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Ein Viertel weniger Inhalt

Als letztes Jahr im August die Drogeriekette "dm" eine Zahnpasta medial sehr wirksam aus dem Sortiment nahm, weil der Hersteller für den gleichgebliebenen Preis ein Viertel weniger Inhalt liefern wollte, hatte mich "Klodeckel" in einem Kommentar um eine Stellungnahme als Einzelhändler gebeten.

Damit ich das nicht vergesse, hatte ich mir das sogar extra als Screenshot in mein "Blogbilder"-Verzeichnis gelegt – aber mir fehlte immer die Motivation, da mal ranzugehen. Ist inzwischen nicht mehr ganz aktuell, weiß ich – aber ich möchte mich dazu jetzt trotzdem noch äußern:

Die "Dentagard"-Zahncreme hatte dm aus dem Sortiment genommen und (zumindest im Onlinshop) bis heute nicht wieder aufgenommen. Viele, viele andere Produkte vom Hersteller Colgate-Palmolive sind aber nach wie vor verfügbar. Sieht ein wenig nach danach aus, etwas werbewirksames tun zu wollen, ohne dass es wirklich schmerzt – allerdings sind die wahren Beweggründe schwer zu ermitteln. Mit CP und dm spielen da zwei ziemlich mächtige Gegner miteinander.

Ich bin nur Händler und habe natürlich mit meinem Sortiment die Möglichkeit, ein wenig den Konsum meiner Kunden zu steuern. Doch wie weit gehe ich? Sehe ich mich vielleicht doch nur als Dienstleister? Letztendlich ist es ein wenig so wie beim Boykott der BILD-Zeitung vor rund einem Jahr: Wer sie nicht will, kaufte sie schon vorher nicht. Wer sind unbedingt lesen möchte, besorgt sie sich nun woanders, Kunde verloren. Was habe ich als Händler gewonnen? Ich kann mein Ego streicheln, ja. Aber wem habe ich damit wirklich in meiner Rolle als Einzelhändler geholfen? Springer pellt sich ein Ei auf die paar nicht verkauften Exemplare. (Bei der Dentagard dürften es bei dm allerdings nicht nur ein "paar" gewesen sein, daher passt der Vergleich nicht ganz.) Wieviel Idealismus verkaufe ich? Ich hätte möglicherweise die Kunden auf die Verteuerung hingewiesen, aber letztendlich ihnen die Entscheidung, ob sie Dentagard noch weiter kaufen wollen, selber überlassen.


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Kommentare

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Fabian am :

Idealismus lässt sich nicht verkaufen. Jeder Kunde muss selber wissen, was er kaufen möchte und was nicht. Einzig die Wahrheit gegenüber den Kunden ist dabei als Verkäufer relevant und wenn du die Kunden auf solche (versteckten) Preiserhöhungen aufmerksam machst, hast du dein bestes gegeben, ohne irgend jemanden zu etwas zu zwingen.

OxKing am :

Information fände ich wirklich fair.
Schild: "Achtung, vom Hersteller geändert: Gleicher Preis, weniger Inhalt."

Wobei die Hersteller dann wohl wieder klassisch die Preise hochdrehen würden, was dem Kunden dann vielleicht erst mal wie eine Preiserhöhung des Händlers vorkommt.

Jens Bonn am :

Mit der Bild hast Du wohl recht. Aber bei der Zahnpasta bestände ja die Möglichkeit zu informieren warum die jetzt nicht mehr im Sortiment ist (Kleines Schild am ehemaligen Lagerplatz). Ansonsten ist so eine Entscheidung schwierig.

Ich mache es genau so, wenn ich im Laden A nicht bekomme was ich möchte, dann gehe ich in Laden B.

Stammkunde bin meist eh aus Bequemlichkeit weil der Laden A meist der um die Ecke ist.

Für mich ist immer wichtig warum es den Artikel nicht mehr gibt - und das wird nie kommuniziert. Dabei wäre es gerade bei der Änderung VPE bei gleichem Preis bestimmt sehr Interessant für die Käufer. Denn wer weiß schon wieviel da drin ist, und bei den geringen Gewichten glaube ich nicht dass dies den Kunden auffällt. Die gucken auf den Preis und gut ist.

Klodeckel am :

Danke für die schnelle Antwort. :-)

Bin ehrlich gesagt etwas überrascht. Dein Standpunkt ist natürlich nachvollziehbar und verständlich. Aber ich habe dich in solchen Dingen auch schon deutlich kämpferischer erlebt. Möchte da nur mal an die Kaffee-Verarschung erinnern, wo Du so verärgert warst, dass Du die Mogelpackungen sogar auslisten wolltest.
http://www.shopblogger.de/blog/archives/9962-E-Mail-an-die-EDEKA.html

Vielleicht liegt es ja (auch) am Alter und der Familie, dass Du solche Dinge heute deutlich entspannter aufnimmst. Geht mir persönlich ähnlich, wobei mich solche Aktionen, bei denen der Inhalt bei gleichem oder höherem Preis schrumpft, immer noch so wütend machen, dass ich diese Waren strikt boykottiere.

Thomas am :

"Was habe ich als Händler gewonnen?"

Nun, das ist natürlich auch eine Gewissensfrage. Ich bin mir sicher, dass du keine Zeitung, die klar rechtsradikal ist ist, in dein Sortiment aufnehmen würdest (auch wenn dir dadurch ein Kunde verloren geht).
Und da muss eben jeder seine Grenzen für sich definieren - für viele ist die BILD eben ein Hetzblatt. Andere Läden verkaufen keine tierischen Produkte oder Paprika aus bestimmten Siedlungsgebieten ohne entsprechende Kennzeichnung.

Zudem kann so ein deutliches Statement natürlich auch gute Werbung sein.

Das ist ja das Schöne: du kannst die Zahnpasta und die Bild verkaufen, wenn du kein Problem damit hast :-)

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