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Adrenalinpumpe

Samstag Morgen, 7:15 Uhr.
Nach knapp fünf Stunden Nachtschlaf nähert sich mein bereits zwei Stunden alter Arbeitstag einem ungeahnten ersten Höhepunkt.
Schlaftrunken bin ich gerade auf dem Weg quer durch den Laden, als ich eine dunkle, hagere Gestalt wahrnehme, die aus Richtung der Spirituosen mit leeren Händen zur Kasse geht. Das noch träge Gehirn registriert dies zwar, zieht allerdings noch nicht einmal in Betracht, diese Person näher ansehen zu wollen.
Knapp 2 Sekunden später nehmen meine Ohren den Alarm der Warensicherung wahr. Weiß der Geier, was ein Adrenalinstoß der Extraklasse noch alles bewirken kann - mich hat er dazu gebracht, binnen Sekunden quer durch den Laden bis auf die Straße zu hechten und den Typen wieder von seinem Fahrrad zu ziehen, auf dem er bereits saß.
Als der Alarm ertönte, forderte meine Mitarbeiterin an der Kasse ihn zwar noch zum stehenbleiben auf, allerdings brachte diese Aufforderung den Bösewicht überhaupt erst dazu, schnell zu rennen. Dies verschaffte ihm einen relativ großen Vorsprung. Relativ insofern, als dass dies alles innerhalb weniger Sekunden geschah.

Der Typ ist ein polizeibekannter Drogenabhängiger, der ohne Papiere durch die Läden zieht und Alkohol klaut. Nicht zum selber trinken, sondern zum weiterverkaufen. Für verflucht wenig Geld - und das nur, um sich irgendwie den nächsten "Schuß" finanzieren zu können.

Ich hasse es, bestohlen zu werden. Egal von wem und aus welchen Gründen. Aber dieser Junk war echt 'ne arme Sau, mit der man eigentlich nur Mitleid haben kann.

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Kommentare

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Skymaster am :

Vielleicht liest er ja hier mit, bekommt Mitleid und lädt dich gegen deine Müdigkeit auch mal zum Guten Schuss ein^^

Dann fliegt der Chef durch den Laden...

Dadadaddda-dadaa, Cos I Got High... ;-)

Roland am :

Mein Beileid, das du täglich mit solchen Leuten zu tun hast, muss echt hart sein...

Hier zeigt sich auch, wie verloren unsere Gesetze sind... solchen Leuten wird eben nicht mit Gefängniss oder ähnlichem geholfen, sondern nur wirkliche Entdrogungsstätten könnten hier Erfolg haben. (Also zB kontrollierte Abgabe in geschlossenen Heimen, schrittweise Reduktion etc.)

Zazzel am :

Das Hauptproblem ist wohl nicht die Droge (Heroinentzug wurde mir mal als eine einwöchige, schwere Grippe beschrieben), sondern das Leben "danach". Was macht ein Junkie, wenn er spontan keine Drogen mehr nimmt? Kein Geld, keine Arbeit, meist miese Gesundheit (wegen der Streckmittel - reines Heroin soll den Körper kaum schädigen) - und vor allem: Kein Freundeskreis mehr, der ihn hochziehen könnte (oft reines "Drogenumfeld). DAS ist die eigentliche Herausforderung, die es zu überstehen gilt. Die Familie ist sicher auch problematisch, wenn man schon so eine Biographie hat...

23FRW - 2, 3 Flaschen rollen westwärts

Volker Schepker am :

Ich hoffe, du hast duch irgendwie vertan, welcher Laden macht schon um 7:15 auf??
*GÄHN* ;-)

Schnuff am :

Das frage ich mich auch gerade. Also, ich geh dann jetzt mal einkaufen... zu normalen Zeiten :-)

Shopbloggerswife am :

Nein, leider nicht. Samstags fangen wir um 5 Uhr an, der Laden öffnet um 7 Uhr. Alleine mit Brötchenbacken ist ein Kollege stundenlang beschäftigt.

Andre Heinrichs am :

Außer Björns Shopbloggershop[tm] haben ziemlich viele Penny-Märkte schon um 7 auf. Zu der Zeit kaufe ich aber auch nur ausnahmsweise ein.

