Eine Kundin suchte ganz offensichtlich etwas. Sie ging durch verschiedene Gänge und zu verschiedenen Regalen, blickte jeweils immer einmal von oben nach unten durch die Fächer und ging weiter in einen anderen Gang. Wir sind hier ja stets aufmerksam und zuvorkommend und so fragte ich sie, ob sie etwas Spezielles suchen würde.
Sie guckte mich an als hätte sie noch nie einen Mann mit Brille und roter Weste gesehen und schüttelte den Kopf, während sie sich wieder umdrehte und weitersuchte.
Dann eben nicht…
Eine Mutter hatte für ihren etwa vierjährigen Nachwuchs einen reduzierten Artikel aus der Restekiste im Kühlregal genommen und dem kleinen im Laden schon in die Hand gedrückt.
Auf dem Weg zur Kasse fand der Kleine es offenbar ganz lustig, am roten Sonderpreisetikett herumzuknibbeln und es in Einzelteile zu zerlegen.
Auch gut.
Zwei Kinder im Alter von jeweils ca. neun Jahren waren im Laden und suchten offenbar etwas. Schließlich fanden sie eine Mitarbeiterin von mir und einer fragte nach einem bestimmten Artikel in der Tiefkühltruhe. Sie ging mit ihm hin und zeigte ihm das Produkt.
Der Junge nahm eine Packung und hielt sie seinem Freund entgegen: "
Hier, das sind die Cheese Nuggets, die ich meinte. Genau die! Da wirst du dir die Finger nach lecken!"
Der andere sah ihn an, rümpfte die Nase und kommentierte das mit nur drei Worten: "
Iiiiiiiiieeeeeehhhhh!!! Luuuuuuukas!!! Wäääääh!!!"
Ich würde sagen, das war eine eindeutige Meinung.
Vor ein paar Wochen hatte eine Kundin ihre Bankkarte bei uns an der Kasse vergessen. Gewohnheitsgemäß rief ich bei der Bank an und bat darum, doch die Kundin zu informieren, dass sie ihre Karte im SPAR-Markt vergessen hat und diese hier abholen könne.
Erst nach dem Gespräch fiel mir auf, dass mir der aufgedruckte Name sehr vertraut vorkam: Sowohl der Vor- als auch der Nachname passten zu einer ehemaligen Aushilfe, die auch ab und zu immer noch als Kundin kommt. Ach, dachte ich, das hätte man ja leichter haben können.
Tatsächlich haben wir aber wohl mindestens zwei Kundinnen mit dieser Namenskombination, denn die mir bekannte Frau hatte ihre Karte nicht bei uns verloren.
Es ging noch einige Zeit ins Land. Die Karte wurde nie abgeholt, inzwischen habe ich sie aus Sicherheitsgründen durch den Schredder geschoben. Aber wir haben es ja zumindest versucht.
Wir haben einen ziemlich kaputten Junkie-Typen, der im Laden reichlich unflätig herumnölte, kurzerhand herausgeworfen.
Auf dem Weg durch den Laden drohte er lauthals: "
Ich komm' hier nie wieder her, dann könnt ihr euren Laden dich machen!"
Nicht, dass ich mich nicht auch über kleinere Umsätze freuen würde. Aber im Hinblick auf die zukünftig geschonten Nerven (meine, der Mitarbeiter und der anderen Kunden), werde ich mit dem Verlust schon irgendwie klarkommen.
Drei Jugendliche waren hier im Laden und suchten offenbar was. Einer der Jungs rief einem anderen zu: "
Haben die hier nicht!"
Eine Kollegin war gerade in Zivilbekleidung im Laden und fragte ihn einfach mal: "Was sucht ihr denn?"
Der junge Mann war erwartungsgemäß irritiert, murmelte was von "
Gibt's hier nicht."
Meine Mitarbeiterin gab sich als solche zu erkennen und frage noch einmal, was sie denn suchen würden.
Entgegnete der Jugendliche: "
Ist egal, das haben die hier nicht."
Ohne weitere Verzögerung verschwanden sie. Was sie gesucht haben? Keine Ahnung. Entweder etwas "peinliches" (Kondome, z.B.) oder sie waren einfach viel zu cool, um jemanden anders nach einem Rat zu fragen. Ein Mann würde ja bekanntlich lieber verhungern, als nach dem Weg zu etwas Essbarem zu fragen…
Eine Frau, die hier seit etlichen Jahren Kundin ist und die wir als Vegetarierin (oder sogar Veganerin) kennen, stand vor der Fleischtruhe und wollte von uns wissen, welches Geflügel wir empfehlen würden.
