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Bewerbungs-Frage

Hi Björn,

ich lese Deinen Blog ja schon länger, und nun hab ich eine ganz konkrete Frage zum Thema Bewerbungen sortieren. Vielleicht kannst Du ja helfen bzw. bist auch bereit dazu, mir eine schnelle Mail zu schreiben. Wenn nicht, gar kein Problem, wir Leser wissen (oder besser: glauben zu wissen), wieviel Arbeit so ein Supermarkt nun wirklich macht. Solltest Du meine Anfrage bloggen wollen, gern, aber dann bitte anonym und ohne konkrete Zahlen, denn besagte Bewerber lesen womöglich auch Deinen Blog. Ich bin unerfahren als Chef, hab noch nie Bewerbungen sortieren müssen... Also:
Diskretion ist natürlich Ehrensache. Aber ich finde das Thema sehr interessant und darum "musste" es einfach ins Blog...
Ich habe einen Nebenjob zu vergeben, eine Anzeige geschaltet und mehrere Dutzend Bewerbungen bekommen. Nun weiß ich nicht wirklich, wie ich die Bewerber aussortieren soll. Klar, die offensichtlich ungeeigneten (fachlich wie umganglich) kommen ins Kröpfchen, bleiben noch ... gefühlt genauso viele. Alle sind offenbar qualifiziert genug, umgänglich genug und mir allein schon deshalb sympathisch, weil sie sich die Mühe gemacht haben, eine Bewerbung zu schreiben. An welchen Kriterien soll man die Bewerber messen? Ist älter erfahrener oder komplizierter? Ist jünger ambitionierter oder chaotischer? Ist studiert geeigneter oder langsamer, da womöglich präziser? Und so weiter... Sollte man sich die ideal erscheinenden Wunschkandidaten rauspicken und den Rest zartfühlend ablehnen (whitelist, sozusagen) oder sollte man wirklich jedem einzelnen die volle Aufmerksamkeit schenken und eine Chance im Bewerbungsgespräch geben?

Noch nie ist mir so deutlich klar geworden, als wie unfair sich das Bewerben von dieser Seite aus herausstellt...
Oh, ja, das ist ein sehr schweres Kapitel und kaum pauschal zu beantworten. Es gehört eine Menge Erfahrung und Menschenkenntnis dazu – und trotzdem kann man immer wieder auf die Nase fallen. Ich gebe zu, dass ich relativ viel Wert auf die Fotos lege und Bewerber, die da sympathisch rüberkommen (Freundlichkeit, Offenheit), bevorzuge. Entsprechende Qualifikation vorausgesetzt.

Den ultimativen Tipp kan ich leider gar nicht geben. Ich habe hier in meiner Firma damals zur Eröffnung auch einfach anfangen müssen. Am einfachsten ist es am Anfang, sich ein paar Leute herauszusuchen, bei denen man ein gutes Gefühl hat und mit denen ein Gespräch zu führen. Du kannst nicht mehr Leute einstellen, als zum besetzen der Stelle/n nötig sind und alle anderen Bewerber werden folglich eine Absage bekommen müssen. Natürlich haben sie sich die Mühe gemacht und eine Bewerbung geschickt und sind es Wert, beachtet zu werden. Auch wenn's nun gemein klingt: Wenn man nicht gerade Vorstellungsgespräche zu seinem Hobby gemacht hat, muss man sich einfach auf eine gewisse Auswahl begrenzen.

Man kann den Leuten nunmal nur bis vor die Stirn gucken und weiß nie, wie sie wirklich ticken. Bei fachlicher Eignung und Sympathie ist bei mir jemandem der Job sicher. Für den Fall, dass man auf Dauer doch nicht miteinander klar kommt, gibt es ja noch die Probezeit und evtl. eine Befristung im Arbeitsvertrag.

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Kommentare

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Jörn am :

Ich würde es mir (vielleicht etwas zu) einfach machen: Ungeeignete aussortieren und die anderen nach Nasenfaktor nach der Reihe zu Vorstellungsgesprächen einladen. Sobald einer dabei ist, der überzeugt, kriegt er den Job und alle anderen kriegen Absagen. Klar verspielt man so u. U. ein Goldstück, aber da möchte ich auf Spatzen und Hände sowie Tauben und Dächer verweisen. :-)

Andreas am :

... allerdings solltest Du an eines denken: Seitdem es das AGG gibt, ist die Auswahl der Bewerber deutlich schwerer geworden. Die "Nasen" sind die gleichen, und das Bauchgefühl auch, nur musst Du jetzt auch noch darauf achten, den abgewiesenen Bewerbern entsprechend auf Nachfrage nachweisen zu können, warum Du jemanden anderes eingestellt hast. Kannst Du das nicht, wirdft man Dir Benachteiligung wegen Rasse, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung etc. vor und Du zahlst im Worst Case 3 Gehälter Strafe an den "zu unrecht" abgewiesenen Bewerber. Quere Welt....

personaler am :

Mit "fachlich nicht geeignet" und "passt nicht ins Unternehmen" kannst du jede(n) ablehnen.