AB am :

Sorry, dass ich so dreist frage, aber liegt die Bremer Neustadt eigentlich in einem Neukölln-artigem Ghetto oder was ist das für eine Asi-Gegend?
Also bei uns in Düsseldorfer Supermärkten habe ich noch nicht einmal einen Ladendieb gesehen. Hier haben die Produkte auch keine Sicherheitsetiketten oder so. Klar haben wir auch Vorort-Ghettos wie Achim (bei uns Monheim, Teile von Ratingen etc), aber in den normalen Stadtteilen gibt es so etwas einfach nicht.

DerLässigeLui am :

ich kenn keinen anderen stadtteil, in dem das so durchwachsen ist. es gibt richtig schöne ecken in der neustadt (zb flüsse-viertel) und richtig miese (kirchweg und die gegend).
der supermarkt liegt halt mittig in der neustadt, weswegen wohl von allem was da is...

Shopbloggerswife am :

Die meisten Kunden merken nichts von Ladendieben. Wenn kein Alarmsystem existiert, geht die Ansprache von Ladendieben ja eher dezent vor sich. Wir hatten auch nicht von Anfang an eine Anlage, die kostet viele Tausen Euro. Aber da uns die Leute den Laden leer klauten, hieß es kauf oder stirb. Und wir sind jetzt einer der besten Referenzen für diese Anlage, es sind schon einige Kollegen aus Norddeutschland zu uns gepilgert und haben sich die Anlage angesehen. Wir haben schon so manchen Ladendieb erwischt, von dem wir das nie im Leben vermutet haben. Durch Abzahlung in monatlichen Raten ist die Anlage erschwinglich. Und hat sich durch den Erfolg bereits amortisiert.

AB am :

Alarmsysteme bemerkt man dadurch, dass man sich Amazon-Packete mit CDs oder DVDs aus den USA ins Büro schickt, und dann auf dem Nachhauseweg mit den CDs in der Tasche einkaufen geht. Wenn's piept dann hat der Laden ein Alarmsystem :-)

Shopbloggerswife am :

Und nein, das ist keine Asi-Gegend hier. Ladendiebstahl gibt es überall. Und so manches Mal kostet es dann die Existenz kleiner Ladner, die daran kaputt gehen, weil sie die Verluste nicht auffangen können wie ein Konzern.
Wäre Achim unser erster und einziger Laden gewesen, wären wir pleite und arbeitslos und kaum in der Lage, die Schulden abzutragen. Weil wir einen florierenden ersten Laden haben, können wir auch weiterhin Kredite an die Bank zurückzahlen.
Ladendiebe kosten die Wirtschaft Milliarden jedes Jahr. Otto Normalkunde merkt es nur nicht. Und Diebe denken oft, das zahlt ja die Versicherung. Hallo?? Versicherung?? Wie soll das denn gehen? Dieses unwägbare Risiko geht keine Versicherung ein.

Karsten am :

Ein Versicherer würde das sicher schon machen, aber eine Versicherung ergibt für den Ladenbesitzer nur wenig Sinn. Vom Prinzip her geht es bei einer Versicherung darum, das Risiko eines unwahrscheinlichen aber hohen Schadens auf viele Schultern zu verteilen. Ladendiebstahl ist aber sehr häufig und einzeln auch nicht sonderlich teuer. Eine Versicherung, die nicht der Barmherzigkeit wegen angeboten wird, wäre auch im kleinen Zeitrahmen mindestens so teuer wie der Schaden, den sie abdecken würde.

Achja: Die Einstellung "Konzerne darf man beklauen, weil sie reich sind" teile ich absolut nicht.

