Ich irrte gerade durch den Laden und suchte einen Kollegen, um ihm etwas zu erzählen. Plötzlich rannte Ines an mir vorbei: "LD! LD!"
Unverzüglich sprintete ich hinterher. An der Schranke am Eingang holten wir einen ziemlich heruntergekommenen Mann ein. Dieser hatte sich, das hatte Ines auch mal wieder eher zufällig aus dem Augenwinkel auf dem Livebild der Videoanlage gesehen, eine Flasche Korn in den Ärmel seiner Jacke gesteckt und wollte damit gerade den Laden verlassen.
Er wollte gar nicht klauen, das sollte nur ein Spaß sein, sagte er. Ob er mit diesem Spruch schon jemals irgendwo weitere Konsequenzen vermeiden konnte? Ich bezweifle es. Dabei öffnete er noch den Reißverschluss seiner Jacke und zeigte uns, dass er nichts in den Taschen oder dem Hosenbund steckten hatte. Logischerweise war da nichts zu sehen, denn parallel zum Oberarm im Ärmel steckend tarnte sich die Flasche ganz prima.
Er entzog sich unserer Befragung, eilte wieder in den Laden zurück und stellte die Flasche wieder im Regal ab. Vermutlich wollte er damit belastendes Material loswerden, aber dafür war es zu spät. Kurioserweise wollte er uns nicht ins Lager folgen, sondern mitten im Laden stehen bleiben. Alle Überredungsversuche blieben ohne Erfolg. Mir ist das egal, ich kann solche Sachen auch mitten auf der Verkaufsfläche vor allen anderen Kunden klären. Im Hintergrund ist es eben etwas geschützter und weniger auffällig.
Da er sich nicht ausweisen konnte, riefen wir die Polizei an. Die Wartezeit verbrachten wir natürlich auch mitten im Laden, der Korndieb erntete viele neugierige Blicke. Aber er wollte unbedingt dort stehen bleiben.
Selbst mit der Polizei wollte er ausdrücklich nicht nach hinten gehen. Nachdem sie ihn fast mit Gewalt ins Lager zerren mussten, folgte er ihnen schließlich. Aber nur nach mühsamer Diskussion. Ja, selbst mit den Beamten diskutierte er darüber und wollte ausdrücklich nicht, nicht, nicht ins Lager.
Der Rest war wenig spektakulär, aber es bleibt der Gedanke, warum er wohl partout nicht mit uns oder der Polizei in den Hintergrund wollte. Er ob schon einmal hinter verschlossenen Türen Prügel bezogen hat? Wer weiß, wer weiß …
Vor dem Spirituosenregal stand ein verlassener Einkaufswagen, in dem ausschließlich eine Packung billige Spaghetti lag. Sowas ist verdächtig. Viele Ladendiebe benutzen einen Wagen, um weniger auffällig zu wirken und legen oft auch ein paar Alibi-Produkte in den Einkaufswagen hinein. Nach der Tat wird er dann einfach dort stehengelassen. Ein zurückgelassener Einkaufswagen direkt vorm Spirituosenregal ist daher mindestens verdächtig.
Ich begutachtete die Sache in der Videoaufzeichnung und musste erleichtert feststellen, dass es offenbar keinen Diebstahlsversuch gegeben hat. Aber dennoch blieb ich kopfkratzend zurück:
Ein Mann kam in den Laden, schnappte sich den Einkaufswagen und ging damit direkt in den Gang mit unserem Weinregal. Dabei passierte er das Regal mit den Teigwaren. Quasi im Vorbeischieben nahm er sich die Packung Nudeln und legte sie in den Wagen.
Vor dem Weinregal blieb er stehen, sah kurz am oberen Fachboden entlang, schob den Wagen ein Stück zur an den Platz, an dem ich ihn schließlich entdeckte, und verließ den Laden.
Es bleibt ein kleines waberndes Fragezeichen in der Luft hängen, das sich nur langsam auflöst …
Eine recht betagte aber immer nette und irgendwie an die Lieblingsoma erinnernde Stammkundin hatte mich irgendwann im ersten Drittel des letzten Jahres mal gefragt, ob ich noch einen unserer
SPAR-Einkaufskörbe übrig hätte. Sie würde so gerne einen für sich privat haben, weil sie hier doch schon immer so gerne eingekauft hat und wir einfach für sie auch heute noch "der SPAR" sind.
Da ich noch dutzende davon in der Halle habe, unter anderem auch nagelneue Körbe ohne jegliche Gebrauchsspuren, sagte ich zu, ihr bei nächster Gelegenheit einen mitzubringen.
Das war das letzte Mal, dass ich die alte Dame gesehen habe.
Luftblase, es ist einfach nur eine Luftblase.
Aus der Entfernung sah es tatsächlich nicht danach aus und es soll ja auch schon mal vorgekommen sein, dass Brot mit Nagetierfraßspuren geliefert wurde.
Hinsetzen, durchatmen.
Wie auch schon
bei unseren Tiefkühltruhen bedeutet "def" auf dem
Display für die Kühräume lediglich, dass das Gerät gerade im automatischen Abtaumodus und ausdrücklich
nicht "
defekt" ist. Das beruhigte den Kollegen aus der Frühschicht wieder, der diese Meldung nicht kannte und schon voller Panik war.
Wenn da was defekt ist oder die Temperatur unplanmäßig vom Soll abweicht, geht der Alarm los und ich bekomme sofort eine Benachrichtigung.
Eine Kundin rief an und erklärte, dass sie zu Hause noch eine kleine Glasflasche Erdbeersauce (Dessertsauce) hat, die laut des aufgedruckten Datums in einer Woche abläuft. Die Flasche ist noch ungeöffnet, aber sie muss drei Wochen verreisen und wollte von mir wissen, ob die Sauce danach noch gut sei.
Ich erklärte ihr sehr ausführlich, dass sie sich darüber keine Sorgen zu machen braucht. Die Lebensmittel haben keine eingebauten Kalender und wissen nicht, welches Datum wir haben. Bis zu dem aufgedruckten Datum garantiert der Hersteller die einwandfreie Qualität der Sauce bei sachgerechter Lagerung (kühl und dunkel). Das Produkt wird eine Woche und auch einen Monat später nicht schlechter sein. So lange die Flasche noch verschlossen ist und der Deckel beim Draufdrücken nicht knackt, wird mit dem Inhalt nichts Schlimmes passieren. Selbst nach Jahren können die Lebensmittel noch biologisch einwandfrei sein, aber die Farbe kann sich verändern und der Geschmack nachlassen, was natürlich auch nicht appetitlich ist. Aber bei einem Konservenglas spielen ein paar Wochen nun wirklich überhaupt keine Rolle.
Diese alte Stammkundin, die uns hier mindestens ein- oder sogar noch zweimal pro Woche besucht hat, kam zwar nach der Meldung von Ende 2018 auch weiterhin zu uns, ist seit Oktober 2019 aber nicht mehr hier im Laden gewesen. Oder sie hat sich gut getarnt, was unwahrscheinlich ist, zumal sie sich auch immer recht lange hier aufgehalten hat.
Ich wünsche ihr das Beste, bin aber zugegebenermaßen wenig optimistisch.
Kleine Vorab-Info: Ein Ausdruck, den der eine oder andere von euch vielleicht schon aus diversen polnischen "Fail"-Videos kennen könnte:
Kurwa! "Kurwa“ wird dort jedoch meistens als vulgäres Schimpf- und Fluchwort verwendet, äquivalent zu unserem "Scheiße" oder "Verdammt".
Plötzlich tauchte dieser leicht heruntergekommen wirkende Mittzwanziger vor und im Laden auf. Er wollte offenbar nichts kaufen , aber fluchte lautstark vor sich hin, wobei "Kurwa!" besonders hervortrat. Zwischendurch begann er auch, die Kunden im Laden anzupöbeln, woraufhin wir ihn zu dritt und mit vereinten Kräften vor die Tür komplementierten. "Kurwa!!!"
Draußen pöbelte er weiter, schubste sogar noch den jungen Mann, der vor unserer Tür Obdachlosenzeitungen anbietet, über den Gehweg, ließ dann aber doch wieder von ihm ab. "Kurwa! Kurwa!" tönte es quer über die ganze Straße. Dann wollte er wieder in den Laden zurück, was wir verhinderten. Nach mehrminütigem Standoff trollte er sich schließlich, verschwand in einer der Seitenstraßen und wurde nicht wieder gesehen.
