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Schwache Nerven?

"ZWEITE KAAASSEEEEEEE!!!", brüllte ein Mann mit voller Lautstärke quer durch den ganzen Laden.

Eine weitere Kasse habe ich dann doch nicht geöffnet. Kundenservice hin, Kundenservice her – vor ihm standen gerade mal drei andere Kunden mit kleinen bis höchstens mittelgroßen Einkäufen.

Jaja, Weihnachtsgebäck!!!

Mit einer Kollegin stand ich in gerade in der unmittelbaren Nähe zum Aufbau mit Weihnachtsgebäck, als eine Stammkundin vorbeikam.

Sie betrachtete die Lebkuchen und Spekulatius, las einige Produktnamen vor und machte sich schließlich demonstrativ darüber lustig, dass die Ware "jetzt schon" hier stehen würde. Ob wir denn auch schon einen Weihnachtsbaum gekauft hätten, wollte sie wissen.

Man kann's auch übertreiben. :-|

Gebt dem Kind weniger Kaffee

Eine junge Mutter war mit ihrem vielleicht fünfjährigen Sohn hier im Laden. Wie aufgedreht schrie er die ganze Zeit laut herum, rannte hin und her, trommelte auf und an den Kühltruhen herum und warf Pappe und leichte Waren durch die Gegend. Innerhalb von einer Sekunde auf die andere wechselten offenbar seine Interessen.

Merke: Keinen Espresso literweise an Kinder! :-O

Guten Morgen!

Ein Kunde kam an die Kasse, stapelte seine Waren ganz an den Anfang des Förderbandes, sortierte noch kurz seine Sachen und beachtete mich noch nicht weiter. Ich blieb währenddessen stumm sitzen und wartete erstmal ab. Das hat in meinen Augen auch nichts mit Unhöflichkeit zu tun. Natürlich wird jeder Kunde freundlich und möglichst mit der Tageszeit gegrüßt – aber solange ich das Gefühl habe, dass der Gruß sowieso nur unbeachtet "durchrutscht", sage ich eben noch nichts und beobachte nur.

Der Mann machte einen großen Schritt in meine Richtung und mit einem in meinen Ohren schon fast belehrend klingenden Tonfall sagte er: "Guuuten Morrrgen! So viel Zeit muss sein!"

Freundlich erwiederte ich den Gruß, ersparte mir danach aber jegliche mögliche Erklärung darüber, dass ich ihn selbstverständlich nicht einfach nur wortlos und ungegrüßt abkassiert hätte. Meine Vermutung war, dass er das sowieso nicht geglaubt und nur als Ausrede hingenommen hätte. Stattdessen versuchte ich es mit etwas Smalltalk und einer umso freundlicheren Verabschiedung, vor allem auch, um nicht einen unfreundlichen Eindruck bei ihm zurückzulassen.

Hat, hoffentlich, funktioniert. :-)

23688

23688 Langlöcher befinden sich in der Rückwand.

Nein, ich habe sie nicht einzeln gezählt. :-)

Na, welche Kasse ist wohl offen?

Eine Kundin kam mit ihrem Einkaufswagen an die Kasse.

Während an Kasse eins ein paar Kunden standen, lagerte auf dem Förderband von der zweiten Kasse ein größerer Haufen zusammengelegte Pappe. Zusätzlich informierte das aufgestellte Schild darüber, dass die Kasse geschlossen ist.

"Wo muss ich denn jetzt hin?", fragte die Kundin.

Das ließ sich zwar einfach beantworten, aber zurück blieb trotzdem ein sich wundernder Mitarbeiter.

Ah, ja

Eine Kundin reklamierte ein Stück Tofu, dass ihrer Meinung nach verdorben schmecken sollte. Ein neues Stück wollte sie nicht und so zahlten wir ihr das Geld bar aus.

Das wäre nicht weiter nennenswert. Nur, dass sie sich von dem Geld direkt eine Fleischwurst gekauft hat, brachte uns dann schon zum schmunzeln. :-)

Ehh, du!

Ein Mitbürger kam mit dem Leergutautomaten nicht klar. Gut, eigentlich kam der Automat vor allem nicht mit dem Altglas des Mannes klar. Im Endeffekt lief es aber auf konsequente Fehlermeldungen hinaus. Eine Kollegin half ihm schließlich.

Als ich an ihm vorbeiging, raunte er hinter mir her: "Eeehhh, du! Des is voll de Scheissg'rät."

