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Drei intensive Monate bei EXTRA

Ein halbes Jahr nach dem Ende meiner Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel sollte ich als Substitut (stellvertretender Marktleiter) in einen größeren Markt hier im Großraum versetzt werden. Das hat auch alles geklappt, aber letztendlich war ich in der Filiale nur gut drei Monate beschäftigt, dann habe ich aus eigenem Willen gekündigt und habe meine berufliche Laufbahn beim Mitbewerber PLUS fortgesetzt.

Vor einer Weile hatte ich einem Kollegen eine Anekdote von damals aus dem Laden erzählt und dabei war mir aufgefallen, dass diese drei Monate unglaublich intensiv waren. Die Info "ab Montag in dem Markt" erhielt ich damals relativ kurzfristig. Ich war zu der Zeit bei einer Neueröffnung hier in Bremen als Kassenaufsicht eingesetzt und die Chance, als zweiter Mann in einem anderen Laden zu kommen, musste ich einfach nutzen. Was in den drei Monaten geschehen ist, wäre geeignet gewesen, ein Blog zu füllen – wenn es das damals schon gegeben hätte.


Kapitel 1:
Sommer 1997: Am Samstag vor meinem internen Neuanfang wollte ich kurz meinen neuen Arbeitsplatz besuchen und mich als "der Neue" vorstellen. Meine Mutter fuhr mich mit dem Auto hin und wartete "kurz" auf dem Parkplatz. Sie hatte damals letztendlich "kurz" zwei Stunden gewartet.
Während der Marktleiter mir den ganzen Laden zeigte, fiel mir irgendwann ein Typ auf, den ich beobachtete und der sich schließlich zwei Flaschen Wodka einsteckte. Am Ausgang sprachen wir ihn an, Diebstahl vereitelt. Eine ältere Frau beschimpfte mich noch wüst, was mir einfallen würde, einem so armen Menschen sowas anzutun und ihn anzuzeigen. Da dachte ich schon, ich sei im falschen Film. Hallo?! Der hatte da eben was geklaut. Auf was für einem Planeten lebte diese Frau?!


Kapitel 2:
Montag Morgen begann mein Dienst in dem rund 1500 Quadratmeter großen Verbrauchermarkt. Die ganze Hütte war relativ vollgestellt, vor allem auch mit Aufstellern und zusammengewürfelten Warenresten – aber auf eine negative Art und Weise, anders als die vielen Aufsteller bei uns heute im Markt. Der Laden wirkte raffelig, unordentlich. Es war voll, aber es gab keine "Warenfülle". Da ich nur zweiter Mann war und das alles nicht auf meinem Mist gewachsen war, konnte ich das zunächst nur so hinnehmen.
Freitag Mittag hatten wir Besuch von einer Delegation aus der Zentrale, allen voran der damalige Geschäftsführer. Der war über das Durcheinander in dem Geschäft alles andere als begeistert und legte dem Marktleiter nahe, seinen in der Folgewoche beginnenden Urlaub zu verschieben. "Wenn mein Laden so aussähe, würde ich den Urlaub eine Woche später nehmen oder vorerst ganz darauf verzichten", legte der Geschäftsführer dem Marktleiter nahe und während des Gesprächs fiel auch der Satz "Wenn Sie das nicht können, müssen Sie mir das sagen. Dann finden wir eine andere Lösung.", zu dem ich an dieser Stelle vor ein paar Jahren schon einmal etwas geschrieben hatte.
Die Delegation verabschiedet sich, der Marktleiter konstatierte mit Tränen in den Augen, dass er jetzt schon und nicht erst am Montag seinen Urlaub beginnt und vielleicht auch nie wieder kommt. Sprach's, packte seine Sachen und ging. Für mich war das eine große Überraschung: Ich hatte bis dahin sage und schreibe 4,5 Tage Zeit, den neuen Job, die Kollegen, die Abläufe, die Bestellungen und das Gebäude allgemein kennenzulernen. Das war ein Schubser in kaltes Wasser, sehr kaltes Wasser. Ich war quasi frisch aus der Ausbildung raus und durfte gleich für mehrere Wochen den Posten als Marktleiter übernehmen.


