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Kassenbon und Kredit vom 28. Oktober 2000

Heute vor exakt zehn Jahren habe ich einer Kundin einen recht üppigen Kreditkauf gewährt. Die damals 60-jährige Frau war bis zu dem Tag Stammkundin (So weit man das nach fünf Monaten Geschäftsbetrieb überhaupt beurteilen kann) und eine der ersten Kunden, die man mitunter mehrmals pro Woche gesehen hat.
Am 27. Oktober 2000 erzählte sie uns etwas von "Trennung von ihrem Mann" und dass sie deshalb gerade etwas knapp bei Kasse sei und ob wir ihr deswegen bis zum Monatsanfang einen kleinen Kredit gewähren könnten. Am 27. kaufe sie ein und am 28. auch noch einmal. Der "kleine" Kredit belief sich auf insgesamt knapp 275 D-Mark! Ich machte mir keine Sorgen, da ich den Namen und die genaue Adresse der Kundin hatte.

Mehrere Kontaktversuche scheiterten. Die Türklingel bei ihr war zwar zu hören, aber niemand öffnete. Ich habe es im November mehrmals probiert, dann alle paar Wochen mal und irgendwann Anfang 2001 bin ich noch einmal bei der Adresse gewesen. Das Namensschild war zwar noch da, aber niemand öffnete. Irgendwann habe ich das Geld in Gedanken abgeschrieben und unter "Lerneffekt" verbucht (Erfolglos, wie langjährige Mitleser wissen... Hüstel.)

Bis jetzt hingen die Bons an meiner Pinnwand. Die Frau ist inzwischen über 70 Jahre alt, sofern sie denn überhaupt noch unter uns weilt. Weiß man ja nicht und vielleicht war sie ja sogar schon damals gestorben. Wir haben es nie erfahren, wir werden es nie erfahren und ab heute möchte ich auch nicht mehr daran erinnert werden und werde die beiden Papierstreifen ehrenvoll dem Papierrecycling zuführen.



(Bitte entschuldigt die merkwürdigen Farben. Um auf dem alten Beleg überhaupt noch etwas erkennen zu können, musste ich gehörig an der Tonwertkorrektur drehen...)

Leicht zickiger Gyroskunde

"Oh!", dachte ich auf dem Weg zur Kasse. Da hat jemand drei Pakete tiefgefrorenes Gyros einfach so auf dem Rand eines Präsentationskorbes in Kassennähe liegengelassen. Kein Kunde war in Sichtweiter und so räumte ich die Packungen schnell wieder in den Tiefkühlschrank.

Als ich wieder nach vorne ging, stand dort ein recht aufgebrachter Mann, der sein Gyros suchte. Ich mischte mich ein und erklärte ihm, dass ich die drei Pakete als herrenlos angesehen hatte und deshalb soeben wieder in den Tiefkühschrank gebracht habe. Bööööööööser Fehler...

Statt einzugestehen, dass es ja irgendwie auch (wenn nicht sogar nur) sein Fehler war, zickte er mich an, dass so ein Verhalten überhaupt nicht kundenfreundlich sei und ob wir einfach von jedem Kunden die Sachen wieder wegräumen würden. So bräuchte man sich ja nicht zu wundern, wenn man keinen Umsatz machen würde und so weiter und so fort.

Ich war mir jedenfalls keiner Schuld bewusst. :-O

Hier abgeben, woanders einkaufen

Drei Heranwachsende gaben massenhaft Leergut ab. Darunter viele total versiffte Billigbier-Flaschen und massenweise PET-Flaschen vom Discounter. Sie hinterließen den Leergutautomaten als ein tropfendes Schlachtfeld und einen verzweifelten Mitarbeiter von mir im Lager.

Auf dem Weg zur Kasse unterhielten sie sich relativ laut: "Das lösen wir jetzt ein und dann gehen wir nach Penny."

Das taten sie genau so. Sie ließen sich den Pfandbetrag auszahlen und stiefelten dann direkt nach Penny weiter.

Nach Penny, genau. Klischees müssen ja gepflegt werden.

Einzelne Briefumschläge

Ein Mann legte zwei einzelne C5-Umschläge auf das Förderband und wollte diese bezahlen. Mein Kassierer staunte nicht schlecht, denn schließlich haben wir keine einzelnen Umschläge im Angebot und folglich auch keinen Preis dafür. So musste der Kunde ohne Umschläge wieder abziehen.

Was wir leider zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Auf seiner Suche nach dem passenden Umschlag hatte er gleich mehrere Packungen Umschläge geöffnet, die Kuverts herausgeholt und einfach so lose und auseinandergerissen in der Abteilung liegengelassen.

Bello

Das manche Kunden und Kundinnen ihre kleinen "Selbstgestrickten", wie wir diese Miniaturhündchen immer gerne nennen, hin und wieder mal in den Laden mitbringen, kommt fast regelmäßig vor. Dann sind es meistens sehr kleine Tiere, die sie dann aber auf dem Arm oder sogar unter ihrer Jacke tragen.

