Skip to content

Vollgeblutet

Ein großzügig mit Blutflecken übersähtes Papiertaschentuch irgendwo zusammengeknüllt zwischen die Ware zu werfen, ist definitiv jenseits der Ekelgrenze.
Es gibt echt Schweine.

Hallo

"Hallo" rief eine weibliche Stimme ins Lager. Ich saß im kleinen Büro, also in unmittelbarer Nähe, sprang gleich auf und brauchte für die zwei Stufen bis zur Lagertür auch nur noch knapp zwei Sekunden.
Etwa zehn Meter von der Lagertür war die Kundin zu dem Zeitpunkt entfernt. Ich lief hinter ihr her, in dem Moment entdeckte sie eine Kollegin und rief ihr quer durch den Laden ebenfalls ein "Hallo!?!" zu.

Inzwischen hatte ich die Frau erreicht und musste ihr einfach eine ganz bestimmte Frage stellen: "Warum rufen Sie eigentlich 'Hallo?' und laufen dann gleich wieder weg? Also etwas Zeit braucht man schon, um zu reagieren."

"Na, ich habe ja nicht ewig Zeit", war ihre Antwort. Was sie ursprünglich wollte, klärte sie dann mit meiner Mitarbeiterin.

Wer jetzt glaubt, dass sie es war... hat Recht. :-|

Ansteckende Euphorie

Sicherlich zurecht äußerte der Kunde eben an der Leergutkasse, dass der persönliche Kontakt wohl leiden wird, wenn der Leergutautomat erstmal die Flaschen annimmt.

Während des knapp zehnminütigen Gesprächs schwappte meine Begeisterung und Vorfreude immer mehr auf den Kunden über. Nun freut er sich schon genauso wie ich auf die Neuanschaffung. :-)

Die Butter wird warm

Eine Kundin brüllte quer durch den Laden, ob wohl noch eine zweite Kasse geöffnet werden könne.
Nun stand sie an fünfter Stelle, vor ihr vor allem Kunden, die nur wenige Teile kaufen wollten. Die Wartezeit wäre nicht viel länger gewesen als es dauerte, bis die andere Kassiererin gefunden war und diese dann ihre Kasse öffnete.

Die Brüllerin ging dann zur Kollegin, war dort die erste und einzige Kundin und ihre einzigen Worte waren: "Na, endlich. Meine Butter ist schon ganz warm geworden."

Die Butter war zwar immer noch ein steinharter Quader, aber vermutlich wird die Kundin zu Hause schon den ranzigen Geschmack wahrnehmen... :-)

Hingeknallt

Eine Frau hat eben ein paar Teile eingekauft. Nachdem meine Mitarbeiterin ihr den zu zahlenden Betrag genannt hatte, holte die Kundin ein paar Münzen aus der Tasche und knallte sie, eine nach der anderen, kräftig auf den Kassentisch.

"Man muß das da aber nicht so hinknallen", sagte meine Kassiererin so freundlich zu ihr. wie man sowas eben sagen kann.

Die Kundin mumelte irgendetwas in ihren Bart unverständlich vor sich hin, sagte ansonsten aber nichts.

Das Wechselgeld hat meine Mitarbeiterin ihr dann natürlich wie immer in die Hand gegeben. Daraufhin ist die Kundin völlig ausgerastet. Ihr Gemurmel wurde lauter, und außer einem "wenn man hier so unfreundlich bedient wird" war nichts davon zu verstehen.

Also SIE war's diesmal nicht. :-)

Blödes Arschloch

Ich sollte eben dringend zur Kasse kommen. Ein Kunde, der eine Flasche Wein kaufen wollte, hätte ein Problem, weil der Preis angeblich nicht mit der Auszeichnung am Regal übereinstimmen würde.

Also ging ich nach vorne, wo ein alkoholisierter Typ mittleren Alters und mit ziemlich ungepflegter Erscheinung auf mich wartete. Mein Kassierer drückte mir eine Flasche Wein in die Hand. Die Siegelfolie am Hals war aufgerissen und es steckte ein Korkenzieher Schraubhaken im Korken, der von dem Mann als Korkenzieher benutzt (und bezeichnet) wurde.

Er schilderte mir den Sachverhalt: Die Flasche wäre falsch ausgezeichnet gewesen. Gekauft hätte er sie, weil er davon ausging, dass er nur 1,99€ bezahlen müsse und nicht den zweieinhalbfachen Preis. Falsch ausgezeichnet war die Flasche nicht, dieses eine Exemplar stand offenbar nur falsch. Ein Umstand, der in einem Geschäft mit Selbstbedienung und vielen kleinen Einzelartikeln an der Tagesordnung ist.

Ich hätte ja kein Problem damit gehabt, die Flasche zurückzunehmen und ihm das Geld wiederzugeben...

...wenn der Korken nicht schon angebohrt gewesen wäre. Also fragte ich ihn: Dass Sie zu viel bezahlt haben, haben Sie aber erst bemerkt, nachdem sie die Flasche geöffnet haben?

