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Abbau Unicycle - 8

Unter dem Cruncher hat sich im Laufe der vergangenen Jahre ein vier Zentimeter tiefes Loch in den Estrich gefressen. Natürlich vor allem wohl in Kombination mit der mechanischen Beanspruchung durch die Rollen des Containers, den wir mehrmals pro Tag rein und raus geschoben haben – aber dennoch ein eindrucksvoller Beweis für die Wirkung von Säuren. (Mir fallen da spontan mindestens diverse Fruchtsäuren und Phosphorsäure aus den Cola-Resten ein.)


Er muss es ausbaden!

Eine Frau war mit ihrem Sohn hier und hat nach einem Praktikumsplatz für ihn gefragt. Nach unserer Erklärung, dass wir aufgrund vielfacher negativer Erfahrungen grundsätzlich gar keine Praktikanten mehr nehmen, erwiderte sie: "Toll, weil sich andere hier schlecht benommen haben, muss es mein Sohn jetzt ausbaden."

Ich finde, das ist eine blöde Formulierung. Als wenn wir ihn persönlich für die Ablehnung auserwählt hätten…

Sparen ohne zu Rechnen

Eine Firma bietet mir eine Möglichkeit an, mit der ich im Laufe der nächsten 18 Jahre rund 8000€ bei den Zahlungen für meine private Rentenversicherung garantiert einsparen können soll.

Diese Einsparung bekomme ich aber nur, wenn ich vorher eine Art Mitgliedschaft bei denen abschließe, die mich 50€ im Monat kostet. Rechnen dürft ihr selber. :-)

Bei so viel Müll, wie mir momentan angeboten wird, kommt mir meine Idee mit der "Regalpatenschaft", die ich vor einigen Jahren mal hatte, wieder richtig sinnvoll und seriös vor.

Verflext und zugenäht!

Gestern Abend habe ich übrigens noch die zugesagten Informationen bekommen. Das gesamte System lässt sich wohl am besten mit einer mitgelieferten Grafik beschreiben, aus der folgende Informationen hervorgehen:

Kunde kauft beim Händler ein, bezahlt dort zunächst 100%.
Der Händler gewährt einen offenbar frei wählbaren Rabatt.
Von diesem Rabatt bekommt der Kunde 50% als Cashback.
Die andere Hälfte wird aufgeteilt: 40% bekommt Firma Flex und die verbliebenen 60% werden nach einem nicht näher erläuterten Schlüssel wieder an die Händler ausgeschüttet.


Wie soll man da jetzt als Händler langfristig profitieren, außer man heißt FlexCom und hat seine 20% sicher?
Und was habe ich davon außer dem direkt durch den Rabatt/Cashback verringerten Gewinn? "Kundenbindung" ist übrigens nicht das ultimative Argument, mit dem man Firmeninhaber zu jedem Quark überreden kann – auch wenn es immer wieder versucht wird.

Ich bedankte mich noch freundlich für die Mühe, lehnte aber dennoch jede weitere Zusammenarbeit ab.

Whaddaflex?

Eine Vertreterin der Firma FlexCom war eben hier und wollte mir ihr Kundenbindungsprogramm "FlexCard" vorstellen.

Kann mir einer erklären, wie das funktionieren soll? Aus der Website werde ich zumindest nicht nennenswert schlauer. Für den Kunden scheint der einzig nennenswerte Vorteil zu sein, dass man günstiger telefonieren kann. Im Zeitalter von Flatrates für ein paar Euro Fünfzig ist das nicht wirklich der Bringer. Im Web findet man ja ein paar Dinge über FlexCom. Von "menschenverachtendes MLM / Schneeballsystem" bis zu Lobhudeleien in den höchsten Tönen. Ich bin auf jeden Fall skeptisch und werde mich ganz sicher nicht auf irgendwelchen Schmarrn einlassen, aber solange mich das alles nichts kostet, kann ich mir es ja mal anhören.

Sie will mir ausführliche Unterlagen per E-Mail schicken und vielleicht weiß ich dann ja mehr. Bis jetzt habe ich so viel verstanden:

Die Kunden bekommen beim Händler (also bei mir) Rabatt. (Aber woher kommt das Geld dafür, bzw. welche Gegenleistung erwartet mich als Ausgleich? Eine Antwort darauf werde iich hoffentlich in den Infos finden.)

