Eine Kundin würde "Mohnknürkel" suchen, berichtete eine Mitarbeiterin einer erfahrenererin Kollegin.
Bitte, was?
"Mohnknürkel" oder so ähnlich.
Was soll das sein?
Weiß nicht. Irgendwas in Dosen jedenfalls.
Ein Energydrink?
Nee, das ist zum Essen. Das macht man heiß.
Öhm..? Mockturtle vielleicht?
Jaaaa, genau!
Na, geht doch.
Eine ältere Kundin wollte wissen:
"Kann man die Eier denn bedenkenlos essen? Ich meine, wegen der Katastrophe in Japan."
Was glauben die Leute eigentlich, woher die hier verkauften "Bio-Eier aus der Region" stammen?!?
Im Kreis sämtlicher heute Morgen anwesender Kolleginnen und Kollegen haben wir gemeinsam festgestellt, dass eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher in Partylaune an einem Montagmorgen (auch, wenn heute lt. Kalender schon Dienstag ist) einfach nicht zu ertragen ist.
…und dann war da noch die Kundin, der am Ostersamstag um kurz nach 21 Uhr einfiel, dass sie noch unbedingt eine Auswahl an Ostersüßwaren braucht – und dann ein langes Gesicht machte, als im Supermarkt kaum noch Ware vorrätig war.
Ein etwa achtjähriger Junge hat sich (
allerdings absichtlich) ausgiebig mit irgendeiner Sorte Axe eingesprüht. Stellenweise hat er seine Klamotten regelrecht mit dem Zeugs getränkt.
Naja, so wird ihn seine Mutter zumindest bis zur nächsten Dusche sogar im Dunkeln wiederfinden.
Eine Gruppe Jugendliche/Heranwachsender wollte unter anderem mehrere Flaschen Wodka und ein paar Schachteln Zigaretten kaufen. Da die Frage nach dem Alter nicht über ihr Aussehen eindeutig zu klären war, erkundige sich meine Mitarbeiterin an der Kasse pflichtgemäß nach einem Ausweis oder Führerschein.
"
Habb'sch'nisch", entgegnete der Wortführer.
"
Dann kann ich euch leider die Sachen hier nicht verkaufen", bekamen sie zur Antwort, während meine Mitarbeiterin den Alkohol und die Kippen bereits unter der Kasse verstaute.
"
Eh, komm, das war nur Schpass", sagte ein anderer aus der Gruppe. "
Er ist schon zwanzisch."
"
Dann wird er wohl einen Ausweis haben."
Der erste meldete sich wieder zu Wort: "
Wir sind mit Auto hier! Das ist wohl genug Beweis, oder?"
"
Nein, das beweist gar nichts. Selbst wenn du gefahren wärst könnte es ja sein, dass du noch unter 18 bist."
Ein anderer aus der Gruppe meldete sich: "
Isch hab' Ausweis draußen im Auto. Isch bin 21, dann kauf ich die Sachen!"
"
Gut, dann lauf' eben raus und hol' den Ausweis her. Ich warte hier so lange und dann können wir das endlich erledigen", bekam er als Antwort und erwiderte seinerseits:
"
Das ist doch albern. Soll'sch jetzt echt deswegen rausgehen?"
"
Ja, das wäre sinnvoll, wenn ihr den Wodka haben wollt."
Der ursprüngliche Wortführer meldete sich wieder, zog seinen Ausweis aus der Tasche und warf ihn auf die Geldablage des Kassentisches: "
Da. Guck. Bin zwanzisch."
"
Ich lass mich doch nicht verarschen. Die Chance habt ihr vertan. Eurem Verhalten nach seit ihr drei und'n Keks und damit bekommt ihr keinen Alkohol. Punkt."
Das haben die fünf erstaunlich diskussionsfrei hingenommen.
Eine Kundin sprach einen Kollegen an:
Wo haben Sie denn den Fernet Branca aus dem Angebot?
Den haben wir diese Woche gar nicht im Angebot.
Doch, das habe ich selber gelesen.
Ja? Wo das denn?
In der Tengelmann-Zeitungswerbung.
Aaaaha! Wir sind doch gar nicht Tengelmann.
Sie heißen ja auch mal so und mal so!
Morgen sind wir übrigens Markant, ab übermorgen bis zum Wochenende dann Globus und ab dem nächsten Montag geht's hier erstmal als ALDI weiter.
Wir hatten nach unserer "
Silvesterpanne" ja noch eine ganze Weile die nicht verkauften Glücksbringer an der Kasse stehen. "Glücksbringer" waren das diesmal ernsthaft nicht. Erst, dass wir sie zum Jahresende hier im Lager vergessen hatten und dann stellte auch noch irgendeine Torfnase eine kaputte Dose Energydrink in das Kunststoffschälchen und alles weichte in dem auslaufenden Energydrink auf.
Zusammen mit einer Kollegin blockierte ich kurzzeitig einen Gang hier im Markt. Sie schob mit ihrem Einkaufswagen in die eine, ich einen Rollbehälter in die andere Richtung. Und zu allem überfluss quatschten wir uns dabei auch noch fest und keiner kam mehr durch. Was sich auch, solange kein Kunde in der Nähe war, nicht als weiter problematisch erwies.