Dass aber jemand einkauft und dabei seinen ausgewachsenen Hund an der Leine neben sich mitführt, habe ich hier noch nicht erlebt. Den musste er dann aber rausbringen, was der Kunde auch anstandslos getan hat.


Kinderriegelkunde

Eine kleine Geschichte, die schon etwa zwölf Jahre her ist. Damals war ich noch als Marktleiter bei PLUS tätig. Ganz unten in der Hierarchie eines Harddiscounters zu stehen, bedeutet, der Depp vom Dienst zu sein. Auch als "Verkaufsstellenverwalter", wie es irgendwann so schön hieß. Weil das Unternehmen gerne irgendwelchen frischen Betriebswirte als Bezirksleiter einstellte, die sich irgendwie profilieren und beweisen mussten. Vor allem wurde diese (in Wirklichkeit auch völlig lächerliche) "Machtposition" gerne dadurch unterstrichen, indem Untergebenen mit Abmahnungen nicht nur gedroht wurde. Nach meinem Ausscheiden aus dem Unternehmen soll das übrigens noch viel schlimmer geworden sein. Dass die gesamte Kette inzwischen in der Form nicht mehr existiert, spricht eigentlich Bände.

Was ich eigentlich damit sagen wollte: Die Gefahr einer Abmahnung schwebte über jedem Mitarbeiter wie das sprichwörtliche Damoklesschwert. Irgendwann ging man einfach dazu über, sich mit Scheißkunden nicht mehr auseinanderzusetzen. Im Zweifelsfall würde man als Mitarbeiter sowieso den Kürzeren ziehen. So auch bei folgendem Erlebnis:

Ein Mann war mit zwei Kleinkindern in meiner Filiale. Während er durch die Gänge ging und seinen Einkaufswagen füllt, bedienten sich die beiden Kinder bei den Süßwaren an der Kasse, öffneten mehrere Kinderriegel und aßen diese einfach auf.
Als ich den Kunden darauf ansprach, wurde er sehr belehrend und erklärte mir, dass das ja UNSERE Schuld wäre, wenn wir die Sachen da so präsentieren würden, dass Kinder sie erreichen könnten. Er könne ja schließlich nicht ständig die beiden beaufsichtigen und er wird den Schaden nicht bezahlen.

Musste er auch nicht. War ja nicht mein Geld (Hahaaa, Angestelltendenke!) und außerdem hätte ich wahrscheinlich nur den Ärger bekommen, falls er sich beschwert hätte.

Wie gesagt, das war vor rund zwölf Jahren.


Auch wenn man als Selbstständiger sowas immer etwas anders sieht und seinen Kunden um Längen mehr entgegenkommt, als es je ein Angestellter machen würde – diesem Kunden hätte ich hier in meinem eigenen Laden die Meinung sehr deutlich gesagt und ihn den Schaden bezahlen lassen. Das Zauberwort heißt "Aufsichtspflichtverletzung". Und außerdem: Wenn's nicht die "Quengelware" an der Kasse gewesen wäre, hätten die Kinder vielleicht irgendwelche Schokoladen oder Kekse aus einem anderen Regal geöffnet. Was ist denn das für eine Logik mit der Erreichbarkeit? Man kann ja nicht alle für Kinder interessanten Artikel erst ab einer Höhe von 1,20m platzieren...

So. DAS wollte ich schon lange mal loswerden. :-)

Dreist

Eine Kundin hat uns gebeten, sechs Gläser eines teuren Bio-Pestos zurückzunehmen, da sich in dem Pesto eine Zutat befindet, die sie nicht verträgt. Den Hersteller haben wir im Sortiment und so fiel eine Sache zunächst gar nicht auf:

Zuletzt haben wir den Artikel im Januar 2010 verkauft. :-|

Wo's piept

Eine Kundin kam etwas aufgelöst zu mir und wollte mir erklären, dass ihre 1-Euro-Münze meiner Kassiererin aus der Hand gerutscht war und nun verschwunden ist.

Wohin, wollte ich wissen.

"Da wo's piept ist die reingerutscht."

Öhhm?


Sie meinte den Scanner. Bei unseren Kassen ist da ein kleiner Spalt neben dem Gehäuse und wie es der Zufall wollte ist genau da die Münze hochkant hineingeschlittert.

7840kcal in zwei Tagen

Von der etwas spleenigen Frau Raabe-Schwarz habe ich ja nun inzwischen schon mehrmals berichtet.

