20 Jahre alter Kassenbericht
Heute vor 20 Jahren (!) hatten wir den "SPAR direkt"-Markt in Achim eröffnet. Unser erster kleiner Ableger war der Versuch, an einem Standort, an dem Jahrelang ein Penny-Markt angesiedelt war, mit einem Quasi-Discount-Konzept Fuß zu fassen. Da im Ghetto hätte es ja vielleicht klappen können – aber nach nur einem dreiviertel Jahr war unser Ableger schon wieder eingegangen. Gegen Kunden, denen wirklich alles bei uns zu teuer war und "Kunden", denen die Preise egal waren, weil sie die Ware einfach nicht bezahlt haben, war einfach kein Kraut gewachsen.
Im März hatte ich die vielen archivierten Buchhaltungsunterlagen mit fast zehn Jahren Verzögerung zur Aktenvernichtung gebracht, aber ein spezielles Dokument wollte ich doch für die Nachwelt erhalten und hatte den "Kasse Achim Juli 2005"-Ordner vorher aus dem Karton genommen.
So offen ich hier immer über alles rede, neben persönlichen Dingen sind alle Themen rund Umsatzzahlen hier auch tabu. Aber in diesem Fall mache ich mal eine Ausnahme. Unten seht ihr den Kassenbericht vom Eröffnungstag in Achim. 6038,40 € Bruttoumsatz hatten wir damals. Das war für den Eröffnungstag in dem kleinen Laden ziemlich gut. Dass ab dem zweiten Tag die Zahlen nur noch etwa ein Drittel davon betrugen und sich in den folgenden Monaten auch nicht besserten, sorgte schließlich dafür, dass ich direkt schon Anfang 2006 die Notbremse zog. Damit ließ sich der Laden nicht annähernd wirtschaftlich betreiben, mit der durch die Discountpreise ohnehin geringeren Marge ließen sich mit solchen Umsätzen noch nicht einmal die wenigen Gehälter bezahlen. Kurz: Ich habe Monat für Monat Geld reingebuttert. Hätte ich mich da auf einen langfristigen Mietvertrag eingelassen, würde es meine Firma wohl nicht mehr geben. Die Aussichten waren teilweise schon existenzbedrohend. Dass man eine gewisse Startphase braucht, wundert keinen. Aber entgegen aller Prognosen und auch der standortbezogenen Rentabilitätsberechnung wurde das Projekt zu einem finanziellen Fiasko.
Ein paar Worte zu dem Kassenbericht: Den Tresor-Anfangsbestand hatte ich auf 7000 Euro festgelegt. Münzgeld und Scheine um überhaupt arbeiten zu können. Unter "Gesamt Bediener SUMME" versteckt sich der tatsächliche Brutto-Umsatz, von dem nach oben die unbaren Posten abgezogen werden. Gutscheine / Coupons im Gesamtwert von 30,50 € und mit 186,30 € erstaunlich wenige Kartenzahlungen. Wir haben hier aktuell zwei Drittel bis drei Viertel bargeldlose Zahlungen.
Die paar Kennzahlen in der Mitte sind wohl auch ohne Erklärung verständlich. 935 Kunden ist eine Menge, so viele haben wir hier bei uns in der Neustadt aktuell auch etwa pro Tag – aber keine sieben Euro Durchschnittseinkauf ist natürlich ein Trauerspiel gewesen. Unten noch ein paar Umsatzanteile. 16% Gemüse war super, davon träumt manch ein Einzelhändler.
PS: 20 Jahre … Gibt es da draußen Leute, die seitdem und bis heute hier mitlesen und meine Geschichte begleiten? Und: Dieses Blog ist inzwischen auch über 20 Jahre alt. Dass muss eine Website wie diese überhaupt erst schaffen. Mal gucken, wie lange ich noch durchhalte.
PPS: Nein, der Kassenbericht hängt nicht unter Glas hier an der Wand. Nach dem Einscannen habe ich ihn voller Genugtuung durch meinen Aktenvernichter geschoben.

