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Der Stresstest. Für mich!

Mein Kassierer rief mich an und sagte, dass dort ein Kunde warten würde, der schlechten Käse umtauschen möchte. So weit kein Problem, das erledige ich normalerweise ganz formlos und diskussionsfrei. Für die folgenden Ausführungen sei ein Detail erwähnt: Der Mann sprach Englisch und Deutsch noch schlechter als ich und so war die Kommunikation insgesamt etwas, nun, mühsam.

Der Kunde hatte zwei Packungen geschnittenen Käse dabei. Beide waren geöffnet, beide waren seiner Ansicht nach "verdorben" und beide wollte er deswegen zurückgeben.
Bei der ersten Packung handelte es sich um einen einfachen Butterkäse. Die Scheiben liegen recht großzügig in der Packung, jede Lage ist knapp einen Zentimeter verschoben. Die Schnittflächen der freiliegenden Enden hatten sich etwas verfärbt, waren wenig dunkler als der Rest und an einigen Kanten hatten sich möglicherweise durch Kondenswasser innerhalb der Packung kleine weiße, leicht aufgequollene Streifen gebildet. Das ist alles kein Qualitätsmangel, sieht nur nich gut aus. Des lieben Friedens willen beschloss ich, die Packung zurückzunehmen.

Bei dem anderen Käse handelte es sich um einen dänischen Käse aus der Kategorie "herzhafter Schnittkäse". Herzhaft bedeutet in diesem fall, dass er kräftig im Geschmack und durchschlagend im Geruch ist. Optisch war der Käse vollkommen in Ordnung und der Duft war so wie immer. Der Kunde war jedenfalls der Überzeugung, dass der Käse stinkt und nicht gut sei und weil er den "immer kaufen würde", wüsste er genau, wie der riechen müsse. So jedenfalls nicht und deshalb möchte er ihn auch wieder zurückgeben.

Nach einer mehrminütigen zähen Diskussion, in der ich unter anderem erklärte, dass ich den Käse, selbst wenn ich ihn zurücknehmen würde, ebenfalls nur wegwerfen könne, sagte ich ihm, dass er das Geld für den eingangs genannten unansehnlichen Käse von mir wiederbekommt, für die streng riechende und von ihm offenbar einfach nur falsch gekaufte Sorte jedoch nicht. Er wirkte einverstanden. Da er die beiden Packungen nicht wiederhaben wollte, warf ich sie hier im Büro in den Mülleimer. Wir gingen zur Kasse, ich wies meinen Mitarbeiter an, die entsprechende Retoure zu buchen und ließ den Kunden stehen.

Nach knapp zehn Minuten rief mich mein Mitarbeiter erneut an. Der Käsekunde sei wieder da und hätte noch etwas mit mir zu klären. Offenbar hatte er in der Zwischenzeit realisiert, dass er nur das Geld für einen Käse bekommen hatte, aber gar keinen Käse mehr in der Hand hielt. Daraus ergab sich eine über dreißigminütige Diskussion. Der Mann wollte sein Geld oder einen neuen Käse. Aber nicht den aus dem Papierkorb (wenngleich damit nichts passiert ist, der Deckel war ja zu), er würde ja keinen Müll essen. Es ging hin und her. Ich nehme keine einwandfreie und falsch gekaufte Ware zurück, wenn sie nicht mehr verkaufsfähig ist. Er wollte keinen vermeintlich schlechten Käse essen und schon gar keinen aus dem Müll und wollte auch nicht einsehen, dass ich den erst nach ausdrücklichem und mehrfachem Hinweis weggeworfen habe.

Schließlich wurde mir das zu blöde und so ließ ich ihn einfach stehen. "Ich habe Feierabend", sagte ich ihm, während ich meine Jacke anzog. Und auch, dass er gerne die Handynummer vorne am Laden anrufen dürfe, das sei nämlich die Nummer vom Firmeninhaber. Der Typ, der von sich selbst behauptete, hier "immer" einzukaufen, an den sich aber niemand von uns erinnern konnte, drohte noch an der Kasse lautstark damit, das jetzt der Polizei zu melden. Dann würden wir ja sehen.