Eilert Brinkmann am :

Auch, wenn man mal davon absieht, dass sich eine richtig kalkulierte Versicherung gegen Ladendiebstahl für die Händler kaum lohnen würde, wäre ich als Versicherer mit so einem Angebot sehr vorsichtig. Für einen unehrlichen Ladenbesitzer (und solche gibt es sicherlich auch) könnte das wie eine Einladung zum Versicherungsbetrug sein. Für erfolgreiche Ladendiebstähle (Täter wurde nicht erwischt) gibt es ja keinen anderen Beleg, als dass die Ware bei der nächsten Inventur fehlt. Eine gewisse Versuchung, unverkäufliche oder verdorbene Ware manchmal ohne korrekte Erfassung verschwinden zu lassen und dann der Versicherung als Diebstahlschaden vorzulegen, dürfte da schon gegeben sein. Da kann man sich dann mal überlegen, wie man als Versicherung dieses Risiko in den Griff bekommen will. Eine Prüfung jedes Einzelfalls dürfte schlecht machbar sein. Kurz: So eine Versicherung wäre nicht nur zu teuer sondern auch praktisch kaum durchführbar.

Shopbloggerswife am :

Sorry, wenn das so 'rüber kommt, so war das gar nicht gemeint. Diebstahl war schon im alten Testament mit Recht verboten. Auch in Filialbetrieben leiden Geschäftsführung und Mitarbeiter, wenn die Diebstahlsquote hoch ist. Es müssen im allerschlimmsten Fall Filialen geschlossen werden oder oft wird die Gewinnbeteiligung der Filialleiter und des Teams entsprechend gekürzt.
Aber kleine Ladner gehen eben komplett pleite, mit allen negativen Folgen: keine Sozialversicherung, keine Rente, kein Arbeitslosengeld, etc. Denn Selbständige, die aufgeben müssen und keine Reserven haben, verlieren alles.
Und das ist in meinen Augen deutlich bitterer als ein Konzern, der einen geringeren Gewinn macht. Und wie Walmart von der Muttergesellschaft gestützt wird.

Lord Garth am :

Ich glaube, Du warst noch nie in Rath. Oder in Oberbilk. Eigentlich hat fast jeder Stadtteil gute und schlechte Gegenden. Frag mal in den Geschäften rum, geklaut wird überall...

AB am :

Stimmt, Oberbilk und Rath betrete ich auch nicht freiwillig :-)

Jörg am :

Achim ist kein Vorort von Bremen. Sondern liegt in Niedersachsen und ist eine ruhige Kleinstadt von fast 30.000 Einwohnern. Soziale Brennpunkte gibt es in jeder Stadt. Achim hat davon weniger als die meisten anderen Städte in Deutschland. Nur sollte man halt gerade dort nicht einen Supermarkt aufmachen.

Eve am :

"Achim ist kein Vorort von Bremen. Sondern liegt in Niedersachsen und ist eine ruhige Kleinstadt ..."

danke, jörg!

als gebürtige achimerin wollte ich grade haargenau das schreiben, was du geschrieben hast. ich kann das nur absolut, dick & fett unterstreichen!

*brustraus*

;-)

Matze am :

Hmm, weiß nicht ob ich mit solchen Leuten Mitleid haben kann, bzw. sie mir leid tun. Jeder ist für sein "Glück" selbst verantwortlich, und Junks dieser Art haben ihr Leben einfach rigoros in die Sch***e geritten.
Aber was will man / der Staat machen...


[4qary] - 4 quengelnde, ahnungslose rüden yodeln

hmpf

[abhnp] - alle bären haben neue pantoffeln

Jens am :

Steht da eigentlich kein Hinweis am Eingang, dass da eine Warensicherungsanlage ist? Wie blöd sind denn die Leute, das sieht man doch.

Shopbloggerswife am :

Viele der Ladendiebe sind arme Schweine, die hoffen, daß sie nicht erwischt werden. Oder Kinder/Jugendliche, die glauben, Klauen ist cool. Oder alleinstehende Personen, die den Kick suchen, vielleicht erwischt zu werden. Das Unrechtsbewußtsein ist leider gering, kaum jemand denkt daran, daß er eine Person und keinen Konzern schädigt.
Das Risiko gehört entweder zum "Spass" dazu. Oder ist wegen häufiger Vorladungen mit einkalkuliert, weil man nichts mehr zu verlieren hat. Das Schild wird gar nicht beachtet.