Kapitel 3:
Das Umfeld des Marktes bestand aus mehreren Brennpunkten. Das Ereignis mit dem Wodka-Dieb an meinem Vorstellungstag war nur der Einstand in eine Zeit mit vielen Diebstählen und anderen merkwürdigen Begebenheiten. Eines Tages haben wir einen kleinen 30cm-Fernseher geliefert bekommen. Der Paketbote brachte uns den Karton und wir haben das Gerät mit einem Preis ausgezeichnet und auf einen der Tische mit den dauerhaften Non-Food-Angeboten gestellt. Es dauerte keine zwei Stunden, da war das Ding bereits geklaut. Eine Kassiererin sagte mir hinterher, dass ihr noch aufgefallen war, wie jemand "mit einem Fernseher auf dem Arm" durch die Schranke den Laden verließ. Gesagt hatte sie aber dummerweise zunächst nichts.


Kapitel 4:
Der Laden öffnete damals regelmäßig um 7 Uhr morgens. Normaler Arbeitsbeginn war für uns 6 Uhr, in der Zeit wurden vorbereitende Arbeiten erledigt. Von uns wurde vor allem das Gemüse gepackt, das mitten in der Nacht schon geliefert wurde und in eine vom Fahrer von außen zu erreichende Anlieferzone gestellt wurde.
Den letzten Arbeitstag eines Kollegen und späteren Freundes von mir zelebrierten wir auf besondere Weise: Wir trafen uns schon um 5 Uhr am Morgen im Markt und machten uns im Ofen der Fleischerei jeweils eine Tiefkühlpizza fertig, die wir uns schließlich mit lauter Punkmusik (Die Kassierer, wenn schon, denn schon …) im Büro einverleibten. Wir ließen die Musik auch in der Lautstärke laufen, während wir in bester Laune das Gemüse in die Abteilung wuppten. Eine ältere Kollegin war nicht ganz so begeistert, aber da musste sie an dem Tag mal durch.


Kapitel 5:
Eine Kollegin aus dem oben erwähnten Markt, in dem ich ein paar Tage als Kassenaufsicht eingesetzt wurde, kam nach einer Weile auch in "meine" Filiale. Da wir beide ungebunden waren und uns dazu noch prima verstanden, kamen wir uns auch privat näher und bezeichneten uns schon nach wenigen Tagen als ein Paar. Diese "Beziehung" ging mit ihren zwei Wochen als die kürzeste aller Liaisons in meine Geschichte ein, denn dann gestand die Dame mir nämlich, doch wieder mit Ihrem Ex zusammen zu sein. Vor einer Weile sind wir uns mal wieder kurz begegnet, aber wir haben die letzten 20 Jahre vermutlich in getrennten Universen verbracht und haben das kurze Gespräch nicht wirklich auf einen Nenner bekommen.


Kapitel 6:
Eines Nachmittags packte sich ein ziemlich heruntergekommener Typ einen kompletten Karton Melitta-Kaffee in eine Sporttasche. Kaffee würde ich hier bei uns im Markt heute niemals in Aufstellern platzieren, in einem Filialbetrieb fragt man nicht danach. Wenn die Ware geliefert und platziert werden muss, macht man das eben. Ich sah aus der Entfernung also eher zufällig, wie 18 Pakete Kaffee den Weg in besagte Tasche fanden. Als ich den Typen aufhalten wollte, rannte er los, allerdings schaffte ich es, ihn draußen auf dem Parkplatz einzuholen. Als er eine Dose Pfefferspray (oder CS-Gas, genau kann ich es nicht sagen) zückte und auf mich richtete, nahm ich etwas Abstand von ihm. Da standen wir dann in einer Art Mexican Standoff, ich traute mich nicht an ihn ran, aber wegrennen konnte er auch nicht. Plötzlich sprang ihm einer unserer Kunden von hinten auf den Rücken und rang den Dieb zu Boden. Ware gerettet, Anzeige gab es auch – und dem mutigen Helfer schenkte ich seinen kleinen Einkauf. Das war schon eine coole Aktion.


