Alte Menschen sind oft einsam. Darum sind Einkaufsläden oder Wochenmärkte eine beliebte Anlaufstelle für sie. Dort treffen sie viele Menschen und hoffen auf das eine oder andere Gespräch oder Bekanntschaft. Das ist bei uns nicht anders. Wann immer sich ein Gespräch mit einem älteren Kunden oder einer älteren Kundin ergibt, hören wir anständig zu. Die meisten Kunden merken zum Glück irgendwann selber, dass man ja auch noch andere Sachen zu tun hat und beenden das Gespräch von alleine: "Oh, ich möchte Sie jetzt aber nicht länger aufhalten. Sie haben zu tun..."
Dann ist da noch eine sehr alte Frau mit Rollator, die wir immer "Oma Anna" nennen. Keine Ahnung, ob sie wirklich so heißt. Aber auf jeden Fall ist sie sehr einsam, sehr gesprächig – und sehr vergesslich.
Wenn sie es schafft, mit jemandem ins Gespräch zu kommen, erzählt sie ihrem (meist weiblichen ) "Opfer" ihre ganze Lebensgeschichte. Es kommt durchaus mal vor, dass sie über eine Stunde mit jemandem hier in Laden steht und redet. Das Spiel kann sich durchaus mehrfach hintereinander wiederholen. "Anna" stört es nicht, alles wieder und wieder zu erzählen und auf diese Weise verbringt sie teilweise mehrere Stunden täglich hier im Laden.
Eigentlich müsste man helfen – aber wie?
Ein Kunde suchte ein bestimmtes Produkt, dass wir vor allem deshalb nicht führen, da es nicht hergestellt wird. Im konkreten Fall ging es um eine alkoholfreie Variante einer bestimmten Biermarke.
Den Artikel gab es nie, wohlgemerkt. Es ist also auszuschließen, dass die Produktion eingestellt wurde. Was nützen alle Erklärungen, wenn der Kunde darauf besteht, dass er dass Bier schon einmal getrunken hat und dass es ja wohl möglich wäre, die Produkte eines regionalen Anbieters besorgen zu können?
Eine Kundin reklamiert H-Milch, die ganz offensichtlich verdorben war. Sie hatte das geöffnete Tetrapack in einen großen Gefrierbeutel gesteckt, auf dem Weg zu uns war schon einiges von der Milch ausgelaufen und hatte sich in dem Beutel verteilt.
Nachdem die Umstände besprochen waren, war die Kundin zwar immer noch über ihren ungenießbaren Kaffee enttäuscht, zeigte aber doch zumindest Verständnis und verstand, dass der Fehler bei ihr lag.
Hier die Zusammenfassung, die möglicherweise auch für den einen oder anderen Leser eine neue Erkenntnis sein könnte: Das Mindesthalbarkeitsdatum auf H-Milch (und im Übrigen auch auf allen anderen Lebensmitteln) gilt natürlich nur dann, wenn die Verpackung nicht geöffnet wurde. Und auch, wenn die entsprechenden Lagerbedingungen eingehalten wurden, wie z.B. die gekühlte oder tiefgefrorene Lagerung.
H-Milch, um beim aktuellen Beispiel zu bleiben, ist im geschlossenen Zustand ungekühlt haltbar. Sobald die Packung auf ist, sollte man sie im Kühlschrank zwischenlagern und wie jede andere Milch innerhalb einiger Tage verbrauchen.
Steht die geöffnete Milchpackung nun eine Woche ungekühlt auf dem Küchentisch, ist durchaus nachzuvollziehen, dass das Geschmackserlebnis ein ganz –öhm– "eigenartiges" ist...
Meine Mitarbeiterin
musste mal dringend von der Kasse aufstehen und stellte deshalb das (immer noch unbeschädigte) "Kasse geschlossen"-Schild auf.
Ein Kunde, der gerade die Richtung eingeschlagen hatte, ließ ein deutlich vernehmbares "
Ooooooooohhh..." verlauten.
"
Na, los, kommen Sie eben noch rüber. Da mag man ja gar nicht zumachen, wenn einer so mitleiderregend 'Ooooh!
' sagt", erwiderte meine Kassiereren und öffnete noch einmal die Kasse.
Sollte man sich mal als Tipp merken.
...auf der Rückseite aufgeführten Märkten."
Und nun fragen wir uns, wie dieser Gutschein in MEINE Kasse kommt.
