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Mit Empfangskomitee

Ein ziemlich heruntergekommen wirkender Typ betrat mit einem leeren Kasten Bier den Laden, steuerte direkt auf den Leergutautomaten zu und gab den Kasten dort ab. Aufmerksam geworden beobachteten wir ihn vorsorglich aus sicherer Entfernung. Vom Leergutautomaten ging er zum Brotregal, fummelte kurz an den Brötchenschütten herum und ging zur Kasse. Erstaunlicherweise löste er dort den Leergutbon allerdings nicht ein, sondern ging einfach hinter den wartenden Kunden raus. Jedoch deponierte er noch zwei mitgebrachte Plastiktüten vom "Discounter an der Ecke" auf dem Packtisch, bevor er den Laden verließ.

Was sollte das denn jetzt?!?

Ich ging nach vorne und begutachtete seine Hinterlassenschaft. Im ersten Moment erwartet ich, dort irgendwelchen Hausmüll und sonstigen Unrat zu finden. Dem war aber nicht so: In der einen Tüte befanden sich einige kleine leere Getränkedosen und -flaschen mit einem Pfandwert von ein paar Euro, in der anderen Tüte lag ein Handtuch, eine Packung Pflaster, Haarspray und ein paar weitere persönliche Gegenstände. Warum er sie dort stehengelassen hat, konnten wir nichtmal erraten und so stellten wir die beiden Tragetaschen erstmal ordentlich beiseite.

Ein paar Minuten später kam der Mann wieder in den Laden. Diesmal hielt er zwei leere Bierkisten in seinen Händen. Auch diese löste er wieder am Automaten ein, zog den Bon und steckte ihn ein. Das war so weit alles vollkommen okay. Trotzdem beobachteten wir ihn; diesmal über die Videoanlage. Er ging wieder zum Brotregal und öffnete eine der Schütten. Ob er auch tatsächlich etwas herausnahm, ließ sich leider nicht erkennen. Er ging jedenfalls mit leeren Händen in Richtung Kasse. Aus dem Schokoladenregal nahm er eine Tafel Kinderschokolade und ließ diese in seiner Jackentasche verschwinden. Unmittelbar danach ging er zur Kasse und legte nur die beiden Leergutbons auf das Förderband. Okay, das war jetzt eindeutig! Wir hatten uns defintiv nicht getäuscht und somit hatte er die Süßware mit hundertprozentiger Sicherheit eingesteckt.

Zu zweit sprinteten wir nach vorne und noch bevor meine Mitarbeiterin ihm das Geld auszahlte (erfahrungsgemäß bleiben die Leute nämlich friedlicher, wenn sie noch etwas von uns zu bekommen haben), sprachen wir ihn auf die eingesteckte Schokolade an. Er packte sie anstandslos aus und zog auch noch zwei Körnerbrötchen aus seinen Jackentaschen. Ach. Also doch…
Erst da fiel mir auf, das zwei Polizisten die ganze Aktion beobachtet hatten. Sie lehnten an der Ausgangstür und waren überrascht, dass sie nebenbei noch Augenzeugen eines Ladendiebstahls wurden. Eigentlich hatten sie den drogenabhängigen Obdachlosen nämlich nur gesucht, da er mit seinem Nachtlager von einem Privatgrundstück wegziehen sollte. Nun kam auch noch eine Anzeige wegen Ladendiebstahls hinzu.
Wir waren recht froh, dass die Polizei gleich zur Stelle war: Bei der Durchsuchung stellte sich nämlich heraus, dass er Spritzen, Bohrer, Messer, Stichwaffen und einen Nothammer aus der Straßenbahn bei sich hatte.

Wenn er damit handgreiflich geworden wäre... :-O

Der Tic-Tac-Dieb klaut auch Kaugummi

Vorhin hat die Warensicherungsanlage an der Kasse Alarm ausgelöst. Der ziemlich heruntergekommene Mann, der dort stand, zog schließlich mehrere große Tafeln Milka-Schokolade aus seiner Jacke. "Die habe ich aber woanders gekauft", log er. Das änderte auch nichts daran, dass die Warensicherungsanlage immer weiter piepte. Wir gingen etwas zur Seite, der Alarm hörte auf und ich bat ihn, doch mal seine Jacke auszuziehen. Er reichte sie mir rüber und mein erster Eindruck von dem schmuddeligen Ding war, dass sie für eine einfache Jacke ganz schön schwer ist. Als ich sie in die Nähe der Antenne der WSA hielt, piepste es wieder. Irgendwas musste sich also in der Jacke befinden, was dafür verantwortlich war.

