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Klaudius Beutelbüx

Wir haben einen "Stammladendieb", bei dessen Namen inzwischen alle bei uns die Augen verdrehen. Hier kann ich ihn natürlich nicht nennen, da der Name zu exotisch ist. Hieße er Schmidt, könnte ich vermutlich sogar seinen echten Namen hier nennen, denn bei hunderttausenden Schmidts hier im Lande, würde es einfach keinen interessieren. Heißt er aber nicht, sein Name ist so exotisch, dass man ihn vermutlich sofort identifizieren könnte. Also nenne ich ihn ab sofort Klaudius Beutelbüx. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind reinzufällig und nicht beabsichtigt.

Klaudius Beutelbüx ist ein Quälgeist. Seit Jahren schon kommt er immer wieder zu uns in den Markt und klaut bevorzugt große Mengen Schokolade und Süßwaren, aber auch Alkohol und andere Dinge, die sich gut in den Hehlerstuben umsetzen lassen, nimmt er taschenweise mit. Das ist das Gefährliche bei solchen Leuten: Die klauen nicht "mal ein paar Teile", sondern gezielt große Werte auf einmal. Wenn man es mit vielen von dieser Sorte zu tun hat, kann das einen Laden schon in wirtschaftliche Bedrängnis bringen. Wir sind ja aufmerksam und arbeiten tagaus, tagein daran, solchen Leuten das Leben schwer zu machen.

Klaudius Beutelbüx hat bei uns natürlich längst Hausverbot. Dieses wurde bereits mit lebenslanger Wirksamkeit ausgesprochen, als er vor ein paar Jahren die erste Anzeige von uns bekommen hatte. Interessiert ihn nur kein Stück. Immer wieder mal kommt er zu uns und ab und zu schafft er es auch erfolgreich, bei uns zu stehlen. Wir kommen bei den erfolgreichen Diebstählen oft erst hinterher darauf, weil einem die plötzlichen Lücken in den Regalen auffallen. In der Videoaufzeichnung erkennen wir ihn dann und dann gibt es die nächste Anzeige auf den Stapel. Interessiert ihn nur kein Stück. Der beschafft sich auf diese Weise Geld für Drogen und wenn der Entzug drückt, gibt es keine Abwägung oder Toleranz mehr.

Selbst der Polizei kann man keinen Vorwurf machen. Die nehmen die Anzeigen auf, aber wenn es keinen Haftgrund gibt, müssen sie den Täter wieder laufen lassen. Manche haben hunderte offene Fälle, aber solange Staatsanwaltschaft und Gerichte nichts unternehmen, laufen sie eben weiter herum und besorgen sich das Geld eben so, wie sie es tun …

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Comments

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Mitleser on :

Warum nur kommt mir da eine Zeile aus einem sehr bekannten Lied Grönemeyers in den Sinn?

Raoul on :

Und der Määääänsch heißt Mänsch?

Mitleser on :

Neee.. ist aus "Was soll das?" ;-)

Guanino on :

Das mit der "Faust" und dem "Gesicht"?

Mitleser on :

Hmm… vielleicht ;-)

Jodelschnepfe on :

Zur seltsamen Arbeitsauffassung der Bremer Staatsanwaltschaft bei Wiederholungstäterinnen und Wiederholungstätern frag doch einfach mal bei den für deinen Wahlkreis zuständigen Abgeordneten nach - die Fragen am besten als Brief (Einschreiben) verschicken: https://www.bremische-buergerschaft.de/index.php?id=358

Silvan on :

Das ist nicht nur in Bremen der Fall auch hier in Dortmund und NRW insgesamt. Überlastung der Justiz.
Aber ansonsten kann ich nur zustimmen was den Rat angeht. Kontaktiere das für euren Wahlkreis zuständige Bürgerschaftsmitglied, wenn möglich aus den Regierungsfraktionen.

Raoul on :

QUOTE:
Klaudius Beutelbüx hat bei uns natürlich längst Hausverbot. Dieses wurde bereits mit lebenslanger Wirksamkeit ausgesprochen, als er vor ein paar Jahren die erste Anzeige von uns bekommen hatte. Interessiert ihn nur kein Stück.


Ist aber auch interessant. Ich hätte (ernsthaft) gedacht, daß die Staatsanwaltschaft vielleicht nicht bei zig Diebstählen, aber doch bei mehrfachem Hausfriedensbruch irgendwann aktiv werden wird.

