Der Blogeintrag mit diesem Titel entfällt zum Glück.
Draußen dämmert es bereits, die Vögel zwitschern und wir warten auf die ersten Lieferanten.
Ich fand die Nacht ausgesprochen angenehm. Hin und wieder haben sich ein paar Kunden eingefunden und ich habe mich in aller Ruhe um meinen Bürokram gekümmert.
Gerade eben waren mehrere der Typen von letzter Nacht hier im Laden. So weit waren sie ganz friedlich und haben nur ein paar Kleinigkeiten in Form von Snacks und Tiefkühlpizza gekauft.
Schwacher Trost: Gestern sollen sie auch in zwei Etappen da gewesen sein. Der schlimmere Teil zu fortgeschrittener Stunde. Ich lass' mich mal überraschen, was da noch auf uns zu kommt...
Gerade eben sprach mich ein Kunde an der Leergutkasse an und sagte, während ich dabei war, seinen Bon auszustellen: "Mein Beileid übrigens zur 24-Stunden-Öffnung."
Eine der wenigen negativen Stimmen zur Nachtöffnung. Ich schätze ihn so ein, dass er dachte, dass wir das "arme vom Konzern unterdrückte Personal" sind und uns der langen Öffnungszeit einfach beugen mussten - ohne Rücksicht auf das Privatleben.
Ich klärte ihn erstmal darüber auf, dass die Entscheidung von mir selber kam und die Nachtbesetzung hier nicht unter Androhung von Sanktionen zur Nachtarbeit gezwungen wurde. Kollege Yusuf zum Beispiel, der am Wochenende regelmäßig in einem Club hier in Bremen Platten auflegt, ist eher nachtaktiv und dem passten seine vier Nachtschichten hervorragend in seinen Lebensrhythmus.
Eine Mitarbeiterin wurde, nachdem sie schon Monate hier beschäftigt war, von einer älteren Stammkundin angesprochen: "Oh, Sie sind aber neu hier."
Die Antwort war ehrlich: "Nein, ich arbeite schon seit ein paar Monaten hier an der Kasse."
Einige Tage später kam diese Kundin wieder an die Kasse, als die selbe Mitarbeiterin dort saß. Diesmal allerdings mit offenen Haare und nicht, wie einige Tage zuvor, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Die Kundin bemerkte sofort die Veränderung: "Oh, Sie sind aber neu hier."
Auch diesmal klärte meine Kassiererin sie darüber auf, dass sie schon seit einiger Zeit hier arbeiten würde und das man sich sogar schon einige Tage zuvor, wenn auch mit etwas anderer Frisur, an der selben Stelle begegnet sei.
Kurze Zeit später bekam diese Angestellte eine Brille.
Eine Kollegin wurde gerade von einer Kundin gefragt:
Haben Sie wirklich 24 Stunden auf oder steht das Schild nur so da?
In der Onlinewelt hätte man ihr wahrscheinlich mit dem Hinweis auf die Eigentumsverhältnisse der verschiedenen Schilder diesen Link geschickt: www.hier-ist-dein-schild.de
Eine Geschichte, die mir gerade wieder eingefallen ist, aber aus der Zeit vor dem Shopblogger stammt:
Ich hatte damals eine junge Frau als Aushilfe zum Ware packen beschäftigt. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Staat sie kam, aber es war irgendwo in Afrika und sie war eine Schwarze.
Irgendwann hat eine Kundin sie mal gefragt: "Haben Sie Negerküsse?"
Noch bevor meine Mitarbeiterin irgendwie reagieren konnte, merkte die Kundin, was sie gesagt hatte - und wurde puterrot.
Gestern Abend wollte ein Kunde übrigens etwas "radiomäßiges" (sic!) bei uns kaufen. Entweder nur Kopfhörer oder gleich ein ganzes Radio. Mit den gewünschten Batterien konnte mein Mitarbeiter ihm weiterhelfen, aber die anderen Artikel habe ich hier nicht im Sortiment.
Auf die Information, dass "wir zwar ein Supermarkt mit außergewöhnlichen Sachen, aber eben nicht mit allem" sind, entgegneter der Kunde, dass real auch nur ein Supermarkt sei, sowas aber durchaus im Sortiment hätte.
In diesem Fall hat ein "Tut mir Leid, haben wir nicht." gereicht. Die Erklärung, dass Real ist ein sogenanntes SB-Warenhaus (Nicht zu verwechseln mit dem "klassischen" Warenhaus wie z.B. Karstadt) mit dem Schwerpunkt Lebensmittel ist, wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen...