Kapitel 7:
Ein eher dunkles Kapitel in der Geschichte war der ausgedehnte Befall mit Lebensmittelmotten in dem Markt. Es standen im Grunde alle für Motten anfälligen Regale hintereinander aufgereiht und teilweise unmittelbar Rücken an Rücken auf der Fläche: Müsli/Cerealien, Brot, Nährmittel, Backzutaten, Tiernahrung. Aufgrund der monate- oder sogar jahrelang nachlässigen Marktleitung wurde monate- oder jahrelang kaum in den Regalen saubergemacht und über lange Zeiträume von den "super motivierten" Mitarbeitern die neue Ware einfach nur vor die alte gestellt. Ideale Bedingungen für Lebensmittelmotten, die sich im hinteren Bereich der Regale prächtig entwickelt hatten. Irgendwann kamen ein Kollege und ich zufällig darauf und haben eines Abends bis weit nach Feierabend viele der Regale ausgeräumt. Die garantiert (und auch nur möglicherweise) mit Motten verseuchte Ware hatten wir in Gemüsekisten gepackt und hinterher auf zwei schließlich mannshoch gefüllte Europaletten aufgestapelt. Damit sah ich meine Sorgfaltspflicht als stellvertretender Marktleiter erfüllt, den Rest musste die Marktleitung entscheiden, notfalls in Abstimmung mit dem Bezirksleiter.
Letztendlich wurde der der Job des Aussortierens an eine ältere Kollegin kurz vorm Rentenalter übergebe, die dann nach Sichtprüfung und eigenem Ermessen die Waren wieder in die Regale gestellt hat. Ich sah das mit sehr gemischten Gefühlen, aber das war nicht mehr meine Baustelle.


Kapitel 8:
Als größerer Verbrauchermarkt war dieser auch mit einer Bedienungsabteilung für Käse, Wurst und Fleischwaren ausgerüstet. Diese Abteilung wurde von einem Fleischermeister geführt. Die genaue Hierarchie kannte ich nicht, der Fleischer hatte zwar einen Ladenschlüssel, aber ob er jetzt dem Marktleiter unterstellt oder ebenbürtig war, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall war die Fleischerei eine Abteilung für sich alleine und alleinverantwortlich, mit der wir anderen Mitarbeiter im Grunde nichts zu tun hatten – also kümmerten wir uns auch nicht darum.
Eines Abends gibt ich nach Feierabend durch den Markt und bekam mit, wie in dem Insektenvernichter an der Wand neben dem Tresen irgendein größeres Fluginsekt regelrecht gegrillt wurde. Eine Schmeißfliege oder Wespe mag es gewesen sein, es zischte und knisterte und einige Partikel des Tieres schossen auch aus der Falle heraus. Da fiel mir auf, dass da wohl häufiger mal Insekten-Partikel herausgeschleudert wurden. Teile der Exoskelette, Beine, Fühler, Köpfe, undefinierbare Fragmente – all das fand sich im letzten halben Meter des Bedienungstresens überall auf der dort gelagerten Ware. Das gab ich am nächsten Tag weiter, damit Abhilfe geschaffen werden konnte. Erstaunlich, dass das bis dahin noch nie jemand gemerkt hatte. Oder war es den Mitarbeiter(inne)n einfach nur egal? Kunden hatten auch noch nichts gemerkt?


Kapitel 9:
Als ich ins Lager kam, machte sich dort eine Gestalt an den Kartons mit Zigaretten und Tabakwaren zu schaffen. Als er mich sah, ließ er den Karton fallen und flüchtete durch die als Notausgang nicht abgeschlossene Hintertür. Ich war zwar schneller als er, aber in der Seitenstraße zog er eine Faustfeuerwaffe und richtete sie auf mich. Ob das nun eine echte Kanone war oder "nur" eine Schreckschusswaffe oder sogar nur eine Attrappe, habe ich nicht herausgefunden. So wichtig war's mir dann doch nicht, den Täter zu erwischen. Das hätte ich dann nicht einmal heutzutage riskiert, wo ich vom Diebstahl sogar ziemlich persönlich betroffen gewesen wäre.


