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Keine zwei geklauten Dosen

Der Typ, der hier unter Punkt 3 aufgeführt wurde, war wieder im Laden.

Er brachte zwei Dosen eines Engergydrinks in eine etwas weniger frequentierte Ecke, schlich schließlich mehrmals immer wieder in den Bereich, öffnete zwischendurch seinen Rucksack und hätte ganz sicher versucht, die Dosen zu stehlen, wenn er nicht von einem Kollegen, der da unerwarteterweise in der Ecke zu tun hatte, plötzlich abgeschreckt worden wäre. Ich vermute zumindest, dass es so passiert wäre, resp. passiert ist.

Wir waren in Habtachtstellung und hatten den Typen längst auf dem Schirm und hätten ihn auch mit den Dosen nicht aus dem Laden gelassen. Aber dann hätte er neben der Anzeige wegen des begangenen Hausfriedensbruchs auch noch eine für den Diebstahl der beiden Dosen bekommen.

Macadamianussdieb

In den Körben in einem unserer Chipsregale standen zwei leere Kartons. "Welcher Horst hat die denn da abgeworfen?", wollte ich mich gerade beschweren, als mir beim Blick auf die Beschriftung, "Macadamias, 125 g", ein schlimmer Verdacht kam.

Dieser bestätigte sich dann leider auch beim Blick in die Videoaufzeichnung: Ein uns immerhin namentlich bekannter Typ hat den Inhalt beider Kartons in seinen Rucksack umgefüllt und war damit zunächst unerkannt entkommen. Die Ware oder den Gegenwert werde ich ganz sicher nicht wiedersehen, aber immerhin bekommt der Typ zwei weitere Anzeigen in die Akte. Eine für den Hausfriedensbruch, denn das Hausverbot wurde ihm längst erteilt, die andere für den Diebstahl. Der Warenwert betrug immerhin über 120 Euro, so eine Tüte kostet mal eben 3,49 Euro …

Wird ihn das interessieren? Nein. Wird etwas passieren? Nein. Schläft so einer mal ein paar Nächte im Knast? Auch nicht. Wird er irgendwann wieder hier reinkommen und eventuell wieder einen hohen Warenwert einsacken? Würde ich drauf wetten.


Die eingesteckte Flasche

Aus dem Augenwinkel hatte ich auf dem Monitor der Videoüberwachung eine "komische Geste" gesehen. Ein Mann in den Dreißigern hatte sich zunächst in eine Ecke hinter einem der Stützpfeiler gedrängt und dann beim Umdrehen und Weitergehen irgendwie seine Jacke gerichtet. Für mich mit meinem Erfahrungsschatz sah das verdächtig danach aus, als hätte er etwas eingesteckt.

Das alles war kurz vor der Kasse passiert, wenn ich reagieren wollte, musste es schnell gehen. Ich spulte die Aufzeichnung zurück und sah mir die letzten Sekunden noch einmal an. Es war zu erkennen, dass der Mann irgendwie eine dunkle Flasche in der Hand hielt, die jedoch nicht nach Alkohol aussah. Verdammt, was ist das nur?
Inzwischen war er an der Kasse angekommen und packte aus seinem Rucksack zwei große Flaschen Bier auf das Transportband. Okay, dann war wohl doch alles in Ordnung. Nur mal wieder einer von diesen Rucksack-Einkäufern.

Während der Typ bezahlte und den Laden verließ, sah ich mir das Video noch ein paar mal an. Je länger ich auf den Bildschirm glotzte, desto sicherer war ich mir, dass das nicht eine der Bierflaschen war, die ich da anfangs gesehen hatte. Aber was dann? In der Getränkeabteilung hatte er tatsächlich nur die beiden Flaschen Haake-Beck aus einer der Kisten genommen und in den Rucksack gesteckt. In den Gängen mit Wein und den Spirituosen war er gar erst, das kann es also auch nicht gewesen sein. Es wurde immer seltsamer, zumal ich mir ganz sicher war, dass der Mann mich gerade beklaut hat.

Ich sah mir schließlich seinen kompletten Weg hier durch den Laden an. Zwischendurch ging er auch in den Gang mit Ketchup, Essig und Öl – und da offenbarte sich schließlich auch, was er eingesteckt hatte: Eine Flasche Bertolli-Olivenöl für acht Euro. Möge er die Flasche zerbrechen, auf der Schmiere ausrutschen und sich weh tun.

So schnell wird man Ex-Stammkunde

Er kam mehrmals täglich, der etwas heruntergerockte Flaschensammler, der irgendwie ganz weit am unteren Ende der Gesellschaft existiert. Wir haben ihn bislang immer trotz seines Zustands für anständig erachtet.

