Gerade eben rief der Polier der Baustelle vor unserer Tür an. Ob ich ihm einen Gefallen tun könnte, in dem ich den Bauzaun öffne und einen persönlichen Gegenstand von ihm an mich nehme und bis Montag hier im Laden deponiere.
Klar, kein Problem.
Erstaunlich aber, von wie vielen Menschen man sich bei so einer Aktion beobachtet fühlen kann...
Mit einem Kollegen stand ich vor dem Laden und begutachtete die Baustelle. Auf der anderen Straßenseite stand ein Kunde, der hier durch reichlichen und vor allem regelmäßigen Alkoholkonsum bekannt ist. Er ist eigentlich ständig irgendwie mehr oder noch mehr breit.
Der stand jedenfalls auf der anderen Straßenseite und fing plötzlich an zu singen: "Mooooooonday, Mooooooonday..!"
Was ist denn nun los, dachte ich? Wir haben doch Freitag. Ein paar weiteren Passanten war er jetzt schon aufgefallen, da setzte er fort: "Monday, Monday... So good to meeee..."
Wow, er trifft ja sogar die Töne. Nach einem weiteren "Moooonday, Moooooooonday, it was all i hoooooped it would beeeeee..." unterbrach er allerdings die Vorführung und trabte die Straße entlang.
Der Vortrag war zwar nun nicht künstlerisch wertvoll, aber dennoch an Unterhaltungswert kaum zu schlagen.
Blogleser und Nachbar Dirk hat mir ein paar Fotos geschickt, die gestern Abend / heute Nacht entstanden sind:
Angespornt von den Baustellenfotos (und Videos) in deinem Blog habe ich mir gedacht, dass ich vielleicht mal ein paar schicke Nachtaufnahmen von deinem Sparmarkt im Baustellenlicht machen könnte.
Soweit die Theorie. In der Praxis störte der relativ hohe und nicht zu öffnende Bauzaun vor der Tür das Vorhaben dann doch extrem. Na gut, so bleibt immerhin der "Hinter Gittern - Der Supermarkt-Knast" - Eindruck erhalten.
Trotzdem möchte ich dir das Ergebnis nicht vorenthalten und überlasse es dir hiermit zur freien Verfügung.
Der Bauzaun vor unserer Tür ist echt irritierend. Immer, wenn ich zur Tür gucke, habe ich das Gefühl, hinter Gitter gesteckt worden zu sein.
Der über zwei Meter breite Gehweg zwischen Tür und dem Bauzaun fällt aus der Distanz gar nicht auf und so sieht es tatsächlich ao aus, als hätte jemand meinen Laden schlicht und einfach mit einem Zaun versperrt.
Neben dem Foto hat Robin auch ein Video von der Fräse erstellt und netterweise auch schon bei Youtube hochgeladen. Wer sowas mal in Aktion von oben sehen möchte... Bitteschön:
Dieses Bild hat mir Blogleser, Nachbar und Kunde Robin zur Verfügung gestellt. Wenn man schon wegen des Lärms nicht für sein Studium lernen kann, dann sollte man die Zeit wenigstens nutzen und Fotos von den Verursachern machen.
Mittlerweile geht es hier auf der Straße richtig zur Sache. Seit heute Vormittag ist eine große Asphaltfräse im Einsatz, die momentan rund 35 Zentimeter vom Straßenbelag abträgt.
Wie schön Weinflaschen doch im Regal klappern können.
Die Gastfeldstraße wirkt echt trist: Kein parkendes Auto, keine Taxis auf Besorgungsfahrt, keine Einsatzfahrzeuge, deren Personal sich etwas stärken möchte. Wer aus der Stadt kommt, müsste 100 Meter zu Fuß laufen. Der Ausdruck "müsste" ist bewusst gewählt, denn dazu wäre es notwendig, erstmal sein Fahrzeug abzustellen. Macht man auf der Hauptstraße, in die die Gastfeldstraße einmündet, natürlich nicht so gerne.
Dennoch habe ich eben erstmal wie gewohnt ein paar Bleche Brötchen gebacken. Viele Kunden kommen (nicht nur) nachts schließlich zu Fuß. Zur durch die Baustelle eventuell zu erwartende Umsatzentwicklung kann ich noch gar nichts sagen. Ich werde erstmal ein paar Tage abwarten und dann entscheiden.
