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Die brutale Antwort

Kleiner Artikel zum Thema Unternehmensgründung im Business Insider: Ein Student fragte Elon Musk nach einem Erfolgstipp und bekam eine brutale Antwort

Besonders diesen Absatz (Nicht von Musk, sondern vom BI) finde ich bemerkenswert:

Mit einem Startup kommen nämlich nicht nur Erfolge, Geld und Annehmlichkeiten, sondern auch Fehlschläge, Risiken, erfolglose Versuche und es braucht einen eisernen Willen, das alles über Jahre wegstecken zu können. Das ist eine schwierige Mentalität, die nicht jeder hat. Wer es dennoch wagt, könnte enttäuscht werden und über Jahre hinweg unglücklich werden, bis es vielleicht doch einmal zum Erfolg kommt. Garantieren kann einem das aber niemand. Für eine mögliche Durststrecke muss man gemacht sein.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Leute getroffen, die sich selbstständig machen möchten, weil das der Weg ist, schnell und bequem mit wenig Arbeit zu viel Geld oder zumindest einem guten und sicheren Auskommen zu gelangen. Total einfach, Gewerbe anmelden, Porsche kaufen, Mitgliedschaft im Golfclub beantragen und von heute auf morgen in die High Society aufsteigen. Ist bei mir ja schließlich auch so. Ich komme morgens, wann ich will, hocke im Büro, schreibe hier am Blog herum, surfe im Internet und zähle das Geld. Easy. Und jetzt mal zu den Fakten.

Dass mein Job hier so geschmeidig aussieht, liegt einzig daran, dass ich das seit über 20 Jahren mache und entsprechend Erfahrung und Routine habe. Die ersten sieben Jahre meiner Selbstständigkeit bedeuteten quasi ausnahmslos 7-Tage-Wochen. In der ersten Zeit waren wir täglich von 6 bis mindestens 21 Uhr in der Firma, 120-Stunden-Wochen, die ich nicht im Büro sitzend verbracht habe, waren da nicht ungewöhnlich. Neidische Blicke habe ich nicht bekommen, eher nur Mitleid und auch Sprüche wie "Du musst dir auch mal einen freien Tag gönnen" – leicht gesagt, wenn einem nicht ein sechsstelliger Schuldenberg im Nacken hängt, für den man als Gründer und junger Mensch vollumfänglich privat haftet. Man hat, wenn man alleine hinter dem Unternehmen steht, die Verantwortung für alles, das kann schon ziemlicher Druck sein. Wenn dann auch noch Angestellte dazu kommen, steigt die Verantwortung auf eine ganz neue Stufe, weil diese dann auch noch fremde Menschen und ggf. deren Familien mit einbezieht. Ihr könnt das jetzt einfach für alle möglichen Bereiche in einer Firma beliebig weiterspinnen.

Ein Spruch, den ich mir vor ein paar Jahren mal ausgedachte hatte, fasst es sehr gut zusammen: "Der Vorteil einer Selbstständigkeit ist, dass man alles alleine entscheiden kann. Der Nachteil ist, dass man alles alleine entscheiden muss."

Ich würde es aber wieder machen. :-)

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Kommentare

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Hendrick am :

Und offensichtlich machst Du (evtl. inzwischen) ziemlich viel richtig dabei.

Aber, Du zählst das Geld. Ich ging davon aus, daß Du es bereits wiegen läßt. ;-)

ZumBeispielJohnDo3 am :

Geldberge fotografieren und dann schätzen lassen, alles andere dauert zu lange.

z.B. John Doe am :

Björn in seiner Lagerhalle

https://cdn.meine-vrm.de/M8E_EjXxHnbjcmzVcl3JQPz2h_M=/1020x510/smart/819%2F18735%2F18735875%2F36581502.jpg

Christian_08 am :

Es gilt der alte Spruch: "Wer selbständig ist, arbeitet selbst und ständig."

Was mich an diesen Interviews erfolgreicher Menschen stört: Diese Leute hatten Erfolg. Noch mehr Leute aber nicht. Die werden aber nicht interviewt. Es gibt kein Patentrezept zum Erfolg (Außer man schreibt selbst ein Buch "Patentrezept zum Reichwerden). Und es gehört auch immer eine große Portion Glück dazu.

Andy am :

Stichwort "Survivorship Bias": https://de.wikipedia.org/wiki/Survivorship_Bias

Wie du schon schreibst: Die (zahlreichen) gescheiterten Selbstständigen sind eben längst nicht so präsent wie die, die erfolgreich sind.

