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Dankend abgelehnt

Hinter meinem Rücken öffnete sich die angelehnte Bürotür. Eine halbseidene Gestalt im Teeny-Alter stand davor und fragte nach dem Chef. Ich gab mich zu erkennen und fragte, was ich für ihn tun könne. "Kommen Sie mal eben mit.", war zwar nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Ich hasse Überraschungen, aber ich ging trotzdem hinter ihm her.

An der Lagertür stand mit einem halben Dutzend gleichgesinnten eine noch unseriöser wirkende Gestalt, die ein paar Jahr älter wirkte als der Junge, der mich angesprochen hatte. Ob ich einen 1-Euro-Job für ihn hätte, wollte er wissen.

Ich drück's mal so aus: Ich hätte ihn nichtmal umsonst bei mir arbeiten lassen. Dafür guckte ich der Gang auf ihrem Weg nach draußen auf dem Monitor der Überwachungskameras zu. :-O

Mein Bote zu Penny

Eine Kundin, die wir schon seit Jahren immer mal beliefern und über die ich im Laufe der Zeit auch immer mal gedacht habe, dass wir sie lieber nicht mehr beliefern sollten, hat heute einen Wunsch geäußert, den mein Bote ihr die Sachen vom Discounter an der Ecke besorgt. Manche Dinge (z.B. einige spezielle Eigenmarken und Angebotsartikel) würde sie nur da bekommen, aber dann natürlich gleich aus Kostengründen, schließlich muss sie die Botengänge bezahlen, ihre kompletten Einkäufe da erledigen (lassen).

Mein Mitarbeiter hat natürlich abgelehnt. Er arbeitet seit Jahren für mich, wir helfen uns bei Problemen immer Gegenseitig und er wird auf keinen Fall in seiner Rolle als mein Bote bei meiner Konkurrenz einkaufen. Sehr löblich, danke. :-)
Dass er sich daraufhin von der Kundin in derbster Art und Weise beschimpfen lassen musste, wie sie es in der Vergangenheit schon mehrfach wegen anderer Dinge getan hat, war der Auslöser für die Entscheidung, sie ab sofort gar nicht mehr zu beliefern. Wir lassen uns echt vieles gefallen, aber beschimpfen lassen gehört nicht dazu.

Bier mit Kreditkarte

Mein Kassierer rief mich an und erklärte mir, dass ich mich doch bitte mal eben persönlich um eine Kartenzahlung kümmern solle. Ich ging also zur Kasse, um mir anzusehen, was denn los sei.

An der Kasse stand ein etwas heruntergekommen wirkender Mann, auf dem Förderband vor ihm stand ein mit Bierflaschen gefüllter, ziemlich siffiger Leinenbeutel. Die Kreditkarte, die mir mein Mitarbeiter entgegenhielt, trug keine Unterschrift. Der Kunde hatte auch keinen Ausweis dabei und so verweigerten wir die Kreditkartenzahlung. "Ich hole eben bei der Sparkasse an der Ecke Geld mit der Karte. Ich habe eine PIN dafür.", sagte er, verschwand – und ward seit dem nicht mehr gesehen.

Kein Brot

Ein Kunde beschwerte sich darüber, dass wir kein Brot mehr hätten.

Die Beruhigungsversuche mit der Erklärung, dass wir Montag Morgen kurz vor drei Uhr und damit noch kein Brot hätten, funktionierten leider nicht wirklich. :-|

Reingezwängt

Um kurz vor null Uhr habe ich meinen Mitarbeiter in den Laden gelassen. Mit ihm wartete vor der Eingangstür eine junge Frau, die sich direkt hinter meinem Angestellten durch die Tür drängte. Die Ladenbeleuchtung war zwar noch komplett aus und auf die Idee, dass wir noch ein paar Dinge vorzubereiten hatten (Kasse zählen zum Beispiel), schien sie auch nicht zu kommen.

Wieso reicht manchen Leuten nicht ein "warten Sie noch bitte kurz ein paar Minuten vor der Tür", sondern fordern mit ihrem Verhalten eine kraft- und zeitraubende Diskussion heraus?
Muss man nicht verstehen...

Na, Björn

"Na, Björn. Und wie geht es dir?", lallte eine männliche Stimme hinter mir im Laden. Ich drehte mich um und sah einen Mann, den ich hin und wieder schonmal als Kunden gesehen habe.

Er schankte deutlich angetrunken hin und her und sah mich erwartungsvoll an. Doch was sollte ich sagen? Ich bin sowieso kein großer Meister im Fach "Smalltalk". Und wenn mich dann noch jemand so vertraulich anspricht.