Musels, Tunten, Fette, alle, die du nicht willst.

Unzufriedenerkunde am :

Was sind den "Musels"? Ist das eine neue Weinsorte.? 8-)

Aber das Thema Bewerbungen mal andersrum gesehen: Lieber zuviel Auswahl als zuwenig, oder?

MatthiasS am :

Es waren wohl Moslems gemeint.

Kopfschüttler am :

Es beruhigt mich, dass es selbst für dich schwer ist, zwischen Leergut und mancher gefüllten Flaschen zu unterscheiden... ;-)

Leser am :

Und wo kriegt der unbekannte Schreiben jetzt seine Ratschläge?
Lese im Beitrag nichts ausser Floskeln. Der wird nicht viel schlauer sein als vorher.

pop am :

Das braucht er auch nicht. Wer sein eigenes Bewerbungsverfahren als unfair betrachtet und ein schlechtes Gewissen bekommt, nur weil er einem Berwerber absagen muss, der bleibt nicht lange Chef.

Martin am :

Da ich gerade wieder ein paar Bewerbungen durchschaue, so meine eigenen Tipps:
Alter und Geschlecht sind erstmal absolut unwichtig. Was Junge an Tempo und Elan mehr haben machen Ältere durch Strukturiertheit und Erfahrung locker wett.

Bild, Religion und dgl. ist bei uns vom Recruiting entfernt worden, wegen dem AGG ...

Also bleibt erstmal die Bewerbung: Sauber, fehlerfrei, strukturiert? Lebenslauf vollständig oder unerklärliche Lücken, insbesondere in den letzten Jahren?

Anschreiben individuell mit ein oder zwei Bezügen auf die eigene Firma?

Machen die genannten Buzzwords in der Kombination Sinn? Ist die (behauptete) Erfahrung kompatibel mit den Anforderungen? Ein wenig dazu lernen sollte kein Problem sein, aber unterfordern ist eines. Wenn da aber jemand mit viel Erfahrung und einem längeren aktuellen Block "Arbeitslos" ist, dann sollte der auch eine Chance haben.

Spätestens hier sind es nur noch wenige übrig. Und die bekommen eine Einladung zum Gespräch.

Bevor jemand schräg fragt: Form und Rechtschreibung sind auch aus Einstellungsgründen wichtig. Wenn jemand bei sowas wie einer Bewerbung es nicht hinbekommt, mindestens jemanden um Kontrolle zu fragen, dann ist sein Selbstbewusstsein so groß, daß der auch später wohl nie um Rat fragen wird, obwohl es besser wäre. Oder er/sie/es will den Job gar nicht. Denn es kostet kein Geld und tut nicht weh, eine fehlerfreie Be-WERBUNG (für die man ja einige Zeit aufwendet) vorzubereiten.

Absolutes k.o. sind Ausdrücke wie "Ich bewerbe mich", "Man hat mir zugetragen", "Ich bin ihr Held", ....

Sai am :

Was spricht denn gegen "ich bewerbe mich"? Das ist ja nunmal die Realität, wenn man eine Bewerbung irgendwo abgibt.

Pepper am :

"ich bewerbe mich" > K.O. Floskel

Der Personalleiter weiß bereits beim Öffnen des Umschlags, daß Du Dich bewirbst.

Besser ist:
"vielen Dank für die freundliche und informative Email am gestrigen Tag. Wie besprochen schicke ich Ihnen anbei meine Bewerbung für ein Vorstellungsgespräch in Ihrem Hause."

lordholmchen am :

als mann achtet man zu sehr auf sachliche argumente.
ich habe mir zum bewerbungsgespräch eine freundin hinzugezogen. ihr job nur auf die emotition,ihr gefühl zu achten.... tja ich hätte eingestellt sie sagte nein und -wie sich später herausstellte- lag damit richtig.