Ich habe die Flasche nicht geöffnet.

Okay: Nachdem sie den Korken angebohrt haben?

Ja, angebohrt. Aber nicht durchgebohrt.

Und das ist Ihnen nicht hier schon an der Kasse aufgefallen, sondern erst, als Sie dabei waren, die Flasche zu öffnen?

Das habe ich hier an der Kasse gemerkt.

Und das Loch?

Ihr Mitarbeiter wusste auch nicht, wie teuer die Flasche wäre und musste an der Kasse erst nachsehen.

Ist klar, man kann nicht alle Preise kennen und wenn es hier etwas voller ist, kann und darf er auch nicht aufstehen, um am Regal nachzusehen.

Sie brauchen hier so einen Selberprüfdings.

Warum?

Dann hätte ich gewusst, wie teuer die Flasche ist.

Und nachdem mein Mitarbeiter Ihnen das gesagt hat, wussten Sie das nicht?

Ich sag' ja, sie brauchen hier so einen Selbstprüfscanner.

Und wieso haben Sie die Flasche nun vorher hier im Laden geöffnet?

Ich dachte, die wäre billiger.

Er zeigte sich völlig uneinsichtig und wurde immer lauter. In dem Moment hielt ich es nicht mehr für nötig, selber freundlich zu bleiben und antwortet ihm "Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Und die Flasche bezahlen Sie.

Die werde ich nicht bezahlen. Da können Sie gerne die Polizei rufen.

Sein dämliches Verhalten in Kombination mit Umeinsichtigkeit und Aggression veranlassten mich dazu, ihm mitzuteilen, dass ich nicht möchte, dass er hier überhaupt eine Flasche Wein kauft auch nicht eine billigere. Laut fluchend trollte er sich dann.

Und die angebohrte Flasche nehme ich mit nach Hause. Bin mal gespannt, ob der Haken nicht doch schon unten rausguckte...

Die wichtigste Frage zuerst

Während ich an der Kasse saß, sprach mich eine Frau von der Seite an: "Wieviel zahlen Sie nachts pro Stunde?"

Als ich mich nach dem Grund ihrer Frage erkundigte, antwortete sie mir, dass sie einen Job suchen würde.

Ja, nee. Schon klar. Wenn ich ernsthaft einen Job suche, quatsche ich meinen potentiellen neuen Chef an, während er gerade einen Kunden bedient und konfrontiere ihn als erstes mit der Frage nach dem Gehalt...

Leute gibt's...

Der Flummimann

In der Nacht war ein seltsamer Kauz hier im Laden. Mehr oder weniger stark alkoholisiert plünderte er systematisch den Flummiautomaten.

Offenbar hatte er mehr Geld als Zielsicherheit. Beim Versuch, die Bälle auf der Straße hüpfen zu lassen, entglitten ihm so im Laufe der Zeit ca. zwanzig Flummis... :-)

Risiken

In der vergangenen Nacht fuhr ein Kunde mit seinem Fahrrad vor, stellte es unabgeschlossen vor dem Eingang ab und kaufte einige Teile ein.

An der Kasse sprach er meinen Mitarbeiter besorgt an und erkundigte sich, ob es nicht riskant wäre, hier nachts die Ladentüren offenstehen zu haben.

Sicherlich nicht riskanter, als ausgerechnet ein Fahrrad der Marke Koga Miyata unabgeschlossen und unbeaufsichtigt hier vor dem Laden stehen zu lassen...

Reduzieren für die Nachtschwärmer

Eine Kundin hat sich darüber beschwert, dass in unserer "Restekiste" (in der wir Artikel aus dem Kühlregal, die sich am Rande des MHD befinden, zum Sonderpreis anbieten) in letzter Zeit für sie kaum noch etwas dabei wäre. Sie lieferte auch gleich ihre eigene Begründung dafür ab: "Sie reduzieren ja nur noch in den Abendstunden für die Nachtschwärmer. Damit die zu Ihnen kommen."

Es gibt wirklich Kunden, die glauben, dass sie ein Anrecht darauf hätten, immer eine gut gefüllte Restekiste vorzufinden. Vorzugsweise in der persönlich bevorzugten Sortierung... :-|

Gammelfleisch

Folgende E-Mail bekam ich heute Morgen:
Moin Björn!

Ich bin gerade dabei zu kochen und ein wenig sauer: ich habe am Samstag bei dir drei Hähnchenbrustfilets (für 4,35 €) gekauft, die bis zum 10.10. haltbar sind (noch ist die Packung samt Inhalt hier). Die zwei Minuten Fußweg bis zu mir dürften sie gut überstanden haben und waren seitdem nur im Kühlschrank. Am Wochenende hab ichs zwar nicht geschafft, sie zu kochen, aber das wollte ich jetzt machen - und sie sind schon recht gelb und riechen ziemlich übel.

