Samstag war hier richtig Action – Dank der Baustelle allerdings weniger in Bezug auf den Umsatz. Aber dafür hatten wir ständig irgendwelche zweideutigen Gestalten im Laden, die regelrecht nach intensiverer Beobachtung riefen.
Nummer 1:
Eine Kollege kam zu mir ins Büro und berichtete, dass da ein ziemlich heruntergekommener Typ einen leere Getränkekiste ohne Flaschen abgeben will. "Die habe ich draußen gefunden.", erklärte er. "Draußen gefunden" ist nicht meine Definition von "ich nehme mir einen leeren Rahmen aus der Getränkeabteilung" – prompt folgte die Anzeige wegen Betrug, denn auf der Videoaufzeichnung war eindeutig zu erkennen, dass er die leere Kiste eben nicht mitgebracht hatte. Mangels Ausweis musste die Polizei anrücken.
Nummer 2:
Eine ebenfalls ziemlich heruntergekommene Frau fiel uns vor dem Leergutautomaten zuerst auf. Sie steckte einige Flaschen in das Gerät und suchte sich danach einige Teile aus dem Laden zusammen. Sie hatte mehrere mitgebrachte Tüten in der Hand und so beobachteten wir sie am Monitor. Brötchen, Nudeln, Milch hielt sie in der Hand, Fleisch, Bratwurst, Butter, Eier und noch einige Teile mehr verschwanden in den verschiedenen Behältnissen und Taschen, die sie mit ich führte.
Die Frau hatte zwar einen Ausweis dabei, aber da ich mir nicht mehr sicher waren, wo nun überall Ware von uns in ihren Taschen steckte, rief ich dennoch die Polizei an. Überraschung: Außer den Plastiktragetaschen hatte sie auch ihre Umhängetasche reichlich gefüllt.
Nummer 3:
Kurz vor Feierabend fütterte ein Typ den Leergutautomaten mit seinen gesammelten Werken. Diese und wahrscheinlich seinen gesamten Hausstand hatte er in einem halben Dutzend abgenutzter Plastiktragetaschen auf dem Fußboden vor dem Automaten verteilt.
Wie saßen im Büro, unterhielten uns und beobachteten immer wieder auf dem Monitor die Situation am Leergutautomaten. Plötzlich nahm der Mann die offenstehende Lagertür und das dahinter befindliche Leergut war. Er rief kurz rein und nahm sich schließlich ein paar Bierflaschen, die er im Automaten versenkte.
Auch er hatte keinen Ausweis dabei und so wollte ich abermals die Polizei anrufen. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass der Kerl innerhalb von ein paar Sekunden sein gesamtes Zeugs zusammenraffen könnte und aus dem Laden rennt. Okay, dann eben keine Polizei. Irgendwie war ich aber auch erleichtert, denn die Motivation, noch bis weit nach Ladenschluss auf die Polizei warten zu müssen, war irgendwie nicht vorhanden.
Ein Stammkunde von uns ist Busfahrer. Da er durch seine Arbeitszeiten bedingt häufig auch nachts hier auftaucht, versteht er sich inzwischen recht gut mit meinen Nachtdienst schiebenden Mitarbeitern. Man ist per du, locker drauf und vertreibt sich die (Arbeits)Zeit, in dem man sich über dieses und jenes unterhält.
Das klingt zwar für Außenstehende erstmal vielleicht eher störend, aber andererseits habe ich kein Problem damit, denn je mehr Leute hier sind, desto sicherer ist man. Netter Nebeneffekt: Er hat uns mit aktuellen Fahrplänen, bzw. vor allem auch Fahrplanänderungen versorgt. Aufgrund der vielen Baustellen hier im Stadtteil – allen voran die vor unserer Tür – gibt es etliche Änderungen.
Montag Morgen war er auch hier. Wir hatten uns selber rund 20 Minuten unterhalten, dann wandte ich mich aber ab und erledigte meine Arbeiten. Plötzlich kam mein Mitarbeiter zu mir und zog ein besorgtes Gesicht: "Irgendwas stimmte da eben nicht. Als er rausgegangen ist, piepte der Alarm der Warensicherung aus. Er hatte es sehr eilig und war sofort draußen und ich habe gerade einen Kunden abkassiert. Weil man sich so gut kennt bin ich nicht gleich aufgesprungen, der kommt ja bestimmt wieder. Aber guck doch mal vorsichtshalber auf dem Video."