Vielleicht schicken die Bayern ja mal ein paar Leute nach oben – jetzt, wo sie nicht mehr Hausdurchsuchungen wegen einer Packung Longpapes durchführen dürfen.

Wobei. Vermutlich tun sie das auch weiterhin.

DBenger on :

Wiewohl ich Bedauern für Björn + MA habe muss ich schon sagen: Tja, das ist halt die Kehrseite einer Welt, in der Kriminellen- und Asozialenversteher das Sagen haben. Und bildet Euch nicht ein, der Status Quo könne gehalten werden, sowohl der broken-windows-effect als auch die Entwicklung der USA seit ~2000* sprechen dagegen.

P.S. An die Linkeria und "Systemwechsel!!!"-ler: So handhabt das der Sozialismus in der Praxis: Obdachlosigkeit in der DDR (dabei war die DDR mMn noch der mit Abstand beste, sozialste, menschenfreundlichste, Sozialismus, der je real existierte** - aber bringt gerne bessere Beispiele aus der real existierenden (bzw. existiert habenden) sozialistischen Praxis).


* seit Jahrzehnten sind uns die USA in gesellschaftlichen Entwicklungen nur ein paar Jahre voraus (so, wie CH uns ein paar Jahre nachläuft), man kann also recht gut die weitere generelle Entwicklung extrapolieren

** ich fürchte: Primär aus der Notwendigkeit, die sich aus der Systemkonkurrenz zum Kapitalismus und der propagandistischen ("journalistischen") Überwachung der DDR durch die BRD-Medien ergab - man konnte keine wirklichen Gulags aufbauen, sondern musste sich mit Bautzen/Hoheneck/Schwedt begnügen

Jane Doe on :

Die Broken Windows Theorie ist ziemlich breit als quatsch eingestuft. Auch wenn viele Rassisten wie Giulani (oder wie auch immer man den Trottel schreibt) sie ständig feiern.

Ansonsten glaub halt weiterhin an den Weltuntergang :-P

DBenger on :

Hach, was wären wir nur ohne die Populisten, die ihnen Missliebige in abwertend bezeichnete Schubladen stecken und ihre Umwelt 'erziehen wollen'. :-)

Zur BWT: Die ist mitnichten widerlegt, wiewohl es natürlich von Seiten interessierter Populisten die übliche Kritik (zuvorderst: "Rassismus!", "Klassismus!") daran gibt, sie stützen sich dabei auf die 'Arbeiten' von Geistes'wissenschaftlern'.

Der Weltuntergang ist nur ein Strohmann, den Du aufbautest, eine bösartige Unterstellung.

Raoul on :

Daß die „Broken-Windows“-Theorie jetzt aber nun wirklich endgültig widerlegt sei, liest man hier und da immer mal wieder.

Ich weiß nicht, wer sich da auf welche Annahmen stützt und welche politischen Befindlichkeiten da inwiefern mit reinspielen, aber aus lediglich persönlicher Beobachtung heraus halte ich sie für stimmig.

Wann immer du eine vollgesprayte Hauswand siehst: Jahrelang war nichts, aber fängt einer an (und sofern das nicht sofort beseitigt wird), dann dauert es keinen Monat, bis weiteres hinzu kommt.

Ebenso bei leerstehenden Häusern, bei denen ein zerbrochenes Fenster sprichwörtlich anzeigt, daß man hier gefahrlos einsteigen kann.

Man kann das sicher anders sehen und vielleicht gibt es auch gute Gegenargumente. Das mag alles sein. Wie man sich selbst jedoch ein wunderbares Armutszeugnis ausstellen kann, hast Du mit dem typischen Beißreflex bewiesen: Sobald ich eine Meinung nicht teile lieber mal schnell „Rassisten“ schreien. Als Fan von Helen Lovejoy möchtest Du sicher auch noch „Kann denn nicht endlich mal jemand an die Kinder denken?!“ anbringen.

unregistrierter User on :

Das "Problem" an der Broken-Window-Theorie ist, dass sie nicht zwingend die korrekte Kausalität widerspiegelt. Erscheint das zweite Graffiti deswegen, weil es das erste gab oder erscheint das zweite Graffiti nicht eher aus dem Grund, aus dem bereits das erste entstanden ist? Nämlich einer so oder so geänderten sozialen Struktur in einer Gegend?

