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Die Verhandlung

Mitte 2001 habe ich eine Mitarbeiterin eingestellt, die ein Fall für das "Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit" (JuSoPro) war. Durch dieses "Sofortprogramm" wurde das Beschäftigungsverhältnis in den ersten Monaten (in diesem Fall sechs) derart gefördert, daß das Arbeitsamt 50% Lohnzuschuß zahlte.
Sowohl das Beschäftigungsverhältnis als auch die Förderung sollten am 28. Mai 2001 beginnen. Vereinbart war eine wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden. Während der Antrag bearbeitet wurde stellte die Mitarbeiterin fest, daß ihr 40 Stunden pro Woche zu viel sind und sie deswegen ihre Arbeitszeit lieber auf 30 Stunden verringern möchte.
Natürlich war ich bemüht, ihrem Wunsch möglichst problemlos entgegenzukommen. Um den Förderzeitraum und die damit zusammenhängenden Gehaltsabrechnungen möglichst unberührt zu lassen beschloß ich, die Mitarbeiterin offiziell ab 1. Mai rückdatiert einzustellen, um in diesem Monat alle in den ersten Wochen angefallenen "Überstunden", die über die 30h/Woche hinausgingen, ordentlich abzurechnen.
Nach telefonischer Absprache mit einer Mitarbeiterin des Arbeitsamtes war diese Vorgehensweise völlig okay und würde die Förderung in keiner Weise beeinträchtigen. Es ist zwar so, daß das Arbeitsverhältnis ausdrücklich nicht vor der Antragstellung beginnen darf, aber das wäre ja auf Grund der Rückdatierung des Arbeitsvertrages nur auf dem Papier der Fall. Von genau der Frau, die mir dies telefonisch bestätigte, hatte ich natürlich nicht den Namen aufgeschrieben.
Es kam so, wie es kommen mußte: Das Arbeitsamt verweigerte die Zahlung der Fördergelder, da "das Beschäftigungsverhältnis vor Antragstellung aufgenommen wurde". Die einzige Zeugin, nämlich die Arbeitnehmerin selber, hatte übrigens inzwischen gekündigt - und zwar auf eine Art und Weise, wie sie heutzutage offensichtlich recht gängig sein soll (das bestätigte mir heute sogar der Richter): Sie erschien von einem Tag auf den nächsten nicht mehr am Arbeitsplatz und war auch über Monate nicht mehr zu erreichen - weder telefonisch noch an der uns bekannten Anschrift. So hatte ich leider nicht die Chance, gegenüber des Arbeitsamtes zu bestätigen, daß diese Mitarbeiterin nicht vor dem Antrag auf Förderung bei mir angefangen hat.
Nach vielen verstrichenen Fristen und erfolglosen Erklärungsversuchen meinerseits ist mir meine ehemalige Angestellte zufällig wieder über den Weg gelaufen und hat mir quittiert, daß der Sachverhalt tatsächlich so war, wie ich ihn stets schilderte - doch leider zu spät. Inzwischen mußte ich Klage erheben - und danach habe ich viele Monate in dieser Sache nichts mehr vom Arbeitsamt gehört. Inzwischen klagte ich nicht mehr gegen das "Arbeitsamt" sondern die "Bundesagentur für Arbeit".
Am 27. Mai 2005 war es dann so weit: Ich bekam die Ladung vom Sozialgericht Bremen zur heute stattgefundenen mündlichen Verhandlung in der Sache Björn Harste ./. Bundesagentur für Arbeit. Es ist schon ein komisches Gefühl, ganz alleine gegen so eine Institution zu klagen und so bin ich heute zwar gut vorbereitet aber mit sehr gemischten Gefühlen zu dieser Verhandlung gegangen.
Der Richter trug den Sachverhalt aus seinen Unterlagen exakt so vor, wie es sich zugetragen hatte. Nach einigen Erklärungen zu meiner Vorgehensweise und einigen Details der Angelegenheit verkündete er:

1. Ich muß die Belege darüber einreichen, daß die Mitarbeiterin bei der Sozialversicherung angemeldet war.
2. Die Bundesagentur hat knapp 1800,- Euro an mich zu zahlen.
3. Die Verhandlung ist beendet.

:laola:

Und das alles ohne Anwalt. ;-)

Trackbacks

problematik.net am : mündliche auskünfte und ihre folgen

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aus dem leben eines shopbloggers: [...] Nach telefonischer Absprache mit einer Mitarbeiterin des Arbeitsamtes war diese Vorgehensweise völlig okay und würde die Förderung in keiner Weise beeinträchtigen. Es ist zwar so, daß das Arbeitsverhältn...

