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Brief mit Entschuldigung

Wow. Ganz großes Wow. Einer der drei Jungs, die sich hier am Ende der letzten Woche an der Schokolade vergriffen hatten, kam zu mir, bat um Entschuldigung und hat mir diesen Brief in die Hand gedrückt:

Liebe*r Herr / Frau Harste,

es tut mir aufrichtig Leid, dass ich am Freitag Vormittag bei Ihnen versucht habe zu klauen und dann noch frech zu Ihnen war.
Ich habe ohne Sinn und Verstand gehandelt, ich sehe mein Vergehen als großen Fehler ein. Zum Glück haben Sie mich erwischt und die Polizei gerufen, sonst hätte ich vielleicht bei Ihnen und anderen Läden weitergeklaut.
Ich glaube zwar nach wie vor nicht, dass er zum ersten mal sowas getan hat, aber vielleicht hatte die Rosskur mit Polizei und dem vollen Programm, das bei einem Kind/Jugendlichen ja noch nicht ganz so voll ist, wie es sein könnte, ihn ja tatsächlich wieder zurück auf den Pfad der Tugend gebracht hat.

"Es ist Deine Zukunft, nicht meine. Aber wie soll es weitergehen? Jetzt ist es nur Schokolade. Und irgendwann reicht dir das vielleicht nicht mehr. Wie soll das enden? Willst doch irgendwann dein Leben im Knast verbringen?" Keine Ahnung, was der Junge in dem Moment gedacht hat, vielleicht war es wirklich nur die Hoffnung, dass der kurzhaarige Alte die Klappe hält, aber vielleicht kam von all dem ja auch wirklich bei ihm was an. Wäre jedenfalls wünschenswert.

LD, 14 Jahre

Ein 14-jähriger Junge, der eigentlich um diese Zeit in der Schule sein sollte (nicht aufgrund unserer eigenen Annahme, sondern wegen seines Stundenplans, wie wir später erfuhren), zog es vor, hier im Laden herumzuschleichen und sich zwei Dosen Red Bull in die Jackentasche zu stopfen, nach dem er die Sicherungsetiketten der Dosen abgerissen und ins Saftregal geworfen hat. Er war uns in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefallen, aber wir haben nie konkret etwas gesehen oder konnten ihm einen Diebstahl nachweisen. Diesmal reagierte die Kollegin prompt und beobachtete ihn regelrecht dabei, wie er die Warensicherungen von den Dosen knibbelte.

An der Kasse sprach ich ihn an und fragte ihn, wo er denn die beiden Dosen gelassen hat. Der Reißverschluss der linken Jackentasche öffnete sich, der Reißverschluss der rechten Jackentasche öffnete sich, zwei blaue Getränkedosen wurden auf das Kassenband gestellt. Dazu murmelte er etwas von "vergessen". In Anbetracht der an der Kasse aus verschlossenen Taschen nicht ausgepackten Dosen und dem vorhergehenden Abreißen der Sicherungsetiketten taugte das aber noch maximal als eine müde Ausrede, der wir keinerlei Wahrheitsgehalt zusprechen konnten.

Normalerweise versuchen wir bei Kindern und Jugendlichen natürlich, ohne das volle Programm mit der Polizei auszukommen. Meistens reicht ein Anruf bei den Eltern und die Sache erledigt sich nachhaltig von selbst. Meistens, wohlgemerkt. In diesem Fall sagte der Junge zunächst, dass er die Telefonnummer seiner Eltern nicht wüsste. Okay, wir haben es versucht. So ganz ungeschoren wollten wir ihn natürlich nicht gehen lassen und so informierte ich dann doch die Polizei. Aber schon mit dem Hinweis, dass wir hier kein SEK brauchen, sondern dass sie dem Jungen nur mal einen ordentlichen Schuss vor den Bug verpassen sollen.

Es stellte sich heraus, dass er schon wegen zwei anderer Diebstähle mit der Polizei zu tun hatte. So ganz unbescholten war er also nicht. Nach dem alles geklärt war, fuhren die Beamten ihn noch direkt zur Schule. Für uns war die Sache damit aber noch nicht erledigt. Zwischendurch hatte er nämlich doch noch mit seiner Mutter telefoniert und die wollte unbedingt ein persönliches Gespräch mit mir.

