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Kerze, Thunfisch, Nudelsuppe

Wie so oft durch eine "komische Handbewegung" wurde ich auf einen Ladendieb aufmerksam. Was eine komische Handbewegung ist, möchtet ihr wissen? Nun: In einen Gang zu gehen ohne sich die Ware anzusehen, dabei aber an einer Jackentasche herumzufummeln, sich wieder umzudrehen und aus dem Gang herauszugehen ist ausdrücklich kein normales Verhalten eines Kunden. Im Gegenteil sogar, diese Vorgehensweise haben wir bei Ladendieben schon häufiger beobachtet.

Eingesteckt hatte der Mann sich eine Kerze und nachdem er sein Dosenbier bezahlt hatte, fingen ein Kollege und ich ihn am Ausgang ab. Es stellte sich heraus, dass er außer der Kerze noch zwei Dosen Thunfisch und eine kleine Packung Nudelsuppe in der Tasche hatte. Alles Produkte unserer Eigenmarken und wohl auch eher für den unmittelbaren Eigenbedarf und weniger zum Verhökern in irgendwelchen Hehlerbuden.

Da könnte man schon fast Mitleid bekommen, aber …

Zerditschte Lindt-Tafeln

Nachdem ein Ladendieb (von den Kollegen erwischt, es folgten Anzeige und Hausverbot …) diese fünf Tafeln Lindt-Schokolade stehlen wollte und diese dazu im wahrsten Sinne des Wortes in seine Taschen gestopft hatte, stehen wir mit der demolierten Ware da. Die Schokolade selber hat zwar nichts abbekommen, aber zumindest das goldene Papier ist bei einigen Tafeln deutlich sichtbar geknickt und teilweise eingerissen.

Wer kauft die noch freiwillig? :-|


Ladendiebe und die Neugierde

Benjamin hat mich angeschrieben und wollte etwa zum Thema Ladendiebe wissen:

Hey Björn,

vielen Dank mal wieder für die vielen netten Stunden auf deinem Blog.

Was ich mich bei deinem Beitrag zu Dieben und Kinderkotze gefragt habe: Hat dich noch nie die Neugierde gepackt, wer wohl der Hehler bei euch im Viertel ist? Wäre ja vielleicht auch die viel nachhaltigere Lösung, dem die Polente an den Hals zu schicken.

Anders gefragt: Hat es dich nie in den Fingern gejuckt, zu sagen "klau ruhig, Bürschchen", dich aufs Fahrrad zu schwingen und hinterherzuradeln um zu schauen, wo er das versilbert?

Wenn das Beschaffungskriminalität ist, würde ich ja tippen, der Suchtdruck ist so hoch, dass er auf direktem Weg zu seinem Abnehmer fährt.

Klar, als Unternehmer hat man *eigentlich* genug zu tun, aber dennoch wäre bei mir die Neugierde irgendwann wohl stärker.
Die Ansicht, dass man den Hehlern das Handwerk legen müsste, vertrete ich auch. Aber das ist nicht einfach. Wir hatten vor einer Weile einen Ladendieb mit einem kompletten Karton Käse verfolgt. Eingeholt hatten wir ihn schließlich in einem begehbaren Kiosk hier in der Nähe. Dort stand er bereits hinter der Ladentheke und hatte den Karton auf dem Boden abgestellt. Ein Polizist versicherte mir, dass er den Inhaber des Kiosks kennt und dieser absolut ehrlich ist. Die Diskrepanz zwischen dieser Aussage und unserer eigenen Beobachtung erkennt ihr wohl selber.

Ansonsten ist die Idee von Benjamin zwar reizvoll, aber nicht praxistauglich. Man müsste einerseits immer ein Fahrrad vor dem Laden bereitstehend haben. Mein Rad würde ich dafür nicht opfern, das steht sicher in unserem Fahrradständer auf dem Hof.
Dann müsste man die Situation haben, einen der "Profis" zufällig bei ihrer Tat zu beobachten und sich dann nicht dazu hinreißen zu lassen, ihn zu stellen, sondern mit der Ware laufen zu lassen. Mit der Aussicht darauf, dass er dennoch unbemerkt verschwinden könnte und dem Wissen (Aussage der Polizei), dass die Hehlerbuden unglaublich schwer zu überführen sind, scheint mir die ganze Sache zu wenig zielführend zu sein.

Wir werden also einfach weiterhin schön aufmerksam sein und die Leute nach Möglichkeit direkt bei uns im Laden stellen.

Videoüberwachung für die Kirche

Wir warteten in der Nähe des Ausgangs darauf, dass ein Ladendieb, der zu dem Zeitpunkt den Diebstahl zwar bereits vollzogen, die Ware steckte nämlich bereits in der Innentasche seiner Jacke, aber noch nicht beendet hatte, den Laden verlassen wollte.

Ein Stammkunde von uns betrat den Laden. Er ist als Pfarrer in einer Kirchengemeinde tätig und er bekam mit, dass wir auf einen Ladendieb warteten. Ich hatte im ersten Moment damit gerechnet, dass er Partei für den Ladendieb ergreift, aber dem war ganz und gar nicht so.

Im Gegenteil sogar, er kotzte sich selber regelrecht bei uns darüber aus, was sie immer wieder bei sich in der Kirche an Diebstählen erleben würden. Dekoartikel, Bücher, Kerzen, Stühle, zuletzt sogar eine Leiter, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird aus dem Gotteshaus gestohlen. Sie sind inzwischen vor der Überlegung, eine Videoanlage anzuschaffen.

Verständlich, aber auch echt bitter irgendwie.

Bereitgestelltes Diebesgut und ein Karton voll Kotze

Eher zufällig fiel mir ein Mann auf, der sich vor dem Spirituosenregal irgendwie auffällig verhielt. Vor allem fummelte er gezielt an den an unsere Ware angebrachten Diebstahlssicherungen herum. Er stellte die Flasche wieder ins Regal und ging zu den Süßwaren. Dort begutachtete er das Regal etwa eine halbe Minute, griff dann bei der Merci-Schokolade in den Karton, nahm sich eine große Handvoll davon, während er mit der anderen Hand bereits an seiner Umhängetasche herumnestelte. Kein Zweifel: Der klaut!

Ich schnappte mir einen Kollegen und wir liefen nach vorne und postierten uns vor der Eingangstür, um den Typen gleich abfangen zu können. Aber der vermeintliche Ladendieb kam nicht. Ich hatte schon die Sorge, dass er noch schneller als wir war und bereits den Laden längst verlassen hatte, aber dem war nicht so. Er hatte es eben nur nicht nur auf die Merci-Tafeln abgesehen, sondern hatte sich in der folgenden Viertelstunde noch allerhand andere Waren bereitgelegt: Pralinenschachteln von Ferrero und etliche Päckchen Bio-Butter, die er in einem Haferflocken-Karton vom Kühl- zum Toilettenpapierregal getragen hatte. Dazu gleich mehr.

Uns froren vor der Tür schon langsam die Finger ab, als der vermeintliche Ladendieb endlich durch die Kasse kam und auf den Ausgang zusteuerte. Überraschenderweise war seine Tasche leer und auch in der Jacke hatte er augenscheinlich kein Diebesgut. Die schnelle Recherche im Laden ergab, dass er im Toilettenpapierregal bereits allerhand Produkte bereitgelegt hatte, aber offenbar aus irgendeinem Grund misstrauisch geworden war und den Diebstahl abgebrochen hat. (Oder später wiederkommen wollte, was durchaus gängige Praxis ist.) Wir mussten den Typen gehen lassen, gaben ihm noch ein Hausverbot mit auf den Weg und durften uns im Gegenzug von ihm beschimpfen, beleidigen und bedrohen lassen. Jaja, geh spielen.

In der Zeit hier im Laden hatte er die unterschiedlichsten Waren ausgewählt und diese beim Toilettenpapier zusammengetragen. Ware für einen Verkaufswert von über 100 Euro wollte er wohl stehlen. Gut, dass es nicht geklappt hat.

Der Kollege, den ich mir auf dem Weg nach vorne geschnappt hatte, wollte eigentlich gerade etwas anderes erledigen: "Da hat ein kleiner Junge hingekotzt, ich muss das mal eben wegmachen. Da steht jetzt ein Karton mit Kinderkotze vor dem Müsliregal." Egal, sagte ich, das hat keine Priorität, darum kannst dich nachher noch kümmern.

Jetzt ratet mal, welchen Karton der Typ oben benutzt hatte, um die Bio-Butter darin zum Waschmittel-Regal zu tragen? Richtig. So ganz ohne Warenverlust ging der Vorfall nun also leider doch nicht über die Bühne, denn einige der Butterpäckchen hatten KiKo-Anhaftungen und wanderten direkt in die Mülltonne. Wäre bestimmt lustig geworden, wenn er die bei seinem Hehler auf die Ladentheke gekippt hätte.


Diebstahlssicherungen im Kaufland

Vielen Dank an Blogleser Sven, der mir eine E-Mail mit zwei Bildern aus einem Kaufland-Markt geschickt hat. :-)

Spirituosen werden dort auf zweierlei Arten vor Diebstahl geschützt. Einerseits mit einer "Warenkarte", die stellvertretend für die Ware im Regal zu finden ist. In diesem Fall bei Spirituosen jenseits der 30 Euro pro Flasche. Der Kunde nimmt die Karte und bezahlt damit den Artikel. An der Kasse oder vermutlich eher einem Info-Tresen wird die Karte dann unter Vorlage des Kassenbons gegen die Ware getauscht.



Die günstigeren Spirituosen werden ähnlich wir bei uns direkt an der Ware gesichert. In diesem Fall sind es Kappen, die über die Flaschenhälse gestülpt werden können. Die eine Kappe links neben den Jack-Daniels-Flaschen würde mir bei uns im Markt zu Denken geben. Hat ein Ladendieb sie doch irgendwie von der Flasche entfernen können oder ist sie beim Verräumen der Ware einfach nur vergessen worden? Das werden wir hier wohl nie erfahren …

(Was mir gerade noch auffällt: Ist der Dimple gar nicht gesichert? Erstaunlich …)


Zu viele Diebstähle

Da war ich gerade dabei, die Videoaufzeichnung von einem Ladendieb auf einen USB-Stick zu sichern, als ein Kollege laut rufend am Büro vorbei lief: "Wir haben einen Ladendieb, komm mal eben!"

Meine Güte, lasst mich doch den einen wenigstens erst fertigmachen. Ich wollte gerade im Scherz schreiben, dass man ja bei so vielen Fällen durcheinanderkommt – aber so verkehrt ist das gar nicht. In den letzten Wochen habe ich so viele Videos für die Polizei zusammengestellt, da hatte ich zeitweise tatsächlich die Orientierung verloren. Ein Segen, dass jeder Fall seine eigene Vorgangsnummer bekommt …

4 x Alkohol

Das Telefon im Büro klingelte, auf dem Display stand "KASSE". Ich ließ es zunächst klingeln, denn ein Kollege war im Laden und der hatte auch ein Telefon und konnte und sollte sich um die Belange der Kassierer kümmern. Nachdem es aber gar nicht mehr mit der Bimmelei aufhörte, ging ich doch ran.

Meine Mitarbeiterin rief ganz hektisch in die Leitung, dass wir einen Ladendieb hätten und der Kollege bereits hinterhergerannt sei. Und eine andere Kassiererin sei auch mit dabei. Ah, das erklärte zumindest, warum er nicht ans Telefon gehen konnte. Ich sprintete nach vorne und erfuhr, dass alle in die Seitenstraße verschwunden waren.

Also rannte ich auch noch die 250 Meter bis ans Ende der Kantstraße. Da diskutieren meine beiden Mitarbeiter bereits lautstark mit einer Frau, die sich bei uns ein paar Flaschen Southern Comfort und Osborne Veterano eingesteckt hatte. Die Ware ist zwar gesichert und löste auch den Alarm der Warensicherungsanlage aus, aber sie war einfach durch den Eingang rausgerannt. Die Kollegin an der zweiten Kasse hatte das mitbekommen und war geistesgegenwärtig hinter ihr her gerannt. Das war auch gut so, denn sonst wäre die Frau uns mitsamt der Ware durch die Lappen gegangen.

Dass die Ladendiebin einen Ausweis dabei hatte, fiel ihr erst ein, nachdem wir die Polizei angerufen hatten. Das war natürlich geschickt, denn auch wenn der bereits abgelaufen war hätten wir das ohne die Cops lösen können. Also rief ich dort noch einmal an, weil es aber beim Datenabgleich seltsame Unstimmigkeiten gab, kamen sie schließlich doch hinzu. Anzeige, Hausverbot, das übliche Programm.

Das wäre mal eben Ware für über 50 Euro gewesen … :-(

Ladendiebisches vom 7. März 2024

Ines und ich hatten heute Vormittag eine interne Onlineschulung der Edeka zum Thema Ladendiebstahl bearbeitet. In dem Kurs gab es nicht viel zu lernen für uns, interessant war er dennoch. "Was ist verboten?", lautete eine Frage in den Übungen. Natürlich dürfen wir die Personalien nicht erzwingen und man darf den Ladendieben auch nicht drohen und durchsuchen darf man sie auch nicht. Klar, wusste ich auch vorher schon alles. Ich finde, dass in dem Kurs der ausdrückliche Hinweis darauf fehlte, dass man Ladendiebe nicht in die Papppresse werfen darf. :-P

Eine Sache in dem Lehrgang ließ mich aber staunen. Der Teil wurde in der Theorie behandelt und war sogar Bestandteil des Abschlusstests: Ladendiebe tragen Handschuhe, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu vermeiden. Ernsthaft? Wenn die Schulung nach belegbaren Erfahrungen in der Praxis entstanden war, dann ticken die Ladendiebe hier in Bremen definitiv anders. Noch nie hat hier ein Ladendieb Handschuhe getragen, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Zumindest wurden Handschuhe, wenn sie denn mal jemand getragen haben sollte, nicht mit Fingerabdrücken in Verbindung gebracht. Überhaupt sind Fingerabdrücke noch nie hier ein Thema bei einem Ladendiebstahl gewesen. Bei Einbrüchen und Einbruchsversuchen sah das da schon anders aus.


Während wir beide gerade dabei waren, den Abschlusstest durchzuarbeiten, stutzte Ines plötzlich mit dem Blick zum Bildschirm mit der Ansicht unserer Überwachungskameras. "Dem gucken wir mal hinterher", sagte sie. Mit "dem" war ein Mann gemeint, der hinsichtlich Statur, Bekleidung und Gesamterscheinung schon auffällig war. Er nahm sich einen Kuchen, dann eine Müllermilch, dann einen Bio-Joghurt und dann noch zwei Tafeln Schokolade aus fairem Handel.
Wir beobachteten fasziniert, denn er hatte keine Taschen dabei und machte auch keine Anstalten, die Sachen irgendwo in seiner Jacke zu verstauen, sah aber dabei so ganz und gar nicht nach einem Kunden aus, der sich diese Produkte leisten kann. Aber manchmal haut man mit Vorurteilen ja auch mal daneben. Der Mann ging in die Getränkeabteilung und fing plötzlich an, irgendwas umzusortieren. Leider in dem Moment mit dem Rücken zur Kamera, aber wir wussten ja, was er genommen hatte und was sich nach dieser Aktion noch in seinen Händen befinden sollte. Zu unserer Überraschung hatte er einen leeren Getränkedosenkarton genommen und dort die Artikel deponiert. Es folgten noch eine Dose Cola, Nüsse, Mandeln, Kekse – alles Markenprodukte im Gesamtwert von über 20 Euro:



Augenscheinlich kaufte er wohl doch ein. Aber unsere Alarmglöckchen schrillten, denn das Gesamtbild wollte nicht so recht passen, und so postierte Ines sich vorsorglich in der Nähe des Ausgangs, während ich über die Videoanlage weiter beobachtete.
In der Gemüseabteilung prüfte der Typ scheinbar unsere Obstauswahl, in Wirklichkeit wartete er nur auf den Moment, in dem ein anderer Kunde den Laden betritt. Blitzschnell war er mit dem Karton auf dem Arm in Richtung Tür gerannt, Ines geistesgegenwärtig hinterher, ein weiterer Kollege tat es ihr nach und beförderte den Mann schließlich im Schwitzkasten ins Lager.

Thema erledigt. Da er keine gültigen Papiere dabei hatte, mussten wir die Polizei rufen, die unserem Erstaunen nach nicht einmal einer Minuten durch die Tür trat. "Wir waren gerade in der Nähe." Sehr gut. Die Überprüfung des Mannes war etwas schwieriger und letztendlich wurde er in Handschellen abgeführt und zur weiteren Untersuchung mit zur Wache genommen.

Während die Polizei mit dem Ladendieb bei uns im Lager zugange war, rief Ines mich an. "VP! Der packt wahllos Kekse in seine Umhängetasche!" Danach packte er noch augenscheinlich genauso wahllos andere Dinge in seine Tasche. Wenn der nicht klaut, was dann? Praktischerweise hatten wir die Polizei gerade im Haus und auch der Beamte, der den Mann auf dem Monitor beobachtete, stimmte uns zu: Das ist definitiv kein normales Einkaufsverhalten. Da sie sich um unseren ersten Ladendieb kümmern mussten, rief er über Funk Verstärkung an. Augenblicke später stand ein zweiter Polizeiwagen vor der Tür:



Zeitweise waren vorhin, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Beamte gleichzeitig hier im Markt. Es kam dann nämlich noch jemand mit einem Zivilfahrzeug, da niemand diesen aggressiven und stinkenden Dieb in seinem Fahrzeug mitfahren lassen konnte, wollte oder sogar durfte.

Der mit den Keksen in der Tasche stand irgendwann an der Kasse, packte alles aus und bezahlte seinen Einkauf wie jeder andere Kunde auch. Merktipp für Kunden: Wenn sogar die Polizei schon dein Einkaufsverhalten so auffällig findet, dass sie eine weitere Streifenwagenbesatzung anfordert, dann machst du definitiv etwas falsch.

Der Rest des Tages darf gerne etwas geruhsamer vonstatten gehen …

Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

DAFÜR eine Pressemeldung?

"Kunden stoppen Ladendieb mit zehn Gläsern Nuss-Nougat-Creme" lautet der Titel einer Nachricht vom NDR.

Das ist eine Meldung wert? Ernsthaft? Vielleicht nicht unbedingt mit der körperlichen Auseinandersetzung, auch die haben wir oft genug, aber die Diebstähle, oft noch mit viel größeren Warenwerten als nur zehn Gläser Nutella, gehören hier buchstäblich zur Tagesordnung. Rucksäcke und Taschen voll mit Kaffee, Alkohol und Süßwaren, pro Fuhre oft jenseits der 50 Euro, das haben wir hier schon sehr, sehr häufig erlebt. Darüber hat noch nie jemand berichtet.

NDR, was soll das? Winterloch? Gut, die Meldung kam aus dem Studio Oldenburg. Vielleicht sollte der Redakteur sein beschauliches Städtchen einfach mal verlassen und ein paar Tage Urlaub in Bremen, Hamburg, Berlin oder Köln machen. Da wird sein Verhältnis zwischen "Alltag" und "Darüber schreibe ich" mal grundlegend neu justiert. :-P

Keinen schönen Tag

Ein Ladendieb (es war ein problemloser Vorgang ohne Polizei) wünschte mir, als ich ihn herauskomplementierte, "einen schönen Tag noch".

Keine Ahnung, ob erst gemeinte Freundlichkeit war oder einfach nur unnötiges Gesülze. Eigentlich ist so eine Reaktion nicht meine Art, aber es kam von Herzen: "Den wünsche ich dir nicht."