Studentin am :

Björn, da du ja sagst, dass du Wert auf die Fotos legst, darf man fragen, wie du mit Bewerbungen ohne Foto umgehst? Direkt aussortiert oder muss dann eben der Rest überzeugen?

Bin nur neugierig, weil es in anderen Ländern ja durchaus so ist, dass man kein Foto mitschicken sollte. Und angeblich brauchts bei Bewerbungen in Deuschland mittlerweile auch nicht unbedingt Fotos...hab ich mir zumindest so sagen lassen, dass das seit neustem so wäre...ich schicke trotzdem ein Bewerbungsfoto mit. Würde ich jemanden einstellen müssen, fände ich ein Foto von demjenigen schließlich auch schon interessant.

Kerstin S. aus B. auf R. an der O. am :

Ich habe bei gleicher Eignung & Symphatie eher dem älteren Semester den Vorrang gegeben, das gebe ich zu.

Meine Damen um die 50 entstammen einer Generation, die noch gelernt hat, zu arbeiten. Zu dem sind spontane Wohnortwechsel - und damit Aufgabe der Arbeitsstelle - wegen Familiengründung / Selbstverwirklichung etc. kalkulierbarer.

Carsten am :

Ich würde den Satz löschen: "Ich gebe zu, dass ich relativ viel Wert auf die Fotos lege und Bewerber, die da sympathisch rüberkommen (Freundlichkeit, Offenheit), bevorzuge." AGG! und Du gibst es öffentlich zu!

Sascha am :

Imho nicht unbedingt, denn es ist für Björns Geschäft wichtig, dass der Personalteil, der im täglichen Kundenkontakt steht "sympatisch - offen - freundlich" daher kommt.

Mave'z am :

Also wenn ich das bei uns in der Arbeit, seh da werden die leute einfach kurz eingeladen zu nem Vorstellungsgespräch, alternative wäre zb auch nen Tag probearbeiten. Nachteil bei älteren mitarbeitern die im selben Beruf arbeiten wäre die nach Tarifvertrag höchste stufe als beispiel^^

at am :

In diesen Zusammenhang vielleicht nicht uninteressant:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eis-Schreiben

NinaG am :

So machen wir das auch. Wenn wirklich noch andere interessante Bewerber dabei sind, fragen wir die Bewerber, ob wir ihre Daten hier in der Firma abspeichern und uns bei Bedarf bei Ihnen melden können.

Üblicherweise wird das positiv aufgenommen, und wir haben schon einen gewissen Auswahlpool, wenn mal wieder ne vergleichbare Stelle frei ist.

Zu der Ursprungsfrage:
Wir sieben erstmal radikal alle Bewerbungen aus, die vollkommen daneben sind.

Dann prüfen wir den Rest auf die wirklichen Fakten (bisheriger Berufshintergrund / Erfahrung, Referenzen, etc.).

Diejenigen, die dabei über bleiben, werden zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Sollte dort auch alles positiv laufen, bekommen sie die Aufgabe uns ein kleines Beispiel ihres (Programmier-)Könnens nach bestimmten Vorgaben zu erstellen.
Diese Aufgabe wird auch bezahlt, damit uns keiner vorwerfen kann, dass wir hier Leute ausnutzen. Da die Auswahl eines schlechten Mitarbeiters auf Dauer viel teurer kommt, hat sich dieses "Probearbeiten" immer ausgezahlt.

Durch die Probearbeit lernen wir meist schon recht viel über die Person. Nicht nur über die Qualität des Ergebnisses, sondern auch über den Arbeitsablauf (wie lange braucht der Bewerber, fragt er bei unklaren Vorgaben nach, usw.).

Spätestens zu diesem Zeitpunkt steht normalerweise fest, wer "brauchbar" ist und wer nicht. Wie die Leute aussehen, welche Religion, etc. sie haben, ist dabei egal. Gepflegt müssen sie aber natürlich schon auftreten. Das kann jeder (unabhängig von finanziellen Möglichkeiten oder sonstigem Hintergrund). Wenn es jemand hier an Sorgfalt mangeln lässt (oder auch bei der Form seiner Bewerbungsunterlagen), ist DAS mitunter auch ein KO-Kriterium.

ph am :

>> ein kleines Beispiel ihres (Programmier-)Könnens nach bestimmten Vorgaben zu erstellen.

Jau, wenn man dabei zusieht, lernt man verdammt viel. Ich frag' mich, ob das in anderen Branchen auch so gut funktioniert: "Trag' mal die leeren Flaschen ins Lager!"
8-)

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