Laut der BWT hieße es ja, dass bereits vorher potentielle Graffittisprüher in dem Gebiet vorhanden wären bzw. dieses beobachten würden. Sobald sich der erste traut, käme dann auch dieser zweite und dritte aus seinem Versteck und sprüht dort. Eigentlich wäre das damit nicht eine "Verrohung der Gesellschaft", sondern das Potential für die "Verrohung" wäre die gesamte Zeit da und würde nur durch den ersten Vorfall freigesetzt.

Als wahrscheinlicher wird inzwischen eher angenommen, dass Änderungen in der sozialen Struktur dazu führen, dass der Verfall in Form von Graffitis, Sachbeschädigungen, Eigentums- und Gewaltdelikten ansteigt. Hierbei ist die erste Tat dann zwar auch irgendwie ein Auslöser für die weiteren, jedoch mit deutlich geringerem Gewicht. Es wäre so oder so geschehen und selbst durch schnelle Ahndung einer solchen Tat würde man nur das Symptom bekämpfen, jedoch nicht sie soziale Strukturänderung. Und dadurch erzeugt man letztendlich nur Verlagerungen oder Spannungen.

DBenger on :

Der Fehler mag hier sein, ein entweder-oder zu implizieren.

Eine Graffito-Community gibt es in jeder grösseren Stadt, die Frage ist halt, wo ihre Hemmschwelle liegt und wie hoch die Straferwartung (zuvorderst: -wahrscheinlichkeit) ist, zudem, ob das 'Werk' Bestand haben wird (es ist für den 'Künstler' ja nicht gratis und idR sprayen sie auch nicht, um zu zerstören, sondern um zu markieren, Anerkennung von ihresgleichen zu erhalten).

Zweifelsohne ist aber gesellschaftliche Degeneration ein wesentlicher Faktor, in einer entwickelten, geistig gesunden Gesellschaft 'verwirklichen' sich die Individuen nicht auf Kosten Anderer.

unregistrierter User on :

Klar, nichts ist "entweder-oder". Aber bleiben wir im Beispiel des Graffitto: Wenn in einem Stadtviertel der erste Tag erscheint und wenn dieser nicht konsequent verfolgt/entfernt wird, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass ein zweiter folgt. Damit kann man die "Broken-Window-Theorie" durchaus als erfüllt ansehen. Allerdings nur für dieses Stadtviertel. Denn der erste Sprayer wird - wie wahrscheinlich Sprayer 2 und 3 danach auch - bereits in anderen Stadtvierteln aktiv sein. Das bestehende Problem mit illegalen Sprayaktionen besteht also schon, greift nur auf ein anderes Viertel über. Die Quote derer, die ohne Kontakten zu Sprayern sich ne Farbdose kaufen, nur weil in der Parallelstraße ein Tag erschienen ist, dürfte sehr gering sein.
Oder um die Beschaffungskriminalität bei Björn als Beispiel zu nehmen: selbst, wenn er mit Security und mehr Technik eine höhere "Fangquote" hätte und die Ladendiebe dann auch schnell und effektiv abgeurteilt würden, wäre das Problem noch nicht aus der Welt. Die Junkies benötigen weiterhin Geld für den nächsten Schuss und besorgen sich das eben in anderen Gebieten oder weichen auf andere Kriminalität aus.

Durch die aus der BWT abgeleiteten Härte im Durchgreifen erreicht man daher kaum eine gesamtgesellschaftliche Verbesserung (zumindest nicht, ohne eine Art Überwachungsstaat aufzubauen) sondern verlagert die Probleme nur.

Natürlich sind Zustände wie in Bremen (und anderswo) in denen Menschen mehrere Anzeigen aufhäufen können, ohne dass etwas geschieht, nicht tragbar. Eine zeitnahe Bearbeitung solcher Fälle ist nicht nur im Rahmen der BWT sondern ganz allgemein notwendig und wichtig. Noch wichtiger ist es jedoch, Maßnahmen zu ergreifen, dass diese Kriminalität erst gar nicht entsteht bzw. zurückgeht, weil die Menschen andere Werte, Ziele und Ventile haben.
Bevor ein Drogensüchtiger bei Björn oder irgendwo anders klaut - selbst wenn er danach schnell verurteilt und ggf. in den Knast oder eine Zwangstherapie kommt - wäre es mir lieber, dass er erst gar nicht drogensüchtig wird bzw. rechtzeitig Hilfsangebote erhält, um nicht zu weit abzurutschen.

