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Bauernproteste und unser 8. Januar

Man kann so einen Tag wie heute natürlich nicht bis ins letzte Detail planen, aber wir hatten zumindest etwas vorgesorgt. Der Kollege mit dem weitesten Weg zur Arbeit hat heute frei und einen großen Teil der Frischwaren, die normalerweise heute geliefert wurden, hatten wir bereits zu Samstag bestellt. Eine ebenfalls mit dem Auto anreisende Kollegen haben wir auf die Abendschicht ab 18 Uhr verschoben in der Hoffnung, dass die Situation bis dahin schon wieder etwas übersichtlicher ist.

Wenn es dabei bleibt, sind wir zumindest aus geschäftlicher Sicht noch halbwegs glimpflich davongekommen.

Warum die Landwirte "nicht einfach die Preise erhöhen", um dem Kostendruck entgegenzuwirken, ist übrigens in diesem Artikel nachzulesen.

Petition zum Erhalt des Ladens

Inzwischen hat sich auch bei unseren Kunden in Findorff herumgesprochen, dass wir den Laden in der Münchener Straße schließen werden. Diejenigen, die noch regelmäßig dort einkaufen, sind natürlich traurig. So sehr sogar, dass jetzt einige laut Aussage meiner Marktleitung sogar eine Petition für den Erhalt des Geschäfts starten wollen. Und / Oder mich persönlich überreden wollen, die Schließung noch einmal zu überdenken.

Aber es gibt kein Zurück. Zum einen sind die Verträge gekündigt, allen voran der Mietvertrag. Zum anderen wäre es einfach Wahnsinn, dort weiterhin Geld zu vernichten, während man auf Besserung hofft, und damit die Existenz meiner gesamten Firma zu gefährden. Sollte da also tatsächlich irgendwelche Anfragen in meine Richtung kommen, die Antwort wird auf jeden Fall und ohne jegliche Diskussion nein lauten.

Essen, Bremen und der Preis

Mit hunderten Traktoren wurde gestern "unser" EDEKA-Lager in Wiefelstede blockiert. Auslöser für diese Proteste war wohl augenscheinlich die Aussage: "Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten."

So passiert es, wenn man in wildem Aktionismus handelt. Mit "Essen" waren nämlich nicht Nahrung oder Lebensmittel allgemein gemeint, die es zu verramschen gilt, sondern die Gemeinde im Landkreis Cloppenburg. Wer das jetzt nur für eine faule Ausrede halten sollte, liegt nachweislich falsch. Diese Werbung ist auf viele Orte im Absatzgebiet individualisiert worden und auch ich habe hier zum Beispiel einen Aufkleber mit dem Text, was für eine riesige Überraschung, "Bremen hat einen Preis verdient: den niedrigsten."

Guckt euch doch in der Handelslandschaft um: Gerade die vielen privaten Kaufleute der EDEKA (und fairerweise auch die der REWE) sind die, die am meisten regional und eben mit den teilweise kleineren Landwirten aus ihrer Region zusammenarbeiten – und nicht gegen sie. Da können sich die großen Filialisten noch so sehr bemühen, so viel Individualität werden sie nicht erreichen.

Also, liebe Landwirte: Kühlt euer Mütchen nicht an uns. Das frustriert nur gegenseitig.


Hambi und LD

Dass für den Erhalt des Hambacher Forsts protestiert wird, finde ich absolut richtig.

Hinter der "Hambi"-Protestbewegung steckt die Website hambacherforst.org, auf der unter anderem auch ganz klar zu Ladendiebstahl als eine Form des Protests aufgerufen wird. Da ist allerdings schon die Aussage (siehe Screenshot) Schwachsinn vor dem Herrn. Da wird sich nämlich darüber beklagt, dass man seine Lebenszeit opfern müsse, um für sein Überleben bezahlen zu können. Dass sie allerdings für dieses Überleben in Zeiten vor dem allgemeinen Tauschmittel "Geld" fast ihre gesamte Lebenszeit damit verbraucht hätten, zu jagen, Felder zu bestellen oder Früchte zu sammeln … Äh, nee, schon klar.

Ernsthaft, wenn Ladendiebstahl eine der Ideologien der Aktivisten im Hambacher Forst ist, dann soll RWE das Wäldchen ganz schnell abholzen, damit die Spinner wieder zur Besinnung kommen.

(Jetzt bitte keine Grundsatzdiskussion über die unterschiedlichen Sackgassen in der Energieversorgung, irgendwo muss der aktuell benötigte Strom ja herkommen. Diese gerade beim Braunkohle-Tagebau für das Allgemeinwohl sehr schädliche Aufgabe aber ausgerechnet einer Aktiengesellschaft zu überlassen, deren einziges Ziel ist, möglichst hohe Dividenden an die Anleger auszuschütten, kann nicht gut sein.)

Screenshot hambacherforst.org