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"Wir wollten nur probieren"

Mir fielen zwei Jungs, vielleicht knapp zehn Jahre alt, auf, die irgendwie "verdächtig" durch den Laden liefen. Ich kann "verdächtig verhalten" nicht richtig beschreiben, das ist einfach jahrelange Berufserfahrung. Ich ging also ins Büro und beobachtete die beiden unauffällig über die Videoüberwachungsanlage.

Ich konnte nicht genau sehen, was sie in der Hand hielten. Irgendeine Packung, an der sie auch herumfummelten. Sie warfen sie schließlich erst in irgendein Regal, vor dem sie gerade standen, nahmen sie dann wieder und gingen wieder hin und her. Mir reichte es. Ich beschloss, hinzugehen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass hier kein Spielplatz ist.
Als ich an den beiden vorbeikam sah ich, dass sie eine Packung mit mehreren kleinen hochwertigen Schokoladenweihnachtsmännern in der Hand hielten. Einer der kleinen Schokokerle fehlte. Ahhhja. Mal beobachten, wie's weitergeht. Ich ging unauffällig hinterher und an der Kasse wollten die beiden sich plötzlich hinter der wartenden Schlange aus dem Laden drücken. Die Packung hatten sie nicht in der Hand.

Als ich sie ansprach, erklärten die beiden sich auch gleich bereit, die Schokolade zu bezahlen. "Wir wollten nur probieren.", erklärte einer der beiden und führte mich zu der inzwischen fast leeren Packung, die sie in ein Regal mit Getränken geworfen hatten. So geht's ja nicht und zumindest sollten die Eltern das wissen, dachte ich mir und drückte dem Jungen das Telefon in die Hand, damit er zu Hause anrufen und beichten konnte.
Er wollte absolut nicht anrufen, worauf eine Kollegin, die sich inzwischen dazugeselt hatte, in todernstem Tonfall hervorbrachte, dass wir in dem Fall die Polizei anrufen müssten, damit die sie dann nach Hause bringt. Daraufhin rief er doch an.

Die Mutter kam, hörte sich die Geschichte erst von ihrem Sohn und dann von mir an. Zu meiner Verwunderung wirkte sie kein Stück erbost oder enttäuscht. Auch nicht so, als ob sie Wut oder Enttäuschung nicht zeigen wollte. Es schien beinahe so, als wenn sie sich darüber grämte, dass die beiden erwischt worden sind. Sowas habe ich noch nie erlebt.

Vorsichtshalber sahen wir noch über die Kameras zu, ob nicht die Mutter der beiden das Teil auch wieder in irgendein Regal wirft. Gewundert hätte es uns nicht... :-|

Kaffee-Dieb mit Handy

Meine Kassiererin rief mich an und sagte, dass gerade ein Mann rausgegangen ist, bei dem der Alarm der Warensicherungsanlage ausgelöst hätte. Er ging erst, ohne die Rufe meiner Mitarbeiterin zu beachten, Richtung Ausgang und rannte sofort los, als er den Laden verlassen hatte. Verfolgung sinnlos.

Doch was war geschehen?

Ein Mann, etwa Anfang zwanzig und mit einer so hässlichen Wollmütze auf dem Kopf, dass ich sie unter tausenden wiedererkennen könnte, betrat den Laden. Er ging direkt zum Kaffeeregal und sah sich dort kurz um. Dann zückte er sein Handy, telefonierte kurz, schien dabei etwas im Kaffeeregal zu suchen und nahm sich schließlich zielstrebig eine Packung von den nicht in der Vitrine stehenden Sorten. Hinter dem nächsten Regal ließ er den Kaffee in seiner Jacke verschwinden und schon ging er direkt Richtung Ausgang.

Ich habe ja echt schon viel erlebt, gerade auch mit Ladendieben. Aber dass einer nicht spontan aus einer Laune heraus etwas einsteckt oder speziell hochpreisige Artikel für seine Drogenbeschaffung klaut, sondern sozusagen gezielt ein Teil herauspickt (zumindest sah es sehr danach aus), ist mir auch noch nicht untergekommen...

