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Hannes' Geschichte im SPAR-Markt

Vorhin öffnete ich also mutig das Paket, das hier während meines wohlverdienten Schlafes abgeliefert worden war. Inzwischen war ein dumpfes Klopfen aus dem Karton zu vernehmen und ich war mir sehr sicher, das Klirren von leeren Flaschen hören zu können.
Vorsichtig öffnete ich das Klebeband (wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte...) und plötzlich hatte ich ein etwas verschüchtert guckendes Stoffschaf (Nämlich das Voodooschaf Hannes) vor mir sitzen, das doch tatsächlich noch die für mich mitgelieferten Flaschen am Hals hatte.



Da Hannes und ich sehr viel erlebt haben, wollte ich nicht die komplette Geschichte auf die Startseite vom Blog bringen.

Ich hatte wohl etwas zu barsch reagiert, denn schließlich sollte ich die Likörspezialitäten kosten und war doch nun ziemlich enttäuscht. Versoffener Hammel, der! Das sagte ich ihm auch und wurde dabei wohl etwas zu laut. Hannes sprang mit einem Satz aus seinem grünen Ostergrasbett, verhedderte sich mit mit einem Huf am Gurt meiner Kamera, riss sie mir vom Hals und stolperte mitsamt Kamera in meinen zufällig gerade offen stehenden Tresor.
Ich weiß ja nicht, wie Hannes es geschafft hat, den Auslöser meiner 20D zu bedienen, aber jetzt wissen wir wenigstens alle, wie es in meinem Tresor aussieht, wenn die Tür zu ist.



Nachdem die Tür wieder geöffnet war, führten wir bei den letzten Schlucken aus meinen Flaschen ein ernstes Gespräch unter Männern. Hannes erklärte, dass ihm auf dem Weg durch die Republik etwas flau im Magen wurde und sich deshalb am Alkohol vergriffen hat. Wer kann in so einem Fall schon nachtragend sein?
Irgendwann taute Hannes richtig auf. Er saß auf meiner Hand und erzählte ein bisschen über seine Erlebnisse in den letzten Wochen. Doch eigentlich war er dazu viel zu aufgeregt und wollte sich sofort hier bei mir umsehen. Ich wollte ihm gerade vorschlagen, dass wir einen gemütlichen Rundgang durch den Laden machen sollten, da sprang er von mir herunter und lief aus dem Büro. In Windeseile hechtete ich hinterher (wie kann so ein kleines Huftier so schnell sein?) und sah nur noch, wie er mit leuchtenden Augen "Leeeeergutautomat" murmelte und schließlich in die Flaschenöffnung sprang.

"Du bist doch keine Flasche!", rief ich noch, aber es war zu spät. Die Maschine arbeitet zügig und so konnte ich nicht mehr schnell genug reagieren und nur noch Fotos davon machen, wie der Plüschkollege in der Technik verschwand.





Warum hat der blöde Automat eigentlich keinen Bon ausgedruckt? Wo sind meine 25 Cent? Muss ich mal reklamieren. Aus irgendeinem Grund hatte der Automat Hannes nämlich als "Einweg" erkannt und beförderte ihn folglicherweise in den Cruncher. Zum Glück konnte sich der übermütige Vierbeiner gerade noch an einer der Lichtschranken festhalten, sonst wäre es mit ihm vorbei gewesen...



Normalerweise macht man von sowas ja Videos und stellt sie mit dem Titel "OWN3D" bei YouTube rein, aber diese Schmach wollte ich dem kleinen Kerl ersparen. Er hat die Aktion übrigens ganz gut überstanden, von einer leichten Blessur am rechten Vorderbein mal abgesehen.



Sein Leben als ordinäres Hausschaf und lebender Rasenmäher war ihm wohl zu langweilig. Vielleicht denkt Hannes auch, dass er in Wirklichkeit eine Katze ist und sieben Leben zu vergeuden hat. Hey, Hannes! Die Aktion im Leergutautomaten hat die Anzahl eben auf sechs reduziert und ab jetzt solltest du dich ...

Hannes..?

Wo zum..?

Mann, das gibt's doch gar nicht. Wo steckt das vermaledeite Lammfilet denn jetzt schon wieder?

Fünf! Ab jetzt sind es nur noch fünf Leben, denn Hannes schafft es mit Bravour, vom Regen in die Traufe zu kommen und von dort aus sogar direkt im Fallrohr zu verschwinden.

Wie er es nun in die Pizza-Tiefkühltruhe geschafft hat, ist uns allen ein Rätsel. Vermutlich hat er die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und ist durch die geöffnete Scheibe geklettert, als sich gerade ein Kunde eine "Ristorante"-Pizza ausgesucht hat.



Er hat einige Zeit in der minus 24 Grad kalten Truhe gesessen und dabei immer wieder flehend nach oben gesehen, in der Hoffnung, dass ihn jemand entdeckt und befreit. Durch seinen Schafatem hatte sich an der Scheibe schon Reif gebildet, durch den er sich ein Guckloch gekratzt hatte. Zum Glück hat meine Mitarbeiterin Manuela, die für Tiefkühlkost zuständig ist, schnell reagiert und den Paarhufer befreit.

Wieder einmal waren ermahnende Worte nötig, aber Hannes versprach, ab sofort anständig zu sein. Er wollte unbedingt alles mal aus der Nähe sehen, was er bislang nur aus dem WWW (Welt Weites Widdernetz) kannte: Zotter-Schokolade, Walker's-Crisps und die Getränkekastenschwimmreife. Er wollte unbedingt auf den einen Ring, der hier seit ein paar Tagen in der Getränkeabteilung hängt, draufklettern. Auch meine Bedenken, dass die Preisschiene sein Gewicht nicht aushalten könnte, hielten ihn nicht davon ab. Mit etwas Unterstützung von mir schaffte er schließlich sogar diese Hürde.

Ohne sich weitere Verletzungen zuzuziehen.







Nachdem es so viel zu sehen gegeben hat, wurde das Tier mutiger. Naja, noch mutiger geht fast nicht. Andererseits ist Hannes nicht mutig, sondern meinen bisherigen Erkenntnissen nach eher lebensmüde – aber dazu möchte ich ihm nicht noch mehr Vorwürfe machen.
Auf jeden Fall er hat mich gefragt, und mich dabei mit riesigen Schafsaugen angesehen, ob er nicht auch mal an die Kasse dürfte. Immer nur Ware und Leergut wäre auf Dauer zu langeweilig und nur der direkte Kundenkontakt ist das, was diesen Job hier auszeichnet.

Hätte ich ihm den Wunsch etwa abschlagen sollen?

So nahm der gute Hannes Platz an unserer Kasse zwei und wurde von allen Kunden reichlich skeptisch angesehen. Das wird vermutlich an dem Schild gelegen haben, auf dem wir darauf hinweisen, dass hier gerade ein Kassentraining stattfindet:



Eigentlich hat Hannes den Job an der Kasse ganz gut gemacht. Okay, die Artikelnummern konnte er noch nicht alle kennen und mit seinen Beinen kam er auch nicht an den Fußschalter für das Förderband an. Aber abgesehen davon wirkte er sehr souverän. Leider hat er den Job relativ schnell wieder aufgeben müssen, denn als ein Kunde eine Packung tiefgefrorenes Bio-Lammhack auf das Förderband legte, begannen seine Hufe ganz fürchterlich zu zittern und er verließ fluchtartig seinen Arbeitsplatz. Armer Schafpraktikant. Die Erfahrung hatte ihn sehr mitgenommen.

Ein aufregender Tag nährte sich dem Ende. Wir saßen noch in meinem Büro zusammen und werteten die entstandenen Fotos aus, als eine Kollegin gerade Brötchen aus dem Ofen holte. Da fiel Hannes noch ein, dass er sich auch unbedingt mal wie ein Brötchen fühlen und aus dem Ofen raussehen wollte. Mahnende Worte und die Erinnerung an den Cruncher und die Pizzatruhe halfen nicht. Er wollte unbedingt in den Backofen. Er machte es sich auf einem Blech bequem und griente fröhlich durch die Scheibe.



Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich in meinem neuen Buch "Rezepte für Männer" blättern und sicherlich herausfinden, bei wieviel Grad und wie lange man einen kompletten Hammel im Ofen lassen muss. Bin ich aber nicht und so befreite ich das kleine Kerlchen nach ein paar Sekunden wieder aus seinem langsam immer wärmer werdenen Gefängnis.

Eine Zeitlang saßen wir noch bei mir im Büro zusammen, lachten über lustige Videos auf Youtube und genossen den ausklingenden Tag. Hannes und ich haben uns nach anfänglichen Startschwierigkeiten richtig gut verstanden und uns noch lange bei einem guten Bierchen Männergeschichten erzählt. Irgendwann fielen ihm seine Augen zu und er schlief mit dem Kopf auf meinem Unterarm liegend ein.

Für die Weiterreise wird er von mir einen neuen Karton bekommen, denn die alte Schachtel hat endgültig ausgedient. Hoffentlich sehe ich ihn mal wieder. Er ist mir jedenfalls bei den vielen gemeinsamen Erlebnissen sehr ans Herz gewachsen.

Lebe wohl, Hannes.

Trackbacks

hostblogger.de am : Teilzeitschafhirte

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Ich habe mich bei Björn um Hannes beworben: Sehr geehrter Herr Harste, lieber Björn, hiermit bewerbe ich mich um die vakante Stelle des Schafhirten. Zurzeit betreibe ich ein Rechenzentrum im Südwesten Deutschlands und möchte mich nebenberuflich al

Der Shopblogger am : Hannes auf der Weiterreise

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Zurzeit betreibe ich ein Rechenzentrum im Südwesten Deutschlands und möchte mich nebenberuflich als Teilzeithirte weiterentwickeln. Ich verfüge über ausgedehnte, klimatisierte Weideflächen, bin zeitlich flexibel und tierlieb. Ich könnte Hannes, dem Sch

Der Shopblogger am : Hannes bei Manitu

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Hannes ist übrigens inzwischen bei Manuel angekommen.

Studiosi Iuris am : Hannes? Elias!

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Manche sind ganz schaaf scharf auf Hannes. Aber wozu sollte ich das sein? Elias ist viel angenehmer. Der wird von der Marie nicht verschickt und frisst anderen Leuten die Sachen weg, sondern der verschickt selber Sachen! Und so kam hier heute ein Pak...

Kommentare

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Christopher am :

Super Eintrag! Vorallem hast du dir wirklich viel Mühe gegeben!

-pm- am :

ja solch eine persönliche Führung wünsch ich mir auch!

:-P

Peter am :

Hi

Also ich wär dafür, wenn Hannes einige Blogger durch hat, das ihm jemand mal das wirkliche Leben der Straße zeigt und er Stadtrundfahren bekommt... Sowie bei mir Köln :-) Komme aus dem Norden (aus Diepholz, was Björn bestimmt auch etwas sagt) und dann wird er halt zu den bekanntesten Orten der City geführt.
Das ganze lässt sich dann ja vielleicht auch aufs Ausland ausbreiten, wenn in Deutschland alles durch ist :-)

Ach herrlich... einfach mal ne Idee die größenwahnsinnig is :-D

In dem Sinne

Peter

Andreas am :

Zitat: "wird er halt zu den bekanntesten Orten der City geführt."

Vergess das Pascha nicht ... :-)

Zsasor am :

erst beim bestatter und jetzt im supermarkt. nun sollte er noch ne runde taxi fahren oder seinen kopf schütteln, dann wäre er gut in der bloggerwelt rumgekommen.

aber echt mal ein guter eintrag. ich wäre gerne dabei gewesen, aber ich bin mal wieder nicht zur rechten zeit im shop gewesen.

Voodooschaaf am :

Mein lieber Herr Gesangsverein, als Hannes erschaffen wurde war er ein gaaanz umgaengliches, liebes, friedfertiges Schaaf ohne fleischliche Begierden und Laster...
Und jetzt?

Jetzt ist Hannes ein fetter, vollgefressener geiler Hammel der vor nichts zurueckschreckt,und das nach der kurzen Reise, weia.

Was hab ich da verbrochen?
Nein, hab ich nicht ihr, ja werte Blogger, ihr habt das aus ihm gemacht.
Ick freu mir so.