Im März hatte ich die vielen archivierten Buchhaltungsunterlagen mit fast zehn Jahren Verzögerung zur Aktenvernichtung gebracht, aber ein spezielles Dokument wollte ich doch für die Nachwelt erhalten und hatte den "Kasse Achim Juli 2005"-Ordner vorher aus dem Karton genommen.
So offen ich hier immer über alles rede, neben persönlichen Dingen sind alle Themen rund Umsatzzahlen hier auch tabu. Aber in diesem Fall mache ich mal eine Ausnahme. Unten seht ihr den Kassenbericht vom Eröffnungstag in Achim. 6038,40 € Bruttoumsatz hatten wir damals. Das war für den Eröffnungstag in dem kleinen Laden ziemlich gut. Dass ab dem zweiten Tag die Zahlen nur noch etwa ein Drittel davon betrugen und sich in den folgenden Monaten auch nicht besserten, sorgte schließlich dafür, dass ich direkt schon Anfang 2006 die Notbremse zog. Damit ließ sich der Laden nicht annähernd wirtschaftlich betreiben, mit der durch die Discountpreise ohnehin geringeren Marge ließen sich mit solchen Umsätzen noch nicht einmal die wenigen Gehälter bezahlen. Kurz: Ich habe Monat für Monat Geld reingebuttert. Hätte ich mich da auf einen langfristigen Mietvertrag eingelassen, würde es meine Firma wohl nicht mehr geben. Die Aussichten waren teilweise schon existenzbedrohend. Dass man eine gewisse Startphase braucht, wundert keinen. Aber entgegen aller Prognosen und auch der standortbezogenen Rentabilitätsberechnung wurde das Projekt zu einem finanziellen Fiasko.
Ein paar Worte zu dem Kassenbericht: Den Tresor-Anfangsbestand hatte ich auf 7000 Euro festgelegt. Münzgeld und Scheine um überhaupt arbeiten zu können. Unter "Gesamt Bediener SUMME" versteckt sich der tatsächliche Brutto-Umsatz, von dem nach oben die unbaren Posten abgezogen werden. Gutscheine / Coupons im Gesamtwert von 30,50 € und mit 186,30 € erstaunlich wenige Kartenzahlungen. Wir haben hier aktuell zwei Drittel bis drei Viertel bargeldlose Zahlungen.
Die paar Kennzahlen in der Mitte sind wohl auch ohne Erklärung verständlich. 935 Kunden ist eine Menge, so viele haben wir hier bei uns in der Neustadt aktuell auch etwa pro Tag – aber keine sieben Euro Durchschnittseinkauf ist natürlich ein Trauerspiel gewesen. Unten noch ein paar Umsatzanteile. 16% Gemüse war super, davon träumt manch ein Einzelhändler.
PS: 20 Jahre … Gibt es da draußen Leute, die seitdem und bis heute hier mitlesen und meine Geschichte begleiten? Und: Dieses Blog ist inzwischen auch über 20 Jahre alt. Dass muss eine Website wie diese überhaupt erst schaffen. Mal gucken, wie lange ich noch durchhalte.

PPS: Nein, der Kassenbericht hängt nicht unter Glas hier an der Wand. Nach dem Einscannen habe ich ihn voller Genugtuung durch meinen Aktenvernichter geschoben.

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Kommentare
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Zeddi am :
Auf jedenfall hab ich noch in Achim gewohnt, bei meinen Eltern im Ortstteil "Bierden" (Ein gutes Stück weg von dem Ghetto für die nicht aus der Region
Lang ist es her.
jakob am :
Klodeckel am :
Und Björns Erleichterung, als dieses traurige Kapitel endlich abgeschlossen war.
egal am :
das muss doch heissen, mal sehen wie lange wir noch durchhalten.
Natürlich gibt es Leute die, eigentlich jeden Tag, hier reinschauen, zumindest einen
Und ich denke auch, wie Jakob, das ist doch niemals 20 Jahre her..
Jan Franck am :
Mittlerweile wohne ich seit über zehn Jahren in Bremen, aber auf der anderen Weserseite und bin vielleicht 1-2 Mal pro Jahr in der Gastfeldstraße einkaufen.
Private Joker am :
l0wside am :
Ich werde alt.
Hannes am :