Den Kundentrenner Warentrenner benutzen die meisten Kunden mittlerweile (zum Glück) freiwillig. Vor einigen Jahren noch habe ich regelmäßig erlebt, dass Kunden den Trenner entweder mutwillig oder aus Vergesslichkeit nicht zwischen ihre Einkäufe gelegt haben, allerdings ohne eine entsprechende Lücke zu lassen. Das Chaos, das dadurch immer wieder entstanden ist, kann man sich wohl vorstellen.
Die ältere Kundin, die ich nun an der Kasse erlebt habe, hat sich allerdings völlig gegenteilig verhalten. Abgesehen von der Kundin vor ihr, deren Bezahlvorgang allerdings schon fast abgeschlossen war, stand sie ganz alleine dort neben dem Kassentisch. Niemand drängelte hinter ihr, das Förderband war gänzlich leer.
Sie legte ihren Einkauf mittlerer Größe mitten auf das Transportband. Sauber zu einem kompakten Haufen zusammengestellt. Das Erstaunlich war: Vorne und hinten begrenzte sie ihre Ware mit einem Warentrenner und es war mir vollkommen schleierhaft, wieso sie dies tat...
Seit einer knappen Stunde langweilen wir uns hier.
Naja, nicht direkt: Es gibt immer etwas zu tun. Ware packen und alte Zeitungen für die Abholung bereitstellen. Nur einen Kunden hatten wir eben in der letzten Stunde nicht mehr...
Aber das schockiert oder demotiviert mich in keiner Weise. Dass überhaupt Leute den Weg hierher gefunden haben, ist erstaunlich genug...
Wow: In der ersten Stunde hatten wir schon 14 Kunden und einer davon hat sich sogar bei den frisch gebackenen Brötchen bedient.
Seit rund einer Viertelstunde ist es ruhig, aber ich habe nie erwartet, dass mir die Leute über Nacht die Hütte einrennen werden. Vor allem deshalb schon nicht, weil ich es nur hier im Blog erwähnt habe, dazu nur anastzweise und weil es nur wenige Kunden wussten.
Mit der Zeit wird sich das noch sicherlich ändern.
Großen Dank übrigens an mein "Empfangskomitee" in Form eines knappen Dutzends Kunden, Freunde und Kollegen, die mich hier gegen 23:50 Uhr vor dem Laden empfangen haben. Ihr glaubt gar nicht, wie blöde ich geguckt habe!
Auch ich biete hier im Laden meinen Kunden kostenlos die bekannten dünnen "Knotenbeutel" von der Rolle an, die es eigentlich in jedem Geschäft in der Gemüseabteilung und teilweise auch bei den Brötchen gibt.
Vorhin sprach mich eine Kundin an:
Ich nehme heute mal zwei Tüten. (Für ihre paar Brötchen.)
Kein Problem.
Mir ist nämlich eine der Tüten gerissen.
Das ist völlig in Ordnung.
Das ist ja auch nur heute, damit mir meine Brötchen nicht herunterfallen.
Klar, das macht nichts. Nehmen sie ruhig.
Kann ja immer mal passieren, näch?
Die Kundin ergänzte noch, ohne dass ich etwas sagte:
Ich benutze die ja auch mehrfach.
Sparsamkeit ist bekanntlich eine Tugend und ich werfe der Kundin ja auch nicht vor, dass sie den Wert dieser Tütchen dermaßen zu schätzen weiß.
Aber mich kosten sie gerade mal rund 0,5 Cent pro Stück...
Ein seltsames Phänomen hatte ich vorhin an der Kasse: Während der Kunde, der gerade seine Ware bezahlte, in seinem Portemonnaie herumkramte und dabei Kleingeld suchte, musterte ich den Rest der Schlange.
Vier Personen standen dort hintereinander, aber auf dem Förderband lag nicht ein Teil. Eine Kundin in der Mitte der Reihe hielt lediglichg eine Zeitung in der Hand.
Sie wollte auch tatsächlich nur diese eine Tageszeitung kaufen. Die anderen drei Kunden lösten jeweils nur einen Leergutbon ein und ließen sich das Geld auszahlen.
Selten, dass man so schnell eine "lange Schlange" innerhalb von einer Minute abarbeiten kann.