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Zwei Anzeigen auf einen Streich

Einer meiner Mitarbeiter kam zu mir ins Büro und sah etwas irritiert aus: "Du solltest dir mal eben was auf dem Video angucken. Da sind zwei Jungs und die sagen, der Leergutautomat hätte ihren Bon nicht ausgedruckt."

Dass der Automat gar keinen Beleg ausdruckt, kommt hin und wieder mal vor. Die Ursache ist meistens schnell gefunden: Entweder das Papier ist alle oder hat sich im Druckwerk verheddert oder der Bon ist schlicht und einfach hinter die Abdeckung gerutscht.
In Erwartung einer schnellen Lösung ging ich mit meinem Mitarbeiter in Richtung Lager. Dort standen zwei Jugendliche, einer von ihnen schwenkte demonstrativ einen leeren "gelben Sack" in der Hand, und berichteten, dass sie vor ein paar Minuten 28 Einwegflaschen in den Automaten geworfen hätten. Das ließ sich ja zum Glück und Dank unserer installierten Videoaufzeichnung schnell und unauffällig überprüfen.
Tatsächlich haben sich die vergangenen Minuten folgendermaßen zugetragen: Das Duo hat den Laden betreten und ist auf einem Umweg in Richtung Getränkeabteilung getigert. Dort zog einer der Beiden besagten Wertstoffsack aus der Tasche und dann suchten sie meinen Mitarbeiter auf und erzählten ihm die Geschichte mit den angeblich abgegebenen Flaschen.

Da erst fiel mir auf, dass einer der beiden auch bei dem Betrugsversuch am Samstag Abend beteiligt war. Am Samstag hatte ich keine Lust auf Stress und hatte die beiden nur darauf aufmerksam gemacht, solche Dummheiten zukünftig zu unterlassen – doch nun habe ich mich gerade richtig verarscht gefühlt.
Leider hatte eben einer der beiden Fünfzehnjährigen rechtzeitig die Flucht ergriffen, als die Situation noch etwas unklar war und ist auch auf der Straße nicht mehr zu finden gewesen. Der andere war praktischerweise derjenige, der auch am Samstag Abend beteiligt war.

Die Polizei hat beide Videos (das von Samstag hatte ich glücklicherweise vorsichtshalber gesichert) haben wollen und weil ich ernsthaft sauer war, hat der Typ nun zwei Anzeigen von mir bekommen. Er hätte ja die Chance gehabt, aus dem ersten Vorfall glimpflich herauszukommen, aber wer nicht will…

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Kommentare

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kunz am :

Bin mal gespannt, wie die Sache mit diesen Anzeigen verläuft. Bei dem Fall mit dem Pfandbon über "17,25 Euro" dürfte es sich immerhin um Urkundenfälschung handeln. Ob das Verfahren in einem solchen Fall genauso leicht eingestellt wird wie beispielsweise bei Ladendiebstahl wäre ja mal interessant zu erfahren.

Klodeckel am :

Selbst Verfahren wegen räuberischen Dienstahls werden in Bremen doch mittlerweile schon eingestellt. Warum dann bei einem popligen Betrugsversuch den armen Buben bestrafen?

da_didi am :

Google meint, du irrst mit der Urkungenfälschung:

http://www.jura.fu-berlin.de/einrichtungen/we2/profs_em/ls_geppert/veranstaltungen/0708ws/Klausurenkurs/Fall_4.doc

Seite 4 am Ende.

Schaf Nase am :

Wieso, anders als in dem Klausurenfall hat Björns Kunde doch eine echte Urkunde verfälscht.

The other one am :

Björn, Du verbaust diesen Kinder ihre ganze Zukunft.

Löse dich von allen irdischen Gütern und tanze dich frei. 8-)

CornerTob am :

Eben. Und in einigen Jahren erkennt ein Bremer Richter bei zwei Ladendieben eine schwere Kindheit. ;-)

PS: Da es hier ja keinen entsprechenden Knopf gibt teile ich mal so meine Meinung mit: Finde ich gut.

The other one am :

Was findest Du gut?

CornerTob am :

Die Aktion von Björn. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen - Hoffentlich hilfts.

The other one am :

Björn stösst diese unschuldigen Kinder damit in den tiefsten Schlund der kriminellen Hölle.

Du musst bedenken, welchem Konsumdruck diese armen Geschöpfe ausgesetzt sind. In ihrer nachvollziehbaren Verzweiflung müssen sie schon gegen ihren Willen zu ungesetzlichen Mitteln greifen. Glaubst Du sie machen das gerne? Kinder sind unsere Zukunft, sie haben unser uneingeschränktes Mitgefühl verdient.

Birke am :

Ähm, wenn ich früher Geld brauchte, habe ich einen Ferienjob angenommen.
Als da waren in der Gurkenfabrik Gläser befüllen und Erntehelferin bei der Kohlernte.

Arbeiten ist wohl zur Zeit uncool für die Jugendlichen...

The other one am :

Ich muss sogar arbeiten gehen wenn ich das Geld später brauche. ;-)

Aber Deutschland ist in Europa, und sogar darüber hinaus, ein Kindergarten für Erwachsene. Auf dem Weg zur leistungslosen Konsumgesellschaft können wir mit der entsprechenden Einbindung der Kinder gar nicht früh genug beginnen.

Klodeckel am :

Das war wohl Anfang der 80er, als in Deutschland fast Vollbeschäftigung herrschte und auch Jugendliche in den Ferien mit dazu beitragen durften, das "Bruttosozialprodukt zu steigern". Kann mir vorstellen, dass es für Schüler heutzutage ungleich schwieriger ist, einen anständig bezahlten Ferienjob zu bekommen.

skund am :

Wie es gibt überhaupt noch einen gut bezahlten Job für Jugendliche? :-O
(Bitte nich mit einem Bullshit wie CallcenterAgent kommen)

Jürgen am :

Wenn die Schulen schon nicht erziehen, einer muss es ja machen... ;-)

OxKing am :

Da fällt mir ein Zitat
vom Straßenpoeten Nelson Muntz ein: HAHA!

Hoffe auf mindestens 40 Sozialstunden.
Wir wollen ja realistisch bleiben.... :-|

The other one am :

"Hoffe auf mindestens 40 Sozialstunden."

Hoffentlich kann Björn die Stunden Nachts oder Sonntags ableisten. Soviel Entgegenkommen müsste ja schon möglich sein, immerhin ist Björn ja soweit ohne Vorstrafen und muss sich ja auch noch um seinen Laden kümmern.

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