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Nichts hilft...

Nun sitze ich also immer noch hier hinten im Aufenthaltsraum und werde nun, nachdem sich der Puls wieder etwas normalisiert hat, ausführlicher über den Ladendieb schreiben. Er war ein "alter Bekannter", denn diesen "Mir fehlen die Worte" und diesen "Saubere Leistung" Blogeintrag haben wir auch ihm zu "verdanken".

Diesmal hat er sich "nur" sieben Dosen Bier eingesteckt. Diebstahl ist Diebstahl und Hausverbot hat er sowieso schon lange. Nach kurzer Verfolgungsjagd konnte die Polizei ihn in einer der Seitenstraßen stellen und wenigstens haben sie ihm demonstrativ Handschellen angelegt und mitgenommen. Doch was hilft's? Wenn er kein Intensivtäter ist und "nur" ein paar hundert Ladendiebstähle in seiner Akte stehen hat, wird er sowieso in einer Stunde wieder frei herumlaufen.

Es ist zum kotzen.

Der Termin

Ich würde sagen, der Termin war erfolgreich. :-)

Wenn alles glatt geht, werde ich in der nächsten Woche den Mietvertrag für ein etwa 800 Quadratmeter großes Objekt unterschreiben. Es wird kein Leergut- oder Milchlager, keine Trautwein-Außenstelle und auch kein "Fang-den-Ladendieb"-Vergnügungspark.

Mehr erzähle ich noch nicht, denn die Konkurrenz schläft nicht. Ihr werdet schon bald alles erfahren.

Der 10.000ste Ladendieb

Alle paar Tage werde ich von aufmerksamen und wohlwollenden Lesern auf ein Video aufmerksam gemacht, in dem in einem holländischen Kaufhaus der 10.000ste Ladendieb "gefeiert" wird.

Ganz lieben Dank für die vielen Hinweise, aber das Filmchen hatte ich hier schon einmal verlinkt. :-)

Der dümmste Ladendieb aller Zeiten

Ein Mann, etwa Mitte zwanzig, betrat das Lager. Als ich ihn bemerkte und mich erkundigte, ob ich ihm helfen könnte, fragte er, ob ich einen Aushilfsjob für ihn hätte. Ich verneinte, den selbst wenn ich einen Job gehabt hätte, dann nicht für ihn.

In dem Moment fiel ihm ein, dass er ja Leergut mitgebracht hat und dafür von mir doch eben noch bitte acht Cent ausgezahlt bekommen möchte. Dabei deutete er auf eine volle Bierflasche, die seit zwei Tagen hier auf dem Tisch im Lager steht. Ich wurde sauer und gab ihm zehn Sekunden Zeit, zu verschwinden – und zwar nicht nur aus dem Lager, sondern gänzlich.
Vorsichtshalber und um sicherzugehen, dass er wirklich mein Geschäft verlässt, begleitete ich ihn nach vorne. Unterwegs fiel mir auf, dass irgendetwas bei ihm klapperte. Es war ein mir sehr vertrautes Geräusch, das sehr nach vollen Bierflaschen klang und noch vor dem Ausgang hielt ich ihn fest, um ihn zur Rede zu stellen. "Ich habe nichts eingesteckt!", beteuerte er, doch diese bierflaschenförmige Auswölbung seiner rechten Hosentasche sah extrem verdächtig aus.

Im Lager packte er schließlich nach einer zähen Diskussion eine Bierflasche aus. Während wir auf die Polizei warteten, erzählte ich ihm, dass er lieber alles auspacken sollte, da die Polizisten bei sowas leicht nervös werden würden. Er blieb dabei: "Mehr habe ich nicht."
Leider wurden der Polizist und seine Kollegin überhaupt nicht nervös, denn aus irgendeinem Grund durchsuchten sie ihn gar nicht weiter. Nachdem alle Personalien überprüft worden waren, ging der Dieb, gefolgt von den beiden Polizisten, nach draußen – allerdings mit einer Unterbrechung: Auf dem Weg durch den Markt fiel nämlich einem der Beamten auf, dass da "noch etwas" in der Hose des Täters steckte. Dieses etwas entpuppte sich übrigens als weitere Flasche Bier.

Wir blieben alle Kopfschütteld zurück...


