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Inventur = unentspannt?

Ich berichte ja immer wieder davon, dass unsere Inventuren üblicherweise sehr entspannt vonstatten gehen. Dazu hatte gestern Piet eine Frage: "Das verstehe ich bis heute nicht: Warum sollte man bei der Inventur unentspannt sein?"

Nun, ich kenne es aus meiner Vergangenheit in den Filialbetrieben, und auch aus den Erzählungen anderer, dass die üblichen Inventuren etwa folgendermaßen ablaufen:

Es fehlte grundsätzlich niemand, der irgendwie wichtig war oder sich dafür hielt. Das Aufkommen an Schlipsträgern war an den Inventurtagen bei uns in den Märkten immer immens hoch. Die Vorgesetzten der Marktleitung waren da (z. B. "Bezirksleiter"), deren Vorgesetzen waren da (z. B. "Gebietsleiter") und deren Vorgesetzten (z.B. "Regionsleiter") haben sich auch immer wieder wieder mal blicken lassen. Dazu noch Mitarbeiter aus den Abteilungen Revision oder auch direkt für die Inventuren.

Es waren auf jeden Fall immer viele "wichtige" Leute anwesend und derjenige, auf dem die gesamte Verantwortung für das Ergebnis der Inventur, nicht die Durchführung, lastete, war der Marktleiter. Der stand entsprechend unter Strom. Die Vorgesetzten von ihm standen auch unter Strom. Jeder war grundsätzlich, ich habe es nie anders erlebt, angespannt. Hat man einen Fehler gemacht, wurde man rüde angeranzt, es wurde herumgeschrien und angegrantelt. Unterm Strich ging es um viel Geld und meistens um den Kopf des Marktleiters – gab es nach der Inventur eine Prämie oder die Kündigung?

Mein Ausbildungsbetrieb hatte viele Filialen und nicht nur bei uns im Markt verliefen die Inventuren so stressig. Ein jetzigter Mitarbeiter von mir, der aus einem Harddiscounter mit vier Buchstaben im Namen kommt, berichtete ähnliches. Auch bei denen waren die Inventuren ein nervenaufreibender Albtraum. Es war / ist also offenbar nicht nur in meinem Ausbildungsbetrieb so grausam.

Bei uns läuft es anders. Das fängt natürlich damit an, dass ich hier selber in meinem eigenen Laden die oberste Instanz bin und niemand mit Krawatte hier herumstolziert und sich wichtig fühlt. Ich muss also keinen arbeitsrechtlichen Druck von oben ertragen. Finanziellen Druck habe ich auch nicht, denn es gibt bei unserer Inventur keine Prämie für mich. Der genaue Warenbestand wird erfasst, damit wir einen genauen Jahresabschluss erstellen können. Ob da jetzt ein paar mehr oder weniger zu versteuernde Euros bei rauskommen, ist mir zugegebenermaßen relativ wumpe. Das zum einen.

Zum anderen habe ich auch keinen organisatorischen Druck (mehr). Anfangs hatten wir die Inventuren selber mit den eigenen Händen oder unseren paar Mitarbeitern gemacht. Da waren wir dann durchaus mal zwei Tage dabei, alles hier zu erfassen. Das war gruselig. Dann sind wir irgendwann dazu übergegangen, Helfer für den Tag einzustellen. Auch da mussten wir zunächst unseren Weg finden. Angefangen mit der Frage, wie viele Leute wir zum inventarisieren überhaupt brauchen.
Die Grundregeln, die ich den Leuten immer beibringe, haben sich im Laufe der Zeit zwar weiterentwickelt, aber prinzipiell verwenden wir sie so seit Anfang an.

Ich erinnere mich an eine Inventur, bei der wir mal über 20 Helfer hatten. Das waren ohnehin schon mehr, als wir eigentlich brauchten und dann waren wir damals noch nicht so gut organisiert wie jetzt. Wir haben den Aushilfen erst am Inventurtag vor der Zählerei noch schnell erklärt, was sie machen sollen, und sie dann an die Regale gelassen. Das war extrem fehleranfällig und hat vor allem unheimlich viel Zeit und damit auch viel Geld gekostet. Die standen immer nur rum und hatten darauf gewartet, irgendwas erklärt zu bekommen. Aber man lernt ja.

Inzwischen läuft es bei uns so ab: Von jedem Inventurhelfer habe ich bereits einen komplett ausgefüllten Personalbogen mit den persönlichen Daten hier liegen. Da brauche ich morgen früh nur noch die jeweilige Anfangszeit einzutragen. Da ich in den letzten Tagen auch immer schon die komplette Einweisung in die Arbeit gegeben habe, habe ich damit morgen auch keinen Stress mehr. Die Leute kommen her und können sofort mit den Bereichen anfangen, die ich ihnen gebe.

