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Such und weg!

Beim zufälligen Blick auf den Monitor der Videoanlage fiel mir auf, dass eine Frau die Chance ergriff, recht zügig durch die sich für einen eintretenden Kunden öffnende Schranke den Laden zu verlassen. Das wirkte aufgrund der hektischen Bewegungen verdächtig und so guckte ich mir die vorangegangenen Minuten ihres Besuchs hier im Geschäft mal in der Videoaufzeichnung an.

Böse Absichten hatte sie wohl nicht. Die Frau hat augenscheinlich etwas gesucht, denn sie guckte in die unterschiedlichsten Gänge und wirkte eben … suchend. Warum sie nicht einfach jemandem gefragt hat, spätestens an der Kasse hätte sie einen Mitarbeiter gefunden, kann ich jetzt natürlich auch nicht sagen. Kontaktscheu? Sprachbarriere? Oder die vermeintliche Frau war in Wirklichkeit doch ein Mann, die bekanntlich nie fragen und sich lieber bis in die Ewigkeit zu Tode suchen?

Werde ich wohl nie erfahren … :-P

Interessensbekundung eines jungen Fragendens

Folgende E-Mail bekam ich gestern Abend:

Hi Bjørn,

Ich hoffe dich in wohlem Zustand zu erreichen und hoffe inständig deiner aktuellen, stressigen Lage hiermit nicht zu viel hinzuzufügen.
Ich bin soeben auf deinen vorzüglichen Blog gestoßen. Dessen Existenz hat mich außerordentlich überrascht und erfreut. Als ich dann auf das Erstelldatum des Blogs aufmerksam wurde, da ward ich umschlungen von den Flammen feurigen Verlangens nach Antworten. Mein Herz dürstet nach Klarheit bezüglich der Fragen: Weshalb hast du den Blog damals begonnen? Und weshalb führst du den Blog weiterhin? Was hält dich bei der Stange? Von welchem Glücke kostet deine Seele beim Verfassen eines jeden deiner Einträge?
Ich bin erstaunt, sehe zu dir und der Langlebigkeit deines Blogs auf, wie der junge Platon zum weisen Sokrates, und zähle voller Erwartung die Stunden bis zu deiner Antwort.

Hochachtungsvoll
Ein wissensdurstiger Jüngling
Alleine der Text ist schon einen Blogeintrag wert, aber ich will den Absender dieser Botschaft ja nicht dumm ins Jenseits wandeln lassen und so gibt es hier ein paar Antworten:

Weshalb hast du den Blog damals begonnen?
Die Arbeit im Einzelhandel, besonders der Teil der Gleichung mit der größten Unbekannten, nämlich den Kunden, ist ein Quell für erstaunliche Geschichten. Das habe ich schon früh bemerkt und hatte schon während meiner Ausbildung und sogar den Jahren davor, zu meiner Zeit als Aushilfe, Faktotum und Mädchen-für-Alles, häufiger den Gedanken, dass man die vielen Erlebnisse irgendwie festhalten müsste.

Es gab aber nicht das richtige Medium dafür, für ein Buch war das alles irgendwie zu wenig. Auch mit einem eigenen Laden blieb die Problematik die selbe. Es gab die Geschichten, aber das war nach meinem damaligen Standpunkt nichts für ein Buch.

Dann war ich irgendwann 2004 auf das Lawblog, das Weblog von Udo Vetter, einem Fachanwalt für Strafrecht in Düsseldorf, gestolpert und hatte da bereits monatelang mitgelesen, als bei mir plötzlich im Januar 2005 buchstäblich über Nacht endlich der Groschen fiel: Ein Blog muss es sein!

Am nächsten Morgen, es war der 24. Januar, hatte ich die Domain über Manitu beantragt, am Nachmittag war bereits die Blogsoftware installiert und um 18:48 Uhr entstand der erste Beitrag hier auf shopblogger.de: Spirituosen im Mehrwegflasche


Und weshalb führst du den Blog weiterhin?
Vor allem wohl, weil der Nachschub an Geschichten niemals aufhört. Viele Sachen wiederholen sich irgendwo, der hunderttausendste Junkie klaut Kaffee zur Drogenbeschaffung und irgendwo verstaubt ein Aufsteller mit einem sich als Ladenhüter herauskristallisiertem Artikel. Und doch ist es immer irgendwie neu.


Was hält dich bei der Stange?
Die Beweggründe zum Schreiben dieser Beiträge haben sich im Laufe der inzwischen 17 Jahre mehrfach verändert. Anfangs wollte ich einfach nur ein paar Erlebnisse festhalten. "Für mich, für Freunde und vielleicht für ein paar Interessierte", hatte ich es immer bezeichnet.