Den besagten Joghurtdrink bestellen wir kartonweise für sie und meine Mitarbeiterinnen achten auch darauf, dass immer "ihre" beiden Kartons im Kühlhaus stehen.
Nun hatte Frau Raabe-Schwarz erst am Samstag zwei Kartons (á 16 Flaschen mit jeweils 250g Inhalt) abgeholt. Meine Mitarbeiterin hatte deshalb zu heute noch keinen neuen nachbestellt. Aber natürlich war Frau R.-S. heute hier und wollte Nachschub abholen. Als sie erfuhr, dass sie den Weg umsonst gemacht hatte, wurde sie ziemlich sauer. Und zwar gar nicht so sehr wegen der vergeblich gelaufenen Strecke: "Jetzt habe ich nichts zu trinken!", beschwerte sie sich.

Mal nachrechnen: Der Joghurtdrink hat 98kcal pro 100 Gramm. In einer Flasche stecken folglich 245kcal. Mal zweiunddreißig Flaschen ergibt insgesamt 7840kcal! Das hat sich diese 1,60m kleine Frau in zwei Tagen einverleibt. Und ganz sicher außerdem auch noch zusätzlich ganz bestimmt ein bis zwei Malhzeiten noch pro Tag dazu. :-O

Drogen

Montag Morgen, die ersten drei Kunden haben eingekauft:
Kunde 1: Flasche Beck's 0,5l
Kunde 2: Rotwein im 1l-Tetrapack
Kunde 3: 1 Schachtel Zigaretten

Bindenwerfende Kleinkinder

Ein paar Jugendliche betraten den Laden gegen halb Sieben. Das Trio bestand aus zwei fünfzehnjährigen Mädchen und einem siebzehnjährigen Jungen. Die drei nahmen sich zuerst eine Packung Kekse und steuerten dann direkt in die Getränkeabteilung und griffen dort noch zu drei Flaschen Bier.

Der Junge ging schonmal vor und hatte plötzlich die lustige Idee, seine beiden Begleiterinnen durch den halben Laden hindurch mit einer Packung Damenbinden zu bewerfen. Das fanden die Mädchen wiederum so originell, dass sie die Packung gleich wieder und nicht weniger schwungvoll zurückfeuerten. Schließlich gingen die Schüler zur Kasse und die Alwas-Ultra-Packung blieb auf dem Boden halb unter einem Regal liegen.
Ich ging ebenfalls nach vorne und sprach den Typen an. Warum er hier Ware durch die Gegend werfen und einfach liegenlassen würde. "Was? Häh? Habe ich überhaupt nicht gemacht!", protestierte er und wollte das doch tatsächlich mit mir ausdiskutieren.
Als er nach kurzer Diskussion schließlich doch zurück in den Laden ging, entdeckte ich die drei Bierflaschen auf dem Kassenband. "Die kann ich euch leider nicht verkaufen", sagte ich.
Die Mädels wussten aber, dass sie die doch kaufen könnten: "Er ist schon siebzehneinhalb!", erklärten sie mir.

"Falsch!", konterte ich. "Ihr seid höchstens dreieinhalb. Die Kekse verkaufe ich euch, aber für das Bier habt ihr euch definitiv disqualifiziert."

DIE GESICHTER!!!

Ich gebe ja zu, dass ich die drei Euro umsatz auch gerne gemacht hätte, aber so viel war mir der Spaß um diese kleine Strafe wert. :-)


Und die Frage, warum Kinder morgens um 7 Uhr Bier kaufen, könnte man eigentlich auch noch mal in die Diskussionsrunde werfen...

Karl-Heiz Ülcan

Ein südländisch oder orientalisch wirkender Mann wollte mit ec-Karte zahlen und war etwas überrascht, als er seine PIN eingeben sollte. Nach zwei Fehlversuchen brach mein Mitarbeiter den Vorgang vorsichtshalber ab. Der Kunde wurde sehr aufbrausend und verlangte, dass das auch mit Unterschrift gehen muss.

Ging aber trotzdem nicht.

Erst als der Kunde weg war und sich mein Mitarbeiter die Sache noch einmal durch den Kopf gehen ließ, fiel ihm eine etwas merkwürdige Unstimmigkeit auf: Auf der Karte hat mit 99%iger Sicherheit ein "typischer" deutscher Name gestanden, sozusagen in der Art von "Max Müller".

Wenn das mal mit rechten Dingen zugegangen ist... :-|

Jörg

Es war mal wieder so weit: Ein Kunde hat mich nicht mit "Herr Harste" oder meinetwegen auch "Björn" angesprochen, sondern mit "Jörg".

ICH HEISSE NICHT JÖÖÖÖÖÖÖÖRG. :-|

Die böse Anzahlung

Immer wieder kommt es vor, dass Kunden bestimmte Artikel haben wollen, die wir vor allem deshalb nicht (mehr) verkaufen, weil sie bei uns nur sehr schlecht und darum meistens irgendwann ablaufen.

Wir bestellen solche Artikel gerne, aber nur gegen Anzahlung.

Komisch nur, dass die meisten Kunden im ersten Moment immer "ja" sagen, sich das dann aber überlegen wollen und sich dann nie wieder diesbezüglich melden. Und dann stelle man sich vor, wir würden diese Artikel immer gleich ohne Anzahlung bestellen!