Soll er mal. Die werden sich über die Belästigung freuen. Wo die Polizei hier in Bremen schon empfindlich reagiert, wenn man sie für einen Ladendieb herzitiert, der friedlich ist und einen Ausweis dabei hat.

Buchweizen

Eine Kundin wollte ein ausdrücklich glutenfreies Mehl haben. Hirse und Quinoa lehnte sie ab und so bot ich ihr noch Buchweizenmehl als weitere an.

Sie fuhr mich an, dass sie GAR KEIN Gluten zu sich nehmen dürfe und das Buchweizen ja schließlich auch Weizen sei und damit zumindest etwas glutenhaltig wäre.

Mit ein paar Worten des Bedauerns habe ich die Packung wieder ins Regal gestellt und nochmal auf Hirse, Quinoa und Maismehl als einzige verbliebene Alternativen verwiesen. Es gibt Kunden, mit denen braucht man über ihre eigene, wenn auch falsche, Meinung gar nicht erst zu diskutieren.

Weißwurst braten?

Musste gerade an diesen "Facebook-Fail" denken, als eine ältere Kundin gefragt hat, ob sie Weißwurst auch braten könne. Wir haben ihr geantwortet, dass man das sicherlich kann, aber dass die eigentlich nur im Wasserbad erhitzt werden.

Sie hat sie dann aber trotzdem mitgenommen.

Schwedische Eiscreme

Eine ältere Dame sprach meine Mitarbeiterin an: "Ein Stammkunde von Ihnen hat mir gesagt, dass Sie hier schwedische Eiscreme hätten. Die soll da bei den Getränken stehen."

Das Fragezeichen vor dem geistigen Auge meiner Mitarbeiterin begann zu wachsen, bis es duch einen Geistesblitz verdrängt wurde: "Ach, sie meinen das Häagen-Dazs-Eis?"

"Ja, genau das!", freute sich die Kundin.

"Seien Sie nicht zu enttäuscht. Das ist amerikanische Eiscreme, dem sie nur einen europäisch anmutenden Namen verpasst haben."

Sie war nicht enttäuscht und kaufte einen Pott Blaubeereis. :-)

Mitgebrachte Leere Rahmen

Drei junge Männer standen an der Leergutannahme und wollten ein knappes Dutzend leere Getränkekisten abgeben, die auch unser neuer Automat verweigern soll. Also ganz leer, nämlich ohne Flaschen. "Die hatten wir einzeln in den Automaten getan, da das alles gemischte Kisten waren, die er nicht wollte", erklärten sie. Klang plausibel und eigentlich sahen sie auch nicht so aus, als wenn sie uns verarschen wollten – aber gebrannte Kinder haben bekanntlich Angst vor Feuer und so gucken wir inzwischen grundsätzlich auf der Videoaufzeichnung nach, wenn jemand nur ein paar leere Rahmen abgeben möchte.

Zum Glück ließ sich alles aufklären, wenn auch nicht innerhalb von wenigen Sekunden. Es schwebt in so einer Situation natürlich immer ein Gefühl von gegenseitigen Misstrauen mit, glaube ich jedenfalls, und das macht die Sache anstrengend. Ich habe den dreien dann den Tipp mit auf den Weg gegeben, in Zukunft in solchen Fällen einfach Bescheid zu sagen, so dass diese gemischten Kisten einfach einer meiner Mitarbeiter annimmt. Geht auch schneller. :-)

Vitalis

Eine Kundin kam mit einer Packung Cornflakes an die Kasse und beschwerte sich direkt bei meinem Mitarbeiter: "Vitalis haben Sie nicht, oder?"

"Kann ich mir nicht vorstellen", antwortete dieser.

Ein anderer Kollege, der den Dialog zufällig mitbekommen hatte, mischte sich ein: "Was suchen sie denn genau?