Mehr Kräfte bei Polizei und Justiz und strengere Gesetze können akute Probleme bekämpfen, wirklich nachhaltig sind nur langfristige Investitionen in Bildung und Soziales.

Allerdings ist ein in 2 Jahren drogenfreier Stadtpark für die Wiederwahl eines Politikers besser geeignet als der Abschlussjahrgang 2032 der Gesamtschule aus dem "Problemviertel", bei dem jeder Schüler einen Ausbildungsplatz sicher hat.

DBenger on :

"sondern verlagert die Probleme nur"
Das ist dir rot/grüne Denke der 'Weltenrettung', mit der sie auch 'begründen' warum Intensivtäter und Vergewaltiger in DE bleiben müssten ("können wir bei Abschiebung verantworten, dass sie zu Hause Straftaten_begehen/vergewaltigen?!") - die Menschrechte schon-länger-hier-Lebender werden dabei zu Gunsten Dritter unter den Tisch fallen gelassen.
Aber Aufgabe der (lokalen/nationalen) Politik ist, ihren Zuständigkeitsbereich zu schützen, nicht andere Stadtteile, Städte oder die Welt. Insoweit ist robustes Vorgehen sehr sinnvoll.

"Allerdings ist [...] sicher hat."
Während der Politiker eben konkrete Möglichkeiten hat, im Stadtpark Ordnung zu schaffen, ist es ausserhalb einer planwirtschaftenden Diktatur für ihn sehr schwer möglich, auf die Wirtschaft Einfluss zu nehmen (je lokalpolitischer, desto schwieriger). Zudem müsste er ja auch noch auf die Bildungspolitik Einfluss nehmen, dass die Jugendlichen überhaupt willens(!) und befähigt dazu sind. Insoweit ist das kein Argument.

Im Übrigen hatte ich nur meine Prognose abgegeben, keinerlei Handlungsaufforderung damit verbunden - spannend, welche Diskussion daraus entstand.


P.S. Ach ja, weil Jane Doe Rechtspopulismus insinuierte: BWT ist linkes Lieblingsthema, sie nennen es nur anders ("Wehret den Anfängen!").

unregistrierter User on :

"Weltenrettung"? Ich habe hier bisher tatsächlich eher von lokalen Problemen gesprochen. Warum Du die Diskussion auf die Asyl- und Migrationspolitik lenken willst und was du mit "planwirtschaftlichen Diktatur" meinst, ist mir ein Rätsel.

Ja, es ist einfacher, die Junkies und Dealer aus dem Stadtpark zu vertreiben als Maßnahmen zu ergreifen, dass es erst gar nicht so viele Junkies und Dealer gibt. Regelmäßige Razzien und Polizeiaktionen sichern den Stadtpark, das Drogenproblem existiert aber weiterhin und wird nur in anderen Ecken der Stadt gelebt.
Bereits die Lokalpolitik kann viel Präventionsarbeit leisten oder Unterstützung bieten, nicht nur bei Drogen, auch bei Vandalismus allgemein. Natürlich ist es dann aber auch ein landespolitisches Thema und eventuell auch bundespolitisch. Da sind aber überall weitestgehend die gleichen Parteien in der Verantwortung. Und auch, wenn es da natürlich immer "Grabenkämpfe" zwischen EInflussbereichen gibt: Schulen werden außerhalb des Bildungsplanes durchaus lokal ausgestattet und dort in zusätzliche Präventionsprojekte oder Sozialarbeiter zu investieren, könnte sich langfristig auszahlen - aber eben erst langfristig, da ist der Politiker, der das (mit-)entscheidet, schon lange in Rente.

Zu Deinem PS: BWT kenne ich vor allem aus der "konservativ-populistischen" Ecke, da mit der BWT in der Regel ein hartes und schnelles Eingreifen der Polizei & Justiz gefordert wird. Und natürlich ist das nicht komplett falsch, weder die BWT noch die Notwendigkeit, die akuten Probleme (wie zB. in Björns Fall die vielen Ladendiebstähle) auch entsprechend juristisch möglichst zeitnah aufzuarbeiten. Das "wehret den Anfängen" ist daher kein falscher Slogan, jedoch gerade aus dem "linken" Lager kommt dieser in der Regel verbunden mit der Forderung von Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Wenn ich einen jungen Menschen von Vandalismus, Ladendiebstahl und/oder Drogen fern halten kann, ist insgesamt mehr geholfen als wenn ich dafür sorge, dass er schnell erwischt und verurteilt wird.