Das tat ich auch. Und was darauf zu sehen war, kann sich sicherlich jeder jetzt vorstellen. Er hat seinen Pilotenkoffer mit allen möglichen Artikeln aus dem Laden gefüllt. Das kann doch nicht..? Doch, ist es.
Ich sicherte zunächst das Video Wir waren uns aber sicher, dass er wiederkommen würde und dann könnten wir ihn auf frischer Tat erwischen. Dennoch gab ich meinen Mitarbeitern die Anweisung, mich auf jeden Fall anzurufen, wenn er wieder auftauchen würde. Egal, zu welcher Uhrzeit.
So wurde ich in der vergangenen Nacht um 1:30 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen. Ein paar Minuten später war ich hier im Laden und konfrontierte den Mann mit dem Video. Er zuckte resignierend mit den Schultern und gab die Tat zu – viele Möglichkeiten gab es aufgrund des eindeutigen Filmes ja auch nicht.
Es folgte die übliche unspektakuläre Prozedur: Polizei, Anzeige, Hausverbot. Nur als die Polizei die Personalien aufnahm, stutzte ich etwas über die Antwort auf die Frage nach dem Beruf. Wie, arbeitssuchend? Ich dachte... Naja, "Busfahrer" stimmte also zumindest ein bisschen. Nämlich per Monatskarte auf einem der Sitze hinter dem Fahrer.
Kann sich jemand vorstellen, wie enttäuschend solche Sachen sind? Gerade bei Leute, die man kennt und von denen man denkt, dass sie es gut mit einem meinen?
Diese Szene konnten wir gestern Abend beobachten. Es sieht auf den ersten Blick 100%ig nach einem Diebstahlsversuch aus, der Kunde, den wir hinterher noch auf diese Geste ansprachen, beteuerte jedoch, sich nur an der Brust gekratzt zu haben.
Wenn man genau hinsieht, kann man eine Bewegung, als würde er sich kratzen, erkennen. Vielleicht sieht man das aber auch nur, wenn man ganz fest daran denkt, dass er sich nur gekratzt hat. Oder wollte er doch die Packung Fleisch in seiner Innentasche verbergen und hat dann die Kamera entdeckt und von der Aktion abgelassen? Wir wissen es nicht.
Normalerweise verfliegt die Wut über solche auffälligen Aggressoren, wie wir sie gestern Abend hier hatten, bei mir immer recht schnell wieder. Das sind Ausnahmen, die sich in der Gruppe stark fühlen. Eine Nacht darüber schlafen und es geht norrmalerweise wieder.
Wenn der Depp nur nicht mein geliebtes K800i demoliert hätte, als er es mir aus der Hand geschlagen hat. Die beiden angeschlagenen Ecken sind eine traurige Erinnerung an den Übergriff gestern.
Die multikulturelle Bereicherung dieser Stadt hat eben mal wieder all ihren Mut bewiesen. Eine Gang aus acht Heranwachsenden hat versucht, Leergut aus dem Lager zu nehmen und am Leergutautomaten zu versilbern.
Als wir sie dabei stellen und die Polizei rufen wollten, ging der kurze aber intensive Stress los. Zuerst durften wir uns von der Gruppe anpöbeln lassen, dann hat einer von denen mir noch mein Handy aus der Hand geschlagen. Schließlich flüchteten sie alle, nachdem und wobei sie mir und einer Kollegin auf die Arme schlugen. Die Aggression, die diese Leute an den Tag legen, ist kaum zu beschreiben.
Ich habe jedenfalls gerade eine ganz miese Stimmung. Und, nein, Einheimische benehmen sich nicht in diesem Maße so.
Heute kamen mit der Post acht der von mir vor ein paar Tagen versendeten Rechnungen wieder zurück. Durchgängig mit dem Vermerk versehen: "Empfänger / Firma unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln.
War zu erwarten. Ein Großteil der Ladendiebe ist nunmal entweder grundsätzlich ohne festen Wohnsitz – oder verweilt immer nur kurzfristig in irgendwelchen Wohnprojekten.
"Achte mal auf den kleinen Jungen!", rief mir eine Kollegin ins Büro hoch. "Der ist mir schon öfter aufgefallen und der kauft fast nie was. Stromert aber ganz oft durch die Gänge, gerade auch bei den Süßigkeiten."
