Kurz vor Mitternacht standen eben zwei Männer vor der verschlossenen Tür und gestikulierten etwas herum, offenbar wollten sie herein.
Da die Kommunikation durch die geschlossene Tür nicht einfach ist, überlegte ich kurz, die Aussage "Wir öffnen um 0 Uhr." dadurch zu signaliseren, dass ich erst auf mein Handgelenk tippe und dann mit Daumen und Zeigefinger eine Null zeige.
Da die beiden Herren geschätzer südeuropäischer Herkunft waren, verworf ich aber den Gedanken recht schnell wieder und begnügte mich mit einem Kopfschütteln. Das war zwar weniger aussagekräftig, ist aber im Zweifelsfall wenigstens nicht als "Deine Zeit ist abgelaufen, Arschloch." zu deuten.
Rund 4,5km (!) hat ein Pärchen vorhin zwei leere Getränkekisten und eine Tüte voller leerer Bierflaschen zu Fuß durch die Nacht geschleppt – nur um sie bei mir abzugeben und schließlich das Pfandgeld in neue Biervorräte zu investieren.
Das ist wohl unser Vorteil gegenüber den Tankstellen: Wir nehmen hier rund um die Uhr Leergut an.
Eine Kundin suchte hektisch wie systematisch das Spirituosenregal ab. Nur wenige Sekunden später fluchte sie: "Scheiße." – und beendete die offenbar erfolglose Suche nach einem bestimmten Produkt.
Da ich gerade zufällig im selben Gang stand, bekam ich die Situation mit und erkundigte mich, ob ich ihr helfen könne und ob sie ein bestimmtes Produkt suchen würde. Das verneinte sie.
Der Spruch ist alt, ich weiß. Was ich nicht weiß, ist, was hier heute Nach los ist. So viele verrückte Leute sind mir selten hier im Laden begegnet. Ist Vollmond?
Woher stammt eigentlich der Irrglaube, dass ein Einzelhändler, wenn eine Ware nicht mehr vorrätig ist, eine hochwertigere zum Preis der günstigereren abzugeben habe?
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein Foto von einem in einem Regal liegenden Buch zeigen. Und mit Regal meinte ich in diesem Fall auch kein Bücherregal, sondern eines meiner Stahlregale. Aber leider war ich zu langsam und so ist das Buch, das erst noch im Regal lag, schon wieder weg.
Also berichte ich ohne Buch. Ein paar Bookcrossing-Freunde haben offenbar meinen Laden als Tauschplattform entdeckt. In letzter Zeit finden sich immer wieder die verschiedensten Bücher in mehreren unserer Regale für ökologische Produkte, die auch nie lange liegenbleiben. Finde ich irgendwie schön, hier innerhalb meines Ladens so eine Tauschplattform zu haben.
Ein Kunde mit einem Handy mit "Vodafone"-Aufdruck auf dem Gehäuse wollte eine Guthabenkarte für "T-Mobile" haben. Die hat ihm aber gar nichts geholfen, da er eine E-Plus-Karte in seinem Handy hat.
"Wissen Sie, was ich jetzt mache? Ich lege jetzt einfach auf.", sprach's und drückte auf die Taste mit dem kleinen roten Telefon auf meinem Mobilteil. Der telefonische Kundenservice bei der Deutschen Bank war mir gerade echt zu blöde und wenn ich dort Kunde wäre, wäre ich jetzt ziemlich vergrätzt.
Was war geschehen? Wir haben gestern ein Portemonnaie eines Kunden gefunden. Darin befand sich zwar keine direkte Kontaktmöglichkeit zu diesem Kunden, aber doch immerhin eine Karte seiner Bank. Sehr nützlich, denn in der Vergangenheit habe ich in solchen Fällen immer über die Bank die Kunden kontaktieren lassen. Häufig haben Banken die Telefonnummer der Kunden und können ihnen so mitteilen, wo sie ihre Karte und den Rest wieder abholen können.
