Enttäuschendes Erlebnis für eine Kundin: Gleich mehrere Artikel, die sie haben wollte, waren bei uns nicht mehr vorrätig. Die Feiertage haben doppelt dazu beigetragen, dass der Laden gerade relativ leer ist: Zum einen hatten wir weniger Liefertage, zum anderen wurde insgesamt mehr gekauft. Die wichtigen Artikel bestellen wir natürlich in der Zeit vemehrt, aber das ist insgesamt (gerade auch auf einer eher kleineren Ladenfläche) immer ein Glücksspiel.
"
Ich schicke zwar nicht gerne Kunden zum Mitbewerber, aber versuchen Sie es doch mal an der Ecke bei Penny. Vielleicht haben Sie dort mehr Glück", empfahl ich ihr. Aber da war sie schon und stand vor dem selben Problem.
Schließlich und nach mehreren Versuchen, Alternativen zu den gesuchten Produktlen zu finden, einigten wir uns darauf, dass Rezepte eigentlich immer nur grobe Richtlinien sind und dass sich Dinge nach dem eigenen Geschmack hervorragend ersetzen lassen. Müssten.
Als ich eben die Nikolaus-Ausmalbilder abgehängt habe, fiel mir dieses Bild auf. Was man nicht alles für ein Duplo tut.
Eine Kundin suchte "Zwiebeln für chinesisches Essen". Zwiebeln gibt es viele, was sie genau suchen würde, fragte ich.
"
So längliche."
"
Ach, dann meinen Sie bestimmt Lauchzwiebeln. Passt ja auch.
"
Nee, das sind so kurze.
"
Was denn nun?!
"
So längliche kurze sind das.
"
Ah, Schalotten bestimmt..?"
"
Nein."
Da konnte ich auch nicht weiterhelfen…
Eine Kundin wollte wissen, ob wir wohl einen kleinen Präsentkorb "zum Jahreswechsel" zusammenstellen könnten. Hatten wir zwar noch nie zuvor gemacht, aber leztendlich war die Aufgabe gar nicht so schwierig zu lösen. Ein paar Glücksbringer, eine Flasche Sekt, Bleigießen, ein paar Knallbonbons und das alles bunt dekoriert – fertig.
Sollte man sich mal für's nächste Jahr vormerken.
Heiligabend, irgendwann nach 14 Uhr.
Das Telefon hier im Markt klingelt ständig. Zunächst bin ich noch rangegangen und habe durchgängig umständlich erklären müssen, dass wir nicht bis 24 Uhr, sondern heute gar nicht mehr geöffnet haben und auch, warum das so ist.
Nun ignoriere ich das Gedüdel.
Gleich ist sowieso Feierabend, auch für mich. Euch allen wünsche ich ein paar schöne und besinnliche Weihnachtstage.
Ich habe in den Jahren schon viel gesehen, aber dass ein Kunde sein Leergut mit einer Schubkarre herbringt, habe ich bis dato auch noch nicht erlebt.
Eine ältere Stammkundin erkundigte sich neugierig bei mir: "
Wann ist denn nun ihre Gruselnacht?"
Verpasst.
Ein Gesprächsfetzen zwischen zwei männlichen Kunden, der durch zwei geöffnete Türen bis zu mir ins Büro durchdrang: "
Ich will was normales kaufen, keinen Bio-Scheiß."
Es wird noch ein langer Weg…
Dass Kunden nicht Bescheid sagen, wenn ihnen im Laden etwas zerbrochen ist, ist glücklicherweise eher die Ausnahme. Ärgerlich allerdings, wenn ein Kunde a) mal nicht sagt und es sich bei der zerbrochenen Ware b) um Rotwein handelt und dies c) um kurz vor Feierabend an einer wenig frequentierten Stelle passiert, so dass die Pfütze bis zum nächsten Morgen Zeit hat, einzuwirken…
Nächtliche Ruhestörung. Ein Mann war der Überzeugung, dass der Joghurtbedarf seiner Frau um halb zwei in der Nacht allen Ernstes einen Notfall darstellt.
Wie dumm kann ein erwachsener Mann sein?!
