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Drücken

Ein guter Stammkunde beklagte sich darüber, dass er gerade ziemlichen privaten Kummer hätte, weil man ihm böse Dinge unterstellen würde, die so gar nicht stimmen. (Genauer kann ich hier jetzt nicht werden.)

Joah, sagte ich, sowas kenne ich. Wir haben auch immer wieder mal Begegnungen mit Behörden und falschen Beschuldigungen, die dann teilweise sogar anwaltlichen Beistand erfordern. Das kostet immer wieder Geld und Nerven und man nimmt es mit nach Hause, weil die Vorgänge natürlich nicht auf dem Weg nach Hause aus dem Kopf verschwinden. Das sagte ich ihm auch so.

"Soll ich dich mal drücken?", fragte er.

"Jaaaa …"

Und schon lagen wir uns eine Weile in den Armen. :-D

r.i.p. Ortwin

Ein langjähriger Stammkunde ist Anfang dieses Jahres verstorben. Gesundheitlich ging es in den letzten Jahren langsam aber sichtbar bergab, aber er kam mit seinen 85 Jahren immer noch täglich vorbei und scherzte wie in den vielen Jahren zuvor immer mit allen Kollegen. Er war immer gut gelaunt und hatte immer irgendwelche lockeren Sprüche auf den Lippen.

Es ist ja selten, dass wir den Tod eines Kunden überhaupt mitbekommen, dazu ist in unserem Gewerbe der persönliche Kontakt einfach zu oberflächlich. Aber es gibt sie natürlich, die Leute, die man im Laufe der Zeit besser kennenlernt, tiefgründigere Gespräche führt und auch irgendwann persönlich mag.

Da geht einem dann so ein Nachricht schon nahe; aber nicht nur Ines und mir, auch unter den Kollegen herrschte gerade Trauerstimmung, nachdem uns von seinem Ableben berichtet wurde. :'(

K1, K2 und die Leergutbons

Ein Kunde bezahlte ein paar Teile. Hinter seinem Einkauf lagen noch mit einem kleinen Abstand drei Leergutbons auf dem Förderband der Kasse. Sicherheitshalber erkundigte sich mein Mitarbeiter bei dem Kunden, ob die Bons auch ihm gehören würden. Dieser sah auf, schüttelte den Kopf und verneinte. Er bezahlte und ging.

Der Kunde hinter ihm stritt auch ab, die Leergutbons dort hingelegt zu haben.

Später begutachteten wir die Szene in der Videoaufzeichnung und dort stellte sich zweifelsfrei heraus, dass die Leergutbons definitiv vom ersten Kunden dort abgelegt wurden. Das passte auch, denn nur wenige Minuten zuvor hatte er Leergut an unserem Automaten abgegeben und dort in drei Anläufen die drei Bons bekommen.

Insgesamt handelte es sich dabei um eine Summe in Höhe von knapp sechs Euro, die natürlich den Weg in die Pfandspendenbox pfanden, äh, fanden.

Es schmerzt beim Zusehen

… und dann war da noch der Mann, der ohne Verband oder sonstige Bedeckung mit einer offenen und etwa 8 Zentimeter durchmessenden (!) Stelle am Schädel seinen Einkauf erledigte. Gerade so, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, eine schwere Infektion mit augenscheinlich schon nekrotischem Gewebe, durch das schon an einigen Stellen der Schädelknochen zu sehen ist, zur Schau zu tragen.

Merkt man sowas irgendwann nicht mehr? Interessiert einen sowas irgendwann nicht mehr? Fehlt der Antrieb, sowas behandeln zu lassen? Oder fehlt da jemandem das Vertrauen in die Ärzte? Ist das mutwillige Ignoranz oder völlige Hilflosigkeit? Stand der Mann, der aber augenscheinlich noch Herr seiner Sinne war, so sehr unter BTM oder Alkoholeinfluss? Das werden wir wohl alles nie erfahren.

Ein befreundeter Notfallsanitäter mutmaßte sogar, dass wir den Mann eigentlich gar nicht wieder hätten gehen lassen dürfen – unterlassene Hilfeleistung etc. Nun ist es aber so, dass dieser Mann nur kurz an der Kasse überhaupt Kontakt mit einem meiner Mitarbeiter hatte und der Kunde so schnell wieder raus war, dass erst gar keine Zeit für derartige Überlegungen blieb. Zumal man sich ja bei Menschen, die augenscheinlich ohne fremde Hilfe einkaufen gehen können, auch nicht wirklich Gedanken über eine mögliche Hilflosigkeit macht.

Seine Beurteilung des Mannes anhand der Bilder hier bei uns:

Im Großen und Ganzen hätte er ein Schockraum in der Klinik bekommen. Das volle Programm. Da die Ursache nicht bekannt ist müsste ich vom schlimmsten ausgehen und einen Sturz mit Skalpierung in Betracht ziehen, was sehr wahrscheinlich auch das Hirn stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Dementsprechend Respekt das er noch ganz „normal“ einkaufen gehen kann.
Ach, und noch etwas: Er hat diese Bilder spontan auf Platz 1 seiner persönlichen Liste der Dinge verortet, die er in seinem Leben lieber nicht gesehen hätte.

Dementsprechend verzichte ich auch hier auf Bildmaterial.

(Wer hat gesagt, Einzelhandel ist langweilig?!)

Er sieht es anders!

Kasse eins war besetzt. Dort warteten drei Kunden mit jeweils wenigen Teilen, es ging also schnell voran.

An Kasse zwei bekam gerade eine Bewerberin eine erste Kasseneinweisung. Es ging dabei nur um die Technik und die grundlegenden Handgriffe und Funktionen des Kassensystems. Die Kassenschranke war geschlossen, das "Kasse geschlossen"-Schild stand auf dem Förderband und zudem war auch gar keine Geldlade eingesetzt. Man hätte also sogar beim besten Willen nicht mal eben spontan kassieren können.

Ein weiterer Kunde näherte sich der Kasse. Die immer noch winzige Schlange war ihm wohl dennoch zu lang und so steuerte er geradewegs auf die zweite Kasse zu und wollte gerade seinen Einkaufskorb auspacken, als die Kollegin ihm freundlich mitteilte, dass die Kasse geschlossen ist.

Er ignorierte diese Aussage und packte die ersten Teile auf das Förderband, als die Kollegin ihm noch einmal sagte, dass die Kasse wirklich wegen einer Einweisung geschlossen ist und sie dort gerade nicht kassieren können. "Das sehe ich aber anders", widersprach der Kunde und räumte weiter den Einkaufskorb aus. Die Kollegin ignorierte ihn ab jetzt dabei und setzte das Gespräch mit der Bewerberin fort.

Nach einer Minute des vergeblichen Wartens sammelte er seine Sachen genervt wieder ein und ging zur anderen Kasse rüber, an der inzwischen nur noch ein Kunde vor ihm war.

Nett und beleidigend!

Am Vorabend wollte jemand, der hier ohnehin Hausverbot hatte, noch um ziemlich genau 22 Uhr in den Laden. Ein Kollege hielt ihn davon ab: "Wir haben eigentlich Feierabend. Nette Menschen würde ich noch reinlassen, aber du gehörst nicht dazu."

"Ich bin auch nett", antwortete dieser. Aber bei Ladendieben sind wir nachtragend und bis wir da jemanden wieder als "nett" durchgehen lassen, muss einiges passieren. Mein Mitarbeiter ließ ihn dennoch nicht rein, was der Typ als Anlass nahm, sich vermutlich unbeabsichtigt von seiner Aussage "nett" zu sein, ganz weit zu distanzieren. Er warf mit Beleidigungen um sich ("Hab' ich dir was getan, Du Hurensohn?!") und tat noch so, als würde er draußen gegen unsere Wand schiffen wollen.

Für den bleibt unsere Tür auch noch länger zu.

Wegräum-Info

Ein Stammkunde hatte einen aus nur einer Handvoll Teilen bestehenden Einkauf, musste jedoch an der Kasse feststellen, dass er sein Portemonnaie vergessen hatte. Die Artikel wurden an der Kasse deponiert, er lief nach Hause.

Nach einer Weile klingelte das Telefon. Der Anrufer war der Kunde, der sein Geld vergessen hatte. Er wollte uns nur darüber informieren, dass er so lange sein Portemonnaie gesucht hatte, dass er jetzt nicht mehr wiederkommen könne – und wir sollen die Sachen doch bitte wieder verräumen. Kein Problem für uns.

Das ist doch mal sehr aufmerksam von dem Kunden gewesen. :-)

Das macht Sie zu einem wirklich schlimmen Supermarktkunden

Mein Beitrag Vier klassische Fehler machen Sie zu einem schlimmen Supermarktkunden war als satirische Antwort auf den im Beitrag verlinkten Focus-Artikel gedacht.

Nun wollte ich diesem Thema ganz pathetisch einen eigenen Beitrag widmen – aber der wäre lang, sehr lang. Vor allem könnte man einerseits beliebig in die Tiefe gehen, andererseits ist die Definition von "schlimm" ja auch sehr subjektiv. Mich persönlich nervt zum Beispiel an der Kasse dieses "Ach, Geld wollen Sie jetzt auch noch haben?" aus dem verlinkten Beitrag, aber andere Mitarbeiter/innen an der Kasse finden das ja vielleicht auch bei der vierhundertoktillionsten Wiederholung noch lustig und haben eine passende Antwort darauf parat.

Einfacher ist es gerade für mich, das Thema andersherum anzugehen: "Das macht Sie zu einem wirklich guten Supermarktkunden" – und nein, "maximal viel Umsatz machen" ist es nicht uneingeschränkt.

Wenn ihr ein guter Kunde in einem Supermarkt sein wollt, habt

Respekt

vor Menschen in Form von anderen Kunden und den Mitarbeitern in allen Abteilungen und und schaltet für alles andere einfach mal den

gesunden Menschenverstand

ein.
Mehr braucht es wirklich nicht.