Der etwa zehn Jahre alte Knirps ging tatsächlich etwas ziellos durch den Laden. Beim Getränkeregal nahm er sich eine kleine Flasche Coca-Cola, sah sich nervös um, drückte sich in eine Ecke, öffnete die Flasche, sah sich noch nervöser um – und trank einige Schlucke. Dann stellte er die Flasche zugeschraubt einfach zwischen die andere Ware und ging zur Kasse.
Zusammen mit einem Kollegen hatte ich die Szene durch das Bürofenster beobachtet. Erste Reihe quasi, live und in Farbe.
Zuerst stritt der Bengel alles ab, aber gegen unsere Argumente und auch den dezenten Hinweis auf die Videokameras, die sein Tun ebenfalls gesehen haben, kam er nicht an.
Viel kann (und will) man bei einem Kind natürlich nicht machen, aber einen Lerneffekt sollte die Sache schon haben. Also ließ ich ihn zu Hause anrufen. Er telefonierte mit jemandem und beendete das Gespräch damit, dass der- oder diejenige zu SPAR kommen und einen Euro mitbringen soll. (Um den verursachten Schaden zu bezahlen.)
Da der Tonfall doch eher flapsig war, erkundigte ich mich, mit wem er denn eben gesprochen hätte.
Mit meiner Schwester.
Wie alt ist die denn?
So etwa neun Jahre.
Er durfte gleich noch einmal zu Hause anrufen und diesmal ein Elternteil bitten, herzukommen. Eine neunjährige Schwester hielten wir nämlich nicht für geeignet, an der Erziehung des Jungen zu arbeiten.
Von uns aus hatte die Aktion keine weiteren Konsequenzen für den durstigen Kerl. Sein Vater wirkte zwar nach außen relativ ruhig, aber ich könnte mir vorstellen, dass es zu Hause noch eine ordentliche Standpauke für seinen Sohn gab.
Wow: Die ersten 50 Euro sind hier bereits eingetrudelt. So hatte die Aktion mit den Rechnungen an die Ladendiebe bislang zumindest einen Erfolg: Ich habe die Portokosten wieder raus.
Mal gucken, ob's in den nächsten Tagen noch mehr wird...
Vor ziemlich genau drei Jahren habe ich mal alle Ladendiebe mit einer schriftlichen Rechnung beglückt, in der ich zur Zahlung der Schadensersatz-Summe in Höhe von 50€ aufforderte. Damals hatte tatsächlich eine Ladendiebin den offenen Posten beglichen. So hatte ich zumindest die Portokosten wieder raus.
Nach der Sache am Samstag kam mir der Gedanke, die Aktion mit den Rechnungen einfach mal zu wiederholen. Zufälligerweise exakt am selben Datum (21. März).
Diesmal habe ich sämtliche Ladendiebe der vergangenen drei Jahre angeschrieben. Ausgenommen diejenigen, von denen ich mir hundertprozentig sicher bin, dass sie nichts bezahlen werden. Und auch in irgendwelchen Wohnheimen und Auffangstationen gemeldetete Personen habe ich gar nicht erst angeschrieben. Die Chance, dass die Briefe überhaupt noch den Empfänger erreichen, sind dort ziemlich gering. Außerdem wären alleine an eine Adresse hier in der Nähe gleich fünf Briefe an fünf verschiedene Personen gegangen. Die Mühe und Portokosten habe ich mir einfach mal gespart.
Jetzt heißt es abwarten. Vielleicht trudelt hier ja wenigstens wieder eine Zahlung ein. Dann könnte ich mir immerhin neue Briefmarken kaufen.
Ein Mann mit drei kleinen Kindern bezahlte an der Kasse einige Artikel. Eines seiner Kinder saß im mitgeführten Kinderwagen, die anderen beiden standen daneben. Und irgendetwas löste den Alarm der Warensicherungsanlage aus.
Während ich den Handchecker, das mobile Prüfgerät zum Auffinden von Warensicherungsetiketten, holte, suchte der Mann demonstrantiv an dem kleinen Jungen im Kinderwagen herum. "Der hat nämlich einen neuen Pullover an.", erklärte er.
Nachdem der Junge aus dem Wagen gehoben war, ließ sich die Ursache für den Alarm schnell finden: Es piepte kein Pullover. Nein, irgendwo im oder am Kinderwagen klebte ein Sicherungsetikett. Aber mittels Handchecker ließ sich das ja relativ schnell finden. Es klebte nämlich an einer Packung mit Aufnähern aus dem Kurzwarenregal. Und diese Packung lag mit etlichen anderen Aufnhähern in dem zusammengefalteten Faltdach des Kinderwagens. Na, sowas!?!