Viel mehr Sorgen mache ich mir nach wie vor bezüglich der Belieferung. Ich werde morgen später mal versuchen, dazu mit dem Schachtmeister hier vor Ort zu reden.
Morgen beginnt der seit Jahren geplante Umbau der Gastfeldstraße. Dazu wurde heute schon die Straße komplett gesperrt. Insgesamt ist ein Teilstück von etwa 150 Metern dicht – und mittendrin liegt mein Laden.
Und wie geht's jetzt mit meiner Anlieferung weiter? Mit den Arbeitern, die heute die Absperrungen aufgestellt haben, konnte ich diesbezüglich nichts besprechen. Das muss ich morgen mit dem Bauunternehmen tun, das die Arbeiten durchführt. Irgendeine Lösung wird es jedenfalls geben müssen.
Die Neustadt wird in den kommenden Monaten von weiteren Baustellen geplagt werden. [...]
Wichtigstes Projekt sei die Umgestaltung der Gastfeldstraße, bei der jetzt die heiße Phase beginne.
Heiße Phase... Momentan sieht die Straße völlig normal aus. Im Januar wurden nur einige Vorarbeiten geleistet, die aber noch nichts mit Umbau und Neugestaltung der Straße zu tun hatten.
Nächste Woche geht's hier endgültig los. Da die Straße dafür nicht nur einseitig, sondern komplett gesperrt und aufgerissen wird, sehe ich für unsere Situation hier ziemlich schwarz.
Die meisten Kunden kommen sowieso zu Fuß, das ich nicht so problematisch. Aber die Anlieferung macht mir sorgen. Rollcontainer und Paletten 50-100m über einen Trampelpfand Trampelpfad ziehen zu müssen, stelle ich mir nicht sonderlich prickelnd vor. Aber vielleicht wird's auch gar nicht so schlimm. Hoffen wir's.
Es bring jedenfalls nichts, jetzt schon in Panik zu verfallen. Ich werde einfach abwarten, was passiert. Eine Lösung wird sich schon finden lassen.
Anruf eines regionalen Fernsehsenders: Man arbeite an einer Reportage über das sogenannte Containern und suche jetzt Supermärkte, die etwas dazu sagen könnten.
Viel konnte ich ihr nicht erzählen. Nur, dass ich hier in den vergangenen Jahren nur ein einziges Mal erlebt habe, dass jemand in unserem Müllcontainer gewühlt hat.
Ich habe der Anruferin allerdings den Tipp mit auf den Weg gegeben, es eher bei Filialbetrieben zu versuchen und nicht ausgerechnet bei selbständigen Einzelhändlern. Bei uns ("uns" = Selbständige) fliegt zwar auch mal was in den Müll, aber in der Regel ist man ja darauf aus, Verluste zu minimieren und noch verzehrfähige Ware nicht unbedingt wegzuwerfen.
In den Filialbetrieben ist es nunmal so, dass (meistens) von einer zentralen Stelle gesteuert wird und da gibt es klare Arbeitsanweisungen an die Mitabeiter, die strikt befolgt werden müssen – darunter fällt oft, dass Ware rund um ein bestimmtes Haltbarkeitsdatum weggeworfen werden muss und nicht günstiger verkauft werden darf.
Jetzt sehe ich gerade, dass jemand relativ kurzfristig Plakate für seine Autritte in der Schwankhalle an meine Tür geklebt hat. Toll... Er war Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag in der letzten Woche da. Dabei wäre ich gerne sogar selber hingegangen.
Bei der Entfernung von auf dem Gehweg vor der Ladentür festgetretenen Popcorn-Massen schont man die Nerven, indem man das Popcorn einfach liegen und den Feierabend gemütlich angehen lässt.
Die Baustelle auf der anderen Straßenseite hat eine Länge von gut 100 Metern. Mein Laden befindet sich etwa mittig dieser Baustelle, so dass die Besucher des auf der anderen Straßenseite genau gegenüberliegenden Internetcafés, die oft auch in den Nachtstunden zu mir herüberkommen, entweder jeweils rund 50 Meter links oder rechts herum an der Baustelle vorbeilaufen müssten.
Seit Tagen schon sieht es so aus, dass irgendjemand, sobald die Handwerker Feierabend haben, die Absperrungen öffnet und einen Durchgang schafft.
Ist mir gerade mal wieder positiv aufgefallen, als ich einen Brief einstecken wollte. Der Kasten befindet sich nämlich unmittelbar neben besagtem Café.