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Ladendieb

...und wieder einen erwischt.

Er war sichtlich nervös, aber hat sich seine Tasche dennoch gut gefüllt. Immer, wenn gerade kein Mitkunde im Gang stand, stopfte er Milch, Joghurt, Pudding, Cornflakes etc. in seinen mitgeführten Rucksack. An der Kasse löste er lediglich seinen Pfandzettel ein und wollte gerade das Geschäft verlassen, als ich ihn ansprach und mit ihm und einem weiteren Kollegen als Zeugen ins Lager ging.

Dort folgte das übliche Programm: Der obligatorische Anruf bei der Polizei und meinen Standardtext: "Ich werde Sie wegen Ladendiebstahls anzeigen. Desweiteren haben Sie hier Hausverbot für alle Zeiten. Haben Sie einen Ausweis dabei?"

Er hatte tatsächlich nur ein paar Lebensmittel im Wert von gut 11 Euro in der Tasche und gab zu, daß er nur etwas zu Essen haben wollte und auch nichts zum Weiterverkaufen oder Alkohol.

Diebstahl bleibt Diebstahl. Er beklaut mich persönlich und nicht irgendeinen großen Konzern.

Trotzdem haben wir ihm ein paar Infos und die Adresse der Bremer Tafel ausgedruckt, mit dem Hinweis, daß er dort umsonst Lebensmittel bekommen kann.

Es war übrigens sein 186. Vorfall, den die Polizei aufnahm.

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Kommentare

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Benjamin am :

MAcht Dich sowas eigentlich eher wütend oder betroffen? Ich mein, der hat ja nicht aus Jux und Dollerei gehandelt. Versteh das nicht falsch, ich hätt genauso gehandelt, aber unangenehm bleibt es doch trotzdem.

Björn Harste am :

Es macht wütend (ich arbeite 15 Stunden am Tag für MEINEN Lebensunterhalt) und betroffen, weshalb ich ihm zumindest den Tip mit der Tafel gegeben habe, die er nichtmal kannte. (Da haben dann allerdings aber auch die Sozialbehörden gepennt.)

tknuewer am :

Ich musste gerade an die letzte "Zeit" denken: http://www.zeit.de/2005/11/Unterschicht

Alphager am :

Genau daran musste ich auch denken.
--
Und ich dachte, ich sei der einzige Zeit-Leser; so selten, wie man einen sieht.

Lurker am :

186 Fälle? Hier in Bayern droht da fast schon der Scharfrichter - da kann man schonmal für 8 Diebstahlsfälle als Jugendlicher 9 Monate wegwandern... gerade erst wieder erleben müssen.

Inga am :

Ist auch richtig so. Sieht man ja, wo das sonst hinführt. Vielleicht legt er es ja auch darauf an, im Knast ist es warm & es gibt essen.

Lurker am :

"Wo das sonst hinführt"... mit dieser Argumentation läßt sich jede Strafe für jedes Vergehen rechtfertigen. Ich wünschte, der Normalbürger würde sich ein wenig mehr Gedanken über das machen, was die Strafjustiz bedeutet und bewirkt...

... bevor er dann aufwacht, selbst in den Ermittlungsakten steht und feststellt, daß die drakonischen Gesetze auch für ihn gelten - ihn, der er doch "nichts zu verbergen hat" und "niemals gegen das Gesetz verstößt".

zenzizenzizenzic am :

Haben Ladendiebe denn keine Rechte auf Datenschutz? Oder warum war die Polzei so freigiebig mit der Angabe, daß das der 186. Vorfall war? Sollte die Polizei nicht darüber schweigen, ob der Täter schon bekannt ist? Schliesslich ist der Supermarkt keine stattliche Institution wie ein Gericht o.ä.

Tim am :

Das mit dem Hausverbot auf Lebenszeit finde ich interessant. Das liest man ja so oft und auch explizit auf den Hinweisschildern, dass mich interessieren würde wieso: Hält man das wirklich nach (Polaroids in schwarze Liste oder swas abenteuerliches) oder ist der Grund, dass, wenn der in ein paar Monaten nochmal bei dir was klaut, auch noch Hausfriedensbruch dazukommt?

Beklemmend finde ich das ansonsten allerdings schon ein bißchen. Klar war deine Reaktion optimal, aber dass Leute sich echt Essen für 11 Euro zusammenklauen müssen...da frag ich mich dann doch schon irgendwie, wieso ich so viele Abzüge habe. Ich dachte immer, damit sowas eben nicht passiert. Seufz.

Björn Harste am :

Das mit dem Hausverbot ist ganz einfach erklärt: Ich möchte jemanden, der mich bestohlen hat, in meinem Laden nicht noch einmal wiedersehen. Und wenn doch, soll er eben mit der Konsequenz klarkommen. Die lautet nämlich: Anzeige wegen Hausfriedensbruches.
Das mit dem Essen klauen ist schnell erklärt, soll aber bitte nicht pauschal für *alle* gelten. Viele/Alle Ladendiebe bei uns sind entweder Alkoholiker oder Drogenabhängige und brauchen ihr Geld für die "lebenswichtigen" Dinge: Sprit oder Stoff. Vor ein paar Wochen hat einer sogar genau das mal zugegeben: Er sei Alkoholiker und sein Geld (-> Sozialhilfe) reiche gar nicht für seine Sucht *und* Essen.

Tim am :

ja klar, auf die Drogentheorie war ich auch gekommen, aber da hat mir nicht eingeleuchtet, wieso man sich als Alkoholiker nicht lieber ein paar Pullen Schnaps klaut, da "spart" man ja mehr als 11 Euro. Gut, ab Hasch aufwärts geht das natürlich nicht, passt also vermutlich schon. Gebt ihr auf Alkohol besonders acht? Ich hab das immer mal wieder gesehen, dass der sogar unter Verschluss war in manchen Läden. So wie die Zigaretten ja auch nicht zufälig direkt an der Kasse sind (glaub ich jedenfalls).

Prinz Borderline am :

Vielleicht klauen solche Menschen lieber Lebensmittel, weil sie hoffen, das man sie dann leichter laufen lässt. So nach dem Motto: schau her, ich habe nur was zum Essen geklaut, nichts Teures wie Schnaps.

-thh am :

Die Frage wäre, *warum* sie sich das Essen zusammenklauen müssen ...

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