Eine Kundin mittleren Alters stand bei einer meiner Kassiererinnen an der Kasse und hate einige Teile im Wert von etwas über acht Euro eingekauft.
Als es ans Bezahlen ging, suchte die Kundin relativ lange und umständlich in ihrem Portemonnaie herum und legte schließlich eine 2-Euro-Münze auf den Kassentisch und sah meine Mitarbeiterin erwartungsvoll an. Diese reagierte aber zunächst gar nicht, denn schließlich fehlte da noch ein gutes Stück zum Gesamtbetrag.
"Da habe ich Ihnen das Geld hingelegt."
"Das reicht aber noch nicht ganz..."
"Ohh. Moment."
Die Kundin kramte in ihren Jackentaschen und ließ schließlich noch eine kleine Handvoll "Kupfergeld" (1-, 2- und 5-Cent-Münzen) neben die bereits vorhandenen zwei Euro gleiten. Meine Kassiererin sah sie mit großen Augen an und schüttelte den Kopf:
"Das reicht aber immer noch nicht. Haben Sie sonst kein Geld dabei?"
Die Kundin wirkte, als hätte sie einen lichten Moment und zog zielsicher einen Fünf-Euro-Schein aus dem Fach ihrer Geldbörse und drückte ihn meiner Mitarbeiterin in die Hand.
"Ich Dummerchen. Da, bitteschön."
Inzwischen hatte sich eine kleine Schlange hinter der Kundin gebildet. Die Kunden wirkten gleichermaßen genervt wie belustigt.
Als die Kundin den Fünfer herauszog, erspähte die Mitarbeiterin an der Kasse eine kleine rosaweiße Ecke, die verdächtig nach einer Zehn-Euro-Banknote aussah.
"Geben Sie mir doch einfach die zehn Euro, die sie da haben. Dann werden die Kunden hinter Ihnen nicht unnötig böse."
Was mag in Leuten (In diesem Fall: Kunden) vorgehen, die den Laden betreten, mit denen man Blickkontakt hat und die man daraufhin freundlich mit der Tageszeit grüßt – und die einen mit offenem Mund angucken wie 100 Meter Feldweg und als hätte sie noch nie einen Typen mit roten Haaren in roter Weste und mit roter Brille gesehen und einfach schweigend weitergehen?
"Oma Anna" vergisst immer alles und kommt mitunter mehrmals täglich und erzählt jedem ihre komplette Lebensgeschichte. Nacheinander, möglichst mehrfach. Ich kenne diese Kundin aber nicht anders.
Eine andere Stammkundin wird leider auch immer tüdeliger. Die kenne ich als alte, nicht dumme Frau. Sie war immer absolut fit und man konnte mit ihr durchaus auch anspruchsvolle Gespräche führen. Leider baut sie immer mehr ab und das deutlich spürbar. Daran, dass sie mich mehrmals pro Woche darauf anspricht, dass sie mich ja lange nicht gesehen hätte, habe ich mich inzwischen gewöhnt.
Eben hat sie mir während eines kurzen Gesprächs viermal erzählt, dass sie ja früher immer bei dem kleinen Laden bei ihr an der Ecke eingekauft hat und auch ansonsten jedes Thema mindestens dreimal angeschnitten.
Einer Kundin ist vor der Kasse eine Tüte Nüsse (geröstet, gesalzen und luftdicht verpackt) heruntergefallen. Mit spitzen Fingern hob sie die Packung auf und verlangte einen der kleinen Gemüse-Knotenbeutel von meiner Mitarbeiterin, um die Nüsse einzupacken.
"Oh, wenn die aufgegangen sind, können Sie sich aber natürlich auch gerne eine neue Packung nehmen. "
"Die sind nicht offen", die Kundin wedelte mit der Packung, die sie nach wie vor nur mit ihren Fingerspitzen hielt, vor den Augen der Kassiererin hin und her. "Aber die lagen auf dem Boden. Die kann ich wohl schlecht so in meine Tasche zu den anderen Sachen legen."
Ein Kunde kaufte eine Einwegflasche (mit DPG-Logo, also mit 25 Cent bepfandet), von der das Etikett sich schon sichtbar löste. Mein Kassierer gab ihm folgenden Tipp mit auf den Weg: "Sie sollten das Etikett mit etwas Tesafilm fixieren. Wenn es abfällt, können Sie die Flasche nämlich nicht mehr zurückgeben und das wäre ja schade, immerhin haben Sie dafür gerade 25 Cent Pfand bezahlt."
Antwort des Kunden:
"Das ist mir doch völlig egal, ob das abfällt. Ich habe noch nie im Leben Pfand abgegeben und werde es auch nie!"
An dieser Stelle erwähnte ich bereits mehrfach, dass wir besonders ungewöhnliche, hochpreisige oder schwer verkäufliche Artikel nur gegen eine Anzahlung bestellen. Leider wusste das einer meiner (relativ neuen) Mitarbeiter nicht, als er einer Kundin versprochen hatte, dass wir ihr zum Folgetag eine komplette Kiste eines Bio-Grapefruitsafts bestellen werden. "Die war aber ganz nett, die holt den bestimmt ab", tröstete er uns, als wir noch haderten.
Das Regal war zufälligerweise auch gerade leer und so probierten wir etwas aus: Wir brachten es nicht übers Herz, sowohl eine Kiste für den Regalbestand, als auch eine Kiste für die Kundin zu bestellen. Also riskierten wir, dass das Regal noch einen Tag länger leer blieb. Bei einem Artikel, den man einmal in zwei Wochen verkauft, kann man ruhig mal eine Lücke riskieren. Sollte die Kundin ihren Saft nicht abholen, könnten wir damit dann das Regal auffüllen und wir hätten hier keine unnötigen Mengen im Lager stehen.
