Die Gastfeldstraße wirkt echt trist: Kein parkendes Auto, keine Taxis auf Besorgungsfahrt, keine Einsatzfahrzeuge, deren Personal sich etwas stärken möchte. Wer aus der Stadt kommt, müsste 100 Meter zu Fuß laufen. Der Ausdruck "müsste" ist bewusst gewählt, denn dazu wäre es notwendig, erstmal sein Fahrzeug abzustellen. Macht man auf der Hauptstraße, in die die Gastfeldstraße einmündet, natürlich nicht so gerne.
Dennoch habe ich eben erstmal wie gewohnt ein paar Bleche Brötchen gebacken. Viele Kunden kommen (nicht nur) nachts schließlich zu Fuß. Zur durch die Baustelle eventuell zu erwartende Umsatzentwicklung kann ich noch gar nichts sagen. Ich werde erstmal ein paar Tage abwarten und dann entscheiden.
Viel mehr Sorgen mache ich mir nach wie vor bezüglich der Belieferung. Ich werde morgen später mal versuchen, dazu mit dem Schachtmeister hier vor Ort zu reden.
Morgen beginnt der seit Jahren geplante Umbau der Gastfeldstraße. Dazu wurde heute schon die Straße komplett gesperrt. Insgesamt ist ein Teilstück von etwa 150 Metern dicht – und mittendrin liegt mein Laden.
Und wie geht's jetzt mit meiner Anlieferung weiter? Mit den Arbeitern, die heute die Absperrungen aufgestellt haben, konnte ich diesbezüglich nichts besprechen. Das muss ich morgen mit dem Bauunternehmen tun, das die Arbeiten durchführt. Irgendeine Lösung wird es jedenfalls geben müssen.
Die Neustadt wird in den kommenden Monaten von weiteren Baustellen geplagt werden. [...]
Wichtigstes Projekt sei die Umgestaltung der Gastfeldstraße, bei der jetzt die heiße Phase beginne.
Heiße Phase... Momentan sieht die Straße völlig normal aus. Im Januar wurden nur einige Vorarbeiten geleistet, die aber noch nichts mit Umbau und Neugestaltung der Straße zu tun hatten.
Nächste Woche geht's hier endgültig los. Da die Straße dafür nicht nur einseitig, sondern komplett gesperrt und aufgerissen wird, sehe ich für unsere Situation hier ziemlich schwarz.
Die meisten Kunden kommen sowieso zu Fuß, das ich nicht so problematisch. Aber die Anlieferung macht mir sorgen. Rollcontainer und Paletten 50-100m über einen Trampelpfand Trampelpfad ziehen zu müssen, stelle ich mir nicht sonderlich prickelnd vor. Aber vielleicht wird's auch gar nicht so schlimm. Hoffen wir's.
Es bring jedenfalls nichts, jetzt schon in Panik zu verfallen. Ich werde einfach abwarten, was passiert. Eine Lösung wird sich schon finden lassen.
Anruf eines regionalen Fernsehsenders: Man arbeite an einer Reportage über das sogenannte Containern und suche jetzt Supermärkte, die etwas dazu sagen könnten.
Viel konnte ich ihr nicht erzählen. Nur, dass ich hier in den vergangenen Jahren nur ein einziges Mal erlebt habe, dass jemand in unserem Müllcontainer gewühlt hat.
Ich habe der Anruferin allerdings den Tipp mit auf den Weg gegeben, es eher bei Filialbetrieben zu versuchen und nicht ausgerechnet bei selbständigen Einzelhändlern. Bei uns ("uns" = Selbständige) fliegt zwar auch mal was in den Müll, aber in der Regel ist man ja darauf aus, Verluste zu minimieren und noch verzehrfähige Ware nicht unbedingt wegzuwerfen.
In den Filialbetrieben ist es nunmal so, dass (meistens) von einer zentralen Stelle gesteuert wird und da gibt es klare Arbeitsanweisungen an die Mitabeiter, die strikt befolgt werden müssen – darunter fällt oft, dass Ware rund um ein bestimmtes Haltbarkeitsdatum weggeworfen werden muss und nicht günstiger verkauft werden darf.
Jetzt sehe ich gerade, dass jemand relativ kurzfristig Plakate für seine Autritte in der Schwankhalle an meine Tür geklebt hat. Toll... Er war Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag in der letzten Woche da. Dabei wäre ich gerne sogar selber hingegangen.