Nun bitte ich ausdrücklich um Entschuldigung, denn das ist nichts Persönliches gegen jeden einzelnen, der das hier gerade liest. Mittlerweile ist mir das "wer" und sogar das "ob" gleichgültiger als früher. Natürlich freue ich mich immer über Feedback und viele Kommentare sind das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Aber ich gebe zu, dass das Blog inzwischen mir vor allem der Funktion eines Tagebuchs dient. Es ist ein unglaublich wertvolles Archiv für mich, in dem ich immer und immer wieder Dinge nachschlagen kann. Und oftmals begleitet von einem "Oh, so lange ist das schon wieder her?" …


Von welchem Glücke kostet deine Seele beim Verfassen eines jeden deiner Einträge?
Beim Schreiben der Beiträge halten sich die kleinen Endorphinchen meistens zurück. Eher meldet sich das Adrenalin, wenn ich besonders aufregende und belastende Erlebnisse niederschreibe, also meistens besonders dreiste oder brutale Ladendiebe. Aber danach geht es meistens wieder.

Merkwürdige Fragen

Eine offenbar etwas verwirrte Kundin mittleren Alters (jedoch nicht so verwirrt, um nicht ohne fremde Hilfe einen Einkauf hinzubekommen), sprach eine Kollegin an und fragte sie vollkommen ohne jeglichen Zusammenhang, ob diese wüsste, was eine Entjungferung sei.

Rückblickend betrachtet denke ich, dass es durchaus interessant gewesen wäre, mal zu verneinen und die Reaktion oder weitere Erklärungen abzuwarten. Vielleicht hätte die Kollegin mit zwei eigenen Kindern da noch etwas lernen können. :-)

Was? Angebot? Wer seid ihr?

E-Mail einer Firma, mit der ich noch nie zusammengearbeitet habe, wohl auch nie zusammenarbeiten werde und die mir bis dato auch nicht einmal bekannt war:

Guten Morgen Herr Harste,

leider ist Frau Meiermüllerschulz nicht mehr für unsere Firma tätig. Sollten noch offene Fragen bezüglich des unterbreiteten Angebots sein, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie mich kurz über den aktuellen stand der Dinge informieren würden.
Mit freundlichen Grüßen
Was für ein Angebot? Fragen? Habe ich jetzt in der Tat. :-O

Kunden Anschnorren --> Hausverbot

Dieser Typ war wieder im Laden. Kam rein, hat eine Frau angesprochen, sie gab ihm Geld und er verließ das Geschäft wieder.

Ich hütete mich davor, diese Kundin anzusprechen. Aber ihn habe ich angesprochen und ihm erklärt, dass ich das nicht gut finde und dass das auch nicht das erste Mal war, dass er hier im Laden Kunden angeschnorrt hat.

Nun hat er Hausverbot.

Verkehrte Welt

Auf dem Weg zum Kaffeeregal beobachtete ich, dass ein Mann mein Geschäft betrat, den ich aufgrund seiner Erscheinung sofort als "VP", verdächtige Person, einstufte. Ich ging unverzüglich ins Büro und beobachtete ihn über die Videoanlage. Er ging durch unterschiedliche Gänge, ohne irgendwo konkret stehenzubleiben oder bestimmte Produkte genauer anzusehen. Ich schwankte noch zwischen "unschlüssig" und "abchecken", als er plötzlich Kleingeld aus der Tasche zog und dieses nachzählte.

Innerlich atmete ich auf. Wer Geld zählt, klaut meistens dann doch nicht. In dem Moment ging er weiter und direkt auf eine Stammkundin zu, die er auch ansprach. Er hatte sie wohl um etwas Geld gebeten, da sie ihre Tasche öffnete, ihr Portemonnaie herausholte, dort irgendetwas herauskramte und ihm gab. In dem Moment war ich zwar nicht glücklich darüber, dass er hier im Laden meine Kunden anbettelt, aber immerhin hatte er wohl, was mein Geschäft betrifft, bessere Absichten, als ich ihm zunächst unterstellt hatte.

Nun würde er sich irgendetwas kaufen… dachte ich… Aber er ging einfach so aus dem Geschäft. Öööhm, das finde ich nun aber nicht so nett. Er hatte der Frau bestimmt erzählt, dass er hier von dem Geld etwas zu Essen kaufen möchte.

Ich ging direkt auf die Kundin zu und sprach sie an: "Der Mann, der Sie eben angebettelt hat…"

Sie fuhr mich in rüdem Tonfall an: "Er hat nicht gebettelt, sondern nach Geld gefragt. Und ich habe es ihm gegeben."

"Hatte er gesagt, was er damit vor hatte?"

Die Frau setzte den ruppigen Tonfall fort: "Das ist doch unwichtig. Es ist doch seine Entscheidung, was er mit dem Geld macht."

Vielen Dank für diesen giftigen Tonfall mir gegenüber. Jetzt fühlt es sich so an, als wenn ich derjenige bin, der einen Fehler gemacht hat. Hätte die von mir beobachtete Begegnung nicht ausgerechnet hier in meinem Geschäft stattgefunden, hätte ich ohnehin nichts gesagt. Aber ich bin natürlich bemüht, das Einkaufserlebnis meiner Kunden nicht durch irgendwelche Belästigungen durch Dritte trüben zu lassen und wollte nur zeigen, dass ich mich darum aktiv kümmere.