Apropos Bereiche: Anfangs gebe ich grundsätzlich jedem immer zunächst einen einfachen Bereich, bei dem es keine besonderen Schwierigkeiten gibt. "Normale" Ware, die man einfach Stück für Stück gemäß der Anleitung durchzählen kann. Da kann ich dann immer schon ganz gut entscheiden, wem ich die komplizierteren Bereiche gebe. Zum Beispiel Getränke, bei denen man bei den Artikeln den Pfandwert berücksichtigen muss oder Regale, in denen man nicht die geübte Reihenfolge einhalten kann.

Prinzipiell sehe ich dem morgigen Tag sehr gelassen entgegen.

Wer entscheidet über die Artikel im Supermarkt?

Blogleser Laurenz hatte folgende Frage an mich:
"Wer entscheidet in einem Supermarkt, was für Artikel im Angebot sind? Und nach welchen Kriterien werden die ausgesucht?"
Das ist prinzipiell erstmal davon abhängig, wie der Supermarkt organisiert ist, daraus ergibt sich die wesentliche Frage: Handelt es sich dabei um die Filiale einer großen Kette oder um einen selbständig betriebenen Markt?

In den Filialmärkten wird das meistens aus der Zentrale diktiert. Dort gibt es dann eine Abteilung "Category Management", in der die Sortimente geplant werden. Das ist sehr komplex, da damit natürlich auch immer eng verbunden die Frage im Raum steht, welche Lieferanten generell aufgenommen werden. Aus der Welt der Planwirtschaft bin ich seit über 15 Jahren raus und kann diesbezüglich daher kaum noch mit Praxiswissen glänzen.

Im SEH ist das wiederum ganz anders. Ob nun ein einzelnes Geschäft oder mehrere Märkte unter Eigenregie: Pauschal entscheidet erstmal der Inhaber, da er die höchste Instanz ist. Es kann (und wird) natürlich so sein, dass die Kompetenz, über bestimmte Produkte und Warengruppen zu entscheiden, an Mitarbeiter delegiert ist. Der Fleischermeister bestimmt das Sommer-Grillsortiment, die Mitarbeiterin in den Molkereiprodukten nimmt einen neuen Saisonjogurt ins Sortiment und verbannt dafür einen Fruchtquark, den sie schon mehrfach in die Restekiste legen musste. Der Mitarbeiter, der für die Zigaretten verantwortlich ist, bekommt zwei Vorschläge vom Vertreter als Alternative für eine ausgelistete Sorte und entscheidet sich nach eigenem Gusto für einen der beiden Artikel usw.

Die von Laurenz gestellte Frage lässt sich also nicht pauschal in ein paar Sätzen hundertprozentig präzise beantworten, dafür spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Aber für Außenstehende sollte die Antwort für einen groben Überblick reichen.

E-Mail

Ich habe gerade eine E-Mail an unseren Lieferanten geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich verweise auf meinen Blogeintrag:
http://www.shopblogger.de/blog/archives/9961-Die-Kaffee-Verarschung.html

und in diesem Zusammenhang auf diesen Bericht:
http://www.mygadgetblog.de/index.php/verbraucherzentrale-warnt-vo-filterkaffee-mit-zuckerzusatz/

"Die Wettbewerbszentrale Hamburg hat gegen diese irreführende Kennzeichnung der Kaffeeröstereikette geklagt und in der ersten Instanz Recht bekommen. Allerdings hat Tchibo gegen das Urteil Berufung eingelegt."

Ich möchte hiermit anregen, dass diese Produkte auslistet werden.
Das ist Verbraucherverarschung in Reinform!
Bin mal auf die Reaktion gespannt...

Links LIX

Datenmissbrauch: Sippenhaftung bei Amazon

Sicherheitsexperte würde selbst nie Facebook beitreten

Deutschlands erster Supermarkt-Roman

Zutatenlisten: Vieles bleibt unklar

Ladenöffnungsurteil: Mit der höchsten Instanz

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Gammelfleisch soll bunt werden

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Widerstand gegen GEZ-Ideen

Was neue Energien wirklich bringen

Nur eine Lieferadresse

Bei manchen Unternehmen wird Service vor allem deshalb groß geschrieben, weil dies den allgemeinen Rechtschreibregeln entspricht...