Mir ist schon klar, dass du da auch nichts für kannst, aber ich hatte mich sehr auf ein leckeres Essen gefreut und jetzt werd ich halt improvisieren müssen :-(

Gruß
Den Ärger kann ich verstehen. Ich habe dem Kunden auch zurückgeschrieben, dass ich ihm das Geld für das Fleisch auch erstatten kann, wenn er möchte. (Wenn er hier liest, wird er das bestätigen können)

Dennoch hier meine Vermutung:

Das Fleisch ist am Freitag bei mir angeliefert worden. Von Freitag auf Samstag lag das Fleisch in meiner Kühltruhe, von Samstag bis Montag im Kühlschrank des Kunden. Dank immer wieder publizierter Energiespartipps sind sehr viele Kühlschränke so eingestellt, dass sie zwar "kühl", aber nicht wirklich kalt sind. Ohne meinem Kunden nun Böses oder Absicht unterstellen zu wollen nehme ich ganz stark an, dass dies auch in diesem Fall so war.

Unerwartet

Zwei junge muslimische Frauen waren eben hier im Laden. Vielleicht Anfang zwanzig und von Kopf bis Fuß verhüllt. Ihre Gesichter waren zwar zu sehen, aber ansonsten bedeckten ihre Umhänge bis auf die Hände jeden Zentimeter Haut

Eine Kollegin stand zufällig neben ihnen. Plötzlich ein Gesprächfetzen: "Boah, das ist ja total krass hier um diese Zeit."

Irgendwie wollte dieser Satz so ganz und gar nicht zur Erscheinung der beiden passen... :-)

Getrennt abgerechnet

Eine Kundin legte drei kleine Häufchen auf das Förderband der Kasse. Alle drei brav und deutlich erkennbar mit einem Warentrenner voneinander abgegrenzt. "Das soll getrennt abgerechnet werden", erklärte sie.

Wenn sie jeden der drei Einkäufe z.B. mit einer größeren Banknote bezahlt hätte um so jeweils passendes Wechselgeld zu bekommen. Hat sie aber nicht.

Wenn sie nun wenigstens einen der drei produzierten Kassenbons mitgenommen hätte, oder im Idealfall sogar alle drei. Hat sie aber nicht.

Ein großes Fragezeichen über dem Kopf meines Kassierers hinterlassen. Das hat sie.

Nationalgetränk

Zwei nette Kundinnen haben mich eben nach Martini gefragt. Mit der einen ging ich vor und zeigte ihr die Auwahl. Sie freute sich und um den Moment mit der freundlichen Dame zu verlängern schwärmte ich ihr vor, wie schön man den doch wunderbar pur mit viel Eis und einem guten Buch in der Hand gemütlich im Sessel sitzend genießen kann.

Da kam ihre Freundin dazu, die ihrerseits ins Schwärmen geriet: "Ihr habt ja Sternmarke hier."

"Ja", sagte ich mit einem Grinsen "Billiger Fusel."

Sie verteidigte sich: "Neeee, das ist das Nationalgetränk auf Föhr [Anm.d.Red: Stimmt sogar.] und wir kommen auch aus Föhr."

Oops, Fettnäpfchen. Aber sie nahmens mit Humor und wollten ja sowieso den Martini haben und nicht den billigen Fusel die Spirituosen-Spezialität.

(Falls ihr beiden das hier zufällig irgendwann mal zu lesen bekommt: Schönen Gruß vom Shopblogger aus Bremen. :-) )

Interessante Technik

Ein reichlich kaputter Typ gab zwei Gebinde Leergut ab, in dem sich einst Inhalt aus dem untersten Preissegment befand.

Danach schlich er noch recht "verdächtig" durch den Laden. Ich sollte irgendwann mal versuchen, dieses Gefühl irgendwie in Worte zu fassen und hier niederzuschreiben. Wenn man jahrelang mit Menschen zu tun und im Laufe der Zeit schon viele Dutzend Ladendiebe der unterschiedlichsten Kategorien (Von der armen Oma bis zum professionellen Drogenbeschaffer) beobachtet und erwischt hat, entwickelt man irgendwie ein Gefühl dafür, wer "klauverdächtig" ist und wer nicht. Dieser Mann war es definitiv.

Auf Irrwegen schaffe er es schließlich zum Spirituosenregal. Dort schaute er sich recht umständlich die einzelnen Sorten an und befummelte schließlich an einer Flasche Wodka das Sicherungsetikett. Drehte es und zog daran, vermochte es allerdings nicht abzureißen.

Danach stellte er sich an der Kasse an, denn schließlich hatte er noch seinen Leergutbon einzulösen.
Ohne ihm erkennbar zu unterstellen, dass er etwas klauen wollte, beschloss ich dennoch, ihm zu zeigen, dass er hier nicht "anonym" ist. "Die gehen ganz schön schwer ab", sprach ich ihn an der Kasse an, ohne eine bestimmte Reaktion zu erwarten.

"Ich finde das eine ganz interessante Technik. Die sehen ja aus wie die Plomben beim Zoll. Sollen wohl verhindern, dass geklaut wird."

Ach, was.