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Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

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Kommentare

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Pit Brett am :

Bittet ein Mensch um Hilfe, wird kopfschüttelnd weiter gegangen. Oder überhaupt nicht reagiert.

Wird ein Krimineller festgehalten, ergreifen Leute Partei für ihn. Muss ich nicht verstehen.

Nobody am :

Zahlt am Ende nicht sowieso der ehrliche Kunde für die Diebstähle?
Warum trifft das dich oder deine Mitarbeiter?

unregistrierter User am :

Natürlich zahlt so etwas der ehrliche Kunde. Am Ende des Geschäftsjahres muss Björn - nachdem er alle Rechnungen beglichen hat und auch selbst noch leben konnte - mindestens eine schwarze Null in der GuV/Bilanz haben. Also muss er auch die Verluste durch Diebstahl über die Spanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis abdecken. Viele Diebstähle, hohe Löhne, steigende Energiekosten, abgeschliffene Böden... all das sorgt dafür, dass die Preise bei Björn angehoben werden müssen.

Wird der Preis aber zu hoch, dann wandern die Kunden ab zum preiswerteren Discounter, greifen zu den billigeren Alternativen oder schränken sich beim Einkauf ein. Das macht es dann für Björn schwerer, die schwarze Null zu erreichen und wenn das zu oft nicht klappt, dann schließt er irgendwann die Ladentür ab und kommt nicht wieder - wie in Findorff ja bereits geschehen.
Und spätestens in dem Moment trifft es ihn und seine Mitarbeiter.

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