Später kam die Mutter dann und bat mich, die Anzeige zurückzuziehen. Es wäre ein blöder Ausrutscher gewesen und sie würde das mit ihm klären. Und wegen sowas soll doch nicht seine Zukunft gefährdet sein usw. Wäre der junge Mann tatsächlich bis dahin vollkommen unbescholten gewesen, hätte ich mich vielleicht überreden lassen. Sehr wahrscheinlich sogar, so wie ich mich kenne.
Aber: Er hatte schon zwei andere Diebstähle begangen, bei denen er erwischt wurde. (Auch in Anbetracht unserer Beobachtungen mag die Dunkelziffer deutlich höher liegen.) Da reicht der kleine Warnschuss nicht mehr. Andere Ersttäter sind durch die Konsequenzen und den Polizeieinsatz oder das bloße Erscheinen ihrer Eltern meistens so abgeschreckt, dass es dann auch der letzte Diebstahl war. Der Junge hier hatte schon die Chance, sich abgeschreckt zu fühlen. Zweimal sogar. Wie viele Warnschüsse soll er denn bekommen? Die Anzeige zurücknehmen und ein Zeichen setzen, dass er sich ohne oder zumindest ohne nennenswerte Konsequenzen, von einem maximal ermahnenden Gespräch seiner Mutter mal abgesehen, an fremdem Eigentum vergreifen kann?

Daher wird da nichts zurückgezogen.


Schokodiebe mit losem Mundwerk

Drei Jungs, alle drei gerade noch nicht strafmündig, wollten in der Schulpause ihre Schokoladenvorräte aufstocken und haben sich jeweils zwei Tafeln Milka in die Jackentaschen gestopft und wollten so den Laden verlassen. Einer Kollegin war das Trio jedoch bereits beim Betreten des Geschäfts aufgefallen und so beobachtete sie die drei kurzerhand die ganze Zeit über die Videoanlage und beobachtete quasi aus der ersten Reihe, wie sie die Ware einsackten.

Von einem der Jungs riefen wir den Vater an, die anderen beiden boten uns diese Möglichkeit nicht, so dass sich die Polizei darum kümmern musste. Der, dessen Vater kam, war ziemlich klein mit Hut und von den anderen beiden schien einer auch gewaltig mitgenommen gewesen zu sein. Da besteht bei uns noch die Hoffnung, dass das Erwischtwerden und auch das Erscheinen der Polizei einen gewissen Lerneffekt durch Schockeffekt nach sich gezogen hat.
Der Dritte im Bunde fiel uns vor allem dadurch auf, dass er eine große Klappe hatte. Während wir auf Unterstützung durch die Uniformierten warteten, fragte er mich irgendwann, ob mir das alles "wegen zwei Euro" nicht etwas zu peinlich wäre. Nein, das ist mir bestimmt nicht peinlich und er bekam einen etwas längeren Monolog zu hören. Darüber, dass es ihm peinlich sein sollte, überhaupt geklaut zu haben und dass es nicht um "nur zwei Euro" geht, sondern generell um Respekt vor fremden Dingen usw.

Dürfte ihn wenig beeindruckt haben. Selbst einer der Polizisten bestätigte uns hinterher, dass der Junge es für einen Dreizehnjährigen schon ziemlich dick hinter den Ohren hätte. Glorreiche Aussichten …

Video: Butterdieb!

Da denkt man, man hat im Laufe seiner Karriere im Einzelhandel schon jede denkbare Merkwürdigkeit erlebt – und dann kommt einer daher und steckt sich mal nicht Alkohol, Schokolade oder Tabak in den Rucksack, sondern einen kompletten Karton Kerrygold-Butter. Von den paar Paketen mal abgesehen, die er daneben gekippt und anschließend einfach in das Regal mit Knäckebrot geworfen hat.

Dass es für irische Butter auch einen Schwarzmarkt gibt … :-O