Eine Heranwachsende wollte Zigaretten kaufen. Da der Verkauf von Tabakwaren an nicht volljährige Personen seit Anfang September relativ illegal ist und meine Mitarbeiterin an der Kasse nicht mit Gewissheit sagen konnte, dass sie auch wirklich schon über 18 Jahre alt ist, erkundigte sie sich nach ihrem Ausweis. Sie hatte keinen dabei und musste folglich ohne die Räucherware wieder abziehen.
Kurze Zeit später kam ihre Mutter mit ihr im Schlepptau wieder her und regte sich tierisch darüber auf, dass wir ihrer einundzwanzigjährigen Tochter keine Zigaretten verkaufen würden.
Okay, aber: Wer in einem gewissen Alter noch deutlich jünger aussieht, weiß dies meistens und hat sowieso den Ausweis dabei. Aber dass Mama deswegen extra herkam, fand ich schon irgendwie bezeichnend.
Das von dem älteren Herren gesuchte Produkt war leider gerade ausverkauft. Ich entschuldigte mich bei ihm und schlug eine Alternative vor.
Seine Reaktion: "Ach, das macht doch nichts. Nichts ist für die Ewigkeit. Nichtmal ich."
Es war von ihm natürlich scherzhaft gemeint. Aber alte Leute entwickeln irgendwie erschreckend oft einen merkwürdig morbiden Umgang mit dem irgendwann unvermeidlichen Ende...
Ein Kunde und eine Kundin, offenbar Bekannte, hatten sich zufällig hier im Laden an der Kasse getroffen. Sie standen nicht hintereinander in der Schlange, sondern auf verschiedenen Seiten des Kassentisches. Das Gespräch entwickelte sich über den Mitarbeiter an der Kasse hinweg und beinhaltete etwa auch diese Passage:
Sie: Die Neustadt ist klein, es ist ja kein Wunder, dass man sich irgendwann über den Weg läuft.
Er: Bist du denn schon fertig? [Vermutlich mit dem Studium]
Sie: Schon lange.
Sie unterhielten sich noch über einige belanglose Dinge und unterschiedliche Bekannte. Schließlich kam von ihm:
Gerüchte gehen um, dass du Mutti geworden bist?
Sie: Ach, inzwischen schon das zweite Mal.
Er: Von wem denn?
Sie: Weiß ich nicht.
Meinem Mitarbeiter fiel es nach eigener Aussage sehr schwer, in diesem tennisgleichen Wortwechsel die Contenance zu wahren und anständig weiterzukassieren.
Einem Kunden war eine Flasche Bier heruntergefallen. Die Scherben lagen noch einige Minuten im Gang, in dem Moment kam eine Kundin dort entlang. Sie sah das Malheur, manövrierte um die Scherben herum und schnappte sich meinen Mitarbeiter, der bereits dabei war, einen Wischer zu besorgen, um ihn lautstark und möglichst unfreundlich darauf aufmerksam zu machen, dass es ein Unding wäre, dass Scherben auf dem Boden liegen würden und dass man sich daran die Schuhe kaputt machen würde.
Eine Kundin rief an und war sichtlich aufgeregt: "Ich glaube, ich habe mein Handy bei Ihnen im Laden liegen gelassen. Ich war eben bei Ihnen einkaufen und als ich zu Hause ankam, merkte ich, dass es nicht mehr da ist.
Sie erklärte mir, in welchem Regal sie das Telefon vermutlich liegengelassen hatte und während ich auf dem Weg dorthin war, kam mir eine Idee: Sagen Sie mir doch bitte mal die Nummer Ihres Handys. Wenn es hier irgenwo versteckt liegt, finden wir das dann sofort.
Inzwischen hatte ich die vermeintliche Stelle erreicht. Ein Handy lag dort nirgends und während ich darauf wartete, dass die Verbindung zum Telefon der Kundin aufgebaut wird, begann ich zu erzählen, dass es heutzutage leider schon Glückssache wäre, wenn jemand das Handy gefunden und nicht mitgenommen hätte.
Sie unterbrach mich freudestrahlend: Es klingelt hier bei mir. Moment. ... Ahhh, da ist es ja! Ich habe das gar nicht bei Ihnen vergessen, das hatte sich nur in meiner Tasche versteckt. ... Ich hatte schon solche Angst, aber nun ist alles wieder gut. Glück gehabt. Sowas schusseliges... Trotzdem ganz vielen Dank!!!
So viel zum Thema "fragende Kunden": Ein Mann betrat eben den Laden. Da ich mir nicht ganz sicher war, wie ich seine Erscheinung deuten sollte, ging ich ins Büro und beobachtete seine Runde durch den Laden. Eilig durchschritt er fast jeden Gang des Marktes, guckte hier, guckte da und schien tatsächlich etwas zu suchen. Vor dem Regal mit Damenhygieneprodukten und Arzneimitteln blieb er einige Sekunden stehen, setzte dann aber seinen Gang fort.