Kapitel 10:
An einem Abend war ich als letzter Mitarbeiter im Laden. Nacharbeiten und Kassenabrechnungen haben ziemlich lange gedauert und draußen war es bereits dunkel. Ein alles andere als vertrauenserweckender Typ lungerte in der Nähe des Eingangs herum, durch den ich hätte rausgehen müssen. Da der Bereich eher abgelegen und kaum einsehbar war, der Mann aber auch ständig hier in den Laden guckte, sich aber dann immer gleich wieder in den Schutz der Dunkelheit zurückzog, kamen mir doch Bedenken: Wollte der uns / mich beim Rausgehen überfallen? Ich rief schließlich die Polizei an und teilte denen meine Bedenken mit. Die hatten jedoch auch keine Ambitionen, herzukommen und sich die Sache anzusehen oder mir beim Verlassen des Marktes Unterstützung anzubieten und so kamen sie nicht. Mein Tag war ohnehin schon lang und so setzte ich mich mit 'ner Flasche Cola und einem Lustigen Taschenbuch aus dem Zeitschriftenregal ins Büro und wartete ab. Nach einer halben Stunde oder so trollte sich der Typ endlich und ich traute mich raus.


Kapitel 11:
Auch damals schon musste Personal gespart werden, zu der Zeit als Vorgabe von oben. So waren wir an einem Abend zu zweit in dem großen Laden, nur unsere Hauptkassiererin und ich, der zweite Kasse machen musste. Wir hatten zu der Zeit keine mobilen Telefone und konnten und gegenseitig anrufen, sondern es gab nur eine allgemeine Sprechanlage für Durchsagen. Plötzlich hörte ich die Kollegin von der Kasse ins Mikrofon sprechen: "Zweite Kasse, bitte." Ich war gemeint, ich konnte nicht reagieren und aufgrund des einseitigen Kommunikationsweges auch nicht antworten. Eine Minuten später wurde der Tonfall schärfer: "Herr Harste bitte zur zweiten Kasse." Ich machte keine Kasse auf und hatte auch ein ganz schlechtes Gewissen, aber ich konnte nicht reagieren. "Herr Harste, sofort zur zweiten Kasse!!!", gefolgt von einem noch energischeren "HARSTE! KASSE!! JETZT!!!"

Als ich nach mehreren Minuten zur Kasse kam, konnte ich die bösen Blicke der wartenden Kunden eher ertragen als die meiner Kollegin, die mich mit hochrotem Kopf anfunkelte. Aber was hätte ich tun sollen? Ich saß mit Krämpfen auf der Toilette und Aufstehen war wirklich, wirklich, wirklich keine Option in dem Moment.


Kapitel 12:
Zur regelmäßigen Kontrolle der Abschriften mussten wir jeden Samstag nach Feierabend eine Inventur in der Gemüseabteilung machen. Gerade die Gemüseabteilungen sind betriebswirtschaftlich nicht uninteressant und so hat man jede Woche die aktuellen und vor allem korrekt ermittelten Roherträge.
Eines Morgens hatten wir richtig viel Gemüse bekommen. Aus einer Laune heraus, hatten ein Kollege und ich so ziemlich alles in die Gemüseabteilung gepackt, was wir hatten. Einzig eine Palette mit Wassermelonen, die wir beim besten Willen nicht unterbringen konnten, schoben wir ins Lager. Ansonsten nichts und dabei hatten wir, wie gerade schon erwähnt, richtig viel Ware da. Wir hatten die Auslagen mit Kistenstapeln in die Gänge verlängert und die Waren darauf "herunterfließen" lassen. Einzelne Restmengen haben wir überall verteilt, das ging so weit, dass wir Gurken wie Fachteiler zwischen die einzelnen Artikel gelegt hatten und alle anderen Reste irgendwie als Deko in die Abteilung gelegt hatten. Einfach nur so aus einer Laune heraus.
Nun ist es so, dass ein Spruch, den ich während meiner Ausbildung gelernt hatte, auch heute noch gültig ist: "Masse verkauft Masse!" Im Klartext: Bietet man Unmengen von Ware an, wird generell mehr gekauft, als wenn die Kunden vor einzelnen Restmengen stehen. Und so war es auch hier, die Leute standen vor einem riesigen Angebot an Obst und Gemüse.
Ich vermute, dass diejenigen, die früh da waren, einfach mehr gekauft hatten, als sie es normalerweise getan hätten. Die Kunden die später kamen, kauften dagegen sehr zweckmäßig ein. Nämlich auf jeden Fall das, was sie brauchten. Auch wenn dann eben mal ein paar eher nicht so schöne Teile mit Flecken und Schrumpeln dabei waren.
Die Konsequenz war, dass unsere Gemüseinventur am Abend fast überflüssig war. Wir waren in fünf Minuten durch, denn vieles war entweder restlos ausverkauft oder in einem Zustand, dass es abgeschrieben werden konnte und sich ein Aufschreiben nicht mehr lohnte. Diese "Inventur" hatte mal richtig Spaß gemacht. Der Umsatz an dem Tag übrigens auch.