"Vitalis."

"Aber welche Sorte?"

"Gibt es da mehrere von?", wollte die Kundin wissen.

"Ja, mindestens 12 Sorten haben wir hier im Angebot."

"Dann bringen Sie mir mal irgendeine her."

"Welche genau? Das sind schon einige."

"Irgendeine, so eine normale."

Sie hat es dann noch auf "ohne Schoko" und "ohne Obst" beschränkt und freute sich über das, was mein Mitarbeiter ihr schließlich verkauft hat. :-D

Wow!

Ein junges Pärchen stand vorm Leergutautomaten und beide schwärmten: "Wow, der sieht ja voll cool aus. So modern."

Jahaaa, wir haben keine Kosten und Mühen gescheut. :-)

Müllsackwühlerei

Gefühlt kramt sich jeder zweite Flaschensammler bei jedem Besuch hier im Markt einmal durch unseren Müllsack vor dem Leergutautomaten. Meistens wohl auf der Suche nach Pfandflaschen, die der Automat nicht annehmen wollte und dann von anderen Kunden einfach entsorgt wurden.

Diesen Eifer müsste man doch irgendwie ausnutzen… Aber wie? :-)

Der Autoblick

Ein Mann schlich durch den Laden, schien etwas zu suchen. Ich sprach ihn gewohnt freundlich an: "Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas bestimmtes?"

Er sah mich kurz wie ein Auto an, drehte sich um und ging weiter.

Dann eben nicht.

Ich muss noch schnell Geschenke kaufen!

Drei junge Frauen haben sich beim Anblick der Lebkuchen und Spekulatius demonstrativ darüber lustig gemacht, dass wir hier schon Weihnachten feiern würden und dass sie am Montag noch schnell die letzten Geschenke kaufen müssten.

Wo haben die in den letzten 20 Jahren gelebt? :-O

Qualifizierte Meinung

"Boah, der neue Automat ist ja noch schlechter als der alte!"
Wenn er das sagt, wird es wohl stimmen. Aber ich glaube, auch der alte Automat hätte dieses demolierte Gebilde, das mal eine PET-Flasche war, nicht angenommen.

Keine Dringlichkeit

Ich saß an der Kasse, ein Kunde kaufte lediglich eine Packung Toilettenpapier. Nach dem Bezahlvorgang stellte ich die übliche Frage: "Brauchen Sie den Kassenbon dazu?"

"Na, so dringend brauche ich das Papier jetzt auch nicht", antworte er. Und ergänzte noch: ".Reicht vollkommen, wenn ich die Packung in Ruhe zu Hause aufmache."

SO genau wollte ich es jetzt gar nicht wissen. :-P

Negative Grundhaltung?

Jeder Leergutautomat braucht dann und wann mal Unterstützung durch das Personal. Ob da nun irgendetwas voll oder verstopft ist oder ob neue Gebinde eingepflegt werden müssen, in dem Moment ist die Annahme nunmal unter Umständen eine Weile nicht möglich. Bei rund 200 Kunden, die hier pro Tag Leergut abgeben, ist die Chance, dass gerade in einem solchen Moment jemand den Automaten nutzen möchte, natürlich nicht gerade klein.

Die Reaktionen dieser Kunden sind aber beinahe durchgängig negativ: "Ich hasse diese Geräte", "Na, wieder kaputt?", "Schafft das Mistding ab!", "Immer ist was damit." usw. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Keine Ahnung, ob das durch die in seinen letzten Wochen extrem vielen Ausfälle unseres alten Leergutautomaten kommt oder ob die Leute ganz einfach nur allgemein so drauf sind…

Was für eine Tonart

Kundin: "Hallo! Schweppes. Fünf mal!"

Die Flaschen stehen ganz oben im Regal und ich habe sie ihr auch anstandslos heruntergegeben. Das, was da auf meiner Zungenspitze lag, war nicht nett. Hab's dann aber ohne weiteren Kommentar heruntergeschluckt.