Nicht so bei der Deutschen Bank. Nachdem ich mein Anliegen vorgetragen hatte, wurde ich umgehend mit der Abteilung verbunden, die für Kartensperrungen zuständig ist. "Zur Sicherheit des Kunden, um Missbrauch mit dieser Karte zu vermeiden", hieß es. Sehr schön, aber ich möchte und werde diese Karte sicherlich nicht missbrauchen. Warum hätte ich auch sonst bei der Bank anrufen sollen. Naja, mir sollte es egal sein – ich bin da ja nicht Kunde.
"Ich veranlasse jetzt die Sperrung und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und vielen Dank für den Anruf."
""Ähhh!?! Halt! Sie haben doch meine Kontaktdaten noch gar nicht."
"Die braucht der Kunde auch nicht. Wir werden uns mit ihm in Verbindung setzen, ihn über die Kartensperrung informieren und ihm eine neue Karte zukommen lassen."
"Und seine restlichen Sachen? Portemonnaie? Ausweis, Versicherungskarte, Bargeld? Was soll damit passieren? Wie soll er wissen, wo er die Sachen abholen kann?"
"Das ist nicht unser Problem."
Daraufhin beschloss ich, das Gespräch zu beenden.
Zum Glück lag noch eine Visitenkarte der Mutter meines Kunden im Portemonnaie, die sich sehr über den Anruf gefreut hat und die gute Nachricht nun gleich an ihren Sohn weiterleiten will.
Ich bin kein Kunde bei der Deutschen Bank. Spätestens nach so einer Aktion wäre ich sowieso keiner mehr. Was soll denn sowas? "Nicht unser Problem"... Na, die haben ja nette Vorstellungen von Kundenservice.
Wenn einem eine Packung Fruchtgummi auf den Boden fällt und man selber gerade mal 1,15m groß ist, dann darf man sich ruhig mal danach bücken und diese wieder ins Regal legen.
Man muss nicht. Es ist aber ein Zeichen für gutes Benehmen. (Obwohl es eigentlich eher eine Selbstverständlichkeit sein und nicht auch noch als "gutes Benehmen" herausgestellt werden sollte, etwas wieder aufzuheben, was man selber auf den Boden hat fallen lassen.)
Ah, so ist das. Eine Hexe ist meine Süße also. Eine "blöde Hexe", die sich "auf ihren Besen setzen" soll und die "früher sowieso verbrannt worden" wäre.
Und das alles musste sie sich anhören, nur weil sie einem Heranwachsenden, der keinen Ausweis dabei hatte, keine Zigaretten verkaufen wollte.
Ein 20-Cent-Stück lag in der Kasse im Fach mit den 50-Cent-Stücken. Und genau dieses eine 20-Cent-Stück hat eine Kollegin einer älterin Kundin versehentlich anstatt des geplanten Fünfzigers als Wechselgeld rausgegeben.
Lautstark entrüstete sich die Kudin vor allen anwesenden, dass "sowas" ja noch niemand bei ihr versucht hätte. Eine Unverschämtheit wäre das. Und so weiter.
Und noch ein nächtliches Erlebnis mit der Polizei an der Kasse:
Ein relativ junger, bzw. relativ jung wirkender Polizist wollte Zigaretten kaufen. Ordnungsgemäß fragte ihn mein Mitarbeiter nach seinem Ausweis.
Der Mann in Uniform war irritiert. "Das meinste doch nicht ernst, oder? Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera?", erkundigte er sich. Mein Angestellter erklärte ihm, dass er doch gerade bei der Polizei nicht ins sprichwörtliche Fettnäpfchen treten wolle und da es schließlich auch minderjährige Mitarbeiter bzw. Praktikanten bei der Polizei gäbe, sei die Frage mehr als berechtigt gewesen.
Der Kollege des Polizisten kam gerade mit seinem Einkauf zur Kasse, erblickte die Szene und fing laut an zu lachen. Der Zigarettenkäufer war immerhin schon Mitte dreißig.