Plötzlich machte er kehrt und begab sich direkt zur Kasse. Erleichtert dachte ich, dass er wohl an der Kasse fragen würde, ob und wo wir einen bestimmten Artikel stehen hätten, doch dem war nicht so: So schnell, wie er den Laden betreten hatte, verschwand er auch wieder, ohne dass auch nur jemand die Chance gehabt hätte, ihm zu helfen.
Ich würde übrigens fast jede Wette eingehen, dass er Kondome gesucht hat. Tzja, hätte er mal doch an der Kasse gefragt.
Mir tut die alte Frau sehr Leid. Offenbar hatte sie Probleme mit ihrer Verdauung. Das fiel uns aber erst auf, nachdem sie von der Kasse weggegangen war. Es blieb eine übel riechende, bräunliche Pfütze auf dem Fußboden zurück.
Auch mit Wischmaschine war das übrigens kein Job für Leute mit empfindlichem Geruchssinn.
Kakaobutter habe ich noch nie zuvor im regulären Lebensmittelhandel gesehen. Auch ich habe sie hier nicht im Sortiment. Spinnrad hatte sie früher mal im Sortiment, ansonsten wahrscheinlich viele andere Naturkosmetik-Läden. Wer Kakaobutter braucht, weiß dies wohl auch und so wurde ich in all den Jahren, die ich schon im Einzelhandel tätig bin, noch nie nach Kakaobutter gefragt.
Am Samstag wollte eine Kundin welche haben. Und heute eine andere Kundin. Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass gerade irgendwo im Fernsehen oder in einer Zeitschrift irgendein Rezept veröffentlich worden wäre, in dem Kakaobutter eine wesentliche Rolle spielt.
Nachtrag: Noch ein Kunde, der danach gefragt hat. Diesmal haben wir aber die Chance genutzt und nachgefragt, wofür sie benötigt werden würde. Er brauchte sie für ein Tortenrezept.
Ein junger Mann, der aber schon deutlich als über achtzehnjährig erkennbar war, sah sich hilflos um. Ein Kollege sprach ihn an:
Suchen Sie etwas ganz bestimmtes?
Ziemlich laute Antwort des Kunden, scherzhaft lallend:
Allohol!!!
Nach einigen Minuten kam er mit einer Flasche Prosecco im Arm zurück und sprach den Kollegen seinerseits an. Nun eher leise und unauffällig: Wo habt'n ihr Kondome?
Manche tun einfach alles, um ins Blog zu kommen.
Nachtrag: Gelesen wirkt das irgendwie gar nicht mehr so sehr witzig. Es war so eine lustige Situation, den Typen, der erst auffällig und vorlaut nach Alkohol gefragt hat, plötzlich so schüchtern nach Gummis fragend zu sehen.
Ein älterer Mann hielt mir seine Faust am ausgestreckten Arm entgegen, sagte aber zunächst nichts.
Nach Sekunden des bangen Wartens, brachte er schließlich ein "Batterien!!!" über die Lippen.
Des Rätsels Lösung: Er wollte einfach nur ein paar gebrauchte Batterien abgeben, die er in seiner geschlossenen Hand hielt. Das hätte er aber auch gleich sagen können...
Eine Kundin hielt mir eine mitgebrachte, leere Kaffeeverpackung vor die Nase und stellte mir zwei Fragen:
Warum sieht die Verpackung jetzt anders aus als früher?
Statt einer matten Oberfläche bestehen die Beutel nun aus Hochglanzpapier. Wie erkläre ich das der Kundin am besten? Ich beließ es bei der einfachsten Antwort: "Wahrscheinlich hat der Kaffeeröster einen neuen Lieferanten für seine Tüten bekommen. Die Kundin wirkte nicht so, als ob sie die Aussage wirklich glauben würde, wusste aber wohl auch nicht so recht, was sie dem entgegensetzen könnte.
Zweite Frage:
Nehmen Sie die zurück?
Recycling in allen Ehren, aber eine zerknitterte alte Kaffeetüte nehme ich natürlich nicht zurück. Dagegen ist es ja schon fast normal, dass hier immer wieder leere Eierpappen liegen.
Eine junge Frau hat meine Kassiererin eben an der Kasse geradezu angebrüllt: Wir wären ein Scheißladen und wir wären alle unfreundlich und dass sie bei uns nie Thunfischpizza bekommen würde und noch einiges mehr. So schlecht kann mein Laden gar nicht sein - immerhin laufen hier täglich rund 1500 Kunden durch...
Aber die Geschichte geht ja noch weiter: Beim Rausgehen rief sie meiner Mitarbeiterin noch mit Häme in der Stimme zu, dass diese nun die Tiefkühltruhe wieder aufräumen dürfe.
Ich wünsche ihr ganz viel Delfin in ihre nächste Thunfischpizza.