Aber eins war lustig: Die Polizistin lehnte sich, als sie die Vernehmung aufschrieb, gegen den Cruncher des Leergutautomaten. "Kann das wegrutschen?", erkundigte sie sich besorgt. Ich verneinte, warnte sie aber vor, dass das Gerät durchaus zu vibrieren anfangen könne. Sie grinste: "Vibrieren ist doch gut." Und ergänzte, nachdem ihr auffiel, was sie gesagt hatte: "Das hab' ich jetzt aber nicht gesagt..." Hihi. :-)

Zutrittskontrollsystem

Blogleser Thomas hatte eine Idee:
Hallo Björn.

Ich hätte da eine Idee um dem Diebstahl Einhalt zu gebieten.

Versuch es doch mal mit Zutrittskontrollsystemen. Das heißt am Eingang ist ne Schranke und jeder der den Laden betreten will muss vorher eine Chipkarte einstecken. Ist darunter ein Ladendieb gibs eben kein Zutritt in den Markt.

Wär doch was.
Die Idee ist nicht neu: Die Großmärkte METRO und Fegro z.B. lassen die Kunden nur nach persönlicher Authentifizierung in den Markt. Doch sind die Großmarkt-Kunden eher beständig und gehen gezielt einkaufen, während wir hier der Nahversorger für die breite Masse und viele Kleinigkeiten sind.

Wer sollte die Ausgabe der Karten kontrollieren? Und wer würde garantieren, dass nicht irgendein Kunde seine oder eine fremde Karte in Kreisen "profesioneller" Ladendiebe herumgehen lässt?

Von der Idee her nicht schlecht, aber meiner Meinung nach nicht alltagstauglich.

Mir fehlen die Worte

Zwei abgerissene Warensicherungsetiketten lagen in der Nähe des Kaffeeregals zwischen anderer Ware. Um nachzusehen, wer dafür verantwortlich sein könnte und woran sie klebten, wollte ich die Videoaufzeichnung schnell rückwärts durchsehen. Ich ging also ins Büro und wollte gerade die Suche beginnen, als ich vor dem Kaffeeregal einen Typen stehen sah: Hagere Erscheinung, aufgeplusterte Jacke, Schirmmütze und sichtlich nervös mit einem Kaffeepäckchen hantierend. Scheiße!

Ich rannte nach vorne und verbarg mich hinter einem anderen Regal. Von dort aus konnte ich beobachten, wie er von einem Paket Kaffee das Warensicherungsetikett entfernte und schließlich die Ware in eine Innentasche seiner Jacke stopfte.
Mit mehreren Kollegen blieb ich in der Nähe des Ausgangs stehen. Wir taten so, als wenn wir das Loch in der Decke begutachten würden und beobachteten die Kasse aus den Augenwinkeln. Der Typ hatte Leergut abgegeben, würde also mit größter Wahrscheinlichkeit zumindest einen Leergutbon an der Kasse abgeben und sich dort ausreichend lange genug aufhalten, um ihn festhalten zu können. Er brauchte mehrere Minuten im Laden und ging schließlich wie erwartet zur Kasse.

Es piepte sogar der Alarm der Warensicherungsanlage und meine Aufforderung, uns ins Lager zu folgen, quittierte er mit Unschuldsmine und einem genervten "Warum das denn?"

Das warum war schnell geklärt: Nicht nur die schon bekannte Packung Kaffee holte er aus seiner Jacke, sondern auch noch sieben Flaschen Markenhaarshampoo. Das sei wirklich alles, versicherte er mir. Einen Ausweis hatte er nicht dabei und so rief ich wie gewohnt die Polizei an, damit diese seine Daten überprüfen kann. "Meine Daten hast du ja noch", sagte er. Stimmt. In dem Moment fiel mir erst wieder ein, dass ich ihn ja erst vor wenigen Wochen schon einmal erwischt hatte.

Während wir auf die Polizei warteten, kamen wir ins Gespräch: Es würde ihm Leid tun, aber was sollte er machen? Kein Job, kein Geld, braucht Spritzen und die Beschaffungskriminalität ist der einzige Weg, um für ihn die Lage halbwegs erträglich und finanzierbar zu machen. Beschaffungskriminalität. Klar: Der Typ trinkt keinen Kaffee in ganzen Bohnen und benötigt auch keinen Jahresvorrat an Haarshampoo - er verkauft das Zeug. Meistens irgendwelche Kioske und Quickshops, die Diebesgut zum Spottpreis ankaufen und anschließend in ihren Läden anbieten.