Es waren zu dem Zeitpunkt beide Kassen besetzt, da es relativ voll war. Demonstrativ laut sprach der Mann seine Kinder an: "Wer von euch war das? Wer hat die Sachen genommen und hier in den Wagen gelegt?" – wer würde vier- bis fünfjährigen Kindern schon Böses unterstellen? Naja – wer würde annehmen, dass vier- bis fünfjährige Kinder Haushaltsartikel klauen? Ich würde da ja eher auf Süßwaren aller Art tippen.
Um die Angelegenheit aufklären zu können, sah ich mir die Aufzeichnung der Videoanlage an. Der Superpapi war es natürlich. Er hat die Artikel ausgesucht, aus dem Regal genommen und eigenhändig im Kinderwagen deponiert. Ich gebe zu, dass ich nichts anderes erwartet hatte... Es folgte die übliche Prozedur mir Anzeige und Hausverbot.
Aber was ist das für ein blödes Arschloch? Erst klauen und dann noch die Schuld vor allen Leuten seinen eigenen Kindern in die Schuhe zu schieben?!?
Wird langsam alltäglich, dass man sich hier von möchtegern halbstarken Jungs anpöbeln und beleidigen lassen muss, die den Laden mit einem Spielplatz verwechseln und auch den Unterschied zwischen ihrem und fremdem Eigentum und dessen pfleglicher Behandlung nicht so richtig verstanden haben.
Vor einigen Minuten hat eine Gruppe von zwölf (pre)pubertierenden Jungs den Laden unsicher gemacht. Was sie lautstark durch den Laden johlten habe ich zwar nicht verstanden, aber es war alleine schon aufgrund der gewählten Lautstärke unerträglich.
Nachdem dann 24 Hände quasi zeitgleich in den Regalen wühlten und Waren herausgenommen und von Person zu Person weitergereicht wurden, reichte es mir. Ich ging zu der Gruppe und habe den Vorschlag unterbreitet, dass zwei im Laden bleiben dürfen und der Rest vor der Tür wartet.
Ich wurde anfangs vollkommen ignoriert. Drei liefen in die eine Richtung, zwei in die andere und der Rest beachtete mich gar nicht, bzw. fing eine Diskussion darüber an, dass das hier ja ein "freies Land" wäre und mit welchem Recht ich sie rausschmeißen würde.
Da sie ja meinen Vorschlag offenbar grundsätzlich abzulehnen schienen, entschloss ich, die gesamte Gruppe aus dem Laden zu komplementieren. Dies inzwischen recht lautstark, um gegen die Beleidigungen und Pöbeleien gegenanzukommen. Wie "mutig" manche doch werden können, wenn sie von elf Freunden oder Brüdern umgeben sind.
Da kommt man morgen nichts Böses ahnend in die Firma und sieht auf dem Schreibtisch erstmal eine Kopie eines Strafantrages liegen. Ein junger Mann wollte in der Nacht eine Flasche Wodka mitgehen lassen.
Trotz des deutlich sichtbaren Sicherungsetiketts am Flaschenhals hatte er sich die Buddel in seinen Hosenbund gesteckt und wollte in aller Seelenruhe durch die Kasse aus dem Laden marschieren.
Mit dem Alarm hatte er wohl nicht gerechnet. Und dass er eine halbe Stunde später von zwei Polizisten aus dem Laden geführt würde, wohl auch nicht.
Eh, komm doch raus, dann geh'n wir um die Ecke. Dann mach'sch dich fertisch, du Hur'nsohn.
Warum soll ich rauskommen? Sollen die Feiglinge doch hier drin bleiben und zu ihrem Diebstahl von der vergangenen Nacht stehen. Aber agressiv werden und lautstark beleidigen, das können sie.
Auf meinem nächtlichen Fußweg zum Laden an der Straßenecke von zwei über die Kreuzung brüllenden Idioten angemacht worden. Sinngemäß: "SPAR macht jetzt auf, oder? Dann komm' ich gleich her, erstmal was klauen."
Ich hab's einfach ignoriert und bin ohne anzuhalten weitergegangen, gebe aber zu, dass mir eine schlagfertige Idee für eine mögliche Antwort in dem Moment auch recht gewesen wäre.