Raoul on :

QUOTE:
Eine Graffito-Community


Wieso gehst Du eigentlich davon aus, daß sich eine ganze Community einem einzelnen Graffito widmet? Die meisten Sprayer sind da schon etwas flexibler und haben Graffiti am Start.

Raoul on :

QUOTE:
Erscheint das zweite Graffiti deswegen, weil es das erste gab oder erscheint das zweite Graffiti nicht eher aus dem Grund, aus dem bereits das erste entstanden ist? Nämlich einer so oder so geänderten sozialen Struktur in einer Gegend?


Guter Punkt, aber würde ich verneinen. Hast Du mal ein Graffiti, bekommst du viele gratis dazu und die breiten sich aus. So zumindest meine Wahrnehmung. Und ich war früher ein Arschloch (oder bin das laut Ansicht einiger Kommentatoren heute noch), das ebenfalls gesprayt hat. Jedoch nie auf Privatbesitz, immer nur auf öffentlichem Gebiet.

QUOTE:
Laut der BWT hieße es ja, dass bereits vorher potentielle Graffittisprüher in dem Gebiet vorhanden wären bzw. dieses beobachten würden. Sobald sich der erste traut, käme dann auch dieser zweite und dritte aus seinem Versteck und sprüht dort.


Naja, halbwegs. Sofern man sieht „Hey, hier kann ich mein Unwesen treiben“, nutzt man das. So würde ich das eher beschreiben. Aber es geht ja nicht nur um Graffiti, sondern ganz allgemein um Vandalismusdelikte.

Ansonsten beschreibst Du gute Punkte, da will ich gar nichts gegen sagen.

unregistrierter User on :

Ah, schön, jemand aus der "Branche" ;-)

Sieh es mal so: du warst Sprayer, du bist abends los gezogen um etwas zu sprayen. Meist in den Gebieten der Stadt, in denen eh bereits gesprayt wurde.
Wenn Dir nun in einem bisher unberührten Gebiet die ersten Graffiti auffallen, dann versuchst DU vielleicht auch dort Dein Glück, dafür sprayst Du allerdings in der Nacht nicht woanders. Und genau das ist dann erst einmal nur Verlagerung., selbst wenn ganz offensichtlich für das bisher unberührte Gebiet die "Broken-Window-Theorie" zutrifft.
Und natürlich verringern zahlreiche Grafitti auch für bisher noch nicht sprayende die Einstiegshürde, so dass das Problem an sich anwächst, das ist dann allerdings eher ein sekundärer Effekt.

Raoul on :

Äh, ja, aber all das widerspricht doch nicht dem, was ich gesagt habe. Eigentlich, so glaube ich, wird es Sprayern hauptsächlich dann zu nervig, es erneut zu versuchen, wenn ihre Graffiti bereits am nächsten Tag frühmorgens entfernt werden. Was die Stadt nahezu nie schafft.

„Und natürlich verringern zahlreiche Grafitti auch für bisher noch nicht sprayende die Einstiegshürde, so dass das Problem an sich anwächst, das ist dann allerdings eher ein sekundärer Effekt.“

Aber genau das ist doch ein wesentlicher Teil der Aussage der Broken Window Theorie?

unregistrierter User on :

Nun ja, du würdest ja was verneinen. Darum habe ich meine Aussage noch mal konkreter dargestellt.
Und ja, die BWT umfasst natürlich auch die geringere Einstiegshürde, sie ist daher nicht total falsch. Wie gesagt: je nach Beobachtungsbereich ist sie sogar sehr eindeutig richtig. Aber eben nur für diesen einen Bereich ("das Stadtviertel"). Der erste Effekt ist aber nur eine Verlagerung der Aktivitäten der Vandalen. Was in dem neuen Stadtviertel geschieht, geschieht dafür in anderen nicht mehr so intensiv. Erst danach setzt eine Ausweitung des Vandalismus ein.
Wichtiger ist daher auch die Frage, welche Reaktionen man aus der BWT zieht: härteres Durchgreifen nur in dem neu betroffenen Gebiet kann den Effekt dort zwar stoppen, löst aber das dahinterstehende Problem nicht.