Ich soll als Händler angeblich auch davon profitieren, wenn Kunden woanders Umsatz generieren. Meine Frage, wo dann die anderen Händler ihr Geld herbekommen, wurde mit "von Ihnen" beantwortet. Nur Geld hin und her zu schieben scheint aber eher witzlos als nützlich zu sein. Darauf hat mir die nette Dame auch nicht antworten können und auf die versprochenen Infomaterialien verwiesen. Ich bin gespannt und werde natürlich hier detailliert berichten! :-)

Etikettendrucker

Mit der Tagespost habe ich Werbung für einen Etikettendrucker bekommen. Als "Robuste Preisschilder" werden die kleinen Kunststoffkarten beworben, die offenbar für den Einmalgebrauch bestimmt sind. Man könnte die Karten bei z.B. Preisänderungen natürlich aufbewahren und bei Bedarf wieder raussuchen, das gibt aber auf Dauer ein ziemlich muddeliges Archiv.

Sehen ja ganz nett aus, aber nachhaltig ist das nicht:


Gegen die Gegenargumente

BILD: Hier mal ein Argument von mir gegen die Gegenargumente:

Es wird der BILD immer wieder vorgeworfen, dass Datenschutz und Persönlichkeitsrechte regelrecht ignoriert würden. Ja, und? Wenn das offizielle Rechtsverstöße sind, warum macht da keiner etwas dagegen?

Mich hat mal hier im Laden der hiesige Landesdatenschutzbeauftragte angerufen, um mich unter Androhung von "rechtlichen Schritten" davon zu überzeugen, das (ohnehin schon verpixelte) Foto eines Ladendiebes aus dem Blog zu nehmen, da man anhand der Jacke, Frisur, Haarfarbe und Haltung die Person trotzdem erkennen könnte.

Ich vermisse da gerade die Relation!

Wenn es möglich ist, einem kleinen Blogger ans Bein zu pissen, sollte man von amtlicher Stelle aus auch die BILD in ihre Schranken weisen können. […] (Polemischer abschließender Satz gelöscht. Ich lasse es jetzt gut sein. Wenn ich mich noch weiter aufrege, verpasse ich der BILD aus Protest noch eine Zweitplatzierung an der Kasse.)

Kauft beim SPAR!

Während der Ostertage hatte hier ein Typ im Umkreis des Ladens einige Plakate geklebt, auf denen über eine Hausbesetzung informiert wurde. Eines der Plakate hatte er auch mitten auf meine Eingangstür gepappt – natürlich mit Gewebeband, soll ja auch halten.

"Quid pro quo", dachte ich mir, hatte mich wutentbrannt an meinen Rechner gesetzt und mir vorgenommen, meine Antwort ebenfalls bei denen an die Eingangstür zu pappen.

Habe dann aber das Gebäude nicht gefunden und bin unverrichteter Dinge nach Hause gefahren und fand die Aktion später aber auch so kindisch, dass ich die Ausdrucke entsorgt habe. Aber die Gesichter hätte ich trotzdem zu gerne gesehen. :-P


Das "ungefährliche" Glyphosat

Französische Fernsehjournalisten von CANAL+ boten dem Monsanto-Lobbyisten Dr. Patrick Moore bei einer Dokumentation über Monsantos Breitbandherbizid "Roundup", das den Stoff Glyphosphat enthält, ein Glas Wasser an, das mit dem angeblich völlig ungefährlichen Herbizid versetzt war, von dem man ohne Schaden zu nehmen ein großes Glas trinken könne. Und es sei Unsinn, dass durch diesen Stoff in Argentinien Krebs ausgelöst würde, bzw. die Krebsrate gestiegen sei. Er würde sich sogar freuen, davon zu trinken. Bis zu dem Zeitpunkt, als es ihm tatsächlich angeboten wurde.

Er lehnte strikt ab, auch nur einen Schluck davon zu nehmen.


Wie weit…

…geht man eigentlich mit dem BILD-Boykott?

Autobild? Computer-Bild? Bild der Frau? Andere Produkte aus dem Springer-Verlag? Überhaupt andere Produkte, die in der Kritik der Verbraucher stehen? Nestlé und Müller zum Beispiel? Und wenn wir schonmal dabei sind auch gleich andere Produkte, über deren Konsum man nachdenken sollte? Süßigkeiten und Alkohol? Und Fleisch- und Wurstwaren? Und sowieso..?