(Gut, es bringt mich jetzt nicht um, dass der Kunde oder die Kundin die Pizza für 50 Cent weniger bekommen hat und sicherlich hätte ich den Gutschein auch selber an der Kasse angenommen – aber so ohne Rücksprache war die Aktion eigentlich nicht ganz korrekt.)
Wir haben in dieser Woche Ananas für genau einen Euro pro Stück im Angebot. Bezüglich der Absatzzahlen hatte ich aber durchaus mehr erwartet – die Früchte laufen doch eher schleppend.
Ich kann mir aber schon vorstellen, warum das so ist. "Bei dem Preis haben die bestimmt einen Haken. Zweite Wahl wahrscheinlich nur, überreif oder mit extra viel Pflanzenschutzmitteln gespritzt. Nee, die kaufe ich ganz bestimmt nicht."
Kunden...
Zwei junge Frauen standen am Restetisch und unterhielten sich über reduzierten Fertigkuchen: "Igitt! Der läuft in einer Woche ab, den esse ich doch nicht mehr. Wer weiß, was man sich da einfängt!"
Genau. Besser nicht kaufen!!!1111eineinsself
Ich denke nicht, dass diese Beschriftung hier erst im Laden angebracht wurde. Dafür sieht die Farbe einfach viel zu verwaschen aus. Auf jeden Fall haben wir diese Kiste jetzt erstmal aus dem Verkehr gezogen und eigentlich müsste man sie so weit manipulieren, dass sie nicht wieder weiterbefüllt werden kann. Zumindest nicht "anonym maschinell".
Eine ältere Frau rief an und beschwerte sich über einen Posten auf ihrem Kassenbon. Sie erklärte mir, dass ihr über "Zweimarkfünfzig" dafür berechnet worden seien und dass sie sonst nur die Hälfte dafür zahlen würde. Das wäre ja eine Frechheit, die so teuer zu machen.
Eine Nachbarin hatte für sie eingekauft und beim späteren Kontrollieren der Abrechnung war ihr der "Wucher" aufgefallen.
Nun, wenn sie die Sahne nicht schon angebrochen hätte, wäre der Umtausch sogar durchaus möglich gewesen. Sie hatte nämlich von ihrer Bekannten versehentlich laktosefreie Sprühsahne bekommen und die ist nunmal teurer als die Discountware. In meinem Fall hier entspricht das ziemlich genau dem Faktor Zwei.
Ich rechnete bei meinen Ausführen schon mit dem Schlimmsten, aber sie hatte offenbar Verständnis für alles und nahm sich fest vor, beim nächsten Mal ihrer Nachbarin genau zu sagen, was sie nicht mitbringen soll.
"Guck dir mal den Mann mit dem Rucksack an, der gerade da in der Nähe vom Kühlregal steht", sprach mich einer meiner Mitarbeiter etwas besorgt an.
Also ab ins Büro und mal ein bisschen über die Videoanlage zusehen. Tatsächlich verhielt sich die "verdächtige Person" (bei uns mit VP abgekürzt) durchaus auffällig und passte gut in das Raster hinein, dass auch der durchschnittliche Ladendieb an den Tag legt: Scheinbar unschlüssig hin und her gehen, immer wieder umsehen und allgemein recht ziel- und planlos wirken.
Aber irgendwie wollte er nichts einstecken. Er hatte keine dicke Jacke an, keine weiteren Taschen bei sich und den Rucksack behielt er auch auf dem Rücken. Was macht der da?!?
Ich beschloss, dass der Mann doch keine "VP" ist und ging einfach mal an ihm vorbei. Er tipperte irgendetwas in seinen PDA. Vermutlich Artikeldaten und/oder Preise, denn mit der Spitze seines Zeigestiftes wechselte er immer wieder zwischen dem Display un den Regaletiketten hin und her.
Ich ließ ihn gewähren ohne etwas zu sagen. In den meisten Läden sind solche Aktionen nicht gerne gesehen – aber mal ehrlich: Wenn jemand unbedingt die Preise von der Konkurrenz wissen möchte, kann er sie notfalls auch unauffällig aufschreiben. Dann würde ihn auch niemand daran hindern. Und vielleicht hatten die Notizen ja auch vollkommen andere Gründe...
Schon irritierend, wenn man die im Blogtitel genannte Frage selber zu hören bekommt. Als Mitarbeiter!