Kapitel 13:
Eines Abends war ich ganz alleine im Laden, nach dem alle Kollegen in den Feierabend gegangen waren. Als ich alle Abrechnungen fertig hatte, wollte ich selber ebenfalls aufbrechen. Irgendeine Eingebung veranlasste mich, noch einmal im hinteren Hauptgang durch den kompletten Markt zu gehen und einen Blick in sämtliche Gänge zu werfen. Da fiel mir ein bis oben hin gefüllter Einkaufswagen mit tiefgefrorenem Lammfleisch auf. Wir hatten damals sb-verpacktes Lammfleisch aus Neuseeland dauerhaft im Sortiment, die Stücke haben durchaus immer so ca. 10-15 DM gekostet. Im ganzen Wagen befand sich Ware für mehrere hundert D-Mark. Da noch nichts nennenswert aufgetaut war, hatte ich den ganzen Wagen in den Kühlraum geschoben.
Ob uns da einfach nur jemand einen immensen Schaden durch Sachbeschädigung verursachen wollte, oder ob es sich dabei sogar um einen extrem dreisten, aber zum Glück gescheiterten, Diebstahlsversuch handelte, habe ich nie herausgefunden.


Kapitel 14:
Eines Nachmittags fiel mir in der Drogerieabteilung ein extrem unangenehmer Geruch auf. Die Suche war kurz, denn der Verwesungsgestank, dessen Quelle hinter einem Stapel Toilettenpapier zu finden war, führte mich direkt ans Ziel.
Dort lag eine Tüte mit Frischfleisch aus unserer Fleischabteilung im Wert von mehreren zehn D-Mark, also definitiv überdurchschnittlich groß. Im heißen Sommer 1997 brauchte es nicht einmal besonders lange, bis sich das Fleisch zersetzte, die darin bereits in Massen herumkrabbelnden Maden, waren der optische Höhepunkt zum ohnehin ekeligen Gestank.
Was geht in Leuten vor? Denken die nicht nach ("Oh, mein Geld reicht nicht") oder war das Absicht, um uns irgendwie zu schaden oder zu ärgern? Auch das habe und werde ich nie erfahren …


An diesem Beitrag habe ich nun insgesamt mehrere Monate gearbeitet. An noch mehr berichtenswerte Erlebnisse kann ich mich nicht erinnern. Wie ganz oben schon geschrieben, war ich nur ziemlich genau drei Monate in der Filiale. Drei sehr, sehr intensive Monate, denen ich keine Sekunde nachtrauere. Aber auch diese Zeit hat mich geprägt und ich habe viele Dinge gelernt, im Guten wie im Bösen. Und nun habe ich seit über 21 Jahren meine eigene Firma, meinen eigenen Laden. So vergeht die Zeit …

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Kommentare

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gute Lebensmittel am :

Ich bin selbst gelernter Kaufmann im Einzelhandel, gerade Ereignisse dieser Art prägen einen, das merkt man auch an der wunderbar detailreichen Art und Weise wie du deine „Kapitel“ mit uns teilst. Danke!