Jetzt wissen wir jedenfalls, warum wir das mit den Bestellungen auf Vorkasse so konsequent durchziehen. Die Kundin war natürlich nicht am Folgetag (oder überhaupt in der folgenden Woche) da...
Eine Kundin wollte, dass wir ihr eine ganze Einheit eines speziellen Sojajogurts bestellen, den wir normalerweise nicht im Sortiment haben. Mit knapp drei Euro pro Becher ist der Jogurt nicht gerade günstig und so folgte die obligatorische Frage nach einer Anzahlung.
Die Antwort?
Oh, das muss ich mir dann doch nochmal überlegen. Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt schaffe, den aufzuessen...
Na, wenn ich gewusst oder geahnt hätte, dass heute schon sämtliche Halloween-Partys stattfinden, hätte ich doch wieder ein "Halloween-Shopping" planen können. Naja, nächstes Jahr wieder.
Witziges Erlebnis am Rande: Ein Werwolf und ein Vampirmädchen standen eben wild knutschend im Laden. Sowas sieht man ja nun auch nicht jeden Tag.
Ein Kunde mittleren Alters stand an der Kasse und hatte eine Flasche Weinbrand vor sich stehen. Nachdem die Flasche gescannt und der zu zahlende Betrag genannt wurde, zog der Mann eine Handvoll Kleingeld aus der Hosentasche. Er rührte kurz mit dem Zeigefinger der anderen Hand die Münzen um und wandt sich dann dem Kunden hinter ihm zu und bettelte ihn um etwas Geld an.
Durch die Verzögerung waren die dahinter wartenden Kunden auch schon etwas genervt und ein weiterer Mann erkundigte sich: "Wieviel Geld fehlt Ihnen denn?"
Antwortete der Weinbrand-Kunde: "Na, die Flasche hier kostet acht Euro. So viel bräuchte ich schon. Oder etwas mehr, dann könnte ich noch Blättchen kaufen."
Er musste dann ohne Weinbrand und Zigarettenpapier gehen.
Ein Kunde machte an der Kasse einen ziemlichen Aufstand und schob möglichst lautstark (und passenderweise wie immer in solchen Fällen so, dass möglichst viele Unbeteilige das auch mitbekommen müssen) die Schuld auf uns und verlangte, dass wir ihm als Entgegenkommen den Einkauf zumindest "mal eben so" mitgeben, damit seine Familie etwas zu Essen hat. Er würde die Schuld dann später begleichen. Und wir sollten uns doch nicht so anstellen – ist ja schließlich nicht seine Schuld, dass unsere Scheißtechnik [sic!] nicht funktioniert.
Mein Mitarbeiter ließ ihn (und Dank einer angepassten Lautstärke auch möglichst viele Unbeteilige, die das bisher Geschehene zwangsläufig mitbekommen hatten) wissen, dass die vorliegende ec-Karte bereits im Oktober 2008 abgelaufen war.
Also falls DAS keine Versehen oder Doofheit war: Nette Masche.
Ein nur wenig Vertrauen erweckender Mann kaufte einige Flaschen Billigbier und benutzte dazu einen unserer roten Einkaufskörbe. Bei meiner Kassiererin erkundigte er sich, ob er den Korb "eben kurz mit um die Ecke" nehmen dürfe. Er würde ihn auch gleich in ein paar Minuten wiederbringen.
Meine Mitarbeiterin schlug vor, dass sie solange die zehn Euro Wechselgeld, die sie ihm gerade aushändigen wollte, als Pfand behält.
Da kaufte er eine Tüte. Und ich denke mir meinen Teil.
Eine Frau mittleren Alters bemühte sich sehr, die Ausgangstür von außen zu öffnen. Nun ist es aber so, dass meine Türen einen Griff/Drücker nur jeweils in eine Richtung haben, wie hier zu sehen ist. Die Ausgangstür hat daher außen keinen Griff, was die Kundin jedoch offenbar gar nicht misstrauisch werden ließ. Immer wieder versuchte Sie erfolglos, mit ihren Fingern in den Spalt zwischen Tür und Zarge zu gelangen.
Eine Kollegin bemühte sich zunächst, der Kunden aus der Entfernung zu signalisieren, dass sie die nächste Tür probieren soll. Offenbar hatte die Kundin (mit dem mutmaßlich inzwischen abgebrochenen Fingernägeln) dieses nicht verstanden und bemühte sich weiter, die Tür von außen zu öffnen. Schließlich half ihr meine Mitarbeiterin und drückte die Tür von innen auf: "Wir haben gleich nebenan auch eine Eingangstür" flötete meine Kollegin.
Mein Kassierer rief mich über das interne Telefon von der Kasse aus an, da es bzgl. eines bereits abkassierten Kunden etwas zu klären gab. Ein paar Leute warteten in der Schlage und ein Kunde regte sich auf einmal tierisch auf, weil mein Mitarbeiter in seinen Augen Privatgesprächen den Vorzug geben würde und daher die zahlenden Kunden warten ließ.
Da ich am anderen Ende der Leitung zuhörte, ging ich nach vorne, um den Mann etwas zu beruhigen. Es gelang auch, aber dies ist ein schönes Beispiel für den berühmten Satz von Dieter Nuhr: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."