Dass ich mich nichtmal mehr umgedreht habe, war sicherlich unhöflich, die Anrede war aber nun auch keinen Deut besser.

Nett sind wir ja alle

Eine ältere Kundin sprach mich an, nachdem sie mit einem unserer Getränkelieferanten gesprochen hatte: "Sie sind ja schon alle total freundlich hier, aber Ihre Lieferanten sind auch total nett."

Schön. :-)

Optimismus

Eine Stammkundin: "Heute ist Montag. Bist Sonntag kann die Woche ja nur noch besser werden."

Irgendwie ja. :-)

Heidelbeersaft

Aufgebracht stampfte eine Kollegin in Lager. Laut fluchte sie dabei, während sie ein paar tropfende Klarsichtfolien und eine aufgetaute, matschige Packung Tiefkühlheidelbeeren mit Hilfe einer Pappe im Zaum zu halten versuchte: "Da hat irgendein Arsch die Beeren einfach ins Haushaltswarenregal gelegt. Es klebt alles, der Saft ist da von oben bis unten runtergelaufen. Kannst du bitte mal auf dem Video gucken, welcher [zensiert] das gemacht hat?!?"

Wir hatten schon eine aufgetaute Fischpackung hinter den Damenbinden. Das war auch richtig ekelig. Aber der klebrige Beerensaft ist nicht minder unangenehm. Ich wühlte mich durch die Videoaufzeichnung und wurde irgendwann gestern Nachmittag fündig: Ein Kunde legte die Packung dort zusammen mit ein paar anderen Produkten, die er zuvor auf seinen Armen balancierte, ins Regal. Dabei kippte die Packung mit den Heidelbeeren etwas zur Seite. Dann sah er sich in Ruhe mehrere Minuten die Schreibwaren an, nahm seine Sachen hinterher wieder und ging zur Kasse. Ich denke und bin mir dabei hundertprozentig sicher, dass er die Schachtel mit den gefrorenen Heidelbeeren nicht mutwillig dort liegengelassen, sondern schlichtweg übersehen und vergessen hat.

Wir beruhigten uns wieder und machten alles, so weit es irgendwie ging, wieder sauber. Nur wieso sich der Saft in einer Packung mit Klasichtfolieen gesammelt hat, ist uns nach wie vor ein Rätsel:


Frau S. ist irgendwie wieder da!

Wir liefern auch Einkäufe nach Hause. Eigens dafür habe ich einen Mitarbeiter, der sehr auf die Kundenwünsche eingeht und im Laufe der Zeit die vielen (vor allem auch älteren) Kunden und Kundinnen so gut kennengelernt hat, dass er jeweils ganz individuelle Wünsche berücksichtigen kann.

Außerdem hat er ein gutes Herz und so hat er vor einigen Monaten einer alten Dame eigenmächtig einen Kredit gewährt. "Bis zum nächsten Ersten", erklärte er. "Sie ist momentan etwas knapp bei Kasse." Mir gefiel das zwar gar nicht, aber er versprach, notfalls dafür aus eigener Tasche zu haften.
Das wiederholte sich in den folgenden Monaten mehrmals. Immer in der Monatsmitte brachte er einen Einkauf im Wert von über 100 Euro zu der Kundin und kassierte am nächsten Monatsanfang das Geld dafür.
Wie die Frau hieß und wo sie wohnt, hatte mich nicht weiter interessiert. Mein Mitarbeiter organisiert die Lieferungen selber, warum sollte ich mich da mit unnötigen Informationen belasten?

Nun kam ich aber dich mal auf die Idee, mich nach dieser Kundin, die Monat für Monat anschreiben lässt, zu erkundigen. Es war der selbe Vorname, der selbe Nachname, die selbe Adresse wie bei DIESER Kundin, mit der ich vor inzwischen elf Jahren selber schonmal so ein Theater mit (nicht zurückgezahlten) Krediten hatte. Na, sowas…

Ich wusste nicht so recht, wie ich nun reagieren sollte. Ist die alte Sache vergessen und abgehakt oder sollte ich die Thematik doch wieder aufgreifen..? Ich war unschlüssig, aber mein Mitarbeiter, mit dem ich auch darüber sprach, kam mir schließlich zuvor. Bei seiner nächsten Lieferung sprach er diese Frau S. an und erfuhr von ihr, dass das damals ihre Tochter gewesein sein soll, die unter dem Namen ihrer Mutter in den unterschiedlichsten Läden anschreiben ließ.

