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Eine richtige Bewerbung

Echt interessant, was meine Kritik an dem Anschreiben für Reaktionen ausgelöst hat... ;-)

Ich wollte damit auch gar nicht die Bewerberin als solche kritisieren. Mir ist durchaus bewußt, daß eine gerade 15jährige überhaupt nicht in der Lage sein kann, aus ihrem eigenen Erfahrungsfundes heraus perfekt formulierte und individuell gestaltete Anschreiben zu verfassen.

Mir ging es in der Tat um das Anschreiben als solches. Als lieblose Aneinanderreihung von Lehrbuch-Floskeln, die dem Verfasser sicherlich originell vorkommen - aber sich im Grunde von Bewerber zu Bewerber immer irgendwie gleich oder zumindest ähnlich sind und damit trotz des immer wieder geratenen "hervorheben, aber positiv" nur öde Massenware sind

Mich - als Personalverantwortlichen - sprechen in der Tat Bewerbungen an, die über das normale 0-8-15-Maß hinausgehen. Das ist, wie gesagt, zugegebenermaßen keine Übung für Berufsanfänger - aber darum geht es ja auch gerade gar nicht.

Ich habe hier mal eine Bewerbung eines Mannes, er müßte so Anfang 40 gewesen sein, bekommen, die einfach mal völlig anders war:
Das Anschreiben war handschriftlich verfaßt und nicht einmal frei von Rechtschreibfehlern. Der Text war unglaublich frei formuliert, der Bewerber schrieb ein paar Dinge aus seinem Leben und was er noch so vor hat und warum er sich bei mir bewirbt. Floskelfrei und selbstformuliert.
Das Foto war der Hit: Der Mensch saß auf einem schnörkeligen, mit vergoldeten Elementen verzierten, großen Holzstuhl und hat direkt in die Kamera gelächelt. Also ich meine gelächelt und nicht "Mundwinkel zufällig nach oben gebogen".
Obwohl die gesamte Mappe wahrscheinlich bei vielen ganz unten im Stapel gelandet wäre, war ich unglaublich begeistert von dem Ding und habe ihn noch - und das ist kein Witz - am selben Tag angerufen und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.
(Es ist übrigens aus privaten Gründen bei ihm nichts aus dem Job geworden.)

Es ist aber auch unglaublich schwer, sowas pauschal zu bewerten. Bewerbungsunterlagen bewerte ich sehr subjektiv. Das funktioniert nicht einfach nach "Schema F". Manchmal sind's die kleinen persönlichen Noten, die eine Bewerbung erst interessant macht.

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Kommentare

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Andreas am :

Hallo Björn,
bei den Jobs in Deinen Läden ist sicherlich keine besonders hohe Kreativität gefragt. Warum verlangst Du diese dann in den Bewerbungen?
Gruß, Andreas

Björn Harste am :

@Andreas: Nein, ich verlange es nicht. Bewerbungen, die hier eingehen, sind zu 100% (!) Initiativbewerbungen.

marcc am :

Bezieht sich auch auf den Eintrag vorher:

Und wo anders fallen hangeschriebene Berwerbungen durch, weils unprofessionell wirkt. Das hängt so von Erwartungen und Laune des Entscheiders ab, das kann man nicht vorhersehen.

Was schreibt man, wenn einem wirklich mal was Spaß gemacht hat? Dann darf man es nicht schreiben, weil es schriftlich immer aufgesetzt wirkt.

Das blöde nur bei unserem Arbeits"markt": Es findet sich immer ein Grund warum der Berwerber "schuld" an seinem Versagen ist.

Letztendlich, und seinen wir mal ehrlich, kommt es doch auf den Nasenfaktor an. Da kann einer ungeeignet sein, aber der Chef meint, dass der das schon lernen wird. Also wird er genommen. Einem anderen wird das aus ebenso subjektiven Gründen leider nicht zugetraut, also wird er nicht genommen. Das kann man natürlich keinem so sagen.

Konfrontiert man Personaler mit ihrer Entscheidung erlebt man oft, dass die sich winden, weil sie nicht zugeben wollen, dass die Entscheidung letztlich eine Sympathie- oder Vertrauensfrage war. Was ja nicht schlimm wäre, wenn man es a) zugeben und b) nicht mit nichtssagenen Textbausteinen absagen würde. Allerdings, wie sagt man 199 Bewerbern individuell ab. Geht nicht. Auch klar.

Mir sagte mal eine Verkäuferin für Herrenmode, dass sie (nur Realschulabschluss und dann "nur" langjährige praktische Berufserfahrung, dass in ihrem Bereich keine schriftlichen Bewerbungen erwartet werden. Da hängen teilweise Zettel in den Schaufenstern (auch besserer Läden) und da kann/muss man gleich vor Ort aufschlagen, damit der Chef sich einen Eindruck von der neunen Verkäuferin machen kann.

Wie wäre es mal damit: Bewerber die den formalen Anforderungen für den Job genügen zum Gespräch einladen. Da wird sich dann zeigen, ob die sich für irgendwas begeistern können, wie die tatsächlich auftreten etc. Und dann entscheiden.

Tina am :

Ich HASSE es Bewerbungen zu schreiben. Nur mal so am Rande. Das macht echt keinen Spass.

Andrea am :

wie wärs denn hiermit ? :-)

hiermit bewerbe ich mich um .....

Reden kann ich gut und Kunden aller Art schrecken mich nicht ab, allerdings liegen mir schnörkelige Formulierungen auf der Tastatur überhaupt nicht, darum spare ich es mir an dieser Stelle. Ich hoffe aber trotzdem, daß Sie mir die Möglichkeit geben Sie von meiner Qualifikation zu überzeugen.

Ich stehe auch kerne vorab für ein kurzes Praktikum zur Verfügung

mit......

Rosa am :

Aber mal ehrlich: Ich finde es eigentlich einen Schritt in die richtige Richtung. Wie soll man denn entscheiden, wenn man nur Standard-Briefe bekommt? Natürlich sind sie leichter zu schreiben, aber wenn jeder unzählige Massenanschreiben verschickt, bringt das auf lange Sicht doch keinem was.

Adi-Puma-Proll am :

Björn,
bitte blogge dieses handschriftlich verfaßte Anschreiben oder schick mit das mal per eMail zu. Danke.

liqid am :

Hallo,

Na also ich weis ja nicht aber was bitte soll man von jemanden erwarten, der sich vielleicht gerade zum ersten mal in seinem Leben um eine Stelle bewirbt?

Ich meine, es wird wohl kaum jemand geben der sich in seiner Freizeit mit Buchhaltung & Co beschäftigt ;-)

Ausserdem habe ich in einem Kurs an meiner FH gelernt, dass Bewerbungsunterlagen zu den Dingen gehören, die am wenigsten über die Bewerber aussagen. Vorstellungsgespräche sind besser und Arbeitsproben sind laut Lehrbuch die bessten Möglichkeiten Bewerber einzuschätzen.
Allerdings hilft alles nix wenn man einfach jemanden erwischt der gut schauspielern kann oder einfach nicht ins Team passt. No Risk no Fun!

Martin Hiegl am :

Anschreiben sollten meiner Meinung nach immer handschriftich sein. Ich musste glücklicherweise erst einmal Bewerbungsschreiben verfassen (4) und bin dann auch gleich genommen worden.

enric0 am :

gar nicht gesehen, dass die diskussion hier weiter geht :-D
wie ich bereits unten geschrieben habe:
die 15-jährigen lernen es ja nicht anders. in der scuhle werden diese "schnörkellosen, unpersönlichen, unkreativen" floskeln einstudiert und dann, meist erstmals (!), angewandt.
wir sprechen ja auch nicht von einer bewerbung einer mediengestalterin in der creative arts - abteilung des marktes oder?
die meinsten "kids" sind doch heute froh, wenn sie fehlerlos geradeaus schreiben können. und bewerbungen schreiben hasst doch jeder! ;D

btw:
jemand sagte mir letztens, dass das foto und die "aufmachung" der bewerbung einen eher voran bringt, als letztlich der inhalt. und immerhin geht es ja nur um die "vorstufe" des persönlichen kennenlernens. oder schneien bei dir täglich 100e von bewerbungen auf ausbildungsstellen rein?! ;-)

KChristoph am :

Herzliche Grüße aus Hannover.
Zufällig bin ich in diese "Postille", in diese Abteilung gestolpert ...
Die Gedanken, die Betrachtungen zum Thema Bewerbung haben mir gut gefallen ...
Ja, gerade jungen Menschen Bewerbungsalternativen aufzeigen, vom z.T. vertrockneten Standard abweichend ...
---
So ein (Blog)-Gebilde habe ich in der Region Hannover noch nicht gesehen. Kennt jemand eins ?
Dankeschön.

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