer der Inbegriff für Kleinstwagen, die dabei aber dennoch so groß sind, dass sie nicht völlig nutzlos werden. Immerhin passen sechs Kisten Bier in den ersten Smart hinten rein.
Der erste Smart war 2,50 m lang und einen aus der Serie haben wir uns vor einer Weile auch gekauft. Dem Angebot aus dem Bekanntenkreis konnte ich einfach nicht widerstehen. Die Bezeichnung "Kleinstwagen" passt bei diesem Auto ganz gut.
Die aktuellen Smart-Modelle sind mit 4,40 Metern Länge gerade mal einen knappen halben Meter kürzer als meine alte E-Klasse. Aber die Marke ist eh auf dem absteigenden Ast, von der Coolness, die die Marke Mitte der 90er mitgebracht hat, ist schon lange nichts mehr übrig …
Am Tor vor der Einfahrt zu unserem Hof hängen zwei große Schilder: "Ausfahrt Tag und Nacht freihalten" und "Parken verboten!" steht da drauf.
Was rücksichtslose Zeitgenossen nicht davon abhält, ihr Auto genau vor die Einfahrt zu stellen. Und zwar so dicht an die anderen Autos davor und dahinter, dass man nicht einmal mehr mit einem Fahrrad durch die Lücke hätte hindurchfahren können.
Geschweige denn unseren Müllcontainer reinziehen, wie wir es gerne getan hätten. Stattdessen mussten wir zehn Minuten darauf warten, dass der Herr sich bequemte, seine Karre wegzufahren. Volldepp.
Wenn ich andere Verkehrsteilnehmer sehe, frage ich mich gefühlt immer häufiger, ob die überhaupt einen Führerschein haben. Rote Ampeln, Stoppschilder, Schilder generell und Höchstgeschwindigkeiten werden konsequent ignoriert, die großen Rätsel im Straßenverkehr bleiben abknickende Vorfahrten, Kreisverkehre und das legendäre Reißverschlussverfahren – und abgestellt werden können die Fahrzeuge ohnehin überall, wo man auch hinfahren kann.
Wobei die Abwesenheit eines Führerscheins vielleicht gar nicht unbedingt das Problem ist. Was nützt es, wenn die Leute heutzutage von den Fahrschulen sowas vorgelebt bekommen?
Das ist jedenfalls kein Abstand von fünf Metern zum Schnittpunkt der beiden Straßen. Berechnet man den Bogen mit, der sich nach rechts unten aus dem Bild heraus noch ein Stückchen fortsetzt, bleibt da höchstens noch ein Meter, wenn überhaupt.
Pro Monat sind wir ohnehin jetzt schon hunderte Kilometer mit dem Fahrrad unterwegs und so werden sich völlig neue Möglichkeiten ergeben, auch mal weitere Strecken mit Kind und Einkäufen zurückzulegen. Alles über 15 Kilometer ist für unsere Kleine noch viel zu anstrengend und bei Transportaufgaben sind wir derzeit auf das Volumen unserer Packtaschen beschränkt.
Aktuell warten wir zwar noch auf die Lieferung, aber der Kaufvertrag für das Rad ist bereits unterschrieben. Der Anschaffungspreis für ein gutes Lastenrad (und natürlich ohne Akku, denn der Motor sitzt auf dem Sattel) beträgt rund zweieinhalbtausend Euro.
Das erzählte Ines voller Stolz auch einer Bekannten so.
Ihre Reaktion war folgende: Mit geradezu mitleidigem Tonfall teilte sie Ines mit, dass wir für das Geld aber auch schon einen gebrauchten Kleinwagen bekommen hätten. Ja, stimmt. Prinzipiell ist das richtig. Wenngleich man bei besagtem Kleinwagen noch Folgekosten in Form von Reparaturen, Steuern, Versicherung(en) und natürlich auch Treibstoff vor sich hat.
Ich glaube, sie hat das Konzept der Verkehrswende noch nicht ganz verstanden.