Eine Kundin erkundigte sich nach einem Mitarbeiter, der seit einigen Wochen krank ist und über dessen weitere Zukunft wir nicht genau Bescheid wissen. Selbst wenn ich etwas wüsste, hätte ich es ihr nicht erzählt – aber ich ging davon aus, dass ihr ein diffuses "Er ist wohl krank und wird eventuell auch nicht mehr wiederkommen." reichen würde.
Ihre Antwort: "Dann schicken Sie ihm doch mal eine Abmahnung!"
Ein leicht heruntergekommener und angetrunkener Kunde gab zu, dass er zwar tatsächlich woanders schon geklaut hat und dazu insgesamt "eine menge Scheiße laufen" hätte, aber doch nicht so dämlich wäre, ausgerechnet in seinem Stammladen um die Ecke zu klauen.
Ein (mittlerweile) Ex-Kunde mitsamt seiner Partnerin, die im Haus auf der anderen Straßenseite wohnen, hatte vor rund einem Jahr deutlich weniger Weitsicht.
Nach einer Weile des Grübelns kamen wir dann darauf, dass das von der Kundin gesuchte "Dragonbrot", so zumindest hatte mir eine Mitarbeiterin das Anliegen ins Büro übertragen, in Wirklichkeit ein ganz profanes "Dreikornbrot" war.
Ein Kunde, der so wenig kaufte, dass ich von mir aus nicht drauf kam, dass er eine Tüte benötigen könnte, blaffte mich an, ich solle ihm eine Tüte berechnen, ich entgegnete, dazu müsste ich wissen, welche Tüte.
"Egal, welche." (Hätte die Riesentüten für € 1,79 nehmen sollen.)
Ich blieb freundlich, buchte keine Tüte, sondern wartete ab, für welche sich der Kumpel des Kunden entscheiden würde, der ganz gemütlich den Tütenstapel umwälzte. Er brauchte ein wenig für die Formulierung, vielleicht löst er Auseinandersetzung sonst mit nonverbaler Kommunikation, aber unvermittelt spie der Kunde mir die Äusserung entgegen "Wenn ich dein Chef wäre, ich hätte dich jetzt entlassen!!"
Aha. Interessant. "Warum genau? Warum jetzt?"
Die Nachfrage versetzte ihn regelrecht in Rage: "Wenn ich dein Chef wäre, ich hätte dich entlassen, weil du nem Super-Kunden keine Tüte ... äh" – "weil ich nem Kunden, der vielleicht keine Tüte braucht, keine Tüte aufdränge, und als er zu erkennen gibt, dass er eine Tüte benötigt, rate ich nicht zu der teuersten Tüte?"
"Ja genau!"
An dieser Stelle sich das Meme vorstellen "That escalated quickly…"
Sein Kumpel, der Stammkunde war, konnte den Dialog nicht mehr ertragen: "Du bist Chef von nix, ausser nem Bauchladen, und ich will hier weiter einkaufen, also mach mal nen Flachpass."
Immer wieder nett, wenn man Kunden freundlich grüßt, vorzugsweise mit Nennung der Tageszeit (im aktuellen Fall eben "Guten Morgen.") – und man als Antwort nur einen Blick bekommt, der eine gewisse Leere in den oberen Etagen vermuten lässt.
Kunde in verschwörerischem Tonfall zu mir: "Wenn ich dir verrate, dass meine Eltern die Geschwister waren, die diesen Laden hier aufgebaut haben, habt Ihr dann ein Gäste-WC?"
Antwort: "Tut mir leid, nein. Dass deine Eltern Geschwister waren, wirkt sich dabei nicht aus. Schönes Wochenende."
Ein Kunde lief mit einem unserer Einkaufskörbe durch den Markt. Er hatte bereits etwas Gemüse und ein paar andere Lebensmittel in dem Korb, als er diesen plötzlich vor einem Regal abstellte, zum Knabbergebäck lief, eine Tüte Chips nahm, zur Kasse ging, die Chips bezahlte und schließlich den Laden verließ.
Eine ältere Frau schob einen riesigen Haufen leerer Bierflaschen in Richtung Leergutautomat. Sie muss den skeptischen oder erstaunen Blick eines Kollegen registriert haben, jedenfalls erklärte sie ihm: "Die habe ich nicht alle getrunken. Ich habe meinen Enkel rausgeworfen!"
An der Kasse wollten ein paar Jugendliche mit offensichtlichem Migrationshintergrund Zigaretten kaufen. Einer von ihnen wirkte wie höchstens 16, alle anderen noch deutlich jünger. Also fragte meine Kassiererin nach einem Ausweis. Hatte er nicht dabei, also gab es auch keine Kippen.
"Das machen Sie doch nur, weil wir Ausländer sind."