Man muss nur dreist sein

Als ich mit einem Kollegn ins Lager ging, kam uns vom Leergutautomaten ein ziemlich heruntergekommener Typ entgegen. Der Motor vom Cruncher lief noch, also hatte er (mindestens) eine Einwegflasche im Automaten versenkt. Ich beschloss trotzdem, ihn über die Videoüberwachungsanlage zu beobachten.

Aber noch während ich auf dem Weg ins Büro und vor den Monitor war, hatte sich der Typ schon eine leere Bierkiste aus der Getränkeabteilung geholt und versuchte nun, diese am Automaten über den Zwischenschritt "Pfandbon" in bare Münze umzuwandeln. Mein Mitarbeiter hatte eigentlich Recht. Wir hätten den Typen festhalten und anzeigen sollen. Aber irgendwie hatte ich keine Lust darauf und so warf ich den Leergutbetrüger einfach nur aus dem Laden, natürlich nicht, ohne den Hinweis auf das ab sofort gültige Hausverbot auszusprechen. Dass ich mich dabei beschimpfen lassen musste, ist ja schon fast normal.

Wieder im Büro angelangt, wollte ich mir den ganzen Vorfall noch einmal auf dem Video ansehen. Dabei entdeckten wir, warum der Cruncher lief. Der Kaputte hatte sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank genommen, im Laden geöffnet und ausgetrunken und schließlich die leere Dose in den Automaten geworfen und sich das Pfandgeld auszahlen lassen.

Das war der Zeitpunkt, an dem sogar ich mich darüber ärgerte, dass wir ihn nicht doch festgehalten haben... :-|

Enttäuschender Ladendiebstahl

Dass ich generell ein großes Problem damit habe, wenn sich Leute an fremdem (und damit meine ich gar nicht mal nur meine Sachen) vergreifen, habe ich ja hier schon öfter erwähnt. Aber auch, wenn mich die ständigen Diebstähle bei mir im Laden immer wieder aufwühlen, so hat man sich hier doch irgendwie langsam an das Verhalten von Junks usw. gewöhnt.

Eben hat ein mir seit Jahren als netter Stammkunde bekannter Mann zugegeben, dass er "eine Dose Bier im Rucksack vergessen" hätte. Beim Blick auf die Videoaufzeichnung entpuppten die sich leider als acht Bierdosen, die auch ganz sicher nicht vergessen worden waren, denn nachdem der Herr hinter der Kasse von einer aufmerksamen Kundin angesprochen wurde, eilte er schnell wieder in die Getränkeabteilung und räumte alles ordentlich wieder ins Regal.

Auf die Anzeige habe ich verzichtet. Ich hatte irgendwie keine Kraft und Lust, das durchzuziehen. Bringt ja eh nichts. Nur das Hausverbot, das musste er bekommen, denn aus Erfahrung mit anderen (angeblich) reuigen Ladendieben, die Besserung geschworen haben, weiß ich, dass ich ihn nicht mehr hätte ruhigen Gewissens hier in den Laden lassen können.

Schade. Sehr schade.

Kein Angeklagter im Schlepptau

Ich hatte eben einen Termin beim Amtsgericht. Ich sollte in einer Strafsache gegen einen "meiner" Ladendiebe aussagen.

Nachdem ich ein paar Minuten gewartet hatte, wurde ich aufgerufen. Gerade durch die Tür getreten, staunte ich über die gähnende Leere im Saal. Der Staatsanwalt, der mich auch hereingebeten hatte, die Richterin und noch eine Frau saßen dort und guckten mich mit großen Augen an. "Den Angeklagten haben Sie nicht zufällig mitgebracht?", witzelte die Richterin noch – der war nämlich zu seiner eigenen Verhandlung erst gar nicht schienen.

Ich verneinte und durfte gleich wieder gehen. Pah, und dafür habe ich mir extra einen Parkplatz in der City gesucht... :-P