Einmal entdeckt, wird man sich vom Lindt-Mann auf der Rückseite eines der Weihnachtsaufsteller nie wieder nicht mehr beobachtet fühlen. Mein Beileid an die Kollegin, die bei uns überwiegend für die Tiefkühltruhen zuständig ist und die mich eben erst auf den stillen Beobachter mit dem skeptischen Blick hingewiesen hat.
Bei mir in der Halle steht seit gestern Nachmittag eine batteriebetriebene Wildtierkamera. Ergebnis nach der ersten Nacht: Kein Vogel fotografisch festgehalten.
Aber die Kamera bleibt erst einmal weiterhin dort stehen und in Betrieb, vielleicht fängt sie ja noch den einen oder anderen Eulenflug ein.
Stell dir einen 20 Jahre alten Lada vor. Der Lack verkratzt und ausgeblichen, vorne und hinten Parkrempler, die Türen hängen, alle Stoßdämpfer sind durch, die Federn gebrochen, der Auspuff abgefallen, Scheinwerfer blind, Spiegel abgefahren, die Sitze sind durchgesessen, der Motor ist kurz vor Motorschaden weil das Öl noch nie gewechselt wurde, die Windschutzscheibe ist voller Steinschlag und die Antenne ist abgebrochen.
Und dann kommt einer daher und baut an diesen "Fahrzeug" die edelsten und teuersten, handgefrästen AMG-Alufelgen dran.
Häh?! Wer macht sowas? Was soll das?
Nee, hat keiner gemacht. Aber eben im Park bei den anderen Pennern habe ich vermutlich diese komplett abgewrackte Ladendiebin gesehen. Zuerst aufgefallen war mir aber aus der Entfernung ihre eng sitzend Leggings mit den schrägen Ausschnitten an den Beinen, die für sich alleine eigentlich ganz heiß aussah. So kam mir der Vergleich mit dem Auto in den Sinn.
Es war schon reichlich irritierend. Ich saß noch im Auto bei uns auf dem Hof und plötzlich fielen mir mehrere Vögel auf, die andauernd an / gegen eines der Fenster im Erdgeschoss der benachbarten Moschee flogen.
Was ist das eigentlich für eine sonderbare Angewohnheit, sich ein Handy / Smartphone nicht mehr im klassischen Sinne ans Ohr und die Wange zu drücken, sondern die Geräte mit aktivierter Freisprecheinrichtung wie ein Knäckebrot, von dem man gerade abbeißen möchte, vor den Mund zu halten?!
Es ist ja nicht so, dass man dadurch plötzlich eine Hand mehr frei hätte (im Gegenteil sogar, man kann das Gerät ja nicht mal mehr zwischen Schulter und Ohr einklemmen). Die Verständigung wird auch nicht besser durch den Lautsprecher – weder für einen selber noch für den Gesprächspartner. Dafür beschallt man seine Umgebung noch zusätzlich. Cool aussehen tut es auch nicht.
Ein Mann, den wir eher als "VP" denn als guten Kunden bezeichnen würden, kam in den Laden und ging direkt zu unserem Packtisch. Er hielt ein kleines Päckchen im Arm, an dem er eine Weile "unauffällig" herumfummelte. Dann warf er den leeren Karton in die Altpapierbox unter dem Tisch und verließ den Laden wieder.
Die Kollegin an der Kasse hatte das am Rande mitbekommen und guckte in einer kundenfreien Minute in die Altpapierkiste. Es war ein Päckchen eines Elektronikversandhandels, das mit der Briefpost zugestellt wurde, aber meiner Meinung nach in viele Briefkästen aufgrund der Maße gerade so nicht reingepasst hätte. Der der Name auf dem Adressaufkleber und auf der (sich noch im Paket befindlichen) Rechnung war gleich, allerdings war es ein Frauenname. Die Adresse war hier nur ein paar Straßen weiter, also durchaus in fußläufiger Erreichbarkeit.
Meine Kassiererin sprach mich an und meldete, dass ihr die Sache irgendwie komisch vorkommen würde: "Ob der das Paket vielleicht aus dem Briefkasten geklaut und sich den Inhalt unter den Nagel gerissen hat?"
Denkbar. Denkbar wäre aber auch, dass der Mann mit der Frau verwandt oder befreundet ist und das Paket ganz legal geöffnet hat. Die gefühlten Umstände deuteten zwar eher darauf hin, dass das alles nicht mit rechten Dingen passiert ist, aber möglich ist natürlich alles.
Ein paar Minuten waren wir hin und her gerissen. Haben wir da tatsächlich eine Straftat mitbekommen oder bildeten wir uns eine solche nur ein. Reagiert man da jetzt oder besser nicht? Und wenn, dann wie? Polizei anrufen? Den Absender? Mal die auf der Rechnung angegebene Frau direkt fragen?
Die Entscheidung traf ich dann mit Hilfe einer grundsätzlichen Einstellung, die ich seit ein paar Jahren praktiziere: Solange nicht jemand in akuter (Lebens-)Gefahr ist, kümmere ich mich nicht um fremde Dinge. Und so blieb der Karton im Altpapier liegen und wir hakten die Sache ab, zumal der Inhalt des Paketes ohnehin nahezu wertlos war: Es handelte sich dabei um ein Webegeschenk-Thermometer des Versandhändlers, dessen Wert wahrscheinlich sogar noch von den Portokosten der Sendung übertroffen wurde.
Die Lagertür stand (entgegen meiner Anweisung) offen, ein junger Mann schielte zunächst um die Ecke und traute sich dann vorsichtig bis kurz vor den Leergutautomaten. Dort stand er knapp zwei Minuten beinahe regungslos und beobachtete, wie die Flaschen eines anderen Kunden nach und nach auf dem Förderband vorbeizogen und sich am Ende des Tisches wieder sammelten. Dann drehte er sich um und ging wieder in den Laden, um mit seiner Begleitung den Einkauf fortzusetzen.
Schon eine faszinierende Technik, so ein Leergutautomat.
Eine Frau stand gerade auf Höhe unserer Eingangstür auf der anderen Straßenseite und hat offenbar in unsere Richtung fotografiert. Ob die Aufmerksamkeit meinem Laden, dem ganzen Gebäude, einem unserer Nachbarn, dem Straßenverkehr oder einem Ereignis am Himmelt galt, offenbarte sich dabei natürlich nicht.
Sollte sie mir die Fotos für die SPAR-Märkte-Rubrik schicken – in Unkenntnis darüber, dass der fotografierte SPAR-Markt eben der SPAR-Markt ist – werdet ihr es auf jeden Fall erfahren.
Eine Bekannte berichtete, wie sie in einem (anderen) Edeka-Markt beobachtet hatte, wie ein Typ sich die Tasche mit Strümpfen vollstopfte und ohne diese zu bezahlen das Geschäft verließ.
Ob sie das denn gemeldet hätte? Natürlich nicht. Sie sei doch kein Denunziant, zumal ihr der "arme Mann" so leid tat. Außerdem hätte es ja mit dem Laden auch keinen Armen getroffen.
Man möchte die Frau so lange schütteln, bis die Hirnwindungen wieder neu ausgerichtet oder vorzugsweise gleich auf Werkseinstellung zurückgesetzt sind.