TOMRA am :

Herzlichen Glückwunsch zum wahrscheinlich längsten Blogartikel aller Zeiten und habe ich glatt in einem Rutsch gelesen! :-)

Was wäre wohl wenn du von dort nicht zu Plus gewechselt hättest?
Heutzutage im Management von Rewe?

Mr. X am :

Moin Björn!
Danke für den langen Beitrag. Da ich zu der Zeit auch in diesem Markt gearbeitet hatte (Nebenjob, neben der Schule), erinnere ich mich an einige Themen ("Motten inside" wie das damalige Intel-Logo als Aufschrift auf den Paletten mit befallenen Lebensmitteln. Und daß von den vielen Paletten (das waren doch nicht nur zwei!) der Marktleiter einen Großteil wieder einräumen lassen hat.
Daß Du dort eine Freundin hattest war im Markt nicht bekannt. Und ich hatte nicht das Gefühl, daß der Markt in einer kriminellen Ecke läge (ich wohnte ja auch um die Ecke). Aber ich hatte zur Inventur auch Märkte in Katenturm und Tenever besucht.
Ach ja: Viele Regale wurden dort vorbildlich gepflegt!

Björn Harste am :

Na, das ist jetzt ja mal interessant. Dass einer von der damaligen Zeit hier mitliest ... :-D

Mr. X am :

Doch, doch öfter gucke ich schon hier rein.
Wir kennen uns aber schon länger: Aus dem Bremnet (Du als Mooseman).
Da ich nicht mehr in der Neustadt wohne und Du keine Scary-Shoppings mehr veranstaltest bin ich nur noch sehr selten bei Dir im Markt. Als ich neulich aber da war hatte ich einen sehr positiven Eindruck vom Umbau und den neuen Regalen. Leider hatte ich keine 'besondern' Produkte gefunden, die ich interessant fand. Schade früher hattest Du mehr davon.

Björn Harste am :

Ahh, da ist der Mr. X eher ein Mr. R. :-)

Das mit den außergewöhnlichen Produkten würde mich jetzt mal interessieren. Was haben wir jetzt nicht mehr, was wir früher hatten. Generell haben wir die ganzen Sortimente behalten, teilweise sogar erweitert. Nur Zotter ist definitiv weniger.

Mister Y am :

Moin Björn,

auch ich habe mit Dir damals im Markt gearbeitet. Wie Mister R. (oder war es X. oder D. ;-)) bereits erwähnt hatte war die Motten Story viel, viel schlimmer. Der gesamte Gang war befallen, hatte mir damals ein Kunde gezeigt. Darauf hin hatte ich es dem Marktleiter gezeigt. Aber wir sollten einfach weitermachen wie bisher. Montag (der Marktleiter) war schon echt strange. Das ausräumen kam erst als der Befall beim flüchtigen Blick beim besten Willen nicht mehr übersehen werden konnte. Über den Markt könnte man einen eigen Blog machen. Mir fällt da noch der Bier Pool im hinteren Gang ein, oder der Raubüberfall mit der Gaspistole, von den abgelaufenen Produkten möchte ich garnicht anfangen vom Fleischer ganz zu schweigen. Deine Ex hat uns nach Deinem Weggang noch sehr drangsaliert (war für ein paar Monate auf dem Karriere Trip).

Ps: Auch ich wusste von Deiner Beziehung nix.

VG (auch an Mr. D) Mr. Y

Mr. X (AKA Mr. R) am :

Moin Björn!
Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben. So Dinge die mich ansprechen, ich aber noch nirgendwo vorher gesehen habe. Aber ich gehe auch gerne im Ausland durch Supermärkte und gucke was interessantes mich anspricht.
Üblicherweise in der Kühlung, bei den Getränken und bei Süßem.
Bei Dir hatte ich interssante Chips und Getränke (Premium Cola) in Erinnerung.
Vielleicht täuscht es aber auch und ich kaufe heute mehr in Vollsortimentern ein und hatte mehr die damalige Aldi-Auswahl als Student im Kopf, gegen die Du einfach besondere Dinge anbieten konntest

kritischer Beobachter am :

