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Eingestecktes Kirschwasserfläschchen

Seit Jahren hatten wir zwei Kunden aus der Kategorie "bisschen kaputt, aber dennoch anständig" – dachten wir zumindest, also den Teil mit der Anständigkeit. Dass sie immer mit anderen Leuten aus der Drogen- und Obdachlosenszene abhängen, war kein Geheimnis. Immerhin treffen sie sich hier auf offener Straße. Dennoch hatten diese beiden Typen uns nie enttäuscht und irgendwann haben wir auch nicht mehr immer misstrauisch auf der Videoanlage hinterhergesehen.

Nun sprach mich ein Stammkunde an. "Da hat eben einer eine Flasche Kirschwasser aus seiner Hose gezogen, als der bei euch rausgekommen ist. Irgendwie habe ich da ein komisches Gefühl, die steckt man doch nicht so in seine Hose beim Einkaufen …"

Der Blick in die Videoaufzeichnung offenbarte, dass er sich tatsächlich aus dem Regal mit den Flachmännern und Taschenflaschen eine mittelgroße Flasche Kirschwasser genommen und unauffällig innerhalb der wartenden Kunden in seiner Hose hat verschwinden lassen.

Die ganze Bagage stand noch auf dem Gehweg vor dem Laden. Von einer Flasche will der Dieb nichts gewusst haben, hatte sie angeblich wieder zurückgestellt. Ich hatte Feierabendlaune und keine Lust auf das lange Prozedere. "Behalt die Flasche, ist mir egal, sauf dich damit zu Tode. Aber ihr beide habt hier ab sofort Hausverbot, wir sehen uns hier im Laden nie wieder." Sprach ich und ließ sie ohne weiteren Kommentar draußen stehen.

Was sind "Stammkunden"?

In diesem Kommentar wollte Marvin wissen: "Ich frage mich ja immer, wenn von "Stammkunden" gesprochen wird - wann wird man als solcher wahrgenommen?"

Ganz objektiv betrachtet sind Stammkunden Kunden, die einen Teil ihres Bedarfs regelmäßig beim selben Anbieter decken. Wobei "regelmäßig" relativ zu bewerten ist. Wenn jemand seit Jahrzehnten schon nur einmal pro Jahr in einer Geflügelschlachterei seinen Weihnachtsbraten kauft, sich ansonsten dort aber nicht blicken lässt, kauft er dort ganz sicher regelmäßig ein. Wie weit er dabei als Stammkunde wahrgenommen wird, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Wenn ich hier im Blog von "Stammkunden" rede, bezieht sich das ausschließlich auf meine ganz subjektive Wahrnehmung. Wann das passiert, kann ich nicht dabei leider nicht sagen. Die Kundin oder der Kunde muss mir hier zumindest schon über einen Zeitraum von wenigstens mehreren Wochen häufiger aufgefallen sein. Das reicht dann wohl schon, um von mir als "Stammkunde" tituliert zu werden. Dabei ist eine Regelmäßigkeit eher gar nicht zwingend notwendig. Die Einkäufe können auch unregelmäßig stattfinden, wenn sie aber kontinuierlich und dann jeweils mit nicht allzu großen Abständen erfolgen.

Dann gibt es natürlich noch die Stammkunden, die hier teilweise seit Mai 2000 schon einkaufen kommen und uns mit aller Regelmäßigkeit für mindestens den Wocheneinkauf am Samstag hier besuchen. Diese Leute kennt man dann oft auch namentlich und plaudert auch mal zwischendurch mit ihnen. Und, wenn sie älter sind, leidet man auch durchaus mit ihnen mit, wenn sich die Wehwehchen melden oder sich die Lebensumstände ändern.

Und wie sieht man sich selber? Ich würde mich zum Beispiel als Stammkunde beim Hornbach-Baumarkt hier im Stadtteil bezeichnen. Da ich nur dann zum Baumarkt fahre, wenn ich bestimmte Waren benötige, bin ich da zwar unregelmäßig, teilweise nur alle paar Monate mal, aber wenn ich zum Baumarkt fahre, dann eben fast nur zum Hornbach hier in der Gegend.
Wobei "ich brauche Werkzeug oder Baumaterial" ja auch eine gewisse Regelmäßigkeit generiert, wenn auch ohne festgeschriebene zeitliche Bezüge. Insofern bin ich da auch nach der eingangs erwähnten Definition ein Stammkunde.

Kaffee-, Shampoo- und Kerzendiebstahl

Ein Kollege hat in einem Regal zwischen der dort platzierten Ware eine leere Verpackung gefunden, in der sich normalerweise kleine Tütchen mit Kaffee-Tassenportionen befinden. Da der leere Karton relativ weit hinten im Regal lag, konnten zwar mit der Videoanlage nicht direkt herausfinden, wann und was da passiert ist, jedoch befindet sich das Kaffeeregal bekanntermaßen im Sichtfeld einer Kamera und dort wurden wir nach einiger Suche fündig. Im Rückwärts-Schnelldurchlauf tauche nämlich irgendwann am Vortag plötzlich eine dieser Packungen im Regal auf. Stopp! Langsam wieder vorwärts. Ah, okay, eine Stammkundin in Begleitung ihres Freundes oder Mannes war da und legte diese Packung in den roten Einkaufskorb.

Ich dachte erst, dass es dann eben einfach Pech ist. Weiter zurückzuspulen brauchten wir nicht, denn mehr konnten wir nicht erkennen, da der Rest der Ware vom Karton verdeckt wurde. Hmm … Aber was ist denn, wenn dieses Pärchen, trotz ewig langer Stammkundschaft, nicht so ehrlich ist?

Wir guckten uns deren weiteren Weg durch den Laden an und sahen, wie die Portionspackungen in der Jackentasche landeten und die leere Kaffeepackung in das Nudelregal gesteckt wurde. Ferner sahen wir, wie Duftkerzen und eine Flasche Haarshampoo ebenfalls im Hosenbund des Mannes verschwanden. Dann gingen sie zur Kasse und selbst das "Wir haben es wieder ausgepackt"-Argument hat sich erledigt, denn die Sachen tauchen nicht auf dem Bon auf und auch ohne wieder in den Laden zu gehen, verließen die beiden den Laden.

Alles klar, das nennt man Diebstahl. Die beiden wissen ja nicht, dass wir wissen, dass sie hier geklaut haben und werden hundertprozentig wiederkommen, zumal sie hier um die Ecke wohnen. Na, das wird ja ein interessantes Hallo werden.

Krass ist eigentlich, dass es die Dame aus diesem Beitrag von vor mehreren Wochen ist. Da hatte der Klodeckel wohl nicht so ganz Unrecht …