Ende Januar 2000 hatten die Kunden die Chance, eine fast ganz normale Tageszeitung für sage und schreibe 50 DM zu kaufen. Das war
die SOLITAZ
Ein "etwas" größeres Paket voller Remittenden aus dem Zeitschriftenregal. Normalerweise sehen die etwa so aus, wie in meinem Video, in dem ich
den Packerknoten im Eiltempo knote, aber bei uns hat das "unbündelbare" Gedöhns mit Spielzeug und anderen voluminösen Beigaben eine Menge erreicht, die eine Notlösung erforderte.
So haben wir einen relativ großen Karton genommen, etwas größer als ein Bananenkarton, und den bis oben hin mit eben jenen Magazinen gefüllt. Hauptsache ist letztendlich, dass da ist ein Band drum und der Remischein dran ist, dann ist alles gut.
Fundstück auf der letzten Seite der Zeitschrift "Food&Farm": Eine ganzseitige Anzeige von Zotter. Da staunte ich aber, denn bislang habe ich noch nie irgendwelche Werbung von ihm gesehen, von Maßnahmen direkt in den Verkaufsstellen mal abgesehen.
Keine Chance, vor den deichmännisch frisch besohlten Untoten zu flüchten.
Schlagzeile in der BILD: "
Brücke in den Tod"
Aufmacher vom Weser Kurier: "
Millionenschäden durch Hitze an Bremer Brücken"
Geweckte Assoziationen bitte einfach unterdrücken.
Bei aller Kritik, welche die BILD immer wieder einstecken muss: Von sämtlichen Presseerzeugnissen, die wir hier verkaufen, hat sich nur aus dem Hause Springer jemand auf den Weg durch die Läden (bzw. (auch) zu mir) gemacht und mal gefragt, ob alles gut ist und dabei noch einen kleinen Weihnachtsgruß in kalorienhaltiger Form hinterlassen:
Dauereinrichtung neben unserer Eingangstür: Ein Typ, der dort konsequent herumsteht und bettelt. Das ist allerdings öffentlicher Grund und darum kann ihm pauschal erst mal keiner verbieten, dort herumzustehen.
Heute hat sich eine ältere Stammkundin bei uns bitterböse beschwert, dass sie von ihm aktiv nach Kleingeld gefragt worden wäre. Damit gab zumindest für heute eine Handhabe, ihn dort weg zu bekommen: Die hinzugerufene Polizei hat ihm nämlich kurzerhand einen Platzverweis ausgesprochen.
Nicht: "Geraffel hinstellen verboten" …
Eine Gruppe von Kindern, die wohl zu irgendwelchen Moscheebesuchern gehörten, spielte auf dem Hof mit jugendfreiem Feuerwerk herum. Alle möglichen Kreisel und Brummer hatten sie dabei, die sie anzündeten. Also diese kleinen Dinger, die relativ lange und heiß auf einer Stelle kreisen.
Wäre mir ja sowas von egal gewesen, wenn die Zwerge die Feuerwerkskörper nicht ausgerechnet auf das Bitumen-Flachdach des an meinen Markt gebauten Trafohäuschens geworfen hätten… Gut, ist nass und kalt draußen – aber irgendwie war mir das dann doch etwas zu brisant, so dass ich die Kinder buchstäblich vom Hof gejagt habe.
Uff… Seit wann kostet eine BILD-Zeitung denn
90 Cent?!? Ich war an der Kasse sichtlich irritiert, als mir ein Stammkunde, der jeden Tag seine Zeitung kauft, das Geld dafür in die Hand drückte.
Steht einer vor der Tür der Moschee, drückt sich ein Handy ans Ohr und brüllt so laut in das Ding rein, als würde er versuchen wollen, ohne dieses Telefon mit der Heimat Kontakt aufzunehmen.
Die Stimme war bis zu mir ins Büro gedrungen und ich bin daraufhin eilig zur Lagertür gelaufen, weil ich dachte, da draußen auf dem Hof ist ein ausgewachsener Streit zugange…
Einer der Moschee-Bescher hatte sein Auto so bräsig bei mir auf dem Hof abgestellt, dass es keine Chance mehr gab, an die Laderampe heranzufahren. Also ging ich (wie schon so oft) in den Versammlungsraum meiner Nachbarn und bat darum, dass das Auto weggefahren würde.
Einer der Vorsitzenden warf lachend in die Runde, dass das "
bestimmt ein Ausländer" ist, der da so parkt.
War dann wohl richtig.
Obwohl das Wetter heute ausgesprochen gut war, hat der heutige Freimarktsumzug mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Das fing schon mit einer viel zu kurzen Nacht an. Um fünf Uhr war ich heute Morgen schon unterwegs, um den Anhänger mitsamt Donutmaschine und Tisch aus der Halle zu holen. Als ich hier beim Laden ankam, folgte die große Überraschung: Der Tisch war auf dem Hänger umgekippt und dabei, resp. durch das Gerüttel während der Fahrt, waren die beiden Alu-Vierkantprofile unseres selbstgebauen Spuckschutzes gebrochen und ich überlegte ernsthaft sogar kurz, direkt wieder zur Halle zurückzufahren und heute gar nichts draußen zu machen.
Wir haben den Tisch und das ganze Geraffel dann doch aufgebaut und mit zwei schnell im Baumarkt improvisierten Stahlbolzen, die wir in die Profile stecken können, hielt die Acrylglasplatte bombenfest. Dazu haben wir jetzt die Option, alles auseinanderbauen zu können, was Reinigung, Transport und Lagerung erleichtert. War zwar nicht so geplant, aber wenigstens ist das nochmal gut ausgegangen.
Ansonsten verlief der Umzug heute irgendwie sonderbar. Unserem Gefühl nach waren deutlich weniger Zuschauer als sonst da (Bedingt durch die Herbstferien? Möglich, aber ist nur eine Vermutung…) und auch unser Donut- und Kaffee-Verkauf war so mau, dass es fast schon langweilig war. Dazu hetzte der Umzug, der zudem aus recht vielen nichtssagenden Wagen bestand, heute hier regelrecht durch die Straße, um 12 Uhr war schon der Aufräumtrupp der Stadtreinigung hier vor der Tür.
Darum mache ich jetzt auch Feierabend. Keine Lust mehr heute…
Ein Kuriosum gab es aber dennoch: Von irgendeinem Wagen wurden wir mit SPAR-Bonbons beworfen. Die werden die sich dann wohl aus Österreich oder der Schweiz besorgt haben. Lustig.
Die
Ansage durch den Kontaktpolizisten hat wohl gewirkt. Keine Ahnung, was der denen gesagt oder möglicherweise sogar angedroht hat, aber der Dauergast vor unserem Laden ist mitsamt seinem Gefolge offenbar endgültig wieder verschwunden.
Ich bin darüber nicht unglücklich.
Fundstück zwischen der Regenbogenpresse im Zeitschriftenregal: