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Frage zur Angebotsbevorratung

Daniel hatte eine Frage zum Thema Angebotsbevorratung:

Hallo Björn,

vorab, erstmal danke für deinen tollen Blog, den ich regelmäßig und gerne lese. Ich komme aus dem Südwesten, und war daher noch nie in deinem Laden. Ich hätte mal eine Frage, und würde mich freuen dazu deine Meinung / Einschätzung zu hören.

Der Sachverhalt meiner Frage bezieht sich daher nicht auf dich, sondern auf meinen Stamm-Edeka, aber ich gehe mal davon aus dass es in allen Läden ähnlich gehandhabt wird. Und zwar geht es um das Thema Sonderangebote. Regelmäßig stehe ich in meinem Stamm-Edeka vor leeren Regalen, bei Produkten die aber sonst ausreichend vorrätig sind, wenn sie nicht im Angebot sind.

Aktuelles Beispiel in dieser Woche: Gustavo Gusto Pizzen. Gab es immer ausreichend, aber heute wo ich mich damit eindecken wollte, alles leer.

Nun meine Frage: Wenn ein Produkt ins Wochenprospekt kommt, wird dann von den Läden entsprechend mehr bestellt? Und falls nicht, wieso nicht? Liegt es daran dass die Marge geringer ist, bzw. der Laden eventuell sogar drauf zahlt bei Angebotsartikeln, und der Inhaber somit gar kein Interesse hat große Mengen einzukaufen? Oder werden die Produkte so bestellt wie immer, also auch wenn sie nicht im Angebot wären?

Würde mich über eine Antwort finden, falls du hierzu mal die Zeit findet. Und mach weiter so mit deinem Blog.
Geschrieben hatte mir Daniel diese Mail im Juni 2020. Ich habe jetzt die Zeit und Ruhe, viele alte Sachen abzuarbeiten. Corona hat uns alle gefordert und wenn es auch vielen Branchen schlecht ging, im Lebensmitteleinzelhandel hat es gerumpelt. Teilweise ging ich abends wieder auf dem Zahnfleisch nach Hause, ich hab mich teilweise gefühlt wie in den ersten Jahren meiner Existenzgründung. Aber langsam kommt wieder Luft und Ruhe in alles rein …

Vielleicht hat sich Daniel bereits beleidigt abgewandt, weil ich so lange nicht reagiert habe. Übel nehmen würde ich es ihm nicht. Aber dennoch gibt es hier noch (m)einen Versuch einer Antwort auf seine Frage:

In der Wochenwerbung beworbene Artikel laufen unterschiedlich stark. Alle paar Wochen werden die selben Artikel beworben und mit manchen Produkten zieht man einfach nicht mehr die Wurst vom Tisch. Andere Artikel werden aber zu den Webepreisen sehr stark gekauft, was mitunter sehr schwer einzuschätzen ist. Selbst bei einer Bevorratung im Rahmen des subjektiven Ermessens und in Abstimmung mit den Platzverhältnissen im Lager kann es komplett schiefgehen.
Aber außer, dass Kunden einfach nur (sehr) viel mehr dieser Waren kaufen, kann es auch andere Gründe haben, warum die Artikel leer sind.

Meistens sind die Werbeartikel in der Vorbestellung zu bekommen. Das kann mal vergessen werden oder man verkalkuliert sich mit der Menge. Das ist dann einfach mal dumm gelaufen. In der Regel sind diese Produkte dann ganz regulär nachbestellbar, aber da ist der Markt natürlich auf seine Liefertage angewiesen. Wenn sie Ware Mittwoch schon leer ist, Nachschub aber erst am Freitag zu erwarten ist, besteht eben zwei Tage lang eine Sortimentslücke.

WENN die Ware nachbestellt wird. Denn da hat Daniel mit seiner Vermutung nicht Unrecht. Die vorbestellte Ware bekommt man oft (ich kann da nicht für alle Händler / Ketten reden) zum Vorzugspreis. Wenn nun regulär bestellte und berechnete Ware zum Angebotspreis verkauft wird, kann das also durchaus ziemlich teuer werden, denn die Werbepreise liegen teilweise deutlich unter unseren Regulären Verkaufspreisen. Da hat der Einzelhändler also tatsächlich mitunter nur bedingt ein Interesse daran, die Artikel in großen Mengen nachzubestellen und dann mit jedem Teil auch noch draufzuzahlen.

Da muss man dann also abwägen zwischen verärgerten Kunden und einem unmittelbaren finanziellen Verlust durch den Webepreis. Aber seriöse Händler machen das nicht. Im Idealfall bietet man seinem Kunden mal an, den Artikel, der gerade nicht da ist, in der Folgewoche dennoch noch zum Werbepreis bekommen zu können.

Die Sache mit den Pfandbons

Peter hatte mich bereits Anfang 2021 angeschrieben:

Hi Björn,

seit einem halben Jahrzehnt leb ich nicht mehr in Bremen, aber schau immer noch dann und wann in deinem Blog und umzu vorbei.

Nun sehe ich hier immer wieder diese Sammelboxen für Pfandbons, gerne bei Real und Edeka, und du berichtest über deine Sammelboxen.

Bei Lidl gibt der Automat gleich eine Auswahl: Bon drucken oder Spenden – einmal falsch gewischt, ist das Geld weg.

Was ich mich frage: Was passiert mit den nicht eingelösten Bons?
Oft steht auf den Bons "nur einlösbar in dieser Filiale bis [Datum + 14 Tage]".

Ich geh davon aus, dass das irgendwie verbucht wird. Würd mich etwas interessieren, wie das ein Steuerberater richtig in die Konten auflöst.

Gefallen würde mir ja diese Lösung:
"Vernichten Sie ihren Pfandbon, dann spenden wir zwei Wochen später den Betrag an $gemeinnützigeOrganisation"
Das mag von Einzelhändler zu Einzelhändler anders sein, ich kann hier selbstverständlich nur für mich sprechen.

Bei uns ist generell so, dass die Leergutbons ausdrücklich kein Ablaufdatum haben. Sie müssen natürlich schon irgendwie noch lesbar und identifizierbar sein. Ich sehe es nämlich so, dass es sich dabei um Geld handelt, das demjenigen Kunden auch zusteht. Wenn man vergessen hat, den Bon an der Kasse einzulösen, oder er in den Tiefen der Handtasche verschwunden ist und erst Monate später wieder auftaucht, ist es doch kein Grund, den Kunden dafür auch noch zu bestrafen. Zumal dem Markt ja auch kein materieller Schaden dadurch entsteht, den Gegenwert in Form von Pfandflaschen hat er ja längst erhalten. Im schlimmsten Fall rutscht die Buchhaltung etwas durcheinander, weil irgendwelche Abgrenzungen nicht hundertprozentig passen. Damit ist zum einen die interne Buchhaltung gemeint, mit der Jahresbilanz hat das alles nicht wirklich zu tun, zum anderen reden wir da ja auch nicht von exorbitanten Summen.

Ich verstehe die Frage von Peter mal eben absichtlich falsch: Was mit den nicht eingelösten Bons passiert, kann ich nicht sagen. Vermutlich landen sie irgendwann im Altpapier oder Müll oder werden aus anderen Gründen unbrauchbar oder vernichtet. Gemeint war wohl von ihm eher, was bei den Einzelhändlern mit dem auf die nicht eingelösten Bons aufgedruckten Gegenwert passiert.

Bei uns ist es so, dass ich am Tagesende nicht sagen kann (könnte sicher, aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen), welche der am Tag erstellten Leergutbons bereits eingelöst wurden. Entsprechend kann ich auch nicht über einen Zeitraum x diese nicht eingelösten Bons sammeln oder protokollieren und den jeweiligen Betrag am Ende der Zeit irgendwie einem guten Zweck zuführen.

Kurz: Die paar Euro, von denen wir hier reden, tauchen am Jahresende für die Bilanz bei der Inventur in Form von etwas mehr Warenbestand beim Leergut wieder auf. Allerdings ohne sie irgendeinem bestimmten nicht eingelösten Bon zuordnen zu können. In der Summe dürften die im Laufe des Jahres begangenen Ladendiebstähle überwiegen, so dass der "Gewinn" durch nicht eingelöste Bons schneller verdampft als ein Wassertropfen auf einer Herdplatte.