Shopbloggerleser am :

Also ich bin 13 (Und in meinem Alter machen viele sowas, manche Freunde erzählen sowas auch), und würde nie klauen, ich hätte dann ein unheimlich schlechtes Gewissen, und finde es bei anderen auch überhaupt nicht in Ordnung.
Und wenn ich jemanden dabei sehen würde würde ich es auch dem Verkaufspersonal erzählen!

Dominik am :

Immer wieder interessant was so bei dir passiert. Drogenjunkies sind echt scheiße. Aber respekt, dass du ihn erwischt hast! Ein dreifaches Hoch! :-D

Ghettomaster am :

Ich bin ja dafür das man das regelt wie in texanischen Kleinstädten. Da hängt dann einfach die Schrotflinte mit Vogelschrot unter der Kasse und wer klaut, naja, der machts nur einmal. ^^

Aber mal im Ernst, ich glaub ohne Vollkörperschutz, Pfefferspray und Schlagstock würd ich einem drogensüchtigen Junky bestimmt nicht hinterherrennen. Wer weis was der für Krankheiten hat und wie verzweifelt er ist. Hört sich vielleicht nach dem Klischeespruch schlechthin an, aber wenn man dann mal eine Nadel mit Blut im Arm hat, denkt man vielleicht anders darüber.

EJUZQ - Ein Junky unter zahlreichen Qualifizierten

Anonym am :

Ihr mit euren Feinbildern. Junkies...lol. Ihr seht doch nur das jetzt, das wie warum wieso interessiert euch gar nicht, aber es ist ja auch schön an der Oberfläche zu treiben - gibt immer genug Luft dort oben, stimmts?

Ingo am :

Wieso sollte Björn das Wie und Warum eines Junkies ernsthaft interessieren, der ihm Böses will?

Eigentlich wird die ganze Geschichte mit Drogenkonsumenten hier sowieso völlig merkwürdig gehandhabt. Jeder, der Drogen gleich weder Art konsumiert ist daran selber und ganz alleine schuld. Wer sich die Nadel setzt, hat damit im Normalfall selber angefangen und wurde nicht dazu gezwungen. Und genau deswegen fehlt mir das Mitleid mit Leuten, die auf Heroin sind genauso wie mir das Mitleid mit Alkis fehlt oder mit Leuten, die an Lungenkrebs sterben.
Mitleid habe ich höchstens mit den Angehörigen, die das miterleben müssen.

Christian am :

Wenn in der Zeitung steht "Zoll beschlagnahmte 500 kg Heroin", dann muss bei Björn doch schon die rote Lampe angehen... ?

500 kg weniger, die auf die Strasse kommen - Marktverengung - die Preise für Heroin steigen, der Abhängige muß mehr Schnapsflaschen und Radios stehlen um seinen Tagesbedarf zu decken. Welch ein schöner Erfolg...

Kontrollierte Abgabe durch den Staat würde den Markt austrocknen, mit der Kriminalisierung ist keinem geholfen.

Und - Matze "Jeder ist für sein "Glück" selbst verantwortlich, und Junks dieser Art haben ihr Leben einfach rigoros in die Sch***e geritten." - ich glaube Du kannst Dir nicht vorstellen, wie verdammt schmal der Grat zwischen Wohlstand und Elend ist. Jeder, aber wirklich jeder, kann durch zwei oder drei Schicksalsschläge gaaanz unten landen. Und freut sich dann über so weise Aussagen wie Deine. So redet eigentlich nur jemand, dem es noch nie richtig besch....n ging und der sich nie wieder "hochwühlen" mußte. Wer mit dem Honigtöpfchen vor dem Schnäuzchen groß geworden ist hat natürlich gut reden.

thorben am :

QUOTE:
Und - Matze "Jeder ist für sein "Glück" selbst verantwortlich, und Junks dieser Art haben ihr Leben einfach rigoros in die Sch***e geritten." - ich glaube Du kannst Dir nicht vorstellen, wie verdammt schmal der Grat zwischen Wohlstand und Elend ist. Jeder, aber wirklich jeder, kann durch zwei oder drei Schicksalsschläge gaaanz unten landen.


da hast du wahr und spätestens wenn man hautnah miterlebt wie jemand daran zu grunde geht, dann lernt man sowieso ganz anders mit den sachen umzugehen *seufz*

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