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Ein Händeschütteln

Ein mir seit Jahren bekannter Vertreter kam in den Laden und streckte mir in typischer Corona-Manier die Faust zum Gruß entgegen. Ich tippte ziemlich seicht mit meiner Faust dagegen, was beim klassischem Händeschütteln wohl einem "toten Fisch" gleichgekommen wäre.

"…diese Motivation!", lachte er.

"Ach", sagte ich missmutig. "Mich nervt Corona nur noch, mit allem, was sich daraus auch im Zwischenmenschlichen entwickelt hat. Aber Ghettofaust ist immer noch besser als dieses vollkommen beknackte, peinliche Ellenbogen-Zusammenditschen."

Dieses beknackte, peinliche Ellenbogen-Zusammenditschen nennt sich auch Ebola-Shake und wurde als Alternative zum klassischen Händeschütteln eingeführt. Gefühlt sieht man diesen "Gruß" immer nur von demonstrativ gut gelaunten Politikern, wenn irgendwelche Kameras auf sie gehalten werden. Ernsthaft: Bevor ich das mache, sage ich lieber einfach nur Moin.

Der nette Außendienstler schmunzelte, und hielt mir seine ausgestreckte Hand hin: "Wir können das auch ganz klassisch machen."

Ich schlug ein und es folgte ein anständiger, fester Händedruck. Mir kamen fast die Tränen vor Rührung. Das war das erste echte Händeschütteln seit anderthalb Jahren.

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Comments

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Zeddi on :

Ich finde ja ein "Moin" kombiniert mit so einem sehr lässig ausgeführten "Militärischen Gruß" (so zwei, drei finger angedeutet zur Stirn) auch ganz nett

Georg on :

Echte Norddeutsche geben nie die Hand,ein Moin und ein leichtes Nicken reichen vollkommen 8-)

Nobody on :

Wobei das „moin“ eine freundliche Begrüßung und ein nicken einer herzlichen Umarmung gleich zu setzen ist ;-)

händeschüttler on :

hab ich während der pandemie nach wie vor so beibehalten, genauso wie den drücker zur begrüssung und abschied.

Nathan on :

Ja, ganz toll. Hast du gut gemacht.

Paterfelis on :

Ich habe es schon als Kind gehasst, jemandem die Hand geben zu müssen, und heute hasse ich es noch mehr. Ein kurzes Kopfnicken verbunden mit einer Ansage der Tageszeit reicht mir vollkommen aus. Insofern genieße ich diesen und einige andere Nebeneffekte der Pandemie durchaus.

Andi on :

Same. Ich würde es auch sehr begrüßen, nie mehr irgendwem die Hand geben zu müssen.

SPages on :

Ich könnte hier ja jetzt schreiben das ich und mein Umfeld sich begrüßen wie vor Corona und sich trotzdem alle bester Gesundheit erfreuen ...

Aber das könnte glaube ich das Weltbild einiger Leser zerstören.

Feivel on :

Du bist da einer ganz großen Sache auf der Spur! Danke, dass du das im hier mit uns Schlafschafen teilst.

SPages on :

Tut mir ja durchaus leid für dich das dein Weltbild anscheinend nur Schwarz und Weiß kennt und du mir hier deshalb indirekt unterstellst Verschwörungstheorien anzuhängen oder gar Querdenker zu sein.

Diese beiden Fraktionen sind mir aber eher suspekt. Trotzdem würde ich behaupten nicht Schwarz oder Weiß anzugehören, sondern solange es nicht zu absurd wird mir verschiedene Aussagen anzuhören um vielleicht auch nur annähernd ein vollständiges Bild zu erhalten.

Und das eine gewisse Meinungsvielfalt für eine Gesellschaft von Vorteil ist, will glaube ich keiner bestreiten. Das dabei hier und da auch mal absurde Ansichten zu Tage treten, gehört dabei halt auch dazu.

Monimon on :

Ich kenne den "Ellenbogengruß" schon lange aus der Tattooszene. (Wenn ein Tätowierer/Piercer sich Handschuhe angezogen und die Hände sterilisiert hat, möchte er nämlich auch keinem Kunden mehr die Hand schütteln) und empfinde es daher eher als cool, denn als peinlich. Auf jeden Fall deutlich weniger "asi" als die "Ghettofaust" und definitiv weniger keimbeladen.

Klabund on :

Ist alles so unpersönlich. Geht doch nichts über einen Kuss auf den Mund zur Begrüßung.

Nicht der Andere on :

Hoffentlich landet nun nicht einer von euch auf Intensiv!

Aber sicher ist euch beiden zumindest beim Ansetzen zum überfälligen Popeln eingefallen, daß man nach dieser einschneidenden Gefühlsüberwallung wohl doch besser das Domestos zwecks zuverlässiger Desinfektion aus dem Putzverlies rauskramen sollte.

Habt ihr's denn auch entsprechend befeiert, begossen und beselfied? Nach anderthalb Jahren Entzug ist das ja sowas wie Das Erste Mal!

T. J. on :

Ich bin ja so überhaupt nicht der Ghetto Faust oder Ebola Shake Typ. Dann lieber gar keine Art von Pseudo Hände Schütteln als sowas.

Martin on :

Ein Hüttenwirt bei uns hat das immer ganz einfach gemacht:
Desinfektionsmittel in die linke, die recht kurz offen herhalten, zwei Sprüher und ein beherzter Händedruck :-)

eigentlichegal on :

Dass dieses doofe Händeschütteln wegfällt ist IMHO eine der guten Seiten von Covid. ...und ich hoffe ja, dass die Tradition auch nicht wiederbelebt wird

Randalf on :

Am peinlichsten finde ich diesen Fußknöchelgruß, den z.B. die Hipster bei Voice of Germany im letzten Jahr ständig praktiziert haben. Das sah einfach nur affig aus.

John Doe on :

Von was man sich so die Laune verderben lassen kann.

Raoul on :

Ich finde, man sollte es einfach wie Monk machen. Eine Assistentin engagieren und direkt nach jeglichem Händeschütteln lautstark nach einem Tuch verlangen. Damit trifft man dann den Zeitgeist und ist auch recht aware.

Unter meinen Freunden gibt‘s drei Lager – die, die sich weiterhin normal begrüßen, wobei hier auch wieder Abstufungen zwischen Handgeben und Umarmen gemacht werden; die, die einen ghettomäßigen Fistbump erwarten und die, die einfach nur noch sprachlich grüßen. Das soll ja jeder für sich festlegen, wie er will, aber es ist in der Tat etwas nervig, sich alle Begrüßungseigenheiten für jede Person zu merken...und das dann auch adäquat umzusetzen.

Michael on :

Dass einzig Gute an dieser Pandemie ist, dass ich keine fremden Menschen mehr anfassen muss und nicht mehr angefasst werde.

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