Den Satz haben wir schon so oft gehört. Es kitzelt seit einer Weile ernsthaft in den Fingern, da jedes Mal mit "Ja!" zu antworten. Aber das ist vermutlich lebensgefährlich.
Direkt hinter der Eingangstür erkundigte er sich schon bei ihr nach unserem Namen: "Mama, warum heißt der Laden SPAR?"
Ihre Antwort: "Damit die Leute denken, dass sie hier sparen."
Entweder wollte sie eine schnelle Antwort loswerden oder sie hält das tatsächlich für einen Imperativ von "sparen". Aber mal ehrlich: An SPAREN denke ich nichtmal mehr, wenn an einem Laden auf einem haushohen Banner dransteht, dass Geiz geil sein soll. Da müsste man schon sehr naiv sein…
Eine Kundin stand mit ihrem etwa 1,5 Jahre alten Sohn bei mir an der Kasse. Der Junge entdeckte irgendwann das Motiv an unserer Tierfutterspendenbox, zeigte in die Richtung, freute sich und Mama erklärte: "Das ist ein Wauwau."
"Wauwau!", wiederholte der Kleine.
Ich mischte mich dezent ein, indem ich bestätigte: "Genau, das ist ein Hund."
"Mau!", erwiderte der Junge danach, zeigte auf die Fellgurke Katze neben dem Hund und seine Mutter bestätigte seine Entdeckung, indem sie ihm erklärte: "Das ist eine Mau."
Ich musste es einfach tun. Während ich ihrem Sohn in die Augen blickte, sagte ich ihm: "Richtig, das ist eine Katze, die da neben dem Hund sitzt."
Mehr habe ich mich nicht getraut. Wenn sich fremde Leute in Erziehungsfragen einmischen, geht das grundsätzlich nach hinten los. Warum bringen Leute ihren Kindern nur so einen Quark bei?! Selbst unsere Kleine wußte mit einem Jahr, dass eine Katze Katze heißt, auch wenn das mit der Aussprache natürlich noch nicht perfekt klappte.
Eine Stammkundin reklamierte, dass Sie eine Barauszahlung in Höhe von 50 Euro nicht bekommen hätte. Das sei allerdings schon rund zwei Wochen her. Sie hatte die Belege nicht mitgenommen und sich damit getröstet, dass ihr das geld dann wohl auch nicht vom Konto abgezogen würde – dem war allerdings nicht so.
Nachdem sie einen Kontoauszug mitbrachte, versuchte ich im Rahmen der Möglichkeiten, den Sachverhalt nachzuvollziehen. Die Abbuchung erfolgte in Höhe von ihrem Einkauf plus genau 50 Euro. Wenn sie das Geld nicht bekommen hätte, müsste es allerdings eine entsprechend hohe Kassendifferenz gegeben haben. Gab es an dem Tag bei dem Mitarbeiter allerdings nicht. Im Gegenteil: Es war überhaupt keine Differenz eingetragen, nicht einmal ein Cent. Das war allerdings schon fast wieder verdächtig, denn bei größeren Plus-Differenzen rechnen wir die Kassen oft passend ab, da kaum ein Kunde sich um größere Summen bringen läasst und sich diese Differenzen erfahrungsgemäß immer irgendwie aufklären.
Ich schwankte hin und her und dann war da noch was: Die Kundin hat ihr Konto bei der GLS-Bank und damit habe ich ihr einfach mal unterstellt, kein böser Mensch zu sein – und ihr das Geld in die Hand gedrückt.
…und dann war da noch dieser Aufsteller mit Bio-Wintertee, den eine Kundin auf ihrer Suche nach einem Karton um sein Unterteil erleichtert hat. Dumm nur, dass es ein "tragendes Bauteil" und damit für die Statik des Aufstellers relevant war. Nun lehnt er hilflos und gebrechlich an einem Regal.
Da er aber sowieso fast leer ist, werde ich ihn später vermutlich auf- und damit erlösen. Warum denken die Leute denn bloß nie mit…
Eine Kundin suchte hier im Markt "kleine Rasierer". Ich dachte, ihr wäre mit den Standard-Einwegrasierapparaten geholfen und freute mich schon, dass ich ihr den gewünschten Artikel zeigen konnte – allerdings legte sie die nur wieder enttäuscht ins Regal zurück.
Sie meinte schon tatsächlich kleine Rasierer. Für die Augenbrauen. Bis gerade eben wusste ich nichtmal, dass es sowas überhaupt gibt.
Haben wir natürlich nicht im Sortiment, da das schon ziemlich speziell ist. Oder kommt mir als Mann das nur so vor? Jedenfalls habe ich sie einfachmal mal an die nächste Drogerie verwiesen…