Sie kaufte schließlich eine Packung Hähnchenbrustfilets, hat aber mehrmals bei uns regelrecht um Entschuldigung gebeten und erklärt, dass sie einfach mal einen Heißhunger auf Fleisch hatte.
Eine ältere Kundin ging ohne Ware an der Kasse vorbei. Meiner Mitarbeiterin sagte sie gleich erklärend: "Ich habe nichts gefunden."
Da wir ja immer helfen und uns auch die Chance auf möglichen Umsatz nicht entgehen lassen wollen, fragte meine Kassiererin sie: "Was haben Sie denn gesucht?"
Die Kundin erwiderte: "Nichts Bestimmtes."
Eine ältere Stammkundin berichtete, dass ihre Bekannten immer noch zu "
Tengelmann" gehen, wenn sie hier zu mir in den Laden herkommen.
Erstaunlich, wie sich sowas in den Köpfen der Leute festsetzt… Dabei bin ich hier mit dem SPAR schon knapp 17 Jahre (Nächste Woche ist mal wieder Geburtstag) und unmittelbar davor war der Laden mehrere Monate geschlossen. Das hier zuletzte betriebene Geschäft hieß KAISER's und, wie lange auch immer "KAISER's" hier dran stand, irgendwann DAVOR war es Tengelmann…
Das ist also bestimmt schon knapp 20 Jahre her. Krass.
Ein junger Mann kaufte eine Dose Energydrink. Er kam rein, ging zielstrebig in die Getränkeabteilung, nahm sich die Dose, ging zur Kasse und bezahlte. Ich weiß es natürlich nicht sicher, aber wer sich auf diese Weise etwas zu Trinken kauft, tut dies normalerweise für den sofortigen Verzehr.
Der Kunde hat seinen Spaß darin gefunden, die Dose auf dem Weg durch den Laden immer wieder schwungvoll hoch und von einer Hand in die andere zu werfen. Ich habe das zwar nicht weiter verfolgt, blieb aber mit einem Schmunzeln zurück bei dem Gedanken, dass er draußen in "
Effect" duscht.
Ein (nicht Stamm-) Kunde mit oberdeutschem Akzent, also offenbar irgendwo aus dem tiefsten Süden des Landes, staunte über den eingeschlossenen Kaffee in unserer
Vitrine.
Eine Kollegin erklärte ihm die Problematik.
Seine offensichtlich erstaunte wie ernst gemeinte Antwort lautete: "
Ich hätte nicht gedacht, dass Bremen so ein heißes Pflaster ist."
Hrhrhr… Unser Alltag. Leben am Limit.
Ein jüngerer Kunde hat im Vorbeigehen den leicht offenstehenden Deckel einer meiner Tiefkühltruhen zugezogen. Einfach so.
Mitgedacht. Danke.
Kunde kam rein, sah mich und rief quer durch den Laden:
"Moin Ingo!!!"
Ich konterte: "Ich bin nicht Ingo."
Er grölte zurück:
"Moin Björn!!!"
Na, bitte. Geht doch
Ein Kollege war dabei, die Vitrine mit den besonderen Spirituosen zu befüllen. Ein jüngerer Kunde quetsche sich beim Versuch, ein solches Produkt zu erwerben, einfach dazwischen und schubste meinen Mitarbeiter dabei regelrecht zur Seite. Dieser beschwerte sich natürlich: "Das geht auch etwas freundlicher."
Der junge Mann hielt kurz inne, besann sich dann aber offenbar und versuchte es folgendermaßen: "Machma Platz da, Digger."
Mein Mitarbeiter guckte ihn mit großen Augen an: "Das kann doch nicht dein Ernst sein?"
Der Kunde versuchte es noch einmal: "Na, gut. Machma Platz da, Digger" – und nach einer ausgedehnten Kunstpause ergänzte er noch: "Bitte."
Als ich mit einer langjährigen Stammkundin ins Gespräch kam, berichtete ich auch von meinen Umbau- und Renovierungsplänen. Sie war etwas erstaunt, dass ich so viel vor habe und dass ich so negativ von meinem Laden rede und hat dann aber witzelnd festgestellt, dass man ja mit dem Laden älter wird und einem sowas dann einfach nicht auffällt.
Sozusagen kundenseitige Betriebsblindheit.
Ist bestimmt richtig, aber wir haben eben nicht nur Stammkunden, die schon seit über zehn Jahren dabei sind – das wäre ja in dem Punkt sehr praktisch. Aber alle Kunden, die hier neu in den Laden kommen, sehen nur die alte, verbrauchte Ausstattung. Aber wir arbeiten ja daran!