Eine gute und langjährige Stammkundin sprach mich an und sagte mir, dass sie sich sehr freuen würde, wenn wir dieses Jahr auf den Feuerwerksverkauf verzichten würden. Natürlich auch aus Umweltschutzgründen, aber zumindest dieses Jahr vor allem deshalb, um die ohnehin schon durch Corona sehr beanspruchten Mediziner und Rettungskräfte nicht noch unnötig zu belasten.
Wahrheitsgemäß erklärte ich ihr, dass die Entscheidung schon längst gefallen ist – und zwar schon vor Corona. Also zumindest bevor Covid19 nach Deutschland schwappte und hier zur Pandemie wurde. Dass jetzt aus dem oben genannten Grund auf Feuerwerk verzichtet werden soll, ergab sich ja nun erst vor einigen Wochen.
Ich glaube auch nicht, dass ohne Feuerwerksverkauf unsere Beliebtheit bei den Kunden nennenswert sinken wird. Das war nämlich immer schon nur ein kleines Zusatzgeschäft bei uns und nicht annähernd mit dem zu vergleichen, was vor allem die Sonderpostenmärkte durchsetzen. Partyartikel, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen und kleine Feuerwerksartikel für Kinder werden natürlich wir dennoch anbieten. Und die paar Reste an richtigem Feuerwerk aus dem letzten Jahr, aber das ist nun wirklich nicht viel.
Die Kundin freute sich: "Das ist mein Laden hier."
Besonders diesen Absatz (Nicht von Musk, sondern vom BI) finde ich bemerkenswert:
Mit einem Startup kommen nämlich nicht nur Erfolge, Geld und Annehmlichkeiten, sondern auch Fehlschläge, Risiken, erfolglose Versuche und es braucht einen eisernen Willen, das alles über Jahre wegstecken zu können. Das ist eine schwierige Mentalität, die nicht jeder hat. Wer es dennoch wagt, könnte enttäuscht werden und über Jahre hinweg unglücklich werden, bis es vielleicht doch einmal zum Erfolg kommt. Garantieren kann einem das aber niemand. Für eine mögliche Durststrecke muss man gemacht sein.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Leute getroffen, die sich selbstständig machen möchten, weil das der Weg ist, schnell und bequem mit wenig Arbeit zu viel Geld oder zumindest einem guten und sicheren Auskommen zu gelangen. Total einfach, Gewerbe anmelden, Porsche kaufen, Mitgliedschaft im Golfclub beantragen und von heute auf morgen in die High Society aufsteigen. Ist bei mir ja schließlich auch so. Ich komme morgens, wann ich will, hocke im Büro, schreibe hier am Blog herum, surfe im Internet und zähle das Geld. Easy. Und jetzt mal zu den Fakten.
Dass mein Job hier so geschmeidig aussieht, liegt einzig daran, dass ich das seit über 20 Jahren mache und entsprechend Erfahrung und Routine habe. Die ersten sieben Jahre meiner Selbstständigkeit bedeuteten quasi ausnahmslos 7-Tage-Wochen. In der ersten Zeit waren wir täglich von 6 bis mindestens 21 Uhr in der Firma, 120-Stunden-Wochen, die ich nicht im Büro sitzend verbracht habe, waren da nicht ungewöhnlich. Neidische Blicke habe ich nicht bekommen, eher nur Mitleid und auch Sprüche wie "Du musst dir auch mal einen freien Tag gönnen" – leicht gesagt, wenn einem nicht ein sechsstelliger Schuldenberg im Nacken hängt, für den man als Gründer und junger Mensch vollumfänglich privat haftet. Man hat, wenn man alleine hinter dem Unternehmen steht, die Verantwortung für alles, das kann schon ziemlicher Druck sein. Wenn dann auch noch Angestellte dazu kommen, steigt die Verantwortung auf eine ganz neue Stufe, weil diese dann auch noch fremde Menschen und ggf. deren Familien mit einbezieht. Ihr könnt das jetzt einfach für alle möglichen Bereiche in einer Firma beliebig weiterspinnen.