Ich legte sie daraufhin der Länge nach auf das Förderband der unbesetzten Kasse und in dem Moment fiel mir schon aus dem Innenfutter ein Karton Kaugummis (Wrigleys 5 Gum, offenbar der neueste Trend in LD-Kreisen) entgegen. Pech für ihn, dass wir diese Kaugummis inzwischen einzeln mit Sicherungsetiketten bekleben.

Wir gingen nach hinten ins Lager, dort packte er erstmal aus: Den kompletten Regalbestand an "5 Gum" und noch etliche TicTac-Packungen förderte er dort aus seiner Jacke zu Tage – Ware im Gesamtverkaufswert von über 120 Euro!
Als er mir seinen Ausweis überreichte klingelte es wieder. Gesichter kann ich mir partout nicht merken, aber der Name war zu markant, als dass man den hätte vergessen können. Es war der selbe Typ, der hier Mitte Dezember 2010 schon dutzende Packungen Tic Tac klauen wollte.

Also wieder eine Anzeige wegen Ladendiebstahls, dazu noch eine wegen Hausfriedensbruch, denn schließlich hat er hier seit seinem ersten (erfolglosen) Diebstahlsversuch Hausverbot. Letztere wird sowieso mangels öffentlichem Interesse eingestellt, für den Ladendiebstahl passiert ihm bekanntermaßen auch nichts. Aber ich werde nicht aufgeben, weiter Anzeigen zu schreiben. In der Summe reichen sie vielleicht irgendwann mal aus, um sogar den generösesten Richter zu einem anständigen Urteil umzustimmen und nicht nur zu sagen "Dududu, mach' das aber bitte ja nie wieder." :-|

Das Frühstück zusammenklauen

"Ich glaube, der Typ da eben hat was eingesteckt", sagte mir meine Kassiererin. "Er hat zwar zwei Brötchen bezahlt, aber der war ganz komisch nervös. Guck doch mal auf dem Video."

Ich guckte. Und sah, dass er eine Packung Haferkekse und mehrere Pakete Milchschnitte in seine Jacke gestopft hat. Beim Kaffee hat er auch noch abgecheckt, aber da überall Sicherungsetiketten drankleben (oder weil seine Jacke schon voll war), hat er die Pakete im Regal stehenlassen.

Meistens kommen solche Leute wieder. Und ich freue mich schon darauf. Er ist nämlich wirklich jedem anwesenden Mitarbeiter aufgefallen und hat mit seinem markanten Äußeren, dem spitzen Kinn, den Geheimratsecken und seiner hässlichen Fellkragenjacke, auch bei allen einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen. Und sowas um diese Uhrzeit.

Ich: Aufgeregt, LD: Glück gehabt

Vorhin hatten wir einen Typen hier im Laden, der einfach ins Lager ging, sich eine Kiste aus dem dort stehenden Leergut nahm und versuchte, diese am Leergutautomaten zu versilbern.

Der Kerl hat mich dermaßen aufgeregt, dass ich ihn hier im Lager regelrecht zusammengeschrien habe. Offenbar war das für ihn beeindruckend genug, er stand schließlich sogar mit zitternden Händen da. Eigentlich war's gar nicht meine Absicht, mich so aufzuregen. Das Adrenalin schwappte einfach über und ich musste meinen Ärger über diese Ansammlung von Dreistigkeiten einfach mal rauslassen. Nicht nur, dass ich generell ein Problem damit habe, wenn Leute sich an fremdem Eigentum vergreifen – dieser Typ ist dazu noch in einen Bereich vorgedrungen, in dem er nichts zu suchen hat. Und außerdem hatte er das erst vor ein paar Wochen schon einmal versucht.

Er hatte Papiere dabei und so rief ich die Polizei nur deswegen an, um die Adresse überprüfen zu lassen. Diese stimmte nicht mehr, aber die Polizei nannte mir eine gültige Meldeadresse. Nachdem das alles geklärt war, ließen wir den Mann laufen. Hausverbot brauchte ich gar nicht noch einmal auszusprechen, mit Panik in den Augen versprach er mir, diesen Laden, nein, SPAR-Märkte generell nie wieder zu betreten.

Gerade wollte ich die Anzeige schreiben. Dabei fiel mir auf, dass ich mir zwar während des Gesprächs mit der Polizei die Adresse des Täters aufgeschrieben hatte, aber ansonsten vor lauter Aufregung keinerlei weitere Daten. An das Geburtsdatum kann ich mich zwar noch rudimentär erinnern und dass er knapp drei Jahre älter als ich ist, aber von seinem exotischen Namen habe ich überhaupt keinerlei Fragmente mehr im Gedächtnis.

Naja, gut. Ich tröste mich damit, dass die Anzeige wahrscheinlich sowieso nur ein weiterer unbedeutender Eintrag in seiner Akte geworden und er folglich ohne nennenswerte Konsequenzen aus dieser Sache herausgekommen wäre. Glück gehabt. ;-)