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Schnauze voll von Herrn B.

Vor genau einer Woche stellte ich mir die Frage "Was nun?"

Am nächsten Tag war der alte Mann wieder hier und ich sprach ihn auf die Vorkomnisse an. Er entschuldigte sich und versprach mir in die Hand, dass er nie wieder etwas klauen würde und auch meinen Vorschlag, ab sofort sogar einen roten Korb zu verwenden, um irgendwelche Missverständnisse grundsätzlich vermeiden zu können, akzeptierte er.

Eben war er wieder hier. Zufällig beobachtete ich, wie er den Laden betrat und da ich sowieso am Computer arbeiten musste, zog ich das Bild der Videoanlage auf den anderen Monitor und guckte dem alten Mann mit einem Auge zu.
Er nahm sich tatsächlich einen roten Einkaufskorb, füllte diesen auch mit Ware. An einer etwas abgelegeneren Stelle hier im Laden, aber genau im Sichtfeld einer der Kameras, stopfte er sich ein Glas hochwertige Konfitüre in die hintere Hosentasche.

Oh, Mann. Auch wenn ich mal irgendwann beschlossen habe, ihn gewähren zu lassen – wenn man es nicht nur ahnt, sondern auch weiß, dass man beklaut wird, ist es nicht mehr mal eben zu ignorieren.

Nach zäher Diskussion an der Kasse, ich dachte zeitweise, dass er mir vor allen anwesenden Kunden seinen Stock rüberziehen würde, packte er das Glas wieder aus. "Das habe ich versehentlich dort reingesteckt und dann vergessen." erklärte er. Das glaubte ihm niemand.

Es reicht. Nun hat er endgültig Hausverbot. Übler als den Diebstahl nehme ich ihm übrigens das gebrochene Versprechen.

Instant-Kaffee

Ein Typ, gerade mal zehn Tage älter als ich, betrat den Laden. Erster Gedanke: Verdächtige Person, irgendwie wirkte er so. Aber er ging mit seiner Tasche in der Hand zunächst zielstrebig nach hinten. "Der will nur Leergut abgeben", dachte ich noch. Da drehte er um und ging in den Kaffeegang.

Sofort eilte ich ins Büro, aber da war der Mann tatsächlich schon auf dem Weg zur Leergutannahme. Aber warum hat er den Umweg genommen? Ich sah mir schnell die Videoaufzeichnung an: Bingo. Ein Glas Instantkaffee (sind ja nicht alle Sorten in der Vitrine) hat er im Vorbeigehen aus dem Regal genommen und sich in die Innentasche seiner Jacke gesteckt.
Nachdem er seine Flaschen in den Automaten gesteckt hatte, ging er zur Kasse, legte den Leergutbon auf den Tisch und ließ sich sein Geld auszahlen.
In dem Moment kam ich dazu, und gaaaaanz zufällig fiel ihm in dem Moment ein, dass er ja noch eine Packung Kaffee dabei hat und nur vergessen hat, diese zu bezahlen. Ich glaubte ihm kein Wort. Die anwesenden Kollegen glaubten ihm kein Wort und auch die Polizei glaubte ihm kein Wort. Komisch, dabei war die Geschichte doch so glaubwürdig. :-)

Aber er glänzte mal wieder mit dem typischen Ladendieb-Halbwissen, das uns hier schon so oft in solchen Situationen begegnet ist: "Ich habe keinen Diebstahl begangen, ich war noch nicht aus dem Laden, ich war noch an der Kasse..." Und so weiter und bla, bla, bla...

Was nun?!?

Der seltsame Gedanke war tatsächlich einer. Ich beschloss damals, einem sehr alten Mann, der mehrfach geklaut und trotzdem darum gebeten hat, hier wieder einkaufen zu dürfen und dabei versprach, ehrlich zu sein, einfach nicht mehr hinterherzusehen. Und für den Fall, dass er sich dann doch unentdeckt etwas einsteckten sollte, wäre es mir egal. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Tzja – vorhin, während ich abwesend war, beobachteten zwei Mitarbeiter, wie sich der alte Mann zwei Gläser Wurst in die Tasche steckte.

Was nun?!?

Auf ein Wiedersehen

Wenn ich gerade bei einem Diebstahl erwischt worden wäre, würde ich doch den Ball flachhalten und nicht auch noch demjenigen, den ich beklauen wollte, damit drohen, dass wir uns wiedersehen werden.

Aber vielleicht hat er auch nur einfach herausgefunden, dass sich die meisten seiner Opfer auf diese Weise recht einfach einschüchtern lassen. Bei mir klappt's nicht.

Sie haben uns gar nichts zu sagen!

Drei Männer standen vor dem Leergutautomaten und gaben einige Flaschen ab. Mir fiel das Trio durch ihre etwas ungewöhnliche Bekleidung auf. Irgendwie eine Mischung aus ungewöhnlich und ungepflegt. Das erregte meine Aufmerksamkeit und so beobachtete ich die drei über die Videoanlage.

Plötzlich ging einer der der Typen ein paar Meter ins Lager und sah sich um. Nanu? Achso, er wollte nur den Leergutautomaten von hinten sehen. Er ging zurück zu seinen beiden Begleitern, wechselte ein paar Worte mit ihnen, ging wieder ins Lager und nahm sich eine der dort stehenden Leergutkisten und ging damit wieder zur Vorderseite des Automaten. Verdammt, der will doch wirklich..!

So weit kam es aber nicht, denn ich sprintete die Treppe herunter, nahm ihm die Kiste weg und forderte die drei auf, ihr restliches Leergut einzupacken, den bisherigen Bon an der Kasse einzulösen und meinen Laden unverzüglich zu verlassen und sich hier im Laden nie wieder blicken zu lassen. Statt klein beizugeben, klopften die drei auch noch große Sprüche. "Sie haben uns gar nichts zu sagen!", war einer davon.

Sie trollten sich dann zum Glück trotzdem sehr schnell. Ich hatte einfach keine Zeit und Lust, auf die Polizei zu warten und war froh, dass die drei Kerle nicht noch mehr Stress gemacht haben.

Stammkundedieb

"Ich habe das Deo bestellt, da bin ich hundertprozentig sicher!", erklärte mir eine Kollegin. "Das Regal ist aber komplett leer und die Ware ist doch gestern erst geliefert worden!"

Der Artikel war nicht nur bestellt, sondern auch geliefert worden, wie ein Blick auf den Lieferschein zeigte. Mist. Geklaut? Ich wälzte die Videoaufzeichnung und wurde schließlich am Vorabend fündig. Ein Mann, den ich nicht kannte, aber den zwei Kolleginnen sofort als Stammkunden aus den Abendstunden identifizierten, stopfte sich sämtliche Spraydosen in die Ärmel seiner dicken Daunenjacke.

Wer für den Eigenbedarf "Axe" klaut, hat es eigentlich auch nicht besser verdient. Aber vermutlich geht das Zeugs in irgendwelchen Kiosken oder Quickschops oder sogar auf einem Flohmarkt über den Tisch.

Ohmann, das ist so frustrierend. :-(

Aber die Videoaufzeichnung von dem Diebstahl sichere ich. Und wenn der Typ noch einmal wiederkommt, ist er fällig.