Letztendlich betreibe ich hier einen Supermarkt, einen Nahversorger, in dem unsere (überwiegend) Stammkunden ihre Artikel des täglichen Bedarfs bekommen können. Ist es meine Aufgabe, diese Leute zu bevormunden? Ist es nicht eher die Aufgabe des Kunden, bestimmte Produkte zu boykottieren, so dass ich erst gar keinen Grund mehr hätte, diese im Rahmen meines Geschäfts anzubieten? Wie weit kann und möchte ich überhaupt moralisch vertreten, "unethische" (ob mit oder ohne Anführungsstriche) Produkte anzubieten?

Bei einigen Produkten denke ich tatsächlich, dass man sie aus dem Sortiment verbannen sollte. Nur wie weit geht man, wo zieht man die Grenze? Dann bin ich nämlich irgendwann beim kleinen Bio-Regional-Laden angekommen, der zwar ökologisch und moralisch korrekt ist, aber letztendlich aufgrund seiner Auswahl nur so wenige Kunden anspricht, dass er nichtmal mehr meine eigene Existenz absichern kann.

Ich habe in den letzten Jahren schon häufiger darübr nachgedacht, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen. Dann dachte ich mir aber immer, dass die zehn oder maximal fünfzehn verkauften Exemplare dem Springer-Verlag relativ scheißegal sein dürften. Ich hätte zwar vielleicht das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, dafür hätte ich aber auch möglicherweise zehn Stammkunden verprellt, die jeden Morgen extra für ihre Zeitung und ihre Brötchen zu mr gekommen sind. Das ist jetzt erstmal eingetreten.

Dass die BILD schon immer nach eigenen Moralvorstellungen gehandelt hat, ist bekannt – was da gerade rund um den Flugzeugabsturz veröffentlich wurde, hat selbst mein Fass zum Überlaufen gebracht. Insbesondere rede ich von dem Artikel aus Herrn Wagners Kolumne, bei dem ich zum ersten Mal seit ich die BILD kenne, ernsthaft gedacht habe, wie man sowas nur veröffentlichen kann. Auch wenn das, soviel Fairness muss sein, nur die dahingeworfenen Gedanken des Herrn Wagners waren, so kam der Text als Bestandteil des BILD-Angebots doch sehr zweifelhaft und pietätlos rüber.

Ist es richtig, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen? Andere Zeitungen verstoßen auch immer wieder gegen den Pressekodex, wenngleich die BILD in der Summe der Verstöße die Liste anführen dürfte.

Ist es richtig, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen? Darf, kann, soll ich meine Kunden bevormunden und ihnen vorschreiben, was sie zu kaufen haben? Wer die BILD will, kauft keine taz und keine Süddeutsche und wird sie notfalls beim Bäcker an der Ecke kaufen. Und dort dann auch gleich die Brötchen dazu.

Ist es richtig, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen? Diese Frage stelle ich mir schon seit gestern Abend immer wieder. Mein Bauch sagt zwar ja, mein Kopf sagt aber eigentlich nein.

Ist es richtig, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen? Ist es nicht egal? Wir haben hier auch kein Hamburger Abendblatt, keine Rheinische, keine Westdeutsche, keine Hürriyet und keine FAZ. Interessiert auch keinen, aber da macht niemand einen Hehl draus. Die sind einfach nicht da – auch ohne umfangreiche Kommunikation dieser Maßnahme. Es wirkt gerade so, als wäre die Bild ein essentieller Bestandteil jedes Zeitschriftenregals. Was bewirkt denn, dass sich die BILD so wichtig anfühlt? Ist sie es vielleicht doch, weil sie auf ihre Art einfach dazugehört?

Ist es richtig, die BILD aus dem Sortiment zu nehmen? Trotz der reißerischen Art wird sie in allen Schichten gelesen, wenngleich der Anteil in akademischen Kreisen geringer sein dürfte, als in Baubuden.

Ich lasse die Situation hier im Markt dennoch erstmal so, wie ich es gestern angekündigt habe. Mal gucken, ob es da noch irgendwelche Reaktionen oder Kritik von meinen Kunden gibt. Vielleicht kommt die BILD auch wieder ins Sortiment, von dieser nicht völlig ausgeschlossenen Option habe ich eben am Telefon auch dem Mats Schönauer vom Bildblog berichtet, der mich aber dennoch erstmal in die Liste der Ex-BILD-Verkaufsstellen aufgenommen hat.

Es ist nicht einfach und es wird niemals die perfekte Lösung geben…