Raoul on :

„Der erste Effekt ist aber nur eine Verlagerung der Aktivitäten der Vandalen. Was in dem neuen Stadtviertel geschieht, geschieht dafür in anderen nicht mehr so intensiv. Erst danach setzt eine Ausweitung des Vandalismus ein.“

Gut, vielleicht haben wir auch einfach aneinander vorbeigeredet. Ich verstehe Deine Punkte, aber gehe hier eher von „Gelegenheitssprayern“, ähnlich wie Gelegenheitsdieben aus.

Wer das „beruflich“ macht, der sucht sich ja eh immer neue Orte, Züge, wasauchimmer. Ich ging eher von Max Mustermann aus, der an der Bahnhofshauswand neben seinem Klofenster frühmorgens den Satz „Aquarelle ist auch nur ein versnobter Ausdruck für Wasserfarbenmalen“ sieht, dann im Baumarkt nebenan eine Spraydose klaut und das auch mal versucht. Oder eben, wie die Ursprungstheorie besagt, wenn jemand ein eingeschlagenes Fenster sieht und dann denkt „Ach Mensch, da kann ich doch auch mal einsteigen. Vielleicht gibt‘s ja was zu holen.“ Der alte Satz „Gelegenheit macht Diebe“ kommt ja auch nicht von ungefähr.

unregistrierter User on :

Klar, nichts ist "entweder-oder". Aber bleiben wir im Beispiel des Graffitto: Wenn in einem Stadtviertel der erste Tag erscheint und wenn dieser nicht konsequent verfolgt/entfernt wird, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass ein zweiter folgt. Damit kann man die "Broken-Window-Theorie" durchaus als erfüllt ansehen. Allerdings nur für dieses Stadtviertel. Denn der erste Sprayer wird - wie wahrscheinlich Sprayer 2 und 3 danach auch - bereits in anderen Stadtvierteln aktiv sein. Das bestehende Problem mit illegalen Sprayaktionen besteht also schon, greift nur auf ein anderes Viertel über. Die Quote derer, die ohne Kontakten zu Sprayern sich ne Farbdose kaufen, nur weil in der Parallelstraße ein Tag erschienen ist, dürfte sehr gering sein.
Oder um die Beschaffungskriminalität bei Björn als Beispiel zu nehmen: selbst, wenn er mit Security und mehr Technik eine höhere "Fangquote" hätte und die Ladendiebe dann auch schnell und effektiv abgeurteilt würden, wäre das Problem noch nicht aus der Welt. Die Junkies benötigen weiterhin Geld für den nächsten Schuss und besorgen sich das eben in anderen Gebieten oder weichen auf andere Kriminalität aus.

Durch die aus der BWT abgeleiteten Härte im Durchgreifen erreicht man daher kaum eine gesamtgesellschaftliche Verbesserung (zumindest nicht, ohne eine Art Überwachungsstaat aufzubauen) sondern verlagert die Probleme nur.

Natürlich sind Zustände wie in Bremen (und anderswo) in denen Menschen mehrere Anzeigen aufhäufen können, ohne dass etwas geschieht, nicht tragbar. Eine zeitnahe Bearbeitung solcher Fälle ist nicht nur im Rahmen der BWT sondern ganz allgemein notwendig und wichtig. Noch wichtiger ist es jedoch, Maßnahmen zu ergreifen, dass diese Kriminalität erst gar nicht entsteht bzw. zurückgeht, weil die Menschen andere Werte, Ziele und Ventile haben.
Bevor ein Drogensüchtiger bei Björn oder irgendwo anders klaut - selbst wenn er danach schnell verurteilt und ggf. in den Knast oder eine Zwangstherapie kommt - wäre es mir lieber, dass er erst gar nicht drogensüchtig wird bzw. rechtzeitig Hilfsangebote erhält, um nicht zu weit abzurutschen.

Mehr Kräfte bei Polizei und Justiz und strengere Gesetze können akute Probleme bekämpfen, wirklich nachhaltig sind nur langfristige Investitionen in Bildung und Soziales.

Allerdings ist ein in 2 Jahren drogenfreier Stadtpark für die Wiederwahl eines Politikers besser geeignet als der Abschlussjahrgang 2032 der Gesamtschule aus dem "Problemviertel", bei dem jeder Schüler einen Ausbildungsplatz sicher hat.

unregistrierter User on :

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