"Was soll ich denn machen? Mir bleibt doch nichts übrig. Oder hast du einen Job für mich, damit ich über die Runden kommen kann?"
Was soll man darauf antworten? Ich hätte ihn nicht ernsthaft eingestellt, aber doch zumindest daran gedacht, ob man "solchen Leuten" nicht einfach mal eine Chance geben sollte. Jemand, der aus Not heraus stiehlt, muss ja nicht grundsätzlich ein schlechter Mensch sein - und wenn er arbeiten kann und will, warum nicht? Das sagte ich ihm aber nicht und schüttelte nur den Kopf.
Die Ladendiebe sind in der Kette der Hehlerware nur die kleinsten Lichter. Und was bringt ihm oder mir eine weitere Anzeige wegen Ladendiebstahls? Nichts. Gar nichts. Absolut gar nichts. Ein registrierter Fall mehr auf der Liste, wegen geringfügigkeit Eingestellt.
Ich machte ihm einen Vorschlag: Er bekommt von mir keine Anzeige, weder für Ladendiebstahl noch für den Hausfriedensbruch, wenn er der Polizei erzählt, welche Läden das Diebesgut aufkaufen. Das könnte wirklich mal helfen. Ich versicherte ihm, dass ihm (so weit es mich betrifft) nichts passieren würde. Er stimmte zu und ich warf den Ordner mit meinen Strafantragsvordrucken demonstrativ auf die Bürotreppe.

Einige Minuten später sah ich zwei Polizisten den Laden betreten. Ich ging auf sie zu und äußerte mein Anliegen: Ich erstatte keine Anzeige und möchte, dass der Ladendieb ungestraft gehen kann. Er sollte ihnen nur erzählen, wohin er das Diebesgut weiterverkauft.

Während einer der Polizisten die Personalien des Mannes überprüfte, durchsuchte der andere ihn. "Hast du alles ausgepackt oder sind da noch irgendwelche Gegenstände vom SPAR-Laden oder Spritzen in den Klamotten?", wollte er wissen. Der Täter verneinte und der Mann in Uniform überprüfte die Jackentaschen, die Mütze, die Hosentasche, die Geldbörse, die mitgebrachte Einkaufstüte mit (wertlosem) Leergut.
Dann tastete er sich an den Hosenbeinen herunter und wurde plötzlich toternst. Eine anwesende Kollegin forderte er auf, sich umzudrehen. Er zog den Schlagstock und forderte den Dieb auf, die Hose herunterzulassen. Gleich drei Pakete Kaffee purzelten ihm da entgegen. Es krachte einmal, der Kaffee- und Shampoodieb klebte an der geschlossenen Lagertür und hatte die Arme auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. "Willst du uns hier alle verarschen?", schrie in der Polizist an. "Da bekommst du hier eine Chance, die dir nicht jeder geben würde und dann verarschst du die Leute vom Laden hier und auch uns von vorne bis hinten. Ich frag' erst, ob du noch was in den Taschen hast und dann taucht das hier noch auf!"

Tzja... Ladendiebstahl und Hausfriedensbruch wird auf der Anzeige stehen, die er nun doch bekommen wird.


E-Mail von Blogleserin Kerstin

Blogleserin Kerstin hat mir eine E-Mail geschickt, über die ich mich vor allem wegen der vielen lustigen Ausführungen sehr gefreut habe. Ich darf sie hier veröffentlichen und so lest selber:
Lieber Björn,

seit ungefähr einer Woche lese ich täglich mehrere Stunden in Deinem Blog, habe mich vom ersten Eintrag inzwischen bis April 2007 durchgearbeitet und kann einfach nicht genug kriegen (die Zeit dafür habe ich übrigens, weil ich in den nächsten Tagen unser erstes Kind erwarte und schamlos herumsitzen und lesen kann).

Heute war ich dann zum ersten Mal, seit ich Dein Blog lese, einkaufen und musste feststellen, dass ich meinen Rewe hier in Bonn mit ganz anderen Augen sehe. Das reinste Abenteuer! Es fing damit an, dass in einem der roten Körbchen neben dem Eingang eine Packung Bio-Putenbrustaufschnitt vergessen wurde. "Die gehört doch ins Kühlregal!" rief ich mit spontanem Entsetzen zu meinem Mann, der daneben stand. Mein nobles Ansinnen, sie schnell ins Kalte zu legen, scheiterte allerdings daran, dass die Packung schon Raumtemparatur hatte. "Mist, unterbrochene Kühlkette," dachte ich da nur und ließ sie liegen, wo sie war, damit sie nicht womöglich jemand aus dem Kühlregal kauft und sich daran den Magen verdirbt. Mittlerweile habe ich aber immerhin ein schlechtes Gewissen, dass ich sie nicht mit ein paar erläuternden Worten an die nächste Verkäuferin weitergegeben habe, und vielleicht hätte man sie auch noch retten können. Mea culpa. :-( Das war mir zu dem Moment allerdings nicht klar, und da fing ich zur Verwirrung meines Liebsten aber schon an, irre zu kichern, weil mir bewusst wurde, wie sehr eine Woche "extreme Shopblog-Lesing" einen Menschen verändern kann. Ahem.