Ich war jedenfalls froh, dass mich Sekunden später eine Kollegin ansprach und die Situation somit eine – für mich – glückliche Wendung nahm. :-)

Nette Masche

Gestern Mittag war eine Frau hier im Laden, die ich als "gelegentliche Kundin" bezeichnen würde. Sie bezahlte ein paar Teile und reklamierte daraufhin das Wechselgeld, das meine Mitarbeiterin ihr gegeben hat. Sie hätte mit einem 20€-Schein bezahlt, aber nur fünf Euro herausbekommen. Die beiden einigen sich darauf, dass die Kundin später wiederkommen würde, denn bei der Kassenabrechnung müssten dann ja 15 Euro übrig bleiben.
Leider erfuhr ich erst hinterher davon. Leider deshalb, denn sowas kann man ja dank der Videotechnik hier im Laden direkt klären. Man erkennt zwar auf den Videoaufnahmen nicht die Beschriftung, aber durchaus, ob der Aufdruck grau, rot, blau, braun, grün, gelb oder sogar violett ist. Das reicht normalerweise für eine eindeutige Identifizierung der Banknoten. Den Fünfer und den Zwanziger kann man zwar bei schlechtem Licht durchaus verwechseln, aber die helle Stelle unter dem Torbogen auf dem kleineren Schein strahlt auffällig weiß.
Rein optisch war es also schonmal definitiv ein 5€-Schein. Dazu kam, dass meine Kassiererin ihn in das richtige Fach in der Kasse einsortierte und – wen hätte es jetzt noch gewundert – keine Kassendifferenz in nennenswerter Höhe hatte.

Als die Kundin später wiederkam sagte ich ihr, dass sie sich getäuscht haben muss. Dies nahm sie ohne Diskussion hin.

Heute unterhielt ich mich mit zwei anderen Kolleginnen darüber. Eine der beiden berichtete, dass gestern eine weitere Kassiererin bestätigt hat, dass die selbe Kundin bei ihr auch schon einmal das Wechselgeld beanstandet hätte. Daraufhin fiel der anderen Mitarbeiterin ein, dass sie auch kürzlich einen Fall hatte, wo eine Kundin angeblich zu wenig Geld bekommen hat. Sie konnte zwar anhand der Videoaufzeichnung die Frau nicht identifizieren, bestätigte aber, dass Alter, Statur und Frisur durchaus passen könnten.

Wir werden das jetzt mal weiter beobachten. Auf jeden Fall wäre es eine interessante Masche. Kassierer gibt es viele und ich kann mir nicht nur vorstellen, ich weiß, dass viele in so einer Situation das Geld aus Unsicherheit ungeprüft herausgeben würden.

Wunderbärchen

Gerade eben hat sich ein Kunde bei meiner Kassiererin nicht mit "Schönes Wochenende.", "Ciao!" oder meinetwegen sogar "Tschüssikowski" verabschiedet. Nein, "Wunderbärchen." sagte er.

Und wir rätseln nun, was er damit wohl meinte. :-O

Erdkunde

Ein Kunde suchte Walnüsse, die leider gerade ausverkauft sind.

Am Montag bekomme ich welche aus Kalifornien rein.

Ich möchte die aus Grenoble.

Ja, die kann ich auch bekommen, aber dann nur als abgepackte Ware.

Ist mir egal, ob lose oder abgepackt. Hauptsache ist, dass die aus Grenoble kommen.

Gut, dann bestelle ich die aus Frankreich zu Montag mit.

Ich will keine Nüsse aus Frankreich. Ich sagte, ich will nur Walnüsse aus Grenoble!"

Ich versuch's mal.

Sie wollte es klären...

Eine Kundin löste beim Betreten des Marktes den Alarm der Warensicherungsanlage am Eingang aus. Ich war gerade in Lagernähe, schnappte mir den Superchecker Handchecker und lief nach vorne. Da an der Kasse zwei lange Schlangen standen, ersparte ich der Kundin die harmlose, aber dennoch auffällige Prozedur und ich sagte meinen Mitarbeitern, dass sie, wenn die Frau an die Kasse kommt, den Alarm ignorieren sollen.

Drei Minuten später rief mich mein Kassierer an: "Komm mal mit der Kelle nach vorne." – "Die Frau, die beim Reinkommen gepiept hat?" – "Ja, genau." – "Ignorier' das einfach. Ist okay." – "Aber sie sagt, sie will das jetzt geklärt haben."

Oh, ein historischer Augenblick. Ich schnappte mir also das kellenförmige Warensicherungsetikettensuchgerät und ging nach vorne. Die Frau war alles andere als gut gelaunt und ranzte mich gleich an, dass wir sie hier bloßgestellt hätten, weil "das" gepiept hat, als sie reingekommen ist.
Ich klärte sie darüber auf, dass das durchaus nicht meine oder unsere Schuld gewesen war und dass ihr das in jedem anderen Laden, der mit dieser Technik ausgestattet ist, genauso hätte passieren können. Und, dass die Antenne am Eingang genau den Grund hat, eingeschleppte Etiketten herauszufiltern, damit an der Kasse erst gar keine peinlichen Momente entstehen.

