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Geregeltes Leben

Ich saß selber an der Kasse, als ein Mann mittleren Alters auf mich zu kam. Er sah zwar nicht so heruntergekommen wie unsere typischen Junkies aus, man sah ihm aber durchaus eine wilde Vergangenheit mit entsprechendem Lebenswandel an. Er druckste zunächst etwas herum und ich befürchtete schon, dass eine Frage nach einem Job oder irgendwelchen anderen Gefälligkeiten folgen würde. Dem war allerdings nicht so.

Es war gerade kein anderer Kunde in der Nähe, nur einer meiner Mitarbeiter stand noch an der Kasse. Der Man begann, uns aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Dass er früher ein rechts wildes Leben gelebt hat und dabei auf die schiefe Bahn geraten war, inklusive Alkohol und Drogen. Inzwischen würde er aber wieder ein geregeltes Leben haben. Mit Entzug und psychologischer Betreuung und kompletter Vergangenheitsbewältigung.

Anerkennend nickte ich, fragte mich aber immer noch, warum er uns das alles erzählen würde. Kommt doch noch die Frage nach einem Job?

Nein, sie kam nicht. Er berichtete weiter, dass er früher auch geklaut hat, unter anderem in seiner Wohngegend in Mitteldeutschland in einem SPAR-Markt und das würde er gerne irgendwie wieder gutmachen und das eben bei mir, da ich hier den einzigen SPAR-Markt betreibe, den er hier in der Gegend kennt.

Wahrheitsgemäß erklärte ich, dass ich rechtlich und finanziell überhaupt gar nichts mit dem ehemals bestohlenen Geschäft zu tun habe und dass ich irgendeine Wiedergutmachung nicht annehmen könnte, weil mich die Sache nicht betrifft. Mein Mitarbeiter hatte eine andere Idee:
"Stecken Sie doch einfach 20 Euro hier in die Spendendose für die Tiertafel. Sie haben dann mit uns zwei Zeugen dafür, dass auf jeden Fall der gute Wille erkennbar war."
Und so geschah es dann… :-)