Bei der Entfernung von auf dem Gehweg vor der Ladentür festgetretenen Popcorn-Massen schont man die Nerven, indem man das Popcorn einfach liegen und den Feierabend gemütlich angehen lässt.
Die Baustelle auf der anderen Straßenseite hat eine Länge von gut 100 Metern. Mein Laden befindet sich etwa mittig dieser Baustelle, so dass die Besucher des auf der anderen Straßenseite genau gegenüberliegenden Internetcafés, die oft auch in den Nachtstunden zu mir herüberkommen, entweder jeweils rund 50 Meter links oder rechts herum an der Baustelle vorbeilaufen müssten.
Seit Tagen schon sieht es so aus, dass irgendjemand, sobald die Handwerker Feierabend haben, die Absperrungen öffnet und einen Durchgang schafft.
Ist mir gerade mal wieder positiv aufgefallen, als ich einen Brief einstecken wollte. Der Kasten befindet sich nämlich unmittelbar neben besagtem Café.
Ist er nicht schön? Wollte ich schon immer mal haben.
Wer in den letzten zwei Sätzen Ironie findet, darf sie behalten. Dieser Einkaufswagen steht seit inzwischen mehreren Tagen hier in meinem Innenhof unter meiner Rampe. Da er nicht den Weg durch den Laden genommen hat, wird ihn irgendjemand direkt durch die Einfahrt dort hingeschoben haben. Ach, es lohnt sich ja nichtmal, sich darüber noch aufzuregen...
Heute wurde mit den seit etlichen Jahren geplanten Bauarbeiten zum Umbau und der Verschönderung der Gastfeldstraße begonnen. In mehreren Abschnitten werden die Bauarbeiter durch dei Straße wandern und irgendwann wird es dann auch endlich die lange ersehnten Fahrradständer vor meinem Laden geben.
Ich betrachte die Baustelle dennoch mit gemischten Gefühlen. Die Aussicht darauf, in den nächsten Wochen und Monaten nur mit erschwerter Erreichbarkeit für Kunden und (vor allem) Lieferanten leben zu müssen, trübt die Freude nämlich etwas. Aber das wird schon irgendwie klappen. Freuen wir uns auf die Zeit nach dem Umbau.
Bezüglich des nächtlichen (angeblichen?) Einbruchs in ein Geschäft in der Nachbarschaft, hat sich bislang nichts getan. Vor allem keine Anfrage der Polizei nach den Videoaufzeichnungen. Ist jetzt aber auch egal, da die Daten mittlerweile wieder überschrieben wurden.
Kann wohl nicht so dramatisch gewesen sein. Oder man hat das schon im kleinen Kreis selber geregelt. Manche Bevölkerungsgruppen klären sowas ja nach ihren eigenen Spielregeln...
Zwei Männer betraten den Laden und wollten wissen, ob hier in der letzten Stunde zwei Typen Gummihandschuhe gekauft hätten. Wir bejahten und fragten, was denn überhaupt los sei und warum sie das wissen wollten.
Daraufhin erklärten die beiden, die einen Laden in der Nachbarschaft betreiben, dass zwei Kerle mit gelben Gummihandschuhen dort einbrechen wollten. Allerdings wären sie dabei gestört worden und konnten fliehen. Dass sie dabei gelbe Gummihandschuhe trugen, war wohl das einzige, was eindeutig identifizierbar gewesen ist.
Wir hätten doch eine Videoaufzeichnung und ob sie sich die Aufnahmen mal ansehen dürften, wollten meine beiden nächtlichen Besucher wissen. Natürlich durften sie die Aufzeichnung nicht sehen. Am Ende erkennen sie die beiden Kunden wieder und bereiten ihnen irgendwelche Schwierigkeiten – und dabei ist der Zweier-WG nur mitten in der Nacht eingefallen, die Wohnung zu putzen. Ist zwar nicht wirklich plausibel, aber wer weiß das schon?
Ich erklärte, dass ich die Aufnahmen gerne herausrücken werde, wenn die Polizei mich im Rahmen ihrer Ermittlungen darum bittet. Ich versprach, die Aufnahmen aber für alle Fälle zu sichern. Die beiden Ladenbesitzer zeigten dafür Verständnis und gingen.