Mein neues Gerät sollte in dieser Woche mit UPS-SCS ausgeliefert werden. Meine Telefonnummer wurde dort hinterlegt und man wollte mich anrufen, damit ein Anliefertermin abgesprochen werden konnte. Der Anruf erfolgte gestern Nachmittag: "Morgen zwischen 8 und 16 Uhr liefern wir."
Die Spannung und die Vorfreude wurden dadurch verständlicherweise nicht weniger und seit heute Morgen 8 Uhr saß ich hier auf den sprichwörtlichen Kohlen und bekam bei jedem vorfahrenden Lieferwagen feuchte Hände.

Um 11 Uhr der Anruf von UPS-SCS aus Hannover: Der Wagen war zu voll, man kann mir meine Lieferung heute nicht zustellen, aber dafür dann morgen.

Das hat erstmal gesessen.

Nachdem der erste Schreck überwunden war, dachte ich über den Anruf noch einmal genauer nach. Man hat mir also telefonisch einen Liefertermin genannt, der dann nicht eingehalten werden konnte, weil irgendein Mitarbeiter in der Logistik der Spedition es nicht hinbekommen hat, die Fahrzeuge richtig zu planen. Voll. Alles belegt. Sprich: Kein Platz mehr für meine Sendung. Ich bin begeistert.

Ich rief also bei UPS in Hannover an und hatte den selben Mitarbeiter am Telefon, der mich zuerst angerufen hatte. Was wäre gewesen, wenn ich z.B. als Privatperson dafür extra einen Urlaubstag geopfert hätte, wollte ich wissen. Dann hätte ich nun relativ sinnlos den ganzen Tag zu Hause gesessen. Die Antworten waren recht barsch: Der Urlaubstag wäre nicht "unnütz", man kann ja auch andere Sachen machen. Und außerdem bin ich ja nicht der einzige, der etwas von UPS-SCS geliefert bekommen würde. Das wurde mir wirklich so am Telefon gesagt und das ist kein Witz. (*) Aha. Ja, und? Weiß man das nicht vorher? Erst die Tourenplanung und danach die Kunden über die bevorstehende Lieferung informieren? Ärger und Unverständnis machten sich in mir breit.

Schließlich bot ich an, gegen eine (teilweise) Erstattung der Lieferkosten selber von Bremen nach Hannover zu fahren und mir meine Sache selber abzuholen. Die Zeit hätte ich ja sogar investiert. Als kleines Entgegenkommen für die Panne hätte man das ja machen können - aber nein, das ging nicht und wurde auch noch nie so gemacht.
Unabhängig davon: Die Art und Weise, wie ich behandelt wurde, war unter aller Sau. Ich persönlich würde doch versuchen, jeden meiner Kunden irgendwie glücklich zu machen, gerade auch, wenn etwas schiefgegangen ist - stattdessen wurde ohne jegliche Versuche einer Einigung barsch abgewimmelt.

Mir wäre es von der Sache her egal gewesen, ob heute oder morgen - aber wenn einem schon ein Termin genannt wird und man seine Planungen um diesen Termin herum erstellt, und die Lieferung dann nicht eingehalten wird, ist das sehr ärgerlich.

Drittes Gespräch mit UPS, diesmal mein Versuch, einen Vorgesetzten des Vertriebsleiters ans Telefon zu bekommen. Leider Fehlanzeige: Der Typ war quasi in dem Moment die höchste Instanz. Ich erfuhr, dass er der Leiter des Vertriebs ist und Entscheidungen selber trifft - ohne direkten Vorgesetzen. Hier wimmelt der Chef noch selber die Kunden ab. Die Tatsache, dass ich in dieser Sache kein Kunde (Auftraggeber), sondern lediglich eine Lieferadresse war, schien eine bedeutende Rolle zu spielen.

Dennoch habe ich die Erlebnisse dem Händler mitgeteilt, von dem ich das Gerät gekauft habe. Er bestätigte mir, dass er über (unter anderem) diese UPS-Niederlassung schon von anderen seiner Kunden ähnliche Beschwerden gehört hat.

Wenn ich so mit meinen Kunden umgehen würde, wie dieses Transportunternehmen, wäre ich jedenfalls längst pleite.

(*) Ein kleiner Hinweis noch, falls UPS lieber Geld für Anwälte als in Service investiert: Ich habe Zeugen für die mir in Telefongesprächen genannten Aussagen, die ich in diesem Blogeintrag niedergeschrieben habe. Also sparen Sie sich bitte die Mühe.

Degradiert

Lars Zapf degradiert mich zum Kassierer.

Eigentlich auch egal. Persönlich bekomme ich dadurch auch keine Minderwertigkeitskomplexe. Nur für's Protokoll: Ich bin die ranghöchste Instanz in dieser Firma, was mir die Befugnis und auch die Zeit gibt, dieses Blog überhaupt zu betreiben. :-)