Der Shopblogger am : Kontonummer

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Anruf der Bundesagentur für Arbeit: Ob meine Kontonummer noch die gleiche wäre wie die, die sie noch ihn ihren Unterlagen hätten. Rund einen Monat nach der Verhandlung kommt damit endlich auch die langersehnte Kohle. Yeah!

Der Shopblogger am : Zum Gericht

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Ich verabschiede mich mal eben für ein paar Stunden: Um 12:30 Uhr habe ich einen Gerichtstermin, zu dem ich als beklagte Partei geladen bin. Die Kategorie "Mitarbeiter" lässt erahnen, um was es geht. Einen ausführlichen Bericht gibt es hinterher oder

Kommentare

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Michael am :

Ja, die Bundesagentur für Arbeit kümmert scih um so vieles, nur nicht um ihre Aufgabe

Tim Jansen am :

Solche Kuendigungsarten, also einfach nicht mehr erscheinen, habe ich auch schon erlebt. Allerdings nicht in einem Supermarkt, sondern bei Softwareentwicklern... gibt es eigentlich bereits eine Art Schufa fuer Angestellte, wo solche Vorfaelle registriert werden? Waere doch die logische Konsequenz aus Arbeitgebersicht.

Matthias am :

Näää! Das ist die "Schutzorganisation für allgemeine Kreditsicherung" (früher e.V., jetzt nicht mehr ganz so gemeinnützig).

Uwe am :

Wenn Du mir einen Entwickler hast der nicht so wie beschrieben ist, schicke ihn bitte bei mir vorbei :-)

sirstick am :

Herzlichen Glückwunsch, aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: auf hoher See und vor dem Arbeitsgericht bist Du in Gottes Hand....

Energiequant am :

In diesem Fall hätte dann ja eher der liebe Staat gewinnen müssen mit seinen ka-wievielen Milliarden (oder inzwischen Billionen?) Euro an Schulden. ;-)

Sybok am :

Ich bin stolz auf dich Björn. Ich weiss nicht, ob ich die Nerven gehabt hätte, sowas ohne anwalt durchzuziehen.
Naja...hehe...Nicht, dass du jetzt "Onkel Udo" anfängst Konkurrenz zu machen ;O)
Wobei...
"Der Juris-Shop.Blogger".....hmmm....geschrieben sieht das irgendwie komich aus.

Anonym am :

Oh, da ärgert sich die Blogliesel sicher ganz fürchterlich. Björn wurde nicht verhaftet. Im Gegenteil, er hat gewonnen. Tja, und das die gehässige Zicke sich ärgert freut mich :-)

blogliesel am :

Nö, ich ärgere mich nicht, ich hätte doch die Kaution gestellt, was wäre die Bloggerszene ohne den Shopblogger...

- das wäre wie:
- Spinat ohne Ei
- Huste (oder so ähnlich) ohne Kittel
- Merkel ohne Udo Walz
- Berlin ohne Kanzler Schröder
- Deutschland ohne "Ratze"
- der Musikantenstadel ohne Moik
- Bayern ohne Stoiber

christian r am :

1:0 für den shopbloger :-D

R. am :

Ohne Anwalt?! Das ist ziemlich mutig. Oder Du hast ein großes Selbstbewußtsein. Oder die 1800 Eur hattest Du schon abgeschrieben. Trotzdem: Glückwunsch.

Eleonore am :

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!

L. am :

Herzlichen Glückwunsch auch von mir!

André Fiebig am :

Herzlichen Glückwunsch!

Die armen Anwälte! Jetzt werden wohl vermehrt Menschen ohne Anwalt vor Gericht erscheinen.

laofung am :

Da kann man nur Glückwunsch sagen!!

Matthias am :

ohne 5 % Zinsen???

Londonblog am :

ich sag es mal ganz deutlich: solche fördermaßnahmen wie auch subventionen generell sind unsinn und sollten abgeschafft werden

seb am :

Rechtsstreite mit dem Arbeitsamt scheinen lustig zu sein. Durften meine Eltern wegen verweigerter Förderungen (analog zu obigem Fall, nur ein Bauunternehmen) auch machen. Es scheint da einen Anwalt vom BA zu geben, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als sich vom Richter sagen zu lassen, das er diesen Fall auch verloren hat...

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