RetailEmi am :

Da sehe ich auch das Problem. Wir hören immer nur von Erfolgen, aber selten von denen die zwar täglich kämpfen, aber nicht groß werden.

Ist wie mit Börsenspekulationen oder Lotto-Spielen: In Erzählungen sind die Erfolge so überrepräsentiert, dass man vergisst, dass diese Ausnahmen eben Ausnahmen sind und nicht die Regel.

Ich kann mir nicht vorstellen selbtständig zu sein. Der Druck und das (finanzielle) Risiko wären mir auf Dauer zu viel. Aber ziehe den Hut vor jedem, der solche Träume wirklich durchzieht.

Petra Petroleum am :

"Ich kann mir nicht vorstellen selbtständig zu sein. Der Druck und das (finanzielle) Risiko wären mir auf Dauer zu viel."

Du bist das Ergebnis einer durch und durch auf Angestelltenmentalität abzielenden Prägung, die hierzulande fast jeder erfährt.

Ich seh es komplett anders: Mir ist das Risiko, von den Entscheidungen anderer über mir abghängig zu sein, viel zu groß.

Raoul am :

Das ist man aber auch als Selbständiger – man braucht Aufträge, Kunden, Gläubige, wasauchimmer. Ich bereue es zwar auch nicht, selbständig zu sein, aber ich finde als solcher ist man noch viel mehr abhängig von Entscheidungen anderer. Ein Arbeitsschutzgesetz gibt es für uns schonmal nicht.

SPages am :

Ja, Selbständigkeit ist kein Ponnyhof. Du stehst für deine Fehler gerade und wenn du gerade nicht in der Firma warst am Ende ggf. auch für Mitarbeiterfehler.

Es gibt Tage da hast du den Eindruck durchs Mienenfeld zu marschieren. Zum Glück halten sich diese Tage in grenzen.

rüdiger am :

Das mit dem selbst Entscheiden wird einem aber durch die hingebungsvolle Unterstützung diverser Behörden sehr leicht gemacht.
An allen Ecken und Enden bekommt man Steine in den Weg gerollt-> da gehts nicht weiter -> Umweg.
Damit der Geldberg nicht zu groß wird, wird mit diversen Gebühren; Steuern, Abgaben unterstützend eingegriffen.

Amsel am :

Ich bin auch seit 2002 selbstständig (ups, dann sind ja auch bald 20 Jahre). Ich hatte das große Glück, das mir kein Schuldenberg im Nacken hing, da sich die Investitionen am Anfang in Grenzen hielten. Was ich mir mal anhören musste, war: "Du bist doch selbstständig, also hast Du auch Kohle". Was aber dahinter steht, wie Du schon schreibst, sieht mal wieder keiner. Reich wird man mit ehrlicher Arbeit eh nicht. Glücklicherweise habe ich es auch geschaft, eine Woche auf 60-70 Arbeitsstunden zu reduzieren und der Sonntag ist generell frei. Aber den Spruch mit dem Entscheiden muss ich mir merken, der ist gut.

Lou Garden am :

Dazu meine volle Zustimmung. Ich bin seit knapp 3 Jahren selbstständig, und bereue es nicht, auch wenn ich in dieser 7-Tage-Woche-Phase noch voll drin bin. Corona hin oder her, ich kann das tun, was ich immer machen wollte, und werde dafür auch noch bezahlt. Bin aber keinem wirklich Rechenschaft schuldig, habe keinen Chef. Beim Kunden denke ich nicht zuerst daran, dass ich jede Stunde abrechnen kann - sondern freue(!) mich tatsächlich, heute wie vor 3 Jahren, meistens auf die Arbeit. Auch am Sonntag.

Immer, wenn ich diesen Quark lese - Jugend, die sich selbstständig machen will - ich war bei meiner Gründung auch keine 21 - schwingt da der Traum vom Reichtum mit. Ich weiß nicht, warum das so ist. Die meisten jungen Gründer, die ich kennengelernt habe, waren einfach naiv, hatten *die* Idee für eine App oder ein Amazon-FBA-Dropshipping-Business, aber waren mit ihrer ESt-Erklärung oder der Reverse-Charge-Regelung überfordert. An Selbstständigkeit mit "klassischen" Dienstleistungen denkt irgendwie aber niemand.