Irgendwie glaube ich das nicht so recht, aber wie ich schon im Oktober 2010 schrieb: Ich möchte darüber nicht mehr weiter nachdenken. Thema erledigt. Vergessen. Geschenkt. Punkt.

Stimmen

Ein sehr heruntergekommen wirkender Mann, Typ Stadtstreicher, ging durch den Laden und suchte offenbar irgendetwas. Zwischendurch dachte er wohl laut nach, aber es klang eher so, als würde er ausgedehnte Monologe mit sich selber führen. Er brabbelte schwer verständlich in seinen Bart. Eine Kollegin an der Kasse sprach ihn schließlich an: "Ist alles in Ordnung bei Ihnen."

Seine Reaktion: "Ich antworte nur den Stimmen in meinem Kopf."

Na, denn… :-O

Überfordert

Eine Kundin mittleren Alters löste an der Kasse den Alarm der Warensicherungsanlage aus. Sie trug eine Handtasche bei sich und so stellte ich die naheliegendste Frage:
Haben Sie irgendetwas von Rossmann dabei? Kosmetik, Schminke oder sowas?

Ich war heute nicht bei Rossmann.

Das muss ja nicht heute gewesen sein. Die Sicherungsetiketten gehen ja nicht kaputt und vielleicht haben sie noch gesicherte Sachen in Ihrer Tasche, die gerade für den Alarm verantwortlich sind.

Aber ich war da heute nicht.

Haben Sie denn etwas von Rossmann dabei?

Ja, aber das ist älter.

Aber das könnte den Alarm auslösen.

Ich habe die Sachen da ordentlich bezahlt!

Das habe ich auch gar nicht angezweifelt. Aber sie könnten trotzdem noch ein oder mehrere Teile in Ihrer Tasche haben, die hier gerade den Alarm ausgelöst haben. Die würde ich gerne entsichern, damit Sie nicht beim nächsten Einkauf deswegen wieder Alarm auslösen. Und Produkte von Rossmann tragen, die Erfahrung haben wir gemacht, nunmal oft noch scharfe Warensicherungsetiketten.

Aber ich war da doch heute gar nicht.
Ich gab's auf. Die Frau verstand irgendwie nicht, was ich ihr sagte. Die Diskussion war vollkommen zwecklos und ihr ständiges hektisches in die Nähe der Kasse gehen ("Sehen Sie, das piept nicht!") machte die Situation und Konversation auch nicht einfacher.
Ich tröstete mich damit, dass sie nur eine kurze Runde durch den Laden gemacht hatte und eigentlich keine Chance hatte, irgendwelche gesicherten Produkte einzustecken. Eigentlich hätte ich der Frau sowieso nicht zugetraut, dass sie irgendetwas geklaut hätte, weder hier noch in einem anderen Laden, aber so ein Theater muss doch echt nicht sein. :-(

Lieferscheinkontrolle durch Kundin

Eine Kollegin war dabei, die Ware unseres größten Bio-Lieferanten zu verräumen. Den umfangreichen Lieferschein auf Endlospapier hatte sie zur Wareneingangskontrolle auf der neben dem Bio-Kühlregal stehenden Tiefkühltruhe ausgebreitet. Die Dinger haben Glasdeckel und eine angenehme Höhe, so dass sie sich perfekt als Arbeitsfläche missbrauchen lassen. Wenn Kunden kommen, räumen wir die Sachen natürlich immer sofort zu Seite.

Auch diesmal passierte es: Eine Kundin versuchte offensichtlich, irgendein Produkt in der Eistruhe unter dem ausgebreiteten Lieferschein zu finden. Sie guckte hin und her, offenbar um den Lieferschein herum in die Tiefen der Tiefkühltruhe. Als meine Mitarbeiterin das bemerkte, machte sie einen Schritt auf die Truhe zu und zog mit einem Schwung den Lieferschein aus dem Sichtfeld. "So", sagte sie, "nun können Sie besser sehen."

"Pöh!", antwortete die Kundin schnippisch. "Was ich sehen wollte ist jetzt ja weg."

"Pöh!", dachten wir uns. Unsere Einkaufspreise unterliegen bezüglich ihrer Geheimhaltung zwar keinen militärischen Anforderungen – aber so offensichtlich wollten wir damit nun auch nicht hausieren gehen.