Ich hockte vor einem Regal und war dabei, eine Bestellung in mein kleines Datenerfassungsgerät zu hacken. Um mich herum waren keine Kunden, das wusste ich, lediglich eine Stammkundin kam durch den Eingang auf mich zu und hielt sich im Bereich hinter mir auf. Plötzlich frage Sie: "
Suchen Sie etwas?"
"
Hey!", grinste ich zurück. "
Normalerweise stellen wir Mitarbeiter diese Frage."
Aber vielleicht sah mein Bestellversuch ja so verzweifelt und umständlich aus, dass sie Mitleid mit mir bekam.
Eine Gruppe Teenager und/oder Heranwachsender war im Laden. Sie waren in Partylaune und suchten sich die verschiedensten Waren zusammen. Einer hielt eine große (1,5 Liter) Packung Eistee in der Hand und spielte damit, indem er diese immer wieder etwas hochwarf.
Als er gerade zufällig vor einem größeren Stapel Getränkekisten stand, rutschte ihm die Packung beim Auffangversuch durch die Hand. Es war zu spät, um danach zu greifen - aber geistesgegenwärtig drückte der junge Mann seinen Unterleib nach vorne, um den Eistee an den Kistenstapel zu drücken und daran zu hintern, herunterzufallen.
Der Gesichtsausdruck sprach Bände, die gebückte Haltung und die Hand im Schritt auch. Muss ein Volltreffer gewesen sein.
Im Vorbegehen aufgeschnappter Gesprächsfetzer zwischen zwei Kunden, die vor einem Regal standen und sich nicht ganz einigen konnten, was sie nun kaufen: "...den Bio-Scheiß will ich jedenfalls nicht..."
Ist ja nun nicht das erste Mal, dass ich sowas in der Art zu hören bekomme. Warum ist die Meinung über Bioprodukte so schlecht? Warum? Kann ich zumindest teilweise erklären: Die Produkte sind nicht nur aus ökologischer Erzeugung sondern oftmals von und für Leute, die allgemein sehr "natürlich" leben wollen. Geschmacklich waren die Produkte häufig ein Desaster. Bio-Kartoffelchips gab es, aber die Würzungen waren nur ganz dezent. Das kam bei vielen Kunden nicht an. Bio-Nudeln waren entweder aus Vollkorn oder Dinkel. Es gab keine "normalen" hellen Nudeln aus Bio-Weizen, da das volle Korn ja "viel gesünder" ist. Wenn ich als Kunde Geschmack und Konsistenz von hellen Nudeln haben wollte, musste ich auf Bio verzichten. Zwei Beispiele, die sich in der Art im Grunde durch das ganze Sortiment ziehen. Dass sich die Meinung "Bio schmeckt nicht" bei vielen Verbrauchern im Laufe der Jahre geprägt hat, ist mehr als verständlich. Allerdings hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich viel geändert, denn die Hersteller haben auch gemerkt, dass das Image vom kleinen, dunklen Bioladen mit Holzregalen bei den meisten Kunden nicht so gut ankommt.
Ein Kunde wollte
un-bed-dingt die ganz frisch aufgebackenen Brötchen haben. Ich hatte gerade die Backofentür geöffnet und stand noch in dem Dampfschwall, als sich der Mann schon mit einer leeren Brötchentüte neben mich drängte, um sich ein paar Brötchen einzupacken.
"
Vorsicht!, sagte ich noch. "
Die sind ganz heiß, ich habe den Ofen doch gerade erst aufgemacht."
Er wird sich in den nächsten Tagen vermutlich noch häufiger daran erinnern, dass sowohl ein Ofen als auch sein Inhalt durchaus etwas warm ist.
Während ich gerade telefonierte, beobachtete ich nebenbei den Überwachungsmonitor der Videoanlage, auf dem gerade die Eingangstüren gezeigt wurden.
Ein Kunde kam von den Kassen und schob einen Einkaufswagen vor sich hier, in dem in dem oberen Korb sechs Kisten Mineralwasser in zwei Stapeln aufgetürmt standen. Er schob den Wagen durch die offene Tür und zögerte kurz vor der kleinen Stufe.
"Du willst doch den Wagen da jetzt nicht so vorwärts runterschieben? Das geht schief!", dachte ich noch laut bei mir.
Waren ja zum Glück nur PET-Flaschen, von denen nach Aussage meines Mitarbeiter, der den Kunden zuvor abkassiert hatte, auch keine zu Bruch gegangen war.