Vor ein paar Tagen hat uns im Markt in der Münchener Straße fast der Schlag getroffen. Bei einem Artikel aus dem Spirituosenregal hatten wir in den vergangenen ca 1,5 Jahren immense Wareneinkäufe, insgesamt 258 Flaschen, jedoch sind davon augenscheinlich nur 16 Flaschen verkauft worden. ("Umsatz Scanning")
Irgendwie konnten wir uns nicht vorstellen, dass die einfach so verschwunden sind. Eventuell waren da unterschiedliche Artikelnummern gepflegt oder es würde eine andere plausible Erklärung dafür geben. Aber geklaut? Hmm …
Es stellte sich schließlich heraus, dass die Flaschen tatsächlich verkauft worden sind, jedoch zum Sonderpreis über die Warengruppe für eine Kneipe in der Nachbarschaft. Puuhh …
Ohoh, wir ahnen Schlimmes: In den letzten Tagen häuft sich bei unserem Leergutautomaten das Phänomen, dass einige Flaschen hin und wieder nicht geschreddert werden können. Der Motor läuft, aber nichts passiert. Das klingt sehr danach, dass die
Kupplung mal wieder dabei ist, sich zu verabschieden. Bevor wir dann in den nächsten Tagen plötzlich ohne funktionieren Automaten da stehen, haben wir vorsorglich einen Techniker bestellt.
Ich bin gespannt, was dabei herauskommt …
Eine Kundin hielt mir ein paar Teile aus der Gemüseabteilung entgegen: "Hier, die sind ganz warm."
Ich berührte eine Zucchini, konnte aber keine außergewöhnliche Wärme feststellen. Ich wusste auch nicht so genau, worauf die Frau hinaus wollte. "Fühlt sich ganz normal an", entgegnete ich.
"Aber die sind warm, als hätten die auf einer Heizung gelegen."
Raumtemperatur, würde ich sagen. Die gefühlte Wärme könnte daraus resultieren, dass die Kundin von draußen kam und kalte Hände hatte. Ich wusste aber immer noch nicht genau, was die Frau von mir wollte. "Normale Zimmertemperatur", entgegnete ich, "die Sachen müssen ja nicht gekühlt gelagert werden."
"Ich wollte Sie ja nur warnen. Das ist total warm!"
Ich bedankte mich für die Aufmerksamkeit, aber das Gemüse wird dennoch in der Summe weiterhin hier ungekühlt gelagert werden.
Genau vor dem Leergutautomaten sprach mich eine Kundin an. Etwas besorgt wollte sie wissen, ob wir den Laden demnächst (endgültig) schließen würden, da hier so vieles leer ist. Was sie mit "vieles" meinte, weiß ich auch nicht, eigentlich hatten wir ja nur für unseren Getränkeabteilungsumbau eine Regalgondel entfernt, ein paar Artikel reduziert und den Rest im Laden verteilt.
Aber abgesehen davon verwies ich auf das Schild und erklärte ihr wahrheitsgemäß, dass wir nur ein paar Tage im September schließen würden, wenn wir hier alles auf den Kopf stellen.
Wozu hängt man die denn überall hin?!
Ich gebe zu: Ich werde bezüglich der Umbaumaßnahmen langsam nervös!
Dabei habe ich den kompletten Plan im Kopf. Jedes Detail dieser gesamten Baustelle habe ich persönlich durchdacht und besprochen. Ich habe alle Handwerker und Zulieferer kontaktiert, alle wesentlichen Komponenten sind beauftragt, ich kenne die Platzierungen, die Zeitpläne, die Ladengestaltung. Die gesamte Elektroinstallation ist Teil dieser Planungen und mir ebenso bekannt wie jedes andere kleine und große Detail in dieser kompletten Nummer. Es kann eigentlich gar nichts schiefgehen.
Aber dieses kleine Partikel-Wörtchen eigentlich macht mich nervös.
In den letzten Tagen sind vermehrt Brandanschläge auf Moscheen und sonstige muslimische Einrichtungen begangen worden.
Hier beim Handelsblatt (eine von vielen Quellen) ist zu lesen, dass wohl die PKK hinter den Anschlägen stehen soll.
Vorhin kam einer vom Moschee-Vorstand zu mir in den Laden und sprach mich ganz besorgt an. Auch dort hätte man einen Drohbrief bekommen und die gesamte Gemeinde wäre jetzt in großer Angst.
Was ich damit zu tun habe? Nun, unsere Gebäude stehen unmittelbar aneinander …
Direkt Angst habe ich jetzt auch nicht und die Drohung war ja auch nicht gegen mich oder den Laden hier gerichtet – aber ein komisches Gefühl hat sich da nun schon irgendwie festgesetzt, das gebe ich ja zu. Aber meine Datensicherung werde ich wohl ab heute noch etwas regelmäßiger zum Backup auf den heimischen Server mitnehmen.