Zum Mottenbefall in Supermärkte hätte ich eine Frage: muss man da neben, Kontrollen, saubermachen, intelligentem vorratsmanagement, also nicht unmengen vorrätig haben und dann auch noch frisches vor altes Zeug stellen nicht auch immer noch mit pyrretroiden arbeiten? Ich kenne es von zuhause: es ist sehr schwer den Mist wieder los zu werden, wenn man es einmal eingefangen hat. Blechdosen und verschlossene Gläser helfen gegen die Ausbreitung. Aber verkaufsverpackungen wie mehltüten oder folienbeutel nicht wirklich.

e.g. John Doe am :

Kapitel 12 legte dann wohl dem Grundstein dafür, warum du so viel Mühe und Herzblut in die aktuelle Gemüseabteilung gesteckt hast.
Danke für die ganzen Geschichten, sehr interessant, unterhaltsam und gleichzeitig gruselig. Jetzt erstmal frühstücken, yummy!

Raoul am :

„die Chance, als zweiter Mann in einem anderen Laden zu kommen, musste ich einfach nutzen.“

Solo dann oder mit ihm zusammen? :-D :-P

ednong am :

Oh ja, extra hatte was. Ich war zwar nicht in "deinem" Markt beschäftigt6, aber habe auch einige Jahre extra-Erfahrung auf dem Buckel. Und kann einige deiner Kapitel aus "meinem" Markt nur bestätigen. Und dieser Spruch - den hatte sogar einer unserer Bezirksleiter drauf. Böse, böse.

Wuffduff am :

Jetzt mach es doch nicht so spannend - ist der Marktleiter aus Kapitel 2 zurückgekommen?

Hans am :

Danke für den tollen und lange Beitrag, dessen Lektüre ich mir extra für Freitagabend aufgehoben habe :-). Man merkt, dass du mit vollem Herzen dabei bist und auch wenn die Zeit damals sicher nicht einfach war, ist es immer wieder erstaunlich, wie sich doch auch positive Erinnerungen in den Vordergrund drängen.
Ich finde es auch schön, wie sich hier scheinbar alte Mitarbeiter wieder zusammenfinden :-). Sollte ich jemals in Bremen sein, schaffe ich hoffentlich auch einen Abstecher zu dir.

schotte am :

danke für diesen sehr lesenswerten Bericht mit einigen Hintergrundwissen

Klaus am :

Wir hatten in dem Markt, in dem ich gejobbt hatte, auch einen Befall. Wenn der Markt gut geführt wird, ist der Befall recht schnell entdeckt und kann gut bekämpft werden. Arbeit ist es trotzdem.
Bei uns hieß das, Regal komplett leer räumen, jede einzelne Packung anschauen auf Befall und bei Befall einer Packung großzügig dieses Produkt entfernen. Nicht-befallene Produkte kamen - soweit es ohne Qualitätseinbußen möglich war - für ein Wochenende ins Tiefkühlhaus oder wurden in einem geschlossenen Raum gesondert in Quarantäne gepackt (mit Klebefallen rings rum, um übersehenen Befall aufzudecken).
Dann wurde das komplette Regal auseinander genommen. Die Stützen blieben zwar stehen, wurden aber mit Essigwasser komplett abgewaschen. Die Bodenbleche und die Rückwände wurden auf dem Parkplatz mit dem Hochdruckreiniger bis in jeden Winkel durchgespült. Danach wieder zusammen gebaut und übers Wochenende ebenfalls mit Klebefallen so stehen gelassen.
Am Montag dann bei leeren Klebefallen alles wieder eingeräumt und danach täglich für eine Woche Kontrolle.
Das ganze ging somit - bis auf die Pheromon-Klebefallen - ohne Chemie ab.

Viel Aufwand, dafür habe ich so einen Befall aber nur ein einziges Mal in 12 Jahren LEH miterlebt.

kritischer Beobachter am :

Wow, ich bin beeindruckt! War das auch ein eher kleiner inhabergeführter Markt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Großflächen-Filialisten so ein Aufwand getrieben wird.

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