Wer hier klaut, hat von meinem Standpunkt aus einfach keinen schönen Tag verdient.

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

… und dann war da noch der Ladendieb, der keinen Ausweis oder ein ähnliches Dokument dabei hatte, jedoch mit einem Brief dienen konnte, auf dem ebenfalls seine Daten standen. Um die Sache zu beschleunigen, nahm ich ihm einfach mal ab, dass das wirklich seine Anschrift war.

Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass es ein Brief der Kriminalpolizei Bremen war, in dem es um ein Ermittlungsverfahren wegen Ladendiebstahls in einem Discounter in einem anderen Stadtteil ging.

Wenn die Droge die Gewalt über einen genommen hat und der Entzug zu drücken droht, haben die Leute eben nur noch Ziel vor Augen: Nachschub, egal wie.

Servicezeiten

Die Polizei hier in Bremen ist auf telefonischem Wege auf zwei Arten zu erreichen, nämlich selbstverständlich über die Notrufnummer 110 und für die weniger dringenden Fälle über den "Zentralruf".

Wir hatten einen Ladendieb, der zwar friedlich war, sich jedoch nicht ausweisen konnte. Also rief ich die Telefonzentrale der Polizei Bremen und nachdem ich fünf Minuten lang in der Warteschleife hing, kam folgende Ansage: "Sie rufen außerhalb unserer Servicezeiten an, in dringenden Fällen wählen Sie bitte den Notruf …"

Warum haben die "Servicezeiten"?! Das ist die Polizei!!!

WTF-Diebstahl

Immer wieder kommt es auch mal vor, dass man sich nicht ganz sicher ist, ob jemand tatsächlich etwas eingesteckt hat. Manchmal hilft dann eine kleine List: Entweder ich alleine oder auch mit Kollegen postieren wir uns in der Nähe der Kasse und / oder des Ausgangs und heucheln zufälliges Herumstehen oder sogar ernsthafte Arbeit, während wir tun so, als würden wir immer wieder gaaaanz unauffällig zum vermeintlichen Ladendieb gucken. Es hat schon oft genug funktioniert, mit dieser Technik Leute dazu zu bewegen, die tatsächlich eingesteckte Ware wieder auszupacken.

Wenn der potentielle Täter den Laden schon verlassen hat, hilft es durchaus auch schon, hinter den vermeintlichen Ladendieb betont auffällig hinterherzugehen, gerne auch zügig. Wenn er dann wegrennt, hat man zumindest die Gewissheit, dass da irgendetwas nicht ganz koscher war.

So auch in diesem Fall. Ein junger Mann verließ den Laden durch die Schranke. Noch einen Augenblick bevor er das tat, hatte mir eine Kollegin bereits Bescheid gesagt, dass da ein "komischer Typ" im Laden sei und dass ich doch bitte mal auf dem Video hinterhergucken solle. In dem Moment, als ich auf den Bildschirm blickte, verließ der Mann bereits durch den Eingang unseren Laden. Um noch eine Chance zu haben, lief ich sofort los und hinter ihm her. Als er mich in der Seitenstraße erblickte, gab er Hackengas und rannte davon. Die knapp 100 Meter Vorsprung, bedenkt, dass ich beim Blick auf die Videoanlage in meinem 50 Meter vom Eingang entfernten Büro saß, konnte ich nicht mehr aufholen. Egal, lass ihn rennen – und er rannte wie ein Irrer.

Zumindest wollte ich noch wissen, ob er tatsächlich etwas gestohlen hatte. Und natürlich auch um was es sich dann ggf. dabei handeln würde.

Die typischen Klauprodukte Kaffee, Alkohol, Süßwaren oder Drogerieprodukte hatte er nicht mitgenommen. Ich staunte jedenfalls nicht schlecht, als ich ihn auf der Videoaufzeichnung dabei beobachtete, wie er sechs Flaschen Coca-Cola in seinem Rucksack verstaute. Coca-Cola.