Nun stand er gerade mal wieder vor dem Leergutautomaten und stopfte seine gesammelten Werke in das Gerät. Ich stand gerade ein paar Meter entfernt im Lager vor einem anderen Gerät und habe ein paar Kopien angefertigt. Dabei fiel mir in der Hand des Mannes eine Packung nicht kühlpflichtige Dauerwurst auf. Er ging von dem Automaten hin und her und verschwand plötzlich für zwei Sekunden aus meinem Sichtfeld, anschließend hielt er die Packung nicht mehr in der Hand.

Ich hatte das alles mehr oder weniger aus dem Augenwinkel gesehen und war mir auch schon im nächsten Augenblick nicht mehr hundertprozentig sicher, ob ich das richtig gesehen und interpretiert hatte oder ob da alles mit rechten Dingen abgelaufen war. Ich ließ den Kopierer alleine, hüpfte die zwei Treppenstufen ins Kassenbüro und und spulte die Videoaufzeichnung zurück, um mir die letzte Minute vor dem Leergutautomaten noch einmal genauer anzusehen.
Während ich die Kopien anfertigte, war Ines in meinem Büro geblieben und hatte wohl ebenfalls dort die Livebilder aus der Videoanlage beobachtet.
Nur einen kleinen Moment später kam sie nach vorne gestürmt und rief mir schon quer durchs Lager zu: "Was hat der da gerade eingesteckt?!" Okay, ich hatte mich nicht getäuscht. Wenn zwei erfahrene Personen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln den selben Sachverhalt beobachten, dann war es wohl auch so. Der Blick in die Videoaufzeichnung bestätigte unsere Beobachtungen. Später ließ sich auch anhand der Videobilder genau nachvollziehen, welchen Artikel der Mann aus dem Regal genommen und vor dem Leergutautomaten in seiner Jackentasche hat verschwinden lassen.

Inzwischen hatte der Flaschensammler den Laden zwar bereits wieder verlassen und war von uns nur noch am Ende der Seitenstraße zu sehen, aber er kam mehrmals täglich und würde auch nun wiederkommen – immerhin wusste er ja nicht, dass wir wussten, dass er etwas eingesteckt hatte.

Am nächsten Abend hat die Spätschicht ihn erkannt und seine Personalien aufgenommen, Anzeige folgt. Schade irgendwie.

Der Rrrreichsbürger und die Jooooden!

Seit die Drogenszene hier in Bremen vom Hauptbahnhof vertrieben wurde und die Junks sich in die Stadtteile verteilt haben, ist es bei uns mit Ladendiebstählen und "VPs", verdächtigen Personen, nicht besser geworden.

Dieser Typ war wieder da, diesmal in Begleitung einer nicht mehr vertrauenerweckenden Person. Einer Kollegin waren die beiden aufgefallen und so rief sie mich.

Ich wollte gar nicht erst riskieren, dass die irgendwas einstecken oder wieder öffnen, den Schaden würden sie mir sicherlich nicht begleichen, und so ging ich direkt zu den beiden und forderte sie auf, den Laden zu verlassen. Die Begleitung das Wodkatrinkers kannte ich zwar nicht und er hatte auch (noch?) nichts getan, aber ich fand die Sippenhaft angemessen.

Der, der den Wodka getrunken hatte, war ganz still. Der andere ging direkt an die Decke, regte sich auf, ich könne ihn nicht rauswerfen usw. Ihm schwoll immer mehr der Kamm und schließlich gröhlte er noch durch den Laden: "Ich komme auch nicht wieder! Ich bin Reichsbürger!! Ich kaufe nicht bei Juden!!! Ich fackel hier sowieso alles ab …"

Ach, es gibt so liebenswürdige Mitmenschen.

Schwupps, eine Serie!

Unsere klauende Stammkundin kam im Grunde täglich.

Am Mittwoch hatten wir sie auf frischer Tat erwischt, nachdem uns ihr Verhalten am Dienstag zu Recht seltsam vorgekommen war.
Nun hatten wir uns aus reiner Neugierde gestern mal die gerade noch gespeicherte Videoaufzeichnung von Montag angesehen.

Sie kam immer "gegen Mittag" und im Schnelldurchlauf der Aufzeichnungen zwischen 12 und 14 Uhr fanden wir sie dann auch. Als sie den Laden betrat, war ihre Tasche leer, als sie an der Kasse wie immer fröhlich scherzend ihren Leergutbon einlöste, war die Tasche sichtbar gefüllt. Dank der Aufzeichnung ließ sich zumindest Teilweise nachvollziehen, welche Artikel sie dort eingesackt hatte. Auch dafür wird sie also eine Anzeige bekommen.

Weiter zurück können wir mit den Aufzeichnungen nicht, aber ich glaube, da würden wir noch viele weitere Diebstähle von ihr finden …