Innovativ war ich nie, aber dafür sagen meine Kunden, dass ich meine Sache gut mache - vielleicht besser als manch anderer. Reich werde ich damit auch nicht, aber irrsinnig zufrieden. Scheint beim Herrn Harste doch auch so zu sein, oder? Also vieles richtig gemacht ;-)

Hans am :

Wieso eigentlich persönlich haften und nicht lieber z.B. GmbH werden?

Kuddel Daddeldu am :

Weil einer jungen GmbH kaum eine Bank einen Kredit gibt, ohne den Geschäftsführer in die persönliche Haftung zu nehmen (es sei denn, es sind andere Sicherheiten da wie z.B. Grundbesitz).

Peter am :

weil du für eine GmbH erstmal eine größere Summe als sicherheit hinterlegen must .....

J D am :

Die 25.000 € Mindeststammkapital musst du erst mal aufbringen.
Dazu kommt dann noch der ganze Formalkram. Dokumentation hier, Dokumentation da. Für jeden Mist musst du dich mit dir selbst versammeln. Doppelte Buchführung und Bilanzierungspflicht inkl. Veröffentlichung im Bundesanzeiger sind da wohl eher noch die harmloseren Dinge.

Und wie "Kuddel Daddeldu" schon geschrieben hat: Bei einer kleinen GmbH haftest du gegenüber den Banken sowieso immer persönlich. Sonst gibt es keinen Kredit.

Für mittlere und größere Unternehmen ist die GmbH definitiv das richtige (wie für "meine" Firma). Aber für einen kleinen inhabergeführten Supermarkt wie Björns Edeka ist man in der Regel mit einer Personengesellschaft ganz gut bedient.

TOMRA am :

Mini GmbH oder Ein Euro GmbH oder UG (haftungsbeschränkt) kennst du, oder?

J D am :

Ja, kenne ich. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich mit den Besonderheiten dieser Gesellschaftsform bisher nicht besonders tiefgründig beschäftigt habe. Wir machen mit einer UG oder einer Ldt. keine partnerschaftlichen Geschäfte. Grundsätzlich nicht. Eine UG zahlt bei uns ausschließlich und immer Vorkasse. Damit steht sie sogar noch unter Privatpersonen. Es gibt einen guten Grund, warum es bei Kapitalgesellschaften ein Mindeststammkapital gibt. Entweder ist ausreichend haftendes Kapital in der Gesellschaft vorhanden, oder du haftest eben privat. Kein Kapital und keine Haftung wirkt auf potentielle Gläubiger nun mal nicht sehr anziehend.

Wie groß ist denn wirklich die Bürokratieentlastung bei einer UG denn wirklich? Soweit ich das sehe, muss die UG (entsprechende ihrer Größe) die meisten Formal-Sachen auch machen, zu der eine GmbH verpflichtet ist. Hast du da konkrete Beispiele, was da wegfällt?

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass die meisten (fast alle) UGs, die mir bisher über den Weg gelaufen sind, eher mäßig vertrauenswürdig wirkten. Und wenn ich mir anschaue, wie viele Scheinfirmen bekannte Betrüger verwenden, wundert mich auch die angeblich so große Zahl der UG-Gründungen nicht.

Dude am :

Außerdem gibt es trotz Haftungsbeschränkung immer das Thema Geschäftsführerhaftung z.B. bei Insolvenzverschleppung. Das ist ja fast die Regel.

Christian Meyer am :

Im originalen englischen Text geht es weniger um Selbstständigkeit, sondern um das Erfolgsrezept für einen "Entrepreneur", was eher mit "Gründer" übersetzt wird.
'Ein Entrepreneur zeichnet sich beispielsweise aus durch: Ideen, die ihrer Zeit voraus sind; eine disruptive Persönlichkeit; ein großes Gespür für Innovationen.'

Also eher Steve Jobs als Björn Harste ;-)

Die Nachricht ist übrigens von 2017: https://www.inc.com/ari-zoldan/this-weird-advice-from-elon-musk-is-a-must-read-for-every-budding-entrepreneur.html und bezieht sich auf eine Aussage von Musk von *2012*: https://youtu.be/8uvzimVM7n0?t=141
Ist das niemandem aufgefallen? :-O

The real JD am :

Dann darf man ja womöglich das ganze Zeug noch vorfinanzieren, bevor es womöglich geklaut wird oder das MHD abgelaufen ist.

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