Staubsaugerbeutel(los)

Ein Kunde suchte Staubsaugerbeutel, blätterte sich etwas hilflos durch den Katalog und forderte zwischendurch die Hilfe einer Kollegin an.

Nachdem er ein angefordertes Bild des Typenschildes auf sein Handy erhalten hatte, klärte sich die Sache schnell auf. Für das (prinzipiell) beutellose Gerät gibt es sogar die Möglichkeit, mit Staubbeutel zu saugen, jedoch war das Modell (evtl. zu neu) nicht in unserem Katalog zu finden.

Fischfang

Ein Anrufer wollte wissen, ob wir eine Theke mit frischem Fisch hätten. Also nicht abgepackt im Kühlregal, sondern wirklich frische Fische auf Eis in der Bedienungstheke. Haben wir hier nicht, wir haben ja nicht mal Platz für eine Bedienungstheke für Wurst / Käse oder Fleisch. Und gerade Fischtheken sind zumindest in Supermärkten meines Wissens nach eher eine aussterbende Spezies aufgrund der vielen Fallstricke, die einen Betreiber erwarten.

Wie auch immer, ich antwortete ihm wahrheitsgemäß. Seine Reaktion glich eher einem Monolog: "Oh, das ist schade. Ich habe schon bei so vielen Läden angerufen und keiner hatte Frischfisch. Das ist echt schwierig heute". Nach einer Kunstpause ergänzte er mit einem Lachen in der Stimme: "Haben Sie Angeln? Dann fange ich mir selber einen.

Auch damit konnte ich aber leider nicht dienen. :-)

Mit Namensnennenung

Ein Kunde ging auf eine Kollegin zu, um eine Frage zu stellen und sprach Sie an mit den Worten: "Meiermüllerschulz, guten Tag. Ich suche das xyz-Produkt …"

Ungewöhnlich, aber nicht unangenehm, dass einem ein Kunde so direkt seinen Namen nennt. Ist auf jeden Fall mal eine willkommene Abwechslung und sorgt für mehr Persönlichkeit. :-)

Mitleid mit dem Besteller

Ein Kunde staunte über unsere recht umfangreiche Zotter-Auswahl und kombinierte schließlich, dass bei so vielen ähnlichen Produkten, bei denen doch keiner so richtig die Übersicht haben dürfte, die Bestellung wohl automatisch ausgelöst würde.

Dem ist jedoch nicht so. Ganz klassisch auf ausgedruckten Sortimentslisten (die wir dann (RETROALARM!) ins Faxgerät stecken) erledigen Ines oder ich die Bestellung völlig manuell. Da die Listen und die Platzierung im Regal alphabetisch geordnet sind, hält sich die Mühe dabei in recht überschaubaren Grenzen. Der Kunde konnte es fast nicht glauben. :-D


An die Wäsche

Ein Stammkunde, der die Corona-Reglementierungen sehr ernst nimmt und ein Mann, den ich nicht als regelmäßigen Kunden identifizieren konnte, gerieten an der Kasse aneinander. Letztgenannter trug nämlich keine Maske vor Mund und Nase. Nach kurzer verbaler Auseinandersetzung täuschte der eine bei dem anderen einen Schlag auf die Hutkrempe an, woraufhin dieser gleich in die Offensive ging und mit ausgestreckten Armen in Abwehrstellung ging. Die Situation eskalierte glücklicherweise nicht komplett und während der Unmaskierte schnell das Weite suchte, unterhielt ich mich noch eine Weile mit unserem Stammkunden.

Es ist nicht unsere Pflicht, die Tragepflicht hier im Laden durchzusetzen. Natürlich haben wir das Hausrecht und könnten Kunden ohne Gesichtsmaske den Zutritt verweigern. Da diese Leute aber ohnehin nur eine sehr kleine Minderheit sind und von diesen ein Teil möglicherweise auch noch berechtigte Gründe hat, keine Maske zu tragen, sparen wir uns den Stress der ständigen Auseinandersetzungen und lassen sie ohne weiteren Kommentar hier herein. Da ja ohnehin keiner mehr wirklich auf Kuschelkurs geht und die Abstände eingehalten werden, sollte das Schlimmste, das durch solche Leute hervorgerufen wird, der Ärger bei denjenigen sein, die sich an die Verpflichtung halten.

Aber sich deswegen hier im Laden fast an die Wäsche zu gehen, ist schon krass. Da steht man dann da, möchte eigentlich schlichten, möchte aber keinen der beiden Kunden vor den Kopf stoßen …

Die Suche nach der Frau

Ein etwas älterer Mann wirkte so, als wenn er etwas suchen würde. Er ging durch mehrere Gänge und blickte dabei immer in die Fachböden der Regale. Da ich gerade in der Nähe stand, erkundigte ich mich, ob ich ihm helfen könne.

Er winkte ab, bedankte sich und sprach: "Danke, nein, ich such' nur meine Frau."

Ich hinterfrag's einfach nicht.