Ein Spruch, den ich mir vor ein paar Jahren mal ausgedachte hatte, fasst es sehr gut zusammen: "Der Vorteil einer Selbstständigkeit ist, dass man alles alleine entscheiden kann. Der Nachteil ist, dass man alles alleine entscheiden muss."
Wegen der Corona-Pandemie sieht man sie nicht mehr so oft in den Fußgängerzonen oder an der Haustür, aber der legendäre Missionierungseifer der Zeugen Jehovas ist einfach nicht zu bremsen. So kam vor ein paar Tagen ein "Wachtturm"-Magazin hier mit der Tagespost (!) an, dazu ein nett formuliertes Anschreiben. Die Idee der "Zeugen", dass alle Menschen in Jehovas Königsreich in Frieden und Glücksseligkeit leben können und werden, ist zwar toll, aber davon sind wir auf diesem Planeten noch ganz weit weg. So lange sich die Homo Sapiens wegen irgendwelcher imaginärer Gestalten, von denen die eine wahrer als die andere sein soll, gegenseitig die Köppe einschlagen, könnt ihr das echt vergessen. Wenn jeder Mensch seinen Glauben mit sich selber ausmachen würde, dann könnte diese blaue Kugel hier am Rande des Orionarmes ein deutlich friedlicherer Ort sein.
Was den Brief und das Magazin betrifft: Altpapier.
Hier seht ihr ein Foto von der Jalousie am Fenster in unserem Pausenraum. Man soll ja bekanntlich keine Fragen stellen, deren Antwort man nicht hören möchte …
Liebe Verpackungshersteller – wenn ihr einen Karton konstruiert, der mittels Perforationen dazu geeignet sein soll, bequem aufgerissen und dann so wie er ist ins Regal gestellt zu werden, dann besorgt euch doch bitte scharfe Werkzeuge für die Perforationen und pappt nicht auch noch drumherum und quer über die Perforationen ein dickes Klebeband.
Und das ist dann ein hübscher, dekorativer Regalkarton. Grmpf.
… und dann war da noch die Stammkundin, die man immer für anständig und vernünftig gehalten hat, die den Laden betritt, direkt zur Leergutannahme geht und als erste Amtshandlung eine zugeknotete Plastiktüte und prall gefüllte Tüte voller Altglas, Verpackungen und Müll aus ihrer Sporttasche nimmt und die Tüte dann hier im Müllsack versenkt.
Neben unserer Sammelbox für alte Batterien lag ein nicht mehr ganz aktuelles, kleines Samsung-Smartphone (J5), das mir vor allem durch seine Ausmaße auffiel. Damit meine ich nicht das große Display, sondern die Dicke des Teils: Rückseite und Display standen jeweils ein gutes Stück vom Gehäuse ab, dazwischen befand sich ein zum bersten prall aufgeblähter Akku. Achduschande…
Das Teil konnte da nicht liegen bleiben. Zuerst natürlich das obligatorische Foto. Danach habe ich das Ding mit spitzen Fingern genommen und erstmal vorsichtig zum Handyladen an der Ecke getragen. Hatte die Hoffnung, dass er eine Idee hat – aber ich erntete nur wildes Kopfschütteln und die Aufforderung, das Teil schnell wieder mitzunehmen. Was nun? Habe den Akku vorerst bei uns hinten auf dem Hof feuersicher in einer Ecke unter einer der Rampen deponiert, das zerbröselte Handy ist im Elektroschrott gelandet.
Nicht auszudenken, wenn das Ding hier im Laden in Flammen aufgegangen wäre.
Vor einer Weile tauchten im Internet Bilder von "Lidl"-Badelatschen auf. Ich hatte das nicht weiter verfolgt, schon gar nicht gedacht, dass die das Produkt tatsächlich verkaufen würden, und eigentlich nur kurz darüber geschmunzelt.
… und dann kommt doch tatsächlich jemand mit diesen Dingern an den Füßen hier rein.