Alter Schwede… Es gibt Leute, die
duften riechen stinken so dermaßen wie eine alte Mülltonne, dass es vom Laden durch einen Nebenraum bis in mein Büro zieht – und zwar so intensiv, dass mir selbst aus knapp zehn Metern Entfernung von dem Mann fast schlecht wird.
Eine Kundin, die ein Problem mit dem Leergutautomaten hatte, kam zu mir an die Kasse und sprach mich von hinten an: "
Ich habe gerufen, aber da ist noch keiner. Schlafen die noch alle?"
Ist wohl die naheliegendste Möglichkeit.
Wenn mir hier mal ein gebackenes Brötchen runterfällt, lege ich es (natürlich!) nicht wieder in die Auslage zurück, aber normalerweise hindert das weder mich noch jemanden aus dem Kollegenkreis daran, es zu essen.
Viele Kunden handhaben das genauso. Wenn ihnen, meistens beim Hantieren mit den zugegebenermaßen etwas unpraktischen Zangen, ein Brötchen auf den Fußboden fällt, packen die meisten Kunden es einfach in ihre Tüte. Einige Kunden legen das Brötchen dann auch irgendwo ins Brotregal (nur eben nicht in die Brötchenschütten zurück) oder geben es einem meiner Mitarbeiter.
Und dann war da noch dieser Kunde:
Angelte sich mehrere Brötchen mit der Zange aus der Box und stellte irgendwann fest, dass der Appetit größer als die Hände war. Um sich eine Tüte zu holen, legte er seine Brötchen einfach kurzerhand vor dem Brotregal in einer Reihe auf den Boden und sammelte sie dort nach ein paar Augenblicken wieder ein.
Brötchen auf dem Fußboden. Da hätten die meisten anderen Leute schon ziemlich schwer Panik geschoben.
Mein Mitarbeiter Gregor saß an der Kasse, als gegen Mittag ein junges Pärchen mit drei Kindern, davon eins im Kinderwagen, einkaufte. Naja, Zigaretten wollten sie haben. Sie erzählen, dass sie mit den Kindern zur Sparkasse wollen, die Sparschweine schlachten. Für sie selbst gebe es nichts. Bis auf Zigaretten, "natürlich". Gregor blieb wertneutral und stumm.
Der eine der beiden Jungs nimmt die beiden Zigarettenschachteln und pfeffert sie Richtung Scanner. "Ich bekomme dann 13 €", verkündete mein Mitarbeiter.
Sie durchwühlte alles, was sie an Klamotten trug, räumte auch kurz das Baby aus dem Kinderwagen – aber es war keine Geldbörse zu finden. "Ey, wie kann man so blöde sein und ohne Geld aus'm Haus?", sagt er. Gregor versuchte es mit beruhigenden Worten: "Das kann doch mal passieren…"
Er sagte dann: "Dann schlachten wir halt das Kindersparschwein!" und dann noch in Richtung der Kinder "Krichtihrzuhausewieder, ey, halt's Maul, jetzt fang nicht an zu heulen. Bah, du bist peinlich!"
Der eine Junge schluchzte stumm, der andere wartete bis sich genügend Wut aufgestaut hatte, und schrie und trat nach der Mutter. Sinngemäss könnte sein Gebrülle bedeutet haben: "Wir sollen Verzicht üben. Und Ihr könnt keinen beschissenen Tag ohne Zigaretten auskommen."
Die Mutter zu mir, als ob es mich was anginge: "Die kriegen das wieder, wir haben ja prinzipiell Geld."
Der Vater blafaselte, dass er sich das nächste Mal furchtbar aufregen werde, wenn den Kindern ein teures Geschenk gemacht werde. "Wie viele Zigaretten man für selbe Geld hätte kaufen können", schien dabei seine primäre Sorge gewesen zu sein.
Draussen fiel ein Schuss, aber er hörte ihn vermutlich nicht.
Warum finden es eigentlich so viele Kunden witzig oder spannend, ihre Ware selber (von ihrer Seite des Kassentisches dann natürlich überkopf zu erleben) am Scanner vorbeizuziehen?
Hmm, diese Begeisterung müsste man ausnutzen… Bin ich der einzige, der sich gerade an die Geschichte von Tom Sawyer und den Gartenzaun erinnert, den
er eigentlich streichen sollte?