Ich begab mich also auf die Suche und wurde im Schminktäschchen der Kundin fündig. Und was war's? Richtig. Ein Lippenstift von Rossmann. Wie üblich. Nur weil ich's hier nicht mehr so oft erwähne, ist es ja nicht so, dass das nicht mehr passieren würde.

Falsche Zeile

Das Telefon klingelte. Nachdem ich rangegangen war, meldete sich eine Frau, die nur ihren Namen nannte. Und das in diesem Tonfall, als würde man sich schon ewig kennen. Der Name sagte mir nichts, aber sie hat darum gebeten, ihr wieder einmal eine Kiste Wein nach Hause zu bringen. Normalerweise kenne ich meine Lieferkunden namentlich, aber an diese Kundin erinnerte ich mich nicht. Dennoch notierte ich ihren Wunsch. Wieder war ich irritiert. Den Wein kannte ich nämlich nicht und vor allem wunderte mich, dass ich ihr den empfohlen haben soll. Naja mit "Sie" könnte ja auch irgendjemand von meinen Mitarbeitern gewesen sein.

Als ich dann ihre Adresse notieren wollte, löste sich das Rätsel. Die Kundin wohnt in einer Hauptstraße am anderen Ende der Stadt. Zu weit für meinen Boten, der hier in der Gegend mit einem Handwagen unterwegs ist. Und vor allem: Einer meiner Einzelhändler-Kollegen hat seinen Markt direkt bei ihr um die Ecke und das sagte ich ihr auch. Ihre Reaktion war fast zu erwarten: "Ja, da gehe ich ja auch immer hin. Habe ich Sie denn jetzt nicht am Telefon?" Ich erklärte ihr, dass sie hier im SPAR-Markt in der Neustadt gelandet ist und sie stellte fest, dass sie wohl im Telefonbuch in der Zeile verrutscht war.

Ich hätte ihr ja auch gerne die Kiste Wein verkauft, aber das soll lieber mein Kollege machen. Das sind nämlich wirklich nur ein paar Meter Fußmarsch von ihm. :-)

Rubbelstärke

"Ich habe nur ganz leicht darübergerubbelt.", versicherte mir die Kundin, als sie mir eine Handy-Guthabenkarte zurückbrachte, die sie Minuten zuvor bei uns gekauft hat.

Soso, "ganz leicht" also. Ist ja immer relativ zu betrachten. Von der Aufladenummer waren jedenfalls nur noch Fragmente zu sehen, in das Pappkärtchen waren tiefe Furchen geritzt.


Zum Glück waren die letzten Stellen der Aufladenummer noch zu entziffern, so dass die Hotline des Telefonanbieters die komplette Nummer wieder heraussuchen und mir mitteilen konnte.

Blättchen für Joints

Ein Kunde klärte mich im Laden nett gemeint darüber auf, welche Blättchen wir unbedingt ins Sortiment nehmen sollten und welche wir nicht bräuchten. "Ich bau' mir Joints natürlich auch aus drei kurzen Blättchen, aber mit den langen ist es einfacher. Aber da sollten es die schwarzen sein. Die weißen OCB braucht doch kein Mensch mehr..."
Okay, werde ich berücksichtigen.

Interessanter fand ich eigentlich, wie er darüber geredet hat. Alle Viele kiffen – aber so offen gegenüber Dritten darüber zu reden, fand ich schon irgendwie seltsam.

Hopp!!!

Es könnte mannigfaltige Gründe haben, die für einen Außenstehenden kaum zu erfassen sind. Wir wissen nicht, ob es vielleicht nur ein Spiel oder eine verlorene (oder gewonnene, je nach Standpunkt) Wette war. Wir wissen auch nicht, in welcher Beziehung der Mann und seine weibliche Begleitung zueinander stehen. Wir wissen nicht, was vor dem Einkauf geschah und wie es danach weitergeht.

Es bleibt dennoch ein komisches Gefühl, wenn man mitbekommt, wie jemand relativ öffentlich (s)eine Frau mit "Hopp!", "Sieh' zu!", "Trab an!" und ähnlichen Kommandos auf Trab hält.

"Cancion del Mariachi"

Netterweise halten sich laute, aufdringliche Handyklingeltöne in letzter Zeit immer mehr in Grenzen. Standardgedüdel hört man fast gar nicht mehr, eher Auszüge aus den aktuellen Charts. Gerade bei männlichen Heranwachsenden ist deutscher Gangsta-Rap ja sehr beliebt. Vorzugsweise auf auf Maximallautstärke.

Zwar auch laut, aber sehr erfrischend dagegen, war vorhin der Rufton eines Handys einer Kundin mittleren Alters: Die ersten Takte waren eindeutig genug, um den Titel zu identifizieren: Cancion del Mariachi, dem Titellied des Films Desperado. (Hier das Video bei DuRöhre.)