Bis dieser eine Kunde mittleren Alters seinen Einkaufswagen direkt in die Weinabteilung schieben wollte und ohne abzuwarten unfreundlich und relativ laut losranzte: "
HAT DAS HIER WAS ZU BEDEUTEN?!?"
Herz und Verstand: Stehen bleiben, auflaufen lassen.
Krämerseele: Freundlich lächeln, Platz machen.
Die Entscheidung ging übrigens mit einem 0:1 aus.
An beiden Kassen standen lange Schlangen und es staute sich ein paar Minuten. Während ein Kassierer mit der ec-Kartenzahlung einer Kundin nicht weiterkam, stolperte ein recht neuer Mitarbeiter an der anderen Kasse über ein Problem mit dem Drucker, das er (noch) nicht selber beheben konnte.
Trotz der langen Verzögerung waren alle Kunden an beiden Kassen ruhig und beobachteten friedlich, wie ich die Hardware wieder in Gang brachte.
Nur einem Kunden platze plötzlich der Kragen und er wurde sehr laut und ausfallend und fluchte und beschimpfte uns für unsere Unfähigkeit.
Was daraufhin passierte, war kaum zu glauben: Völlig unabhängig voneinander von mehreren Kunden aus unterschiedlichen Richtungen kamen etwa folgende Reaktionen: "Nun lassen Sie die Leute doch mal in Ruhe arbeiten." – "Dann gehen Sie doch woanders einkaufen." – "Bleiben Sie mal friedlich." – "Sie müssen ja hier nicht einkaufen." – "Die Arbeiten ja schon am Problem." – "Man muss sich hier nicht so aufführen" …
Reaktion des Mannes: Er ließ seine Sachen stehen und ging.
Ein Pärchen bezahlte einen Einkauf im Wert von knapp 100 Euro. Mit dabei waren unterschiedliche Milprodukte, unter anderem einige Packungen Mozzarella der Marke "Minus L", also aus unserem Regal mit laktosefreien Produkten. Mein Kassierer berichtete mir, dass sich etwa der folgende Dialog zwischen den beiden ereignet hat:
Nanu, ich wusste gar nicht, dass du eine Laktoseintoleranz hast.
Häh? Habe ich doch auch gar nicht.
Ja, aber… Du hast die ganzen Minus-L-Sachen da gekauft.
Ach, ja? Das ist Mozzarella.
Laktosefreier…
Hmm… Anderen hatte ich gar nicht gefunden.
Ausgerechnet Mozzarella. Dabei haben wir hier im Laden rund ein Dutzend (!) Sorten Mozzarella im Sortiment.
Eine ältere Kundin wunderte sich:
Ich weiß auch nicht, was hier los ist. Immer, wenn ich abends komme, sind hier ganz andere Leute als morgens.
Welch Überraschung. Bei einer täglichen Ladenöffnungszeit von immerhin 18 Stunden geht es nunmal nur mit 2-3 Schichten, die sich gegenseitig ablösen.
Ein Kunde suchte Rinderhack. Er stand vor der Fleischtruhe, wühlte sich durch die unterschiedlichsten Packungen und wirkte etwas verzeifelt, als er mir schließlich sein Problem schilderte. Ohne zu zögern griff ich in die Truhe und drückte ihm eine Packung "
Hackfleisch vom Jungbullen" in die Hand. Das wollte er aber nicht.
"Das ist aber reines Rinderhack", erklärte ich.
"Nee, das will ich nicht."
"Häh? Wieso das jetzt?"
"Jungbulle… Was soll das sein?"
"Eine männliche Kuh, nicht sehr alt."
"Nee, das nehme ich nicht."
"Aber D-A-S ist normales Rindfleisch. Sehr gutes dazu."
"Nee, das ist mir zu intensiv."
Dann eben nicht.
Eine ältere Frau kam an die Lagertür und wollte unbedingt "mit dem Chef" sprechen.
Sie erklärte mir, dass sie ja eine "treue und langjährige Stammkundin" wäre und momentan gerade "etwas knapp bei Kasse" sei und ob sie deshalb ihren Einkauf für ca. 2 Wochen hier anschreiben lassen könnte. Ich lehnte ab. Vor allem deshalb, weil ich sie noch
nie hier gesehen hatte und damit der Punkt "treu und langjährig" auf jeden Fall wegfiel. Sie bedankte sich für's Zuhören und ging.
In dem Moment kam gerade eine Kollegin ins Lager. Die alte Frau hielt sie an und erkundigte sich: "
Oh, könnten Sie mir wohl sagen, wo es hier zur Kasse geht?"
So viel zum Thema "langjährige Stammkundin"…
Rasierklingen sind bei uns ein eher schwergängiger Artikel. Da sie vor allem nicht im Laden stehen, sondern wir die Klingen nur auf Anfrage aus dem Lager herausgeben, verkaufen wir nur alle Jubeljahre mal ein Päckchen.
…und dann gibt es Tage wie heute: Gerade eben hat nämlich sogar schon der zweite Kunde dieses Morgens Klingen haben wollen. War am Wochenende irgendeine besonders bartwuchsfördernde Mondphase oder sowas?