Es gruesst die Ziehmutter

Kirstin am :

Also ich würde mich gerne mal für Hannes bewerben. Da Hannes bisher ja nur (wie erkentlich ist laut Karte des Besitzers) im wilden Westen der Republik umhertrieb.
Ich biete hiermit an: Geräumiges Zimmer mit eigenem Bett und Essen Gratis in der schicken Hauptstadt.
Ein Grund weiterhin wäre, das ich schon so an die 50 Schaf-Asylanten besitze und die gerne eine Party steigen lassen wollten demnächst. Als sie alle von Hannes hörten brüllte es nur "Hannes, Hannes, Hannes"...
Nun denn, wir drücken uns selbst mal die Daumen bzw. Hufen. :-)

Helga am :

It looks like it could fly

Manuel Schmitt (manitu) am :

Sehr geehrter Herr Harste,
lieber Björn,

hiermit bewerbe ich mich um die vakante Stelle des Schafhirten.

Zurzeit betreibe ich ein Rechenzentrum im Südwesten Deutschlands und möchte mich nebenberuflich als Teilzeithirte weiterentwickeln.

Ich verfüge über ausgedehnte, klimatisierte Weideflächen, bin zeitlich flexibel und tierlieb. Ich könnte Hannes, dem Schaf, ein guter Hirte sein.

Ich bitte Sie hiermit um die Chance, Hannes persönlich kennezulernen. Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne persönlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Hostblogger

PAX am :

Dieses widerlich schmierige Teil, auf dem "Kassentrainig" steht, benutzt du wirklich als Hinweisschild?

krustyDC am :

Das war auch mein erster Gedanke. Trotzdem das Bild mit dem größten Grinsefaktor :-)

Sehr schönes Besuchsprotokoll!

Matze am :

Tolle Geschichte :-)

Johannes am :

tl;dr

8-)

André (PN Admin) am :

Also ich hoffe ja noch, dass mich Hannes Anfang Juli besucht... dann nimm ich ihn mal mit auf eine lange Reise bis nach Australien :-)

Aber der kleene kommt schon so viel rum, nene, das würde das kleine Schaafherz ja gar nicht überstehen...

Blitzbirne am :

Ich erkläre Hannes hiermit zur Kultikone.

Ich bin für die Ernennung Hannes zum Spar-Ehrenmitarbeiter.

eisi am :

also aci, taxi-blogger oder oldschool sollten sich auch mal wie auf der weide fühlen...

eisi am :

oder Hannes könnte es sich in einem Server der Indianer gemütlich machen... (hostblogger)... da kriegt er schönen grünen öko-strom auf den weidezaun :-D

Kathrin am :

Ich will den Hannes auch bei Aci sehen :-)))

Kathrin am :

Hihi, ganz vergessen zu sagen wie lustig und kreativ ich deine Geschichte finde!

jim.panse am :

ich find der niggemeier sollte hannes bekommen, dann gibts mal wieder schaf- bzw. flauschcontent da.

Onkel Hotte am :

Na, Hauptsache es setzt keine Klage, weil du das Urheberrecht an diesem „einzigartigen Kunstprojekt“ verletzt hast … :>

Lachgas am :

feine hannesgeschichte :-)
ich würd hannes gern beim behindertenparkplatz in england, bei aci, beim pizzablogger oder bei oldschool sehen

Lachgas am :

und natürlich beim maintu im saarland :-) aber dann nur wenn er dort lyoner kriegt und saarländisch lernt und vorm Schwenker gerettet wird ;-)

Shiva am :

*lach* Ein super Eintrag! :-D

Claudia am :

Herrlich, ganz grandioser Eintrag.

MHD am :

Musst sehr langweilig sein in der Sparfiliale, dass noch so viel Zeit übrieg bleibt um Schafe aus Lebensbedrohlichen Behältern zu befreien ;-)

Suuuuper Idee!!! :-) :-D :-) :-D

Schafe sind eben wie kleine Kinder, alles wollen sie erkunden und vor nix haben sie Angst. Der Ofen wäre zu verlockend gewesen, die Frage nach einem Saunagang
8-)

Würde einer mit "tiefgefrohrenes Humanfleisch" an der Kasse stehen, käme jeden die Gale hoch, armes Schaf
:-P

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