Seit dem 10. Oktober sind in unserer Spendenbox übrigens schon insgesamt 114,15 Euro zusammengekommen. Vielen Dank an alle Spender, ich bin hellauf begeistert.
Ist es nur ein Zufall oder fangen einige Leute tatsächlich schon wieder an, bestimmte Produkte auf Vorrat zu kaufen? Beim Toilettenpapier ist der Effekt definitiv seit zwei Wochen spürbar. Dass das Regal mit den Fertiggerichten in Dosen so leer aussieht, könnte natürlich auch nur ein Zufall sein, aber wenn ich an unsere normalen, durchschnittlichen Abverkäufe denke, so glaube ich eher, dass das unmittelbar mit einem möglichen Lockdown / Shutdown, immerhin sind wir hier offiziell ein Corona-Risikogebiet, zu tun haben könnte. (Wenngleich irgendein "Hamster-Effekt" bei weitem nicht so spürbar ist, wie vor einem halben Jahr!)
Ès stand die Frage im Raum, ob wir denn derzeit alkoholfreies Bier nach 23 Uhr noch verkaufen dürfen. Natürlich dürfen wir das, auch wenn ein Teil dieser Produkte sogar kleine, nicht deklarierungspflichtige Alkoholmengen beinhaltet.
Genauso, wie wir alkoholfreies Bier (Wie auch Wein und Sekt) an Kinder verkaufen dürfen, wenngleich einem diese Vorstellung irgendwie widerstreben mag. Rechtlich ist daran nichts auszusetzen.
Nachdem man erst mit Kunden darüber diskutieren musste, dass sie Abstand halten und die Markierungen auf dem Boden beachten sollen, musste man später mit Kunden darüber diskutieren, dass sie nicht ohne Maske hier in den Laden kommen. Daran haben sich inzwischen (fast) alle gewöhnt, dafür müssen wir jetzt mit Kunden darüber diskutieren, warum sie ab 23 Uhr keinen Alkohol mehr kaufen dürfen. #augenverdrehsmiley
Bremen ist neuerdings ein offizielles Corona-Risikogebiet. Am Freitag, nachdem die Ware gepackt war, präsentierte sich unser Regal mit Toilettenpapier komplett vollgestopft. Am frühen Abend war das Regal dagegen fast leer. Von vier Packungen mal abgesehen.
Ob das nun einfach nur ein Zufall war oder ob der neue Risiko-Status der Stadt eine erneute Welle des Bunkerns ausgelöst hat, kann ich noch nicht sagen. Vorsorglich hatte ich meine Bestellung zu heute aber "etwas" größer ausfallen lassen und wie vor einem halben Jahr wieder das Kühlregal mit Klopapier vollgestapelt. Vielleicht rettet uns das demnächst noch den Arsch. Pun intended.
Seit gestern und zumindest für die nächsten Wochen gilt hier in Bremen im Zeitraum von 23 bis 6 Uhr ein generelles Verkaufsverbot für Alkohol, von welchem wir hier folglich auch betroffen sind. Den Vorschlag, so lange generell eine Stunde früher zu schließen, da spät abends ohnehin jeder zweite Kunde alkoholhaltige Getränke hier einkauft, fand ich nicht gut und so müssen wir es irgendwie hinbekommen, ab 23 Uhr darauf zu achten, dass diese Vorgehensweise strikt eingehalten wird.
Habe schon in unserer IT-Abteilung angerufen und mal nachgefragt, ob unser Kassensystem die Möglichkeit bietet, bestimmte Artikel oder idealerweise komplette Warengruppen mit einer Uhrzeit zu kombinieren, so dass eine entsprechende Meldung auf dem Display erscheint. Leider ist das bei unserem System technisch nicht möglich und "mal eben" wird sowas auch nicht implementiert. Also müssen wir da irgendwie händisch und mit viel Aufmerksamkeit durch.
(Wie dieses Verkaufsverbot ab 23 Uhr dabei helfen soll, die Zahl der Infektionen zu begrenzen, erschließt sich mir nicht. Aber ich kann das auch nicht verstehen, bin ja schließlich kein Politiker.)