Dann gingen wir weiter durch die Frischeabteilung, und wie das so ist, wenn Frauen einkaufen, wies ich nach wenigen Minuten meinen Mann darauf hin, dassder kleine rote Korb wohl nicht reichen würde. Netterweise wollte er sofort einen Wagen holen, hatte allerdings Bedenken durch die (in dem Moment offen stehende) Eingangs-Schranke nach draußen zu gehen weil er befürchtete, als
Ladendieb betrachtet zu werden. "Unsinn, du kommst ja gleich wieder rein," sagte ich (ja, ich weiß - nicht sehr brav, ich schäme mich ja schon!), weil ich dachte: "A, die haben ja hier bestimmt Kameras, auf denen sie gesehen haben, dass er nichts eingesteckt hat, und B benehmen sich Ladendiebe, wie wir von Björn gelernt haben, ja meistens recht auffällig, also nicht so wie mein Mann. Und ich steh ja mit dem vollen Körbchen noch hier und packe Orangen in einen Beutel..."

Danach passierten nur noch Details. Ein voller Rolli stand im Süßigkeiten-Gang, bei dem ich mich fragte, wohin der ganze Kram gepackt
werden soll. Die Salz-und-Essig-Chips gibt es dort beim Rewe zu meinem großen Leidwesen immer noch nicht und ich fragte mich vage, ob man die wohl für mich als Einzelkunden bestellen würde, so wie Du das sicher tätest. Und als die Guylian-Meeresfrüchte mit Nougatfüllung aus waren und die Verkäuferin mir zu ihrem Bedauern nicht helfen konnte dachte ich, "Hm, Björn hätte jetzt sicher gesagt, dass er sie bis spätestens Dienstag (oder so) wieder vorrätig hat." Auch die vielen Aufsteller von diversen Schokoladenfabrikanten, vor allem zu Ostern, habe ich kritisch betrachtet. Habe zum einen festgestellt, wieviele verschiedene es doch sind und dass mir früher nie aufgefallen ist, dass die speziell von der Firma selbst angeboten werden - und habe mit milder Empörung bemerkt, dass eine Lücke in einem
Lindt-Aufsteller schamlos mit Hachez-Produkten aufgefüllt worden war. Sowas aber auch! ;-)

Und beim Rausgehen habe ich noch zufrieden anhand eines mitgehörten Dialogs bemerkt, dass die Stimmung unter den Mitarbeitern, äh, Marktangestellten freundlich und locker ist. Das war nicht das erste Mal, dass ich das festgestellt habe, und auch zu uns Kunden sind dort immer alle sehr freundlich - nur dieses Mal dachte ich, "Ach, nett, das ist ja wie bei Björn."

Fazit: Ich bin ein anderer Mensch geworden. ;-) Ich betrachte "meinen" Rewe (woanders gehe ich meistens nicht hin) viel kritischer, weiß aber auch vieles besser zu schätzen, weil ich in Deinem Blog zumindest ansatzweise gelernt habe, wie so ein Laden funktioniert. Und ich bemerke zu meiner Beschämung auch einige Verhaltensweisen an mir, die mich als Marktangestellten nerven würden und will versuchen, solche zukünftig abzulegen.

Weiter so mit Deinem tollen Blog! Es ist nicht nur unterhaltsam und informativ, sondern sogar horizonterweiternd! Ja, ich weiß, nach der neuen Rechtschreibung würde das "Horizont erweiternd" geschrieben, aber manche Dinge müssen einfach nicht sein...

Ich les dann mal weiter bei April 2007. :-)

Die besten Grüße aus Bonn,
Kerstin
Danke und Gruß zurück. :-)

"Dieb leert Flasche im Geschäft und kassiert Pfand"

Blogleser Michael hat mir einen Hinweis auf folgenden Bericht geschickt:
Auf besonders dreiste Art hat sich ein Ladendieb in Münster erst kostenlos im Getränkeregal bedient und nach dem letzten Zug aus der Flasche gleich noch das Pfand kassiert.
Link zum Bericht in den Ruhrnachrichten.

Meine Güte, sowas ist sogar (zumindest in der Onlineausgabe) in einer Zeitung eine Schlagzeile wert. Wenn wir jedes Mal in der Zeitung stehen würden, wenn hier sowas passiert... :-O

Kündigung

Zwei meiner zum Regale auffüllen eingestellten Packer haben gekündigt. Die beiden sind gut befreundet und haben immer alles zusammen gemacht - die handschriftliche Kündigung sollte für beide Herren gleichermaßen gelten und so verfassten sie nur einen Text und unterschrieben beide.

Sie fühlten sich von mir schikaniert, da wir wohl ganz offensichtlich unterschiedliche Ansichten darüber hatten, wie die Artikel in den Regalen stehen sollen und ich ihnen dies auch immer wieder mitteilte. Ordentlich in Reih und Glied und mit den Etiketten nach vorne gehört die Ware in die Regale.
Heute Morgen kam die Kündigung jedenfalls mit der Tagespost, sogar als Einschreiben mit Rückschein und im Grunde bin ich ganz froh, dass die beiden Freunde mir die lästige Arbeit der Kündigung abgenommen haben.

Als Grund für die Kündigung gaben sie an, dass ausschlaggebend mein Spruch gewesen wäre, dass "Aufmerksamkeit und die Ergreifung von Ladendieben den Job sichert." An das Gespräch erinnere ich mich noch gut. Zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter erklärte ich, dass ich pro Ladendieb 50€ oder bei "Profis" sogar 100€ Fangprämie zahle. Natürlich sichert diese Aufmerksamkeit in gewisser Weise den Job, denn jeder Verlust durch Diebstahl muss durch Einsparungen an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden. Irgendwie verstehe ich nicht, wieso so etwas als "ausschlaggebend" für eine Kundigung sein kann...

Einkaufswagenkontrollen

Nachdem sich im Beitrag "Restlos bedient" gerade mal wieder eine Diskussion um Einkaufswagenkontrollen gebildet hat, habe ich dort meine Meinung ergänzt:

Das mit der Einkaufswagenkontrolle ist gar nicht so unwichtig. Gar nicht mal mutwillig muss der Kunde dort zum Ladendieb werden. Alleine die Tatsache, dass etwas vergessen werden kann und auch vergessen WIRD, macht den Blick in die Wagen unerlässlich. Oft stellen Kunden nur eine Flasche (aus einer Getränkekiste) oder Packung Milch (aus einem 12er-Karton) auf das Laufband. Wenn in so einem Fall die Kassenkraft nicht aufpasst, kann sehr schnell sehr viel Geld verloren gehen. Lassen wir es als Beispiel bei einer einzelnen Bierkiste mal 10 Euro sein. Das scheint erstmal nicht viel, auf den gesamten Laden betrachtet. Der Kunde merkt den Fehler vielleicht erst zu Hause und freut sich, für ihn relativ viel Geld gespart zu haben und denkt sich, dass es dem Laden nicht schaden wird. Das ist auch richtig. EINE Kiste wird dem Laden sicherlich nicht schaden.

Zurück zur Kasse im Supermarkt: Es ist nicht nur ein Kunde, der am Tag eine Kiste Bier oder einen Karton Milch kauft, es können, je nach Geschäft und Kundendurchlauf, mehrere hundert Kunden am Tag sein. Wenn nur jeder zehnte von denen "durchrutscht", können so am Tag locker mehrere hundert Euro verloren gehen. Dazu kommen (Klein)Teile, die im Wagen übersehen werden. Selbst versehentlich kann sowas passieren und sich schnell zu horrenden Summen zusammenläppern. Das geht im Monat in die Tausende.

Darum sind Einkaufswagenkontrollen so wichtig. Und nicht, um jedem Kunden gleich Böses zu unterstellen. Das würde ich eher in Läden vermuten, in denen grundsätzlich die (privaten, nicht für den Einkauf verwendeten) Taschen kontrolliert werden. Nicht ausschließen möchte ich, dass Kunden in manchen Geschäften grundsätzlich als Kriminelle und Störenfriede angesehen werden, aber das ist eine andere Geschichte...

Alles Böse

Lebenslanger, fauliger Mundgeruch. Immer einwachsende Fußnägel. Frostbeulen an den Fingern. Ausserdem drahtigen Haarwuchs aus Nase und Ohren. Das wünsche ich dir, du elender Dieb. Brich dir die Beine und stürz in einen Gulli.
Das wünscht Buchhändlerin Acivasha einem Ladendieb.

Das klingt zwar im ersten Moment dramatisch, aber ich kann solche Gedankengänge voll und ganz nachvollziehen.
Leider, irgendwie. :-(

Mit Haftbefehl

Ein Junkie hat eben versucht, Kaffee in Massen zu klauen. Seinen (großen) Rucksack hat er vollgestapelt und verließ den Laden, als die Warensicherungsanlage anschlug, fluchtartig. Mit Hilfe einiger Kunden konnten wir ihn zum Glück in der Seitenstraße stellen.

Wieder hier in der Firma angekommen folgte das normale Programm: Diebesgut auspacken, Strafantrag ausfüllen und die Polizei rufen. Ich habe mir angewöhnt, die Polizei bei beinahe jedem Ladendieb herzubestellen - und heute hat sich mal wieder bestätigt, dass dies eine gute Angewohnheit ist.

Die beiden Herrschaften in grün schwarz stellten bei der Überprüfung der Personalien des Täters fest, dass ein Haftbefehl gegen ihn besteht. Und so haben sie ihn erstmal zur Wache mitgenommen.

Jedenfalls ist mir in dem Moment klargeworden, warum der Dieb unbedingt wollte, dass ich die Sache ohne Polizei regle...

Irgendwie hängengeblieben...

Ende Januar berichtete ich über einen extrem ungepflegten und übel riechenden Mann, der eine Packung Kaffee "umtauschen" wollte, weil dieser angeblich falsch gekauft worden wäre. Ich tausche den Kaffee nicht um, da die Situation einfach vollständig gegen den Kunden sprach.

Vor zwei bis drei Wochen stand er an der Kasse. Meine Mitarbeiterin sprach mich darauf an, dass er eine kleine Spirituosenflasche aus dem Regal an der Kasse genommen haben soll. Er hatte einen anderen Flachmann auf dem Förderband stehen und weil wir uns nicht 100% sicher waren, ob er nun die erste Flasche eingesteckt haben könnte oder nicht, verzichteten wir darauf, ihn anzusprechen.

Nun war der Typ wieder da...

Ein Kollege bekam den Auftrag, den Typen unauffällig zu beobachten. Einige Minuten später kam mein Mitarbeiter zu mir und berichtete, dass der Mann jetzt an der Kasse stehen würde. Er hätte zwar eine Schachtel Zigaretten aus dem Automaten gezogen, allerdings würde diese nicht auf dem Kassenband liegen.

Wir postierten uns zu zweit zwischen Ausgang und Kasse. Normalweise halte ich mich in solchen Fällen dezent im Hintergrund, damit ein Ladendieb definitiv die Kassenzone verläßt und Richtung Ausgang geht, damit man ihn wegen eines definitiv vollzogenen Ladendiebstahls anzeigen kann.
Diesmal waren wir weniger vorsichtig und er bemerkte uns, während er noch an der Kasse stand - und gaaaaanz plötzlich fiel ihm doch tatsächlich wieder ein, dass er ja noch eine Schachtel Zigaretten zwischen dem dicken Stoff seiner Jacke unter seinem Oberarm eingeklemmt festhielt und diese besser mitbezahlen sollte:

Die muss da irgendwie hängengeblieben sein.

Hängengeblieben... Na, sowas. Da hat doch wieder einmal jemand den Gravitationsgenerator abgeschaltet, der hier im Laden dafür sorgt, dass alle Dinge normalerweise auf den Boden fallen und nicht am glatten Synthetikstoff einer Winterjacke hängen bleiben.

Nachdem ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass ich ihm einen Diebstahlsversuch vorwerfe, hat er die Schachtel Zigaretten als "Trotzreaktion" nicht bezahlt. Die vier Euro Umsatz waren mit in dem Moment zugegebenermaßen auch vollkommen egal. Ich verzichtete auf eine Anzeige, da mein Frühstück auf mich wartete und ich keine Lust hatte, auf die Polizei zu warten. Das Hausverbot habe ich dennoch